Investieren im Bestand Siedlungsräume sind

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Joris Ernest van Wezemael
(2005): Investieren im Bestand.
Eine handlungstheoretische Analyse der Erhalts- und Entwicklungsstrategien von Wohnbau-Investoren
in der Schweiz. Publikation der
Ostschweizerischen Geographischen Gesellschaft, Heft 8,
St. Gallen.
Investieren im Bestand
Siedlungsräume sind Investitionslandschaften,
Investoren sind geography-maker. Mit solchen
Statements ist das Feld aufgetan für die äusserst
interessante Untersuchung von Motiven und Handlungsweisen der Akteure in der Immobilienwirtschaft in der eben erschienen Dissertation von Joris
van Wezemael. Im Siedlungswerk Schweiz stehen
Investitionen in grossem Ausmasss an und der Massenwohnungsbau der 1960er- und zunehmend auch
der 1970er-Jahre muss erneuert werden. Wie gehen
die Akteure der Immobilienwirtschaft mit den anstehenden Problemen um? Dies ist eine Frage, die
nicht allein für jene interessant ist, die sich für
das Wohnungswesen interessieren, sondern auch
für all jene, die sich um die Siedlungsentwicklung
in der Schweiz kümmern und in irgendeiner Art
und Weise mit Raumplanung zu tun haben. Der
Blickwinkel wird auf jene Akteure gerichtet, die
mit unterschiedlichen Motiven das Siedlungswerk
Schweiz grundlegend prägen, nämlich die Investoren, die gemeinnützigen und kommerziellen Anbieter von Wohnraum, die grossen und kleinen Genossenschaften, Anlagestiftungen, Versicherungen,
Pensionskassen und privaten Anbieter. Zur Untersuchung der Handlungsweisen dieser Akteure wird
ein theoretisches Gerüst gespannt, welches sich auf
die Grundlagen der geografischen Handlungs- und
der Strukturierungstheorie stützt. Ebenfalls wird
ein Überblick über die Grundlagen des Wohnungsmarkts und der Wohnimmobilienwirtschaft gegeben. Ausgehend vom Widerspruch zwischen der
räumlichmateriellen Dauerhaftigkeit von Wohnungsmarktstrukturen aus der Vergangenheit und
der Dynamik des Wandels sozialer Verhältnisse, der
Lebensstile und Ansprüche an das Wohnen, wird
der heutige Bedarf nach einer Umgestaltung des
Wohnungsbestands und entsprechenden Strategien
der Wohnungsunternehmen dargelegt. Dabei tritt
die Unterschiedlichkeit der Handlungsstrategien
verschiedener Typen von Wohnungsmarktakteuren
deutlich zu Tage. Während zum Beispiel die kleinen
Genossenschaften eher zurückhaltend gegenüber
Investitionen sind und einer sozialen Ausdifferenzierung Gefahr laufen, richten Anbieter indirekter Anlagen ihre Strategie an einer Kaufen-undHalten-Praxis aus und orientieren sich an einem
jungen, solventen Publikum. Demografische Entwicklungen lassen sie wie auch andere Investorengruppen ausser Betracht, obwohl die Alterung in der
Schweiz nicht nur ein gegenwärtiges, sondern in der
Zukunft zunehmendes Nachfragesegement bildet.
So werden Bedürfnisse und Entwicklungen von den
Akteuren sehr unterschiedlich eingeschätzt und Investitionen entsprechend unterschiedlich getätigt.
Das Verstehen des Investorenverhaltens könnte die
Voraussetzung für effektive planerische Konzepte darstellen, deren Erfolg in jeweils unterschiedlichen Kooperationen liegt. Indem der Autor das
Handeln von Investoren konsequent ins Zentrum
seiner theoretischen und empirischen Betrachtun-
gen stellt, ist das Buch gerade für Entscheidungsträgerinnen und -träger der Stadt- und Raumentwicklung von praktischer Bedeutung.
(Philipp Klaus, Geographisches Institut der Universität Zürich und INURA Zürich Institut)