98 disP 161 · 2/200 / /200 5 Joris Ernest van Wezemael (2005): Investieren im Bestand. Eine handlungstheoretische Analyse der Erhalts- und Entwicklungsstrategien von Wohnbau-Investoren in der Schweiz. Publikation der Ostschweizerischen Geographischen Gesellschaft, Heft 8, St. Gallen. Investieren im Bestand Siedlungsräume sind Investitionslandschaften, Investoren sind geography-maker. Mit solchen Statements ist das Feld aufgetan für die äusserst interessante Untersuchung von Motiven und Handlungsweisen der Akteure in der Immobilienwirtschaft in der eben erschienen Dissertation von Joris van Wezemael. Im Siedlungswerk Schweiz stehen Investitionen in grossem Ausmasss an und der Massenwohnungsbau der 1960er- und zunehmend auch der 1970er-Jahre muss erneuert werden. Wie gehen die Akteure der Immobilienwirtschaft mit den anstehenden Problemen um? Dies ist eine Frage, die nicht allein für jene interessant ist, die sich für das Wohnungswesen interessieren, sondern auch für all jene, die sich um die Siedlungsentwicklung in der Schweiz kümmern und in irgendeiner Art und Weise mit Raumplanung zu tun haben. Der Blickwinkel wird auf jene Akteure gerichtet, die mit unterschiedlichen Motiven das Siedlungswerk Schweiz grundlegend prägen, nämlich die Investoren, die gemeinnützigen und kommerziellen Anbieter von Wohnraum, die grossen und kleinen Genossenschaften, Anlagestiftungen, Versicherungen, Pensionskassen und privaten Anbieter. Zur Untersuchung der Handlungsweisen dieser Akteure wird ein theoretisches Gerüst gespannt, welches sich auf die Grundlagen der geografischen Handlungs- und der Strukturierungstheorie stützt. Ebenfalls wird ein Überblick über die Grundlagen des Wohnungsmarkts und der Wohnimmobilienwirtschaft gegeben. Ausgehend vom Widerspruch zwischen der räumlichmateriellen Dauerhaftigkeit von Wohnungsmarktstrukturen aus der Vergangenheit und der Dynamik des Wandels sozialer Verhältnisse, der Lebensstile und Ansprüche an das Wohnen, wird der heutige Bedarf nach einer Umgestaltung des Wohnungsbestands und entsprechenden Strategien der Wohnungsunternehmen dargelegt. Dabei tritt die Unterschiedlichkeit der Handlungsstrategien verschiedener Typen von Wohnungsmarktakteuren deutlich zu Tage. Während zum Beispiel die kleinen Genossenschaften eher zurückhaltend gegenüber Investitionen sind und einer sozialen Ausdifferenzierung Gefahr laufen, richten Anbieter indirekter Anlagen ihre Strategie an einer Kaufen-undHalten-Praxis aus und orientieren sich an einem jungen, solventen Publikum. Demografische Entwicklungen lassen sie wie auch andere Investorengruppen ausser Betracht, obwohl die Alterung in der Schweiz nicht nur ein gegenwärtiges, sondern in der Zukunft zunehmendes Nachfragesegement bildet. So werden Bedürfnisse und Entwicklungen von den Akteuren sehr unterschiedlich eingeschätzt und Investitionen entsprechend unterschiedlich getätigt. Das Verstehen des Investorenverhaltens könnte die Voraussetzung für effektive planerische Konzepte darstellen, deren Erfolg in jeweils unterschiedlichen Kooperationen liegt. Indem der Autor das Handeln von Investoren konsequent ins Zentrum seiner theoretischen und empirischen Betrachtun- gen stellt, ist das Buch gerade für Entscheidungsträgerinnen und -träger der Stadt- und Raumentwicklung von praktischer Bedeutung. (Philipp Klaus, Geographisches Institut der Universität Zürich und INURA Zürich Institut)
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