MINISTERIUM FÜR AUSWÄRTIGE ANGELEGENHEITEN UND INTERNATIONALE ENTWICKLUNG Nr. 6 – Juni 2015 Die Lösungsagenda: Mobilisierung nichtstaatlicher Akteure für den Klimaschutz Ziel der Pariser Klimakonferenz (COP21) im Dezember 2015 ist ein Abkommen, das die ökologische Wende beschleunigen und dafür sorgen soll, dass die Erderwärmung unter der 2°C-Marke bleibt. Um bessere Ergebnisse zu erzielen als bei den vorangegangenen Konferenzen, wird diesmal mit dem Instrument der „Lösungsagenda“ den Unternehmen, Gebietskörperschaften und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) eine völlig neue Rolle zugewiesen. So will man bei der Strukturierung einer Dynamik und geeigneter Gesamtlösungen für eine kohlenstoffärmere Wirtschaft die nichtstaatlichen Akteure gezielt mit einbeziehen. Die COP21: Zwang zum Erfolg, Mobilisierung unerlässlich Klimaschutz erfordert ein umfassendes Engagement der Gesellschaft und darf nicht allein von Weichenstellungen der Regierungen und politischen Beschlüssen abhängen. Wie der künftige C21-Präsident Laurent Fabius kürzlich erneut betonte, hat man sich entschieden, „die Pariser Konferenz und die künftigen Folgekonferenzen nicht auf die staatliche Ebene zu beschränken, sondern die gesamte Zivilgesellschaft zu mobilisieren – angefangen bei den Gebietskörperschaften, Kommunen und Regionen, den Unternehmen und den NGOs1“. Unter Führung des UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon haben sich Lima, Paris und ihre Partner für eine globale Bewegung engagiert2. Diese Dynamik wird auch als „Lösungsagenda“ oder „Aktionsplan Lima Paris“ bezeichnet. Darin werden neben Maßnahmen von Gebietskörperschaften und Unternehmen für den Klimaschutz auch alle Initiativen sonstiger wirtschaftlicher und institutioneller Akteure erfasst und ausgewiesen. 1 2 Redebeitrag beim französischen Wirtschafts-, Sozial- und Umweltrat (CESE), Paris, 28. April 2015 Anlässlich des Klimagipfels in New York im September 2014 ABTEILUNG PRESSE UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT PRESSEREFERAT MINISTERIUM FÜR AUSWÄRTIGE ANGELEGENHEITEN UND INTERNATIONALE ENTWICKLUNG Ein partnerschaftlicher und viele Akteure einbeziehender Ansatz für einen neuen Multilateralismus Zum ersten Mal werden bei einer Konferenz dieser Art auf substaatlicher Ebene durch wirtschaftliche und institutionelle Akteure (Unternehmen, NGOs, Gebietskörperschaften…) entwickelte Projekte in ihrer enormen Bedeutung für den globalen Klimaschutz anerkannt werden. In der Vergangenheit beobachteten sich Staaten und nichtstaatliche Akteure gegenseitig, aber es gab wenig Dialog. Frankreich ruft heute alle Stakeholder auf, sich der kollektiven Dynamik der „Lösungsagenda“ anzuschließen, die es für komplementär zu einem internationalen Abkommen hält. Die Identifizierung, Veröffentlichung und Würdigung dieser Initiativen dient einem doppelten Zweck: Anreize zu schaffen und Beispiele aufzuzeigen. Alle Akteure sind aufgerufen, sich an dieser globalen Bewegung zu beteiligen und erfolgreiche Praktiken auszutauschen, um die gemeinsamen Ziele – Begrenzen des Temperaturanstiegs und Minderung der Treibhausgasemissionen – zu erreichen. All diese freiwilligen Maßnahmen und Initiativen machen auch für jedermann deutlich, dass ein gezieltes Vorgehen gegen den Klimawandel möglich und für die Länder und deren Bevölkerung akzeptabel ist. Eine globale Strategie des Wetteiferns Die „Lösungsagenda“ zeigt all das auf, was bereits getan und umgesetzt wird, und verdeutlicht, dass politische Verpflichtungen sich in den Investitionsstrategien privater und lokaler Akteure konkretisieren können. Genau wie die nationalen Beiträge der Staaten (Intended Nationally Determined Contributions, INDCs)3 soll auch diese Agenda als Katalysator für öffentliche und private Initiativen dienen. Sie organisiert gewissermaßen das Plädoyer der nichtstaatlichen, institutionellen und privaten Akteure für ein ehrgeiziges Abkommen. Um diese ambitionierte Dynamik in Gang zu setzen und reinen Grundsatzerklärungen entgegenzuwirken, sind die eingegangenen Verpflichtungen öffentlich und auf dem NAZCA-Portal4 verifizierbar. So haben alle die Möglichkeit, mit einer klaren Antwort auf den von Frankreich als Organisator der Konferenz zusammen mit den Vereinten Nationen an sie gerichteten Handlungs- und Mobilisierungsappell zu reagieren. Nichtstaatlichen Akteuren kommt eine wesentliche Rolle zu Am 29. Mai 2015 waren auf dem NAZCA-Portal 2.763 Selbstverpflichtungen für Maßnahmen zugunsten des Klimas von 402 Städten, 78 Gebieten, 660 Unternehmen und 180 Investoren erfasst. Sie betreffen die Minderung von THG-Emissionen, die Verbesserung der Energieeffizienz oder auch die erneuerbaren Energien. Es handelt sich um kooperative oder individuelle „Commitments“ mit präzisen Fristen (vor 2020, 2020-2030 oder länger). Verpflichtungen im Rahmen kooperativer Allianzen wie Caring for Climate5 oder Portfolio Decarbonization Coalition6 werden ebenfalls erfasst. 3 Siehe Aktuelles aus Frankreich – Nr. 5 – Juni 2015 Englische Abkürzung für Non-State Actor Zone for Climate Action 5 Eine Gruppe innovativer Unternehmen, die mit UN Global Compact zusammenarbeitet und Grundsätze für eine verantwortungsbewusste Strategie und Aktivitäten der Unternehmen vorschlägt 6 Initiative mit dem Ziel, eine Koalition von Investoren zu bilden, die sich verpflichten, institutionelle Geldanlagen im Umfang von mindestens 100 Milliarden Dollar zu „dekarbonisieren“ 4 ABTEILUNG PRESSE UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT PRESSEREFERAT MINISTERIUM FÜR AUSWÄRTIGE ANGELEGENHEITEN UND INTERNATIONALE ENTWICKLUNG Paris positioniert sich unter den nichtstaatlichen öffentlichen Akteuren neben seiner Rolle als Gastgeber der COP21 auch als Sprecher der Weltstädte. 70% der energiebedingten Treibhausgasemissionen kommen aus den Städten, und viele Städte weisen eine hohe Klimaanfälligkeit auf. Aber, so die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, „in den Städten konzentrieren sich zwar die Herausforderungen, sie produzieren jedoch auch die besten Lösungen, um diese zu meistern7“. Im Dezember werden sich unter der Ägide des Weltverbands UCLG (United Cities and Local Governments)8, dessen Mitglieder sich für die Interessen der Gebietskörperschaften einsetzen, parallel zum UN-Gipfel die Vertreter dieser Weltstädte treffen – eine Gelegenheit, die Rolle dieser für den Klimaschutz unverzichtbaren Akteure erneut zu bekräftigen. Die COP21 wird vielen öffentlichen und privaten Akteuren, die dem Klimawandel den Kampf angesagt haben, die Chance bieten, ihre Positionen zu vertreten und sich in ihren Anstrengungen bestärken zu lassen. LaureLine Felder Anmerkung: Der vorliegende Artikel dient der Information über das zeitgenössische Frankreich. Die darin enthaltenen Aussagen und Meinungen haben keinerlei offiziellen Charakter. 7 8 Bekanntgabe des Programms der Stadt Paris für die COP 21 – Paris, 23. März 2015 Bedeutendste weltweite Organisation von Städten und Partnerstädten ABTEILUNG PRESSE UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT PRESSEREFERAT
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