Auslandssemester in Guadalajara, Mexiko WS 2014/2015 Jule Könneke, Political and Social Studies und Anglistik/Amerikanistik Vorbereitungen und Wohnungssuche Die Vorbereitungen für ein Auslandssemester sind zwar sicher nicht zu unterschätzen, sollten einen aber auch auf gar keinen Fall davon abhalten sich zu bewerben. Da ich vom International Office in allen Bereichen Unterstützung erhalten habe hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl von dem langwierigen Bewerbungsprozess überfordert zu sein. Sehr wichtig ist es, sich rechtzeitig um eine Auslandskrankenversicherung zu kümmern. Ich habe ein sehr günstiges Angebot von STA-Travel gefunden, über die ich auch meinen Flug nach Guadalajara gebucht habe. Auch darum sollte man sich so früh wie möglich kümmern, denn grade im Sommer sind die Kosten ziemlich hoch. Oft ist es günstiger erst nach Cancún oder Mexiko Stadt zu fliegen und zusätzlich einen separaten Inlandsflug buchen. Am günstigsten sind http://www.volaris.com/ und http://eu.aeromexico.com/. Für die ersten Tage in Guadalajara würde ich definitiv ein Hostel empfehlen, da es wesentlich einfacher ist vor Ort ein Zimmer zu suchen als vorab aus Deutschland. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen dass die Zimmer auf Fotos oft ganz anders aussehen als in Wirklichkeit. Außerdem ist es wichtig sich einen groben Überblick über die einzigen Stadtviertel Guadalajaras zu verschaffen bevor man entscheidet wo man gerne wohnen möchte. Hierbei sollte man natürlich auch auf die Sicherheit achten. Am besten sucht man nach Zimmern in den Austauschgruppen im Facebook und auf http://www.compartodepa.com.mx/jalisco/en-renta-guadalajara-y-area-metropolitana. Guadalajara Guadalajara ist mit knapp 6 Mio. Einwohnern nach Mexiko Stadt die zweitgrößte Stadt Mexikos und liegt im Bundesstaat Jalisco. Im Vergleich zu den meisten anderen Regionen ist das Klima das ganze Jahr über sehr angenehm. Im Sommer nicht zu heiß und im Winter auch tagsüber meistens über 20 Grad. Nur nachts kann es in den Wintermonaten recht kalt werden. Da die Häuser eigentlich alle nicht isoliert sind und die typischen mexikanischen Kolonialbauten sehr offen konstruiert sind, habe ich nachts oft extrem gefroren. Ein paar warme Sachen sollte man also schon dabei haben, auch wenn es Mexiko ist! Ich habe mitten im historischen Zentrum gewohnt und hätte mir im Nachhinein nichts Besseres vorstellen können. Die Mieten sind günstig, die Häuser alt aber wunderschön, und in der Nähe wird einiges geboten. Die Avenida Chapultepec, in der die meisten Bars und auch einige Clubs angesiedelt sind, ist zu Fuß erreichbar. Außerdem findet regelmäßig Märkte, SalsaTanzkurse und Konzerte im Zentrum statt. Auch meine Uni (CUCSH) und interessante Museen waren in weniger als 30 Minuten zu Fuß erreichbar. Mir wurde zwar oft gesagt dass das Zentrum zu einer der gefährlicheren Gebiete gehört und ich aufpassen solle, ich habe mich aber immer sehr sicher gefühlt. Und aufpassen sollte man sowieso immer, ausgeraubt werden kann man meiner Meinung nach überall. Universidad de Guadalajara Die Universidad de Guadalajara ist keine Campus- Uni, sondern besteht aus vielen verschiedenen Universitätszentren. Ich habe an der CUCSH (Centro Universitario de Ciencias Sociales y Humanidades) studiert, die glücklicherweise sehr zentral gelegen ist. Die Atmosphäre ist sehr entspannt, es gibt einen schönen großen Garten, ein Café und außerdem einige Straßenstände gegenüber der Uni, an denen man sehr günstiges und gutes Essen kaufen kann. Die Uni scheint bei Austauschstudenten sehr beliebt zu sein, und nimmt sehr viele Studierende aus anderen Ländern bei sich auf. Ich war ehrlich erstaunt über die Menge an Studenten, vor Allem aus Europa. Aufgrund dessen haben sich in den letzten Jahren mehrere riesige Organisationen speziell für Austauschstudenten entwickelt, die Partys, Reisen, Unterkünfte und Ähnliches organisieren. Die beiden größten heißen Integrate und Conexion, ich rate aber ehrlich gesagt davon ab sich zu sehr darauf einzulassen. Deren Häuser sind oft außerhalb, überteuert und sehr fern vom durchschnittlichen mexikanischen Leben. Wenn es einem die ersten Wochen schwer fällt Anschluss zu finden, was ich mir aufgrund der extremen Offenheit und Gastfreundlichkeit der Mexikaner eigentlich nicht vorstellen kann, ist es vielleicht einfach über diese Organisationen andere Studenten kennenzulernen. Klar ist aber, dass Mexikanern diesen Organisationen fern bleiben und man meiner Meinung nach wenig von der mexikanischen Kultur mitbekommt. Die Kurse an der CUCSH sind klein (20-30 Studenten) und alles ist deutlich lockerer als in Deutschland. Das ist einerseits schön, führt aber auch dazu dass Niveau recht niedrig ist und man man des öfteren umsonst in die Uni geht und Kurse dann einfach nicht stattfinden. Da von der UDG, und insbesondere von der CUCSH, die Mehrzahl der Proteste für die 43 Studenten von Ayotzinapa organisiert wurden, ist die Uni fast jede Woche mehrmals zugunsten der Manifestationen ausgefallen. Daher kann ich nicht viel über die Qualität der Lehre oder Ähnliches sagen. Raten würde ich aber dazu, ruhig Kurse aus vielen verschiedenen Bereichen zu wählen, und vielleicht auch mal was komplett Neues zu machen. Ich hab zum Beispiel ein Seminar zum Thema Kunstgeschichte besucht, in dem wir verschiedene Museen, Denkmäler und andere kulturelle Einrichtungen besucht haben und dadurch einen guten Überblick in die Kulturszene Guadalajaras gewonnen haben. Meine mexikanischen Kommilitonen waren immer sehr interessiert und hilfsbereit, sodass ich selbst am Anfang, und mit sehr begrenzten Spanisch-Kenntnissen, alles Wichtige mitbekommen habe. Das Leben in Mexiko, Land und Leute Die Mexikaner sind die offensten und herzlichsten Menschen die ich kennengelernt habe. Mir imponiert sehr, dass sie ihr Land, ihre Sprache, ihre Kultur, und vor Allem ihr Essen so lieben und zu schätzen wissen. Alle die ich getroffen habe wollten mir etwas Besonderes zeigen oder mitgeben, sei es ein besonders schöner Strand, etwas außergewöhnliches zu essen oder die Tradition des Tags der Toten. Von Deutschland haben die meisten ein sehr gutes Bild und sind auffallend interessiert. Es macht manchmal Sinn schnell klarzustellen, dass man kein 'Gringo' ist, die werden nämlich häufig nicht sehr nett behandelt. Die Menschen sind sicherlich der Hauptgrund dafür dass ich eine so wunderbare Zeit hatte, die Fröhlichkeit der Mexikaner hat mich wirklich beeindruckt und ich hoffe sehr, etwas davon mit nach Deutschland nehmen zu können. So ist es mir auch sehr wichtig zu sagen, dass die Gruppe Menschen, die für negative Schlagzeilen auf der ganzen Welt sorgt, eine sehr kleine ist und nichts mit der Mehrheit der Mexikaner zu tun hat. Zu oft wird Mexiko meiner Meinung nach auf Drogenkrieg und schöne Strände reduziert. Trotzdem sollte man natürlich immer wachsam sein und nachts auf keinen Fall alleine unterwegs sein. Taxifahren ist, im Vergleich zu Mexiko Stadt, sicher und sehr günstig. Ab Einbruch der Dunkelheit empfiehlt sich das auf jeden Fall. Ansonsten ist es wichtig Wertsachen wann immer möglich zuhause zu lassen. Auch davon auffälligen Schmuck und freizügige Kleidung zu tragen würde ich abraten. In der Nähe (ca. 3 Autostunden) von Guadalajara befinden sich wunderschöne Strände, der Nevado Colima, und auch Mexiko Stadt ist, für mexikanische Verhältnisse, nicht weit weg. An den Wochenenden Unternehmungen ins Umland zu machen kann ich jedem nur wärmstens ans Herz legen, es gibt sehr viel Schönes zu entdecken und reisen ist günstig und sicher. Ein Geheimtipp ist meiner Meinung nach San Pancho- ein herrlicher einsamer Strand ohne Touristen! Ich kann jedem empfehlen ein Auslandssemester in Guadalajara zu machen, ich hätte mir keinen besseren Ort vorstellen können und bin im Endeffekt so lange geblieben wie es möglich war. Ein Auslandssemester in Mexiko ist eine wunderbare Erfahrung und meiner Meinung nach extrem wertvoll. Ich habe sehr viel gelernt und bin dankbar für jede Minute in Mexiko!
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