Erfahrungsbericht Name: M a t h i s B a u e r Studiengang und -fach: GBM Austauschjahr: WS2015/16 Gastuniversität: Universidad de Guadalajara Stadt: Guadalajara Land: Mexiko Aus Spam- und Datenschutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht. Studierende der Universität Augsburg können diese auf Anfrage im Auslandsamt erhalten. Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen. Erfahrungsbericht An alle diejenigen, die diesen Erfahrungsbericht lesen weil sie sich bereits dafür entschieden haben ein Semester nach Guadalajara zu gehen – herzlichen Glückwunsch, ihr habt eine hervorragende Wahl getroffen. An alle die anderen, die sich vielleicht noch nicht sicher sind, ob sie in ein für seine Negativschlagzeilen bekanntes Land gehen wollen beziehungsweise in eine Stadt ziehen sollen, deren Namen sie zuvor noch nie gehört haben – falls ihr euch dafür entscheidet werdet ihr es sicher nicht bereuen. 1. Vorlauf Doch bevor man das erste Mal mit Mexiko in Kontakt kommt, sollte man einige Dinge bereits im Vorfeld erledigt haben. Als allererstes sollte man einen Antrag auf Auslandsbafög stellen (auch dann wenn man noch nicht alle notwendigen Unterlagen zusammen hat), da dessen Prüfung durch das zuständige Bafög-Amt (Bremen) ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt. In die gleiche Kategorie fallen auch Bewerbungen für Stipendien, wobei ich jedem dazu rate sich zu bewerben, da es einerseits viele Fördermöglichkeiten gibt und andererseits ein Stipendium den Auslandsaufenthalt doch maßgeblich bereichern kann. Danach sollte man sich Gedanken bezüglich des Fluges nach Guadalajara machen. Da es meines Wissens von Deutschland aus keine Direktflüge nach Guadalajara gibt, gibt es prinzipiell zwei Optionen: Die erste und auch von den meisten europäischen Austauschstudenten die ich kennengelernt habe gewählte Alternative ist, nach Cancún (Condor, AirBerlin, Eurowings) zu fliegen und von dort aus nach Guadalajara (Volaris, Interjet, Aeroméxico) weiterzufliegen. Die andere Möglichkeit ist, über die USA zu fliegen, da es auch einige Verbindungen von Guadalajara aus in die USA (Los Angeles, Housten, Dallas) gibt. Bezüglich der Einreise nach Mexiko ist zu erwähnen, dass man normalerweise ein Touristenvisum für 180 Tage ausgestellt bekommt, das zum Studieren vollkommen ausreicht, d.h. man muss sich im Vorfeld nicht darum kümmern. Dahingegen kann es nicht schaden, eventuell schon ein Rückflugticket zu haben, da man bei der Einreise danach gefragt werden kann (oder auch nicht…). Impfungen betreffend sollte man mit seinem Arzt Rücksprache halten, aber für Guadalajara ist eigentlich nichts Exotisches zu erwarten. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den man schon vor seiner Ankunft in Mexiko berücksichtigen muss, ist die Bewerbung an der Uni. Die Bewerbung ist elektronisch auf einer Plattform der Uni durchzuführen, hat aber eigentlich nur einen formellen Charakter. Viel wichtiger ist dabei, dass man in diesem Schritt schon zum ersten Mal die Kurse angeben muss, die man während des Semesters besuchen will. Einige Zeit später bekommt man dann auch einen Stundenplan zugeschickt, den man ausfüllen muss, doch dazu später mehr. Von Vorteil ist, dass man zu dieser Zeit einen Buddy von der Uni zugeteilt bekommt, der einem enorm hilft und dessen Hilfe man auch in Anspruch nehmen sollte. 2. Unterkunft und Guadalajara Zu guter Letzt kann man sich noch Gedanken über seine Unterkunft machen, wobei sich die Frage stellt, ob man das im Vorfeld überhaupt machen muss. Letztlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob man mit der Sicherheit ein Dach über dem Kopf zu haben nach Mexiko reisen will oder ob man erst in Guadalajara suchen will. Es sei nur so viel gesagt, dass das Angebot an Unterkünften in Guadalajara groß genug ist. Um lange Anfahrten zu vermeiden, sollte man abhängig davon, wo sich die Fakultät befindet, an der man studieren wird, auch seine Unterkunft wählen. Nichtsdestotrotz sollte man sich meiner Meinung nach, nach einer Wohnung im Zentrum von Guadalajara (rund um Chapultepec bzw. Ecke Federalismo/Juarez) umsehen, um auch genügend Anschluss zu den vielen anderen Aktivitäten zu haben, die Guadalajara zu bieten hat. Prinzipiell gibt es drei Alternativen, wie man in Guadalajara unterkommen kann. Die erste ist, sich in einer abgesicherten Wohnzone („coto“) umzusehen, deren Nachteile aber eine oft abgelegene Lage sowie sehr teure Mieten sind. Die zweite Möglichkeit besteht darin in einem von Studentenorganisationen (Intégrate, Conexión, Yo soy Gudalajara) geführten Häusern zu wohnen, deren Mieten europäischen Maßstäben entsprechen. Zudem kommt man auch sehr leicht mit anderen Austauschstudenten in Kontakt und kann sich schnell ein Netzwerk aufbauen. Möchte man weniger zahlen und mit Mexikanern zusammenwohnen, dann kann man sich die dritte Alternative überlegen, die darin besteht über zahlreiche FacebookGruppen oder seinen Mentor ein Zimmer in einer WG mit Mexikanern zu finden. Ich habe letzteres gemacht und dadurch mit einer weiteren Deutschen und vier Mexikanern zusammengewohnt, was sich hinsichtlich vieler Gesichtspunkte auch sehr gelohnt hat. Guadalajara ist nach Mexiko-Stadt die zweitgrößte Stadt in Mexiko und hat daher auch alle Facetten zu bieten. Das Spektrum reicht dabei von abgesicherten Wohnzonen, wo fast ausschließlich Mexikos (reiche) Elite lebt, bis hin zu Slums an den Randbezirken der Stadt, die man teilweise lieber meiden sollte. Den Kern Guadalajaras bildet das historische Zentrum mit der Kathedrale und den umliegenden Plätzen, auf denen meistens ein buntes Treiben beobachtet werden kann, das seinen Höhepunkt am Unabhängigkeitstag findet. Darüber hinaus kann man dort auch einige gute Ausgehmöglichkeiten finden, die teilweise nicht so überlaufen sind, wie es der Fall rund um Chapultepec ist. Der Vorteil von „Chapu“ ist jedoch, dass man praktisch jeden Tag in der Woche eine andere Möglichkeit zum Feiern finden kann und die Gegend somit den ultimativen Treffpunkt darstellt, da man nirgends schneller neue Menschen kennenlernt. Hat man danach immer noch nichts für seinen Geschmack gefunden, dann sei noch auf das Nobelviertel „Andares“ verwiesen, spätestens dort wird man dann fündig ;-). Ferner muss man meiner Meinung nach auf jeden Fall noch einen Abstecher nach Tlaquepaque und Tonala machen, um die mexikanische Handwerkskunst bestaunen zu können. An der nordöstlichen Stadtgrenze Guadalajaras kann man in einem Canyon (Barranca de Huentitán) wunderschön wandern und etwas Ruhe vom Großstadtleben bekommen. 3. Uni Zur „Universidad de Guadalajara“ muss man an erster Stelle festhalten, dass es keinen Campus so wie in Augsburg gibt, wo sich alle Fakultäten befinden. Aufgrund der Größe der Universität ist nämlich genau das Gegenteil der Fall, d.h., dass sich die Fakultäten über die ganze Stadt verteilen, weshalb man es sich gut überlegen sollte Veranstaltungen an unterschiedlichen Fakultäten zu belegen. Ich habe an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (CUCEA) studiert, die sich im Norden der Stadt befindet. Dort wiederum hat man sehr wohl das Gefühl, sich auf einem Campus zu befinden, da alles relativ großzügig und vor allem sehr grün angelegt wurde. Direkt vor der CUCEA befinden sich dann auch zahlreiche Essensmöglichkeiten, die einen die Mensa in Augsburg nicht vermissen lassen. Bevor man zu studieren beginnt, muss man einen (vorläufigen) Stundenplan erstellen, da es im Gegensatz zu dem was man aus Deutschland gewohnt ist, nicht möglich ist, Veranstaltungen beliebig während des Semesters auszutauschen (nur in den ersten beiden Wochen). Deswegen sollte man sich anhand der Anrechnungsdatenbank der Uni Augsburg, der offiziellen Kursbeschreibung der UdeG und auch von mehreren Facebook-Gruppen (Links siehe unten) über Kurse und Dozenten informieren. Das Kursangebot an der CUCEA ist kurz gesagt überwältigend, d.h. die meisten Veranstaltungen werden oft fast täglich angeboten und es existiert die Möglichkeiten sich aus der Vielzahl von Veranstaltungen heraus ganz detailliert zu vertiefen und zu spezialisieren. Als Austauschstudent hat man komplett freie Auswahl aus diesem Kursangebot und wird bei der Vergabe von limitierten Kursplätzen auch oft bevorzugt behandelt. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass fast alle Veranstaltungen auf Spanisch sind, d.h. will man auch Veranstaltungen auf Englisch hören kann man das zwar machen, muss sich dann aber mit im Vergleich stark eingeschränkten Auswahlmöglichkeiten arrangieren. Bezüglich der Anerkennung der Kurse in Augsburg kann man mit einer Umrechnung der Credits im Verhältnis von 1:1 rechnen. Ich hatte mich dazu entschieden fünf Veranstaltungen zu besuchen, was im Nachhinein genau richtig war, da ich einerseits genügend Credits (die meisten Veranstaltungen ergeben mindestens 7 Credits) angesammelt habe, aber andererseits mehr als ausreichend Freizeit hatte. Eine typische Veranstaltung hat einen Umfang von vier Zeitstunden und muss auch besucht werden, da in allen Kursen Anwesenheitspflicht besteht. Sollte man zu oft gefehlt haben kann das dazu führen, dass man den Kurs nicht besteht. Während des Semesters (Start ist immer der zweitletzte Montag im August) hat man dann relativ viel zu tun, was sich in regelmäßigen (abzugebenden!) Hausaufgaben, Präsentationen und Zwischenprüfungen äußert. Der Vorteil dieses Systems ist im Gegenzug aber dann der, dass sich am Ende des Semesters keine wirkliche Prüfungsphase anschließt und man vor Weihnachten auch fertig ist und die verbleibende Zeit zum Reisen nutzen kann. Außerdem sollte man sich von diesem „anderen“ System auch nicht abschrecken lassen, da es bezüglich des tatsächlichen Niveaus oft doch erheblich leichter ist als in Deutschland. Eine weitere positive Eigenschaft ist die, dass man durch kleine Gruppengrößen zwangsläufig auch zum Sprechen kommt, was einerseits hilfreich dabei ist, Spanischkenntnisse zu verbessern und andererseits hilft, mit seinen mexikanischen Kommilitonen in Kontakt zu kommen. 4. Reisen Der beste Beweis dafür, dass man mit der Uni nicht total überbelastet ist, ist die Tatsache, dass ich wie sicherlich auch die Mehrheit der anderen Austauschstudenten praktisch jedes zweite Wochenende durch Mexiko reisen konnte. Bei der Planung seines Stundenplanes sollte man meiner Meinung nach auch darauf achten, dass man entweder den Freitag oder den Montag komplett frei hat, denn so hat man schlicht und einfach mehr Zeit das Land zu entdecken. Um in Mexiko zu Reisen gibt es im Allgemeinen zwei Optionen, d.h. man organisiert sich entweder selbstständig mit anderen Austauschstudenten und/oder Mexikanern oder man nimmt auch hier die Angebote der Studentenorganisationen an. Ich würde jedem empfehlen in Eigenregie zu Reisen, da man deutlich flexibler ist als in einer großen Gruppe und so unter dem Strich mehr zu sehen bekommt. Aufgrund der Größe Mexikos und der Tatsache, dass es keine Personenzüge gibt, muss man entweder mit dem Bus, dem Flugzeug oder mit einem Mietauto reisen. Preislich gesehen macht es oft keinen Unterschied welches dieser drei Transportmittel man wählt. Meine besten Reiseziele an den Wochenenden waren unter anderen: - Baja California (La Paz und Los Cabos) La Huasteca de Potosina (wunderschöne Wasserfälle und Rafting) Puerto Vallarta (Beach Festival von Conexion, Playa Mayto) Manzanillo (schöne Strände am Pazifik) Mexiko-Stadt und die Pyramiden von Teotihuacán Monterrey Morelia/Michoacán (unbedingt am día de los muertos machen) Guanajuato und San Miguel de Allende (am besten am Unabhängigkeitstag) Falls man nicht ein ganzes Wochenende reisen möchte, dann kann man sich das Umland von Guadalajara und den Bundesstaat Jalisco anschauen. Besonders lohnenswert sind meiner Meinung nach folgende Dinge: - Laguna de Chapala (Mexikos größter See; 1,5h von GDL) Tequila (Man sollte natürlich eine Fabrikführung machen; 1h von GDL) Guachimontones (runde Pyramiden, 1h von GDL) Mazamitla und Tapalpa (pueblos mágicos) Stadionbesuch in Guadalajara (Chivas, Atlas, Leones Negros) Nachdem das Semester dann beendet ist und man immer noch Lust zum Reisen hat, dann sollte man sich Zeit nehmen und den Süden Mexikos bereisen. Über Oaxaca, Puerto Escondido, San Cristobal de las Casas, Palenque und Mérida landet man dann schließlich in Cancún. Von dort aus kann man entweder einen Abstecher nach Kuba machen oder sich die einmaligen Strände der Karibikküste (Holbox, Cancún, Playa del Carmen, Cozumel, Tulum, Chetumal, Bacalar) vornehmen. 5. Allgemeine Tipps und Sicherheit Mexikaner sind die mit Abstand offensten und herzlichsten Menschen, die ich bis jetzt kennengelernt habe. Als Ausländer hat man da einen eindeutigen Vorteil, da Mexikaner unbedingt Ausländer kennenlernen wollen. Dies äußert sich beispielsweise darin, dass man eingeladen wird Familienfeste mitzufeiern, obwohl man die Person erst ein paar Tage kennt. In Mexiko sollte man sich angewöhnen zu verhandeln und das bezieht sich nicht nur auf die Preise, sondern zum Beispiel auch auf die Uni, da man so einiges bewegen kann. In beiden Fällen ist es auch nützlich einen Mexikaner dabeizuhaben, da man sonst oft aufgrund seines Ausländerstatus übers Ohr gehauen werden kann. In Guadalajara gibt es Uber und es ist deutlich preisgünstiger und sicherer sich ein Uber zu bestellen, als konventionell mit dem Taxi zu fahren. Bezüglich des Themas „Sicherheit“ muss ich klar und deutlich sagen, dass Mexiko seinem schlechten Ruf meistens überhaupt nicht gerecht wird. Hält man sich an einige eigentlich selbstverständliche Regeln, dann kann einem nichts passieren. Zum Beispiel sollte man nachts (v.a. als Frau) nicht alleine unterwegs sein (v.a. nicht im centro histórico), man sollte nicht übermäßig viel Bargeld mit sich herumtragen, die Polizei nicht immer uneingeschränkt als seinen Freund und Helfer ansehen oder falls man doch einmal in eine unangenehme Situation gerät, keinen Widerstand leisten. Mir und der Mehrzahl der mit bekannten Austauschstudenten ist nichts passiert, das schlimmste waren Taschendiebstähle. Kurzum sollte man sich auf gar keinen Fall wegen Bedenken zur Sicherheitslage davon abbringen lassen nach Mexiko zu gehen, sollte aber gleichzeitig immer auch den nötigen Respekt vor der jeweiligen Lage haben. Stand dieses Berichts haben sie „El Chapo“ ja (mal wieder) gefasst, also ist von dieser Seite auch nichts zu befürchten ;) Links: http://www.cucea.udg.mx/es/consulta-programas http://consulta.siiau.udg.mx/ https://www.facebook.com/groups/147227822062538/
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