Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, es gibt derzeit kaum ein anderes Thema, das in unserem Land so diskutiert wird wie die große Anzahl von Menschen, die vor Krieg, Gewalt, aus Not und Perspektivlosigkeit zu uns fliehen. Wenn man von manchen menschenverachtenden Äußerungen und Aktionen absieht, so zeigen sich einerseits reale Sorgen und Befürchtungen, andererseits aber eine große Mitmenschlichkeit und Großherzigkeit. Die Bilder und Berichte über die herzliche Begrüßung der Flüchtlinge, die erschöpft am Münchner Hauptbahnhof oder anderswo ankommen, erinnern an die Tage nach dem Fall der Berliner Mauer 1989, manche auch an die Flüchtlinge und Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg. Persönlich gibt es für mich auch kaum eine andere Aufgabe, in der mein "ruhender Beruf" als christlicher Theologe und Pastoralreferent und meine jetzige Verantwortung als Bürgermeister unserer Gemeinde so nahe beieinander liegen. Christliche Lebenshaltung ist davon gekennzeichnet, in jedem Menschen den Nächsten zu sehen. Ich bin überzeugt: es macht einen Menschen, eine Nation, einen Ort groß, wenn wir diese Mitmenschlichkeit leben. Kinder und Jugendliche sollten dies als zentralen Wert erleben können anstatt Ellenbogenmentalität und einer Haltung nach der Devise: „Was gehen mich die anderen an?“. Es sind weniger die gesellschaftspolitischen Regelungen und Weichenstellungen, an denen ich als Bürgermeister mitwirken kann, sondern die Frage, wie wir vor Ort unseren fairen Beitrag leisten können. Derzeit leben rund 75 Flüchtlinge in vier Unterkünften in unserem Ort. Sie werden betreut von einem Helferkreis unter der Leitung von Pfarrer Henninger. Mit großem Engagement wird Unterstützung bei alltäglichen Sorgen, der so notwendige Spracherwerb, die Begleitung etwa bei Behördengängen u.a. geleistet. Dafür bin ich sehr dankbar. In den vergangenen Monaten ist allerdings die Zahl der Flüchtlinge so angewachsen, dass das für deren Unterbringung zuständige Landratsamt einen deutlich größeren Beitrag auch von uns benötigt. Wir haben daher im Gemeinderat im August beschlossen, dem Landkreis den Nebenplatz des Stadions für die Aufstellung einer Traglufthalle anzubieten, die etwa 300 Personen aufnehmen kann. Wie bei jedem Standort gibt es dazu auch Kritik. Den idealen, von allen gut geheißenen Ort wird es nicht geben. Wichtig ist die Erreichbarkeit von S-Bahn und Einkaufsmöglichkeiten. Die Nähe zu Schule und Kindergarten sehen manche als Problem an. Ich sehe das etwas anders. Gerade unsere Jugendlichen und Kinder dürften sich dadurch viel mit Lebensbedingungen und auch Nöten auf unserer Welt auseinander setzen. Der Landkreis und unsere Gemeinde haben am 16. September in die Aula des Oskar-MariaGraf-Gymnasiums zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Die 500 Besucher haben Informationen über rechtliche und praktische Grundlagen für die Unterbringung von Asylsuchenden sowie Antworten auf Fragen erhalten, soweit diese zum jetzigen Zeitpunkt bereits möglich sind. Ich bin dankbar für diejenigen, die ihre Bereitschaft signalisiert haben, zum bisherigen Helferkreis hinzu zu kommen, um bei der Betreuung dieser Menschen mitzuhelfen. Ich hoffe sehr, dass auch bei uns in Neufahrn wie in anderen Orten die Flüchtlinge herzlich willkommen geheißen werden. An die Stelle von Befürchtungen können dann die Begegnungen von Mensch zu Mensch treten. Ich würde mich freuen, wenn viele von Ihnen bereit wären, mitzuhelfen. Es grüßt Sie herzlich Ihr Franz Heilmeier 1. Bürgermeister
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