Aktuelle Ansätze zur Drahtwurmbekämpfung Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF Agroscope © Werner Jossi, Agroscope Sonja Eckard, Johanna Mayerhofer, Jürg Enkerli, Giselher Grabenweger Agroscope INH Thomas Steinger, Floriane Busserau, Brice Dupuis, Agroscope IPB Andreas Keiser, Benno Jungo, Jürg Moser, Martin Häberli, HAFL Mario Schumann, Universität Göttingen Warum ist Drahtwurmbekämpfung schwierig? • „Drahtwurm“ = mehrere verschiedene Schädlingsarten auf dem Feld nicht unterscheidbar, meist 2 ‐ 3 Arten vergesellschaftet • Eiablage durch die Käfer im Frühjahr in Natur‐ und Kunstwiesen, Getreide, … nicht in Hackfrüchte • Larven angepasst an ein Überleben für mehrere Jahre ± am gleichen Ort Vergraben sich in tieferen Bodenschichten bei „Stress“: Frost, Hitze, Trockenheit, Überschwemmung, Hungerphasen (Brache), Bodenbearbeitung, PSM‐Massnahmen © G. Brändle, Agroscope Können sich von vielen verschiedenen Wirtspflanzen ernähren auch Hackfrüchte © Christian Schweizer, Agroscope © Giselher Grabenweger, Agroscope 2 Bedeutung von Drycore‐ und Drahtwurm nach Anbausystemen 2001‐2003 (Quelle: HAFL) K= Konventionell (N= 151), I= Integriert Label (69), B= Biosuisse (58). 3 Warum nehmen Drahtwurmschäden zu? Allgemein/ europaweit: • Zunahme der Populationen als Folge des Verbots verschiedener Bodeninsektizide und Nematizide in der EU und in der Schweiz • Reduzierte Bodenbearbeitung / Dauerbegrünung • Auftreten von Arten mit kürzerem Entwicklungszyklus in wärmeren Gebieten (z.B. Agriotes sordidus in Baden‐Württemberg) • Hohe Qualitätsanforderungen: Verkauf von fast ausschliesslich gewaschener Ware Schweiz: • Abnehmende Kenntnisse zur Vorgeschichte der Parzellen wegen überbetrieblichem Anbau und Flächentausch • Kein Puffer mehr für Posten mit ungenügender Qualität Deutliche Abnahme der Kartoffelfläche / «weniger» Geld für Verwertung als Viehfutter 4 Was kann man gegen Drahtwürmer tun? • Risiko durch Fruchtfolgeplanung minimieren: keine Kartoffeln nach Wiesenumbruch (mind. 2, besser 3 Jahre Abstand) keine neue Eiablage, ältere Larven verpuppen sich, fressende Stadien nehmen ab • Bekämpfung mittels Bodenbearbeitung: flache Stoppelbearbeitung im Juli August tötet frische Eigelege und junge Larven. Ideal bei warmen, trockenen Bedingungen. • Erntetermin: so früh wie möglich, bevor Larven nach Sommerpause wieder aktiv werden • Chemische Bekämpfung: Ephosin zur Kartoffelpflanzung (Bodentemperatur!) © Christian Schweizer, Agroscope 5 Einfluss der Fruchtfolge auf den Drahtwurmbefall (Quelle: HAFL) 6 Was kann man gegen Drahtwürmer tun? • Risiko durch Fruchtfolgeplanung minimieren: keine Kartoffeln nach Wiesenumbruch (mind. 2, besser 3 Jahre Abstand) keine neue Eiablage, ältere Larven verpuppen sich, fressende Stadien nehmen ab • Bekämpfung mittels Bodenbearbeitung: flache Stoppelbearbeitung im Juli August tötet frische Eigelege und junge Larven. Ideal bei warmen, trockenen Bedingungen. • Erntetermin: so früh wie möglich, bevor Larven nach Sommerpause wieder aktiv werden • Chemische Bekämpfung: Ephosin zur Kartoffelpflanzung (Bodentemperatur!) © Christian Schweizer, Agroscope 7 Forschungsprojekte / Zukunftsaussichten EU FP7 Projekt: • Ziel: Effizientere Bekämpfung von bodenlebenden Schädlingen • Internationale Kooperation mit 15 Partnerorganisationen (8 Forschung, 7 KMU) • Laufzeit 2012 - 2015 • Schwerpunkt Drahtwurmbekämpfung mit entomopathogenen Pilzen: Agroscope INH, Forschungsgruppe Ökologischer Pflanzenschutz Universität Göttingen, Agrarentomologie • Schwerpunkt Mikrobielle PSM und Nichtzielorganismen : Agroscope INH, Forschungsgruppe Molekulare Ökologie Universität Kopenhagen, Pflanzen- und Umweltwissenschaften 8 Forschungsprojekte / Zukunftsaussichten BLW Projekt: Innovative Strategien zur Bekämpfung des Drahtwurms im Kartoffelanbau • Ziele: Weiterentwicklung vielversprechender Bekämpfungsalternativen chemisch und biologisch • Kooperation HAFL, Agroscope, Universität Göttingen • Finanzierung durch BLW, VSKP und Swisspatat • Laufzeit 2015 - 2017 9 Natürliche Feinde der Drahtwürmer • Räuber (Krähen, Laufkäfer), Parasitoide (Schlupfwespen), Nematoden (Fadenwürmer) haben keinen wesentlichen Einfluss auf Drahtwurmpopulationen • Entomopathogener Pilz Metarhizium wichtiger natürlicher Gegenspieler von Drahtwürmern in Wiesen und Weiden 14 dpi, 60x 16 dpi, 60x 18 dpi, 60x 19 dpi, 60x 23 dpi, 60x © Sonja Eckard, Agroscope 10 Metarhizium zur Drahtwurmbekämpfung 100 Control A. lineatus ART2825 80 • Pilzstamm hat spezifische Wirkung • Es gibt keinen „idealen“ Stamm gegen alle Drahtwurmarten • Mehrere Stämme mischen unrealistisch (Registrierung) • Erhöhung der Dosis? 60 25% Mortalität 40 20 0 100 A. obscurus 80 60 83% Mortalität 40 20 0 100 A. sputator 80 60 14% Mortalität 40 20 0 7dpi 14dpi 21dpi 28dpi 35dpi 42dpi 49dpi 56dpi Eckard et al, Crop Protection, 2014 photos © Gabi Brändle, Agroscope 11 Metarhizium zur Drahtwurmbekämpfung Mortalität ART2825 73 ± 15 % V1002 43 ± 29 % Bipesco 5 10 ± 17 % ART2825 83 ± 21 % V1002 48 ± 3 % Bipesco 5 31 ± 2 % V1002 Bipesco 5 ART2825 77 ± 19 % 56 ± 30 % 47 ± 50 % Eckard et al, Crop Protection, 2014 photos © Gabi Brändle, Agroscope 12 Metarhizium zur Drahtwurmbekämpfung • Zumindest 2 bedeutende Drahtwurmarten können mit dem untersuchten Metarhizium‐ Stamm kontrolliert werden • Drahtwürmer müssen mit möglichst vielen Pilzsporen in Kontakt kommen, damit die Bekämpfungsstrategie erfolgreich sein kann Möglichkeiten: • Hohe Dosis an Pilzsporen pro Hektare applizieren (technische/ ökonomische Grenzen) • Etablierung des Pilzes fördern (z.B. Applikation in die Vorfrucht) • Drahtwürmer zu den Pilzsporen locken = „attract and kill“ Strategie 13
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