Drahtwurm in Kartoffeln: Bekämpfungsperspektiven © Werner Jossi, Agroscope Giselher Grabenweger und Sonja Eckard Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften Forschungsgruppe Ökologie von Schad- und Nutzorganismen 3. Nationale Ackerbautagung, Murten 27.01.2016 Mehr Drahtwurmschäden? • Verbots verschiedener Bodeninsektizide in Europa • Reduzierte Bodenbearbeitung / Dauerbegrünung • Hohe Qualitätsanforderungen an die Ware © Giselher Grabenweger, Agroscope 3 Momentane Strategien • Fruchtfolge: keine Kartoffeln nach Wiesenumbruch (mind. 2- 3 Jahre Abstand) • Bodenbearbeitung im Juli/ August tötet frische Eigelege und junge Larven • Früher Erntetermin, bevor Larven nach Sommerpause wieder aktiv werden • Chemische Bekämpfung: derzeit kein gleichwirksamer Ersatz von Fipronil 4 © Christian Schweizer, Agroscope Neue Strategie: Natürliche Feinde • Räuber (Krähen, Laufkäfer), Parasitoide (Schlupfwespen), Nematoden (Fadenwürmer) haben keinen wesentlichen Einfluss auf Drahtwurmpopulationen • Entomopathogener Pilz Metarhizium = wichtige natürliche Krankheit von Drahtwürmern 14 dpi, 60x 16 dpi, 60x 18 dpi, 60x 19 dpi, 60x 23 dpi, 60x © Sonja Eckard, Agroscope 5 Metarhizium 25% Mortalität • Spezifischer Pilzstamm, keiner gegen alle Drahtwurmarten • Erhöhung der Dosis? • 100x Dosis: 2 Spezies können mit diesem Metarhizium-Stamm kontrolliert werden • Drahtwürmer müssen mit möglichst vielen Pilzsporen in Kontakt kommen • Hohe Dosis ausbringen (technische/ ökonomische Grenzen) • Etablierung des Pilzes fördern (z.B. Applikation in die Vorfrucht) 83% Mortalität 14% Mortalität 6 photos © Gabi Brändle, Agroscope Eckard et al, Crop Protection, 2014 Einsatz von Metahrizium in der Vorkultur? • Entomopathogene Pilze in Ackerflächen seltener als im Grasland • Warum? Hypothesen: - Einsatz von Fungiziden und Herbiziden? - Geringere Dichte an bodenlebenden Insekten (= weniger Wirtstiere)? - Bodenbearbeitung? Arbeitshypothesen zur Behandlung: • Grosse Mengen an Metarhizium Sporen können Schädlingspopulation reduzieren (1013 bis 1014 Sporen/ha) • Ein extensiv bewirtschafteter, dichter Pflanzenbestand fördert den Pilz 7 Experimentelle Umsetzung Praktische Umsetzung: • Applikation des Pilzes in Form von Pilzgerste in die Vorkultur vor Kartoffeln • Langer Zeitraum mit günstigen Umweltbedingungen für die Pilze • Drahtwurmpopulationen bereits vor dem Pflanzzeitpunkt der Hauptkultur reduziert Topfversuch Agroscope Reckenholz • Heimischer, virulenter Metarhizium Stamm Auswertungen • Anzahl Pilzkolonien im Substrat • Anzahl lebende, tote, verpilzte Drahtwürmer an drei Auswertungsterminen • Schäden an Knollen © Sina Rogge und Christian Schweizer, Agroscope 8 Halbfreilandversuch • Tlw. maschinelle Behandlung und Saat der Vorfrucht im Feld • Pilzgerste (ca. 3.6x1013 Sporen/ha), unbehandelte Kontrolle, Regent-gebeiztes Saatgut • Freisetzung von jeweils 10 Larven (A. obscurus) in Zylindern © Giselher Grabenweger, Agroscope 9 Halbfreilandversuch Ergebnisse: • Von 10 freigesetzten Drahtwürmern in der Kontrolle noch 5 – 6 wiedergefunden • Fipronil: 100% Mortalität bis zum Pflanztermin Pilz: ca. 60% Mortalität a a ab ab b b 10 Lebende Drahtwürmer (MW+SE) Halbfreilandversuch Ergebnisse: • Mehr ungeschädigte Knollen in beiden behandelten Varianten kein Unterschied zwischen Pilzgerste und Insektizid • Weniger Löcher pro Knolle in beiden behandelten Varianten kein Unterschied zwischen Pilzgerste und Insektizid Prozentsatz ungeschädigter Knollen (MW+SE) Durchschnittliche Anzahl Löcher pro Knolle (MW+SE) 11 Zusammenfassung: Pilz gegen Drahtwurm • Nur hohe Konzentrationen von Pilzsporen zeigen Wirksamkeit (1013 bis 1014 Sporen/ha) • Wirksamkeit im Optimalfall vergleichbar mit (nicht mehr verfügbaren) Insektizidapplikationen • Formulierungs- und Applikationstechnologie noch nicht ausgereift Verbesserungspotential vorhanden Teil eines neuen Drahtwurmprojektes: Innovative Strategien zur Bekämpfung des Drahtwurms im Kartoffelanbau 2015 - 2017 12 Danke für die Aufmerksamkeit! © Christian Schweizer, Agroscope 14
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