Bänninger, Otto Charles, Büste Charles Ferdinand Ramuz, 1942/48

Bänninger, Otto Charles, Büste
Charles Ferdinand Ramuz, 1942/48,
belgischer Marmor, 32,5 x 20 x 23
cm, Museum Oskar Reinhart,
Winterthur
Bearbeitungstiefe
Name
Bänninger, Otto Charles
Lebensdaten
* 24.1.1897 Zürich, † 15.5.1973 Zürich
Bürgerort
Zürich
Staatszugehörigkeit CH
Vitazeile
Bildhauer und Plastiker. Mitarbeiter von Emile-Antoine Bourdelle in
Paris. Figur, Porträt, Pferd. Denkmal und Kunst am Bau. Ehemann von
Germaine Richier
Tätigkeitsbereiche
Plastik, Bronzeplastik, Skulptur, Steinskulptur, Kunst am Bau, Kunst im
öffentlichen Raum, Zeichnung
Lexikonartikel
Otto Charles Bänninger wuchs in Zürich auf. Bereits sein Vater Friedrich,
von Beruf Lehrer, malte und modellierte. Bei Franz Wanger in Zürich
absolvierte Bänninger 1913–16 eine Bildhauerlehre. 1920–21 besuchte
er die Académie de la Grande Chaumière in Paris, wo er sich bei EmileAntoine Bourdelle (1861–1929), Meisterschüler von Rodin (1840–1917),
weiterbildete. 1929–1951 verheiratet mit der französischen Bildhauerin
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Germaine Richier, Mitschülerin im Atelier Bourdelles. Nach Bourdelles
Tod 1929 vollendete Bänninger in den folgenden zwei Jahren die
angefangenen Werke seines Lehrers. 1928 kurze Reise nach Florenz,
Rom, Neapel und Pompeji, wo sich Bänninger mit der Antike und der
Renaissance auseinandersetzte. Gezeichnete und gemalte
Landschafts- und Figurenstudien. Reise nach Spanien. 1932 Rückkehr
nach Zürich, alljährlich mehrmonatige Aufenthalte in Paris, bevor er sich
1939 endgültig in Zürich niederliess. 1936 Mitglied des Salon d’automne.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Aufenthalte in Paris. Bänningers
Schaffen wurde mit zwei Kunstpreisen ausgezeichnet: 1942 1.
Internationaler Preis für Skulptur an der Biennale di Venezia und 1956
Kunstpreis der Stadt Zürich.
Otto Charles Bänninger konzentriert sich auf klassische Themen. Im
Gegensatz zu seiner Frau, Germaine Richier, die sich zeitweilig der
Abstraktion nähert, arbeitet er ausschliesslich figürlich. In den Pariser
Jahren steht er deutlich unter dem Eindruck von Rodin und Bourdelle. Zu
Beginn seiner künstlerischen Entwicklung sind seine Werke von einer
bewegt modellierten Oberfläche geprägt, die sich im Verlaufe der
1930er-Jahre, unter dem Einfluss eines neuen Realismus und einer
allgemeinen Rückbesinnung auf das Klassische, strafft. Durch diese
Wandlung zu einer mehr flächigen und volumenbetonten
Formensprache findet der Künstler seinen eigenen Stil. Er gehört nun
wie beispielsweise Karl Geiser zu den Schweizer Bildhauern, die die von
Hermann Haller, Hermann Hubacher und anderen Plastikern erneuerte
Tradition eines klassischen Menschenbildes fortsetzen. In seinen
Skulpturen kommt die Beherrschung von Material und Form ebenso zum
Ausdruck wie ein sicheres Gespür für eine geschlossene
Gesamtwirkung. Seine Figuren leben von einer immanenten Spannung,
die durch eine vital empfundene Oberfläche nach aussen strahlt.
Wichtige Werkgruppen innerhalb seines Œuvres bilden die Bildnisse
und die Denkmäler. Herausragende und von feiner Charakterisierung
geprägte Werke sind die Porträts des Schriftstellers Charles-Ferdinand
Ramuz (1942–48), des Kunstsammlers Oskar Reinhart (1946, beide
Winterthur, Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten) oder des
Industriellen und Kunstsammlers Emil Bührle (1957, Kunsthaus Zürich).
Der Künstler verfügt aber nicht nur über ein starkes
Einfühlungsvermögen, er ist auch in der Lage, sich in architektonische
und städtebauliche Gegebenheiten einzulesen, was ihm von den frühen
1930er- bis in die 1960er-Jahre zahlreiche Aufträge für Denkmäler und
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Kunst am Bau einbringt:, beispielsweise Knabe mit Pferd, 1939,
Schweizerische Landesausstellung in Zürich (zerstört). Bei den
öffentlichen Werken, die auf Fernsicht angelegt sind, dominieren
grosszügige Formen, klar gerichtete Bewegungen sowie eine prägnante
Silhouette.
Bänninger gehört zu den wichtigsten Bildhauern der Zwischen- und
Nachkriegszeit in der Schweiz. Er leistete mit seinen Werken einen
eigenständigen Beitrag zur Geschichte der modernen und insbesondere
der figürlichen Plastik.
Werke: Kunstmuseum Bern; Freiburg i. Ue., Universität, Aulatüre, 1943;
Lausanne-Ouchy, Reiterstandbild Henri Guisan, 1967; Olten, Aarebrücke,
Brückenplastik Remonte!, ab 1957; Schaffhausen, Münster, Bronzeportal,
ab 1957; Winterthur, Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten;
Kunstmuseum Winterthur; Kunsthaus Zürich; Zürich, Hotel Limmathaus,
Der barmherzige Samariter, 1931; Zürich-Wollishofen, Neue Kirche,
Speisung der Fünftausend, 1936; Zürich, Grossmünster, BullingerDenkmal, 1939–1940; Zürich, Sechseläutenplatz, Schreitende, 1942–46;
Zürich, Universitätsspital, Der Genesende, 1946–48; Zürich, Muraltengut,
Pferd, 1955; Zürich, Quai-Anlage Hafen Enge, Gottfried-Keller-Denkmal,
1967.
Susanne Schrödter, 1998, aktualisiert 2010
Literaturauswahl
- Oltner Neujahrsblätter 2009. [Texte:] Prof.Dr. Peter André Block [et al.].
2008 Akademia Olten 67. Jahrgang
- Franz Müller: «‹Reiner Statuaire›. Otto Charles Bänninger - Porträts und
Denkmäler». In: Neue Zürcher Zeitung, 18./19.1.1997, 14. S. 68
- Rolf Lambrigger: Zürich. Zeitgenössische Kunstwerke im Freien. Zürich:
Orell Füssli, 1985
- Matthias Wohlgemuth. Franz Zelger, Stiftung Oskar Reinhart Winterthur.
Band 3. Schweizer Maler und Bildhauer seit Ferdinand Hodler, Zürich:
Orell Füssli, 1984 (Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft.
Kataloge Schweizer Museen und Sammlungen 3/3).
- Otto Charles Bänninger 1897-1973. [Texte:] Richard Häsli [et al.]. [o. O.,
1973]
- Ch. A. Cingria: Otto Charles Bänninger. Zürich: Graphis, 1949
Nachschlagewerke
- Historisches Lexikon der Schweiz. Dictionnaire historique de la Suisse.
Dizionario storico della Svizzera, hrsg. von der Stiftung Historisches
Seite 3/5, http://www.sikart.ch
Lexikon der Schweiz; Chefredaktor: Marco Jorio, Basel: Schwabe, 2002 ff.
- E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres,
sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays
par un groupe d'écrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle
édition entièrement refondue sous la direction de Jacques Busse. Paris:
Gründ, 1999, 14 vol.
- Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique
de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.:
Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne;
Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde.
- Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und
Völker, München, Leipzig: Saur, 1992 ff.
- Künstlerlexikon der Schweiz. XX. Jahrhundert, Hrsg.: Verein zur
Herausgabe des schweizerischen Künstler-Lexikons; Redaktion: Eduard
Plüss. Hans Christoph von Tavel, Frauenfeld: Huber, 1958-1967, 2 Bde.
[unveränderter Neudruck 1983].
- Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts.
Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Auslandes bearbeitet,
redigiert und herausgegeben von Hans Vollmer. 6 Bände. Leipzig:
Seemann, [1953-1962] [unveränderter Nachdruck: München: Deutscher
Taschenbuch Verlag, 1992]
Website
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Archiv
SIK-ISEA, Schweizerisches Kunstarchiv, HNA 299
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21.12.2015
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Empfohlene Zitierweise
AutorIn: Titel [Datum der Publikation], Quellenangabe, <URL>, Datum
des Zugriffs. Beispiel: Oskar Bätschmann: Hodler, Ferdinand [2008,
2011], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz,
http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000055, Zugriff vom
13.9.2012.
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