Die Wahrnehmung der Patient-ArztBeziehung von „schlecht eingestellten“ Menschen mit Typ 2-Diabetes mellitus – Baseline-Teilergebnisse der DEBATE-Studie Sara Santos1, Susanne Löscher2, Anja Wollny3, Eva Drewelow3, Iris Schluckebier2, Michael Pentzek1, Attila Altiner3, Stefan Wilm1 „Dialog Versorgungsforschung Nordrhein-Westfalen – Patientenorientierung der Gesundheitsversorgung Diabetes-Erkrankter“ 06. Mai 2015 in Witten Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin (ifam) Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Lehrstuhl und Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin 3 Universitätsmedizin Rostock, Institut für Allgemeinmedizin 1 2 Hintergrund • 15% der Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 (DM2) haben eine schlechte Stoffwechseleinstellung (HbA1c). (Quelle: Böhler S. et al. 2006) • Charakteristika von “gut” vs. “schlecht” eingestellten Menschen mit DM2 in der Hausarztpraxis: (Quelle: Wilm S. et al. 2014) – Integration des Diabetes in den Alltag „Ich kann mich gut um meinen Diabetes kümmern.“ – Probleme mit dem Diabetes im Alltag „Mein Diabetes macht es mir schwerer, meine alltäglichen Dinge zu erledigen.“ Hintergrund Einstellungen des Hausarztes / der Hausärztin Zu hoher HbA1c–Wert = fehlende Compliance meines Patienten !? •Fokus auf den HbA1c-Wert und weniger auf individuelle Ziele •Assoziation eines schlechten HbA1c-Wertes mit fehlender Compliance des Patienten / der Patientin (Quelle: Moreau A, Aroles V, Souweine G, et al.) Hintergrund Erkenntnisse für den Praxisalltag Patientenseitig wahrgenommene Alltagsprobleme in den Behandlungsprozess einbinden. Alltagsrelevante und realistische Ziele vereinbaren. Integration des Diabetes in den Patientenalltag fördern. DEBATE-Studie • Verbesserung der hausärztlichen Versorgung von „schlecht eingestellten Menschen“ mit Typ 2 Diabetes (HbA1c ≥8,0%) • Multizentrische cluster-randomisierte kontrollierte Interventionsstudie • Untersuchung der Effekte einer verstärkten Patientenorientierung des Hausarztes auf patientenseitige Outcomes (u.a. HbA1c) Forschungsfrage 1.Welchen Einfluss hat die Wahrnehmung der Patient-ArztBeziehung auf die patientenseitige Krankheitswahrnehmung? 2.Welchen Einfluss hat die patientenseitige Krankheitswahrnehmung auf die Lebensqualität und das kardiovaskuläre Risiko? Methodik Debate - Baselinedaten (T0) • 843 Menschen mit Typ 2-Diabetes und einem HbA1c ≥ 8,0% • 54% männlich; Alter: MW 65,0 (SD 10,9) Datenerhebung: • Telefoninterviews mit Patienten: – Patient-Arzt-Beziehung: Gemeinsame Entscheidungsfindung (PEF, score 0-100) und Zufriedenheit mit med. Betreuung (PACIC, score 1,00-5,00) – Krankheitswahrnehmung: diabetesbezogene Probleme (PAID, score 0-100) – Outcome Lebensqualität (EQ-5D, score -0,205-1,000) • Hausarztangaben: Outcome kardiovaskuläres Risiko (arriba-Score, 050) Datenauswertung: • Regressionsanalysen (jeweils adjustiert für Alter, Geschlecht, Bildung, Partnerschaftsstatus, Arztpraxis) Baseline-Teilergebnisse Patient-Arzt-Beziehung Krankheitswahrnehmung 1. Je stärker die gemeinsame Entscheidungsfindung wahrgenommen wird, desto weniger Probleme mit dem Diabetes werden berichtet. 2. Kein Zusammenhang zwischen Zufriedenheit mit der medizinischen Betreuung und patientenseitiger Krankheitswahrnehmung. Baseline-Teilergebnisse Krankheitswahrnehmung Outcomes 1. Je stärker diabetesbezogene Probleme wahrgenommen werden, desto geringer ist die Lebensqualität. 2. Je störender der Diabetes erlebt wird, desto geringer das kardiovaskuläre Risiko. (???) Fazit Krankheitswahrnehmung: diabetesbezogene Probleme nicht sign. Patient-Arzt-Beziehung: Gemeinsame Entscheidungsfindung Lebensqualität • Kein direkter Zusammenhang zwischen Patient-Arzt-Beziehung und Outcomes wie Lebensqualität. • Patient-Arzt-Beziehung könnte über den vermittelnden Einfluss der Krankheitswahrnehmung auf gesundheitsrelevante Outcomes wirken. • Insgesamt kleine Effekte Limitationen und Ausblick • Explorative Querschnittsanalyse • Keine Kausalschlüsse möglich • Ergebnisse zum Teil kontraintuitiv • Längsschnittanalysen geplant Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Literatur • Böhler, S., Lehnert, H., Pittrow, D., Pieper, L., Klotsche, J., & Wittchen, H.-U. (2006). Versorgungsqualität des Typ-2-Diabetes - erste Ergebnisse aus der DETECT-Studie. Diabetes, Stoffwechsel und Herz, Suppl. 1: 3-5. • Wilm S., Abholz H.H., Gummersbach E., Icks A., Pentzek M. (2014). Menschen mit schlecht eingestelltem Typ-2-Diabetes. In: Der Diabetologe, 10; 200-206. • Drewelow E, Wollny A, Pentzek M, Immecke J, Lambrecht S, Wilm S, Schluckebier I, Löscher S, Wegscheider K, Altiner A. Improvement of primary health care of patients with poorly regulated diabetes mellitus type 2 using shared decision-making - the DEBATE trial. BMC Family Practice 2012; 13:88.
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