Roșia Montană: Europas größte Goldreserven bleiben unter der Erde Demonstration gegen das Bergbau-Projekt in Rosia Montana. Foto:Salvați Roșia Montană. Konzern droht Rumänien mit Klage vor Schiedsgericht der Weltbank. Am 21. Juli 2015 entschied sich die Regierung Rumäniens gegen Europas größte Goldmine im eigenen Land. Nun fordert der kanadische Bergbaukonzern hinter dem Projekt Entschädigung von Bukarest. Gabriel Ressources kündigt an, vor dem Schiedsgericht der Weltbank (ICSID) zu klagen. Der Konzern hat in der Vergangenheit gedroht, bis zu vier Milliarden Dollar für entgangene Profite zu verlangen. Das Nein Rumäniens zum Goldabbau in Roșia Montană ist ein Sieg. Für die Menschen im transsilvanischen Roșia Montană. Und für die größte zivilgesellschaftliche Bewegung Rumäniens seit der Wende. Ein Sieg gegen den Bergbaumulti aus Übersee. Und gegen die korrupten Eliten im Land. Die Bewegung bewies einen langen Atem. Inzwischen 15 Jahren dauert ihr Kampf gegen die Pläne der kanadischen Bergbaufirma Gabriel Resources, im rumänischen Mittelgebirge Apuseni 314 Tonnen Gold und 1.500 Tonnen Silber auszubeuten. Jetzt bleibt das größte Goldvorkommen Europas unter der Erde. In einer Pressemitteilung lies der Konzern verlautbaren, er habe die Hoffnung aufgegeben, das Projekt erfolgreich durchzuführen. Gleichzeitig wolle er Klage einreichen beim Schiedsgericht der Weltbank, dem Internationalen Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID). Firmenpräsident und CEO Jonathan Henry sprach 2013 von vier Milliarden Dollar Entschädigung, sollte der rumänische Staat das Projekt nicht endgültig genehmigen. Protest zwang Parlament zum Stopp Zunächst sah es gut aus für Gabriel Ressources. Politiker und Medien warben für den Goldund Silberabbau in den transsilvanischen Bergen. Großflächige Werbekampagnen in bekannten Medien wie dem rumänischen National Geographic Magazin sollten mögliche Bedenken gegen das Projekt beiseite wischen. Ein Gesetz, das die Mine genehmigen sollte, lag damals schon zur Abstimmung im Parlament. Es hätte Gabriel Ressources das uneingeschränkte Recht auf Bau und Erkundung eingeräumt. Die Rechte der Anwohner und rechtmäßigen Besitzer wären außer Kraft gesetzt. Erst nach massiven Protesten der Zivilgesellschaft, die auch international für Aufsehen sorgten, hat das Parlament gegen die Inbetriebnahme der Mine gestimmt. Wäre der Plan von Gabriel Resources aufgegangen, hätten über 2000 Menschen ihr Zuhause verloren. Denkmalgeschützte Häuser, Kirchen und antike Stätten aus römischer und vorrömischer Zeit wären unwiderbringlich zerstört worden. Denn um an das Gold und das Silber zu kommen, sah der Konzern vor, drei Berge abzutragen und die hochgiftigen ZyanidAbwässer, in einen fast 185 Meter tiefen Stausee zu leiten. Das hätte auch die großflächige Rodung von Waldflächen bedeutet. Zyanid wird verwendet, um das Gold aus dem Gestein zu waschen. Dabei werden auch hochgiftige Schwermetalle aus dem Gestein gelöst, die die Gewässer verseuchen und ganze Landstriche unbewohnbar machen. Ein Dammbruch im nordrumänischen Baia Mare hatte im Jahr 2000 eine schwere Umweltkatastrophe zur Folge, bei der über 100.000 Kubikmeter mit Zyanid verseuchter Schlamm in Theiß und Donau floss. Sieg der Zivilgesellschaft Der konsequente Einsatz der Zivilgesellschaft, gestützt von einem breiten Bündnis aus NGOs, den Kirchen in Rumänien, Fachkreisen und mittlerweile auch Politikern sowie unzählige Gerichtsverfahren, die das unrechtmäßige, undemokratische Vorgehen des Unternehmens entlarvt haben, dürften sich gelohnt haben. Wie das Schiedsgerichtverfahren bei der Weltbank ausgeht, ist indes ungewiss. Laut UN-Statistik von 2012 gehen 70 Prozent der Fälle zu Gunsten der Konzerne aus. Auch in anderen Ländern tobt der Kampf zwischen Staat und Bergbauunternehmen. Zum Beispiel in El Salvador: Der australisch-kanadische Bergbaukonzern OceanaGold verklagt El Salvador auf 301 Millionen US-Dollar, weil die Regierung dem transnationalen Konzern nach einer Explorationsphase, keine Abbaukonzession erteile. Auch hier entscheidet das Schiedsgericht der Weltbank. Lesen Sie die Pressemitteilung der Kampagne Salvați Roșia Montană
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