„Neschen zieht die Notbremse“

18. April 2015 | Presseartikel erschienen in den Schaumburger Nachrichten
Autor: Raimund Cremers und Benjamin Schrader
„Neschen zieht die Notbremse“
Vorläufige Insolvenz eingeleitet
Bückeburg. Die 235 Beschäftigten der Neschen AG bangen um ihre Arbeitsplätze. Das
Traditionsunternehmen hat gestern einen Antrag auf die Eröffnung eines
Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Das zuständige Gericht in Bückeburg hat
dem unmittelbar darauf stattgegeben, da der Konzern überschuldet sei und keine positive
Bestehensprognose abgegeben werden könne. Vorläufiger Sachverwalter ist der DiplomKaufmann Arndt Geiwitz. Neschen hatte dies auch so beantragt.
Das Unternehmen will die Insolvenz nach eigenen Angaben zu Entschuldung nutzen.
Immerhin lasten auf der Neschen AG Kredite in Höhe von 24,3 Millionen Euro. Dazu kommt
noch ein Besserungsschein über 20 Millionen Euro.
Doch damit nicht genug: Vorstand Michael Aupke hat in diesem Zusammenhang dem
Aufsichtsrat seinen Rücktritt angeboten. Das Gremium nahm diesen Vorschlag mit sofortiger
Wirkung an. Aupke war erst Anfang Juli 2013 in den Vorstand berufen worden und dort für
den Bereich „Sales & Marketing“ zuständig. Den frei gewordenen Platz nimmt Bettina
Breitenbücher ein. Die promovierte Juristin hat nach eigenen Angaben umfangreiche Praxis
als Verwalterin in zahlreichen Konkurs-, Gesamtvollstreckungs- und Insolvenzverfahren
gesammelt.
In den kommenden Wochen wolle der Vorstand gemeinsam mit den Gläubigern und dem
Betriebsrat einen Sanierungsplan ausarbeiten. Ziel sei es, dass die Neschen AG gestärkt
aus dem Insolvenzverfahren hervorgehe, heißt es seitens des Unternehmens.
Die Ursache für diesen Schritt sieht Neschen-Vorstandssprecher Henrik Felbier in dem
Verhalten des Fonds Sandton. Dieser sei nicht bereit gewesen, an einer konstruktiven
Refinanzierung mitzuwirken, obwohl es gelungen sei, den Konzern operativ erfolgreich zu
sanieren.
Bereits bei der jüngsten außerordentlichen Hauptversammlung vor wenigen Wochen hatte
sich angedeutet, dass die US-amerikanische Fondsgesellschaft ihre eigenen Pläne verfolgt.
So war ein Antrag auf eine Umwandlung von Forderungen in Eigenkapital abgelehnt worden.
Sandton hatte sich aber verpflichtet, bis Ende des Jahres keine Forderungen geltend zu
machen.