Buenos Aires Buenos Aires ist eine eindrucksvolle Stadt. Das Leben, die Leute, der Rhythmus, das Essen, der Wein, das reichhaltige kulturelle Angebot und natürlich der allseits bekannte Tango nehmen einen von der ersten Sekunde an gefangen. Nicht nur aus diesem Grunde eignet es sich hervorragend, um sein Studium hier fortzusetzen. Wenn man den ersten Schock angesichts der enormen Größe und der vielversprechenden Möglichkeiten dieser Stadt überwunden hat, kann man vollends eintauchen in ein buntes, spaßiges jedoch auch sehr anstrengendes Studentenleben. Dieses beginnt an der Facultad de filosofía y letras im Stadtviertel Caballito. Die ehemalige Tabakfabrik versetzt einen schlagartig zurück in die Zeit der 68er, als noch Studentendemos und die intellektuelle Linke den Unialltag bestimmten. In Argentinien ist diesbezüglich die Zeit stehen geblieben: nachdem man sich seinen Weg zum Hörsaal zwischen den Mao- und Che Guevara Plakaten hindurch gebahnt hat, um sich anschließend, am Ziel angekommen, in einen der kaputten Schalensitze aus rotem Plastik fallen zu lassen, versucht man nun die anstehende Vorlesung zu genießen, jedoch wird diese in regelmäßigen Abständen von Kommilitonen unterbrochen, da es schließlich gilt, die nächsten anstehenden Demos und Assemblers zu organisieren. Auch im organisatorischen Bereich ist die Universidad de Buenos Aires unserer Zeit hinterher, denn anstatt des für uns so selbstverständlichen elektronischen Vorlesungs-verzeichnisses und Anmeldeverfahren muss man sich hier noch mit dem altmodischen Zettel-verfahren rumschlagen, was bedeutet, dass die sich ganze Fakultät zu Semesterbeginn um die jeweiligen Schaukasten schart, um die Vorlesungen inklusive Zeiten und Veranstaltungsorte abzuschreiben, anschließend einen Stundenplan zusammenzustellen und diesen dann handschriftlich im Dekanat einzureichen. Während also Organisation und äußere Erscheinung auf der Strecke bleiben, steht das Unterrichtsnievau dem Unsrigen in keinem nach – eher im Gegenteil: Trotz der Tatsache, dass es in Argentinien keine Vollzeitstudenten gibt, da sich dies aufgrund der wirtschaftlichen Situation des Landes keiner leisten kann, und somit sämtliche einheimische Kommilitonen, bevor sie sich zwischen 19 – 23 Uhr zu einem in den Hörsaal gesellen, bereits 9 Stunden Büroarbeit geleistet haben, ist das Niveau sehr hoch und der wöchentliche workload nicht zu unterschätzen (und das bei durchschnittlich 2 Vorlesungen pro Semester, das Maximum liegt bei 4, aber selbst die ehrgeizigsten Streber schaffen nicht mehr als 3!!!) . Trotz alledem kommt das Studentenleben so wie wir es kennen und lieben nicht zu kurz, schließlich hat man ja erst abends Vorlesungen und somit jede Menge Zeit auszuschlafen, da kommt die Vorlesung bis 23 Uhr sogar ganz gelegen, schließlich ist vor 2 Uhr in den Clubs ohnehin nichts los. Wem der durchaus anstrengende Partyrhythmus zu viel wird, kann für einen Tagesausflug nach Tigre oder direkt nach Colonia (Uruguay) fahren. Beides etwa 1 Stunde entfernt und im Vergleich zum lauten smokhaltigen Buenos Aires eine ruhige, entspannte Abwechslung. Geld: Momentan steht der Kurs 1: 4,5 also 1€ = 4,5 Pesos argentinos. Dementsprechend günstig ist das Leben dort für uns und ihr werdet feststellen, dass man sich auf einmal ungemein viel leisten kann. Ob man diesen Überschuss nun spart oder seinen Lebensstil den Möglichkeiten anpasst, bleibt natürlich jedem selbst überlassen, allerdings ist meist letzteres der Fall. Neben Pesos kann man fast überall auch mit Dollars zahlen. Davon abgesehen sollte man in jedem Fall eine Kreditkarte haben, falls der Automat mal wieder streikt oder die Handtasche doch geklaut wurde!!! Visa: Wer nur für ein Semester geht, braucht weder Geburtsurkunde noch Führungszeugnis. Eine Kopie des Reisepasses sowie ein entsprechendes Schreiben der Universidad de Buenos Aires (was man rechtzeitig von Mercedes in der Fakultät ausgehändigt bekommt) braucht man, neben einer immensen Portion Geduld auf dem Amt, nichts. Sicherheit: Buenos Aires ist eine große Stadt und dementsprechend sollte man manche Ecken, besonders abends und alleine, meiden. Ein ungeschriebenes Gesetz, welches in jeder Großstadt gilt. Ansonsten habe ich Buenos Aires als sicher empfunden und mich zu keinem Zeitpunkt unwohl oder unsicher gefühlt. Für den Fall der Fälle sollte man natürlich dennoch nicht mit sämtlichen Wertsachen durch die Gegend ziehen und Pass sowie Kredit- oder Girokontocard zuhause lassen.
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