Zwei Zeilen, ein Hof: das Studentenwohnhaus auf der Erlenmatt Ost in Basel Plan: Duplex Architekten Grundrisskunde • Aus drei mach eins Im Studienauftrag ging es um ein Silo und um ein Studentenhaus. Das Projekt für die Studenten überarbeiteten Duplex Architekten komplett. Anne Kaestle und Dan Schürch erklären den Grundriss. Aufgezeichnet von Ivo Bösch • Für unser damaliges Siegerprojekt hatten wir ein Haus an der Rue des Amiraux in Paris von Henri Sauvage als Vorbild. Die Referenz mit einem Schwimmbad im Erdgeschoss staffelt sich in der Höhe zum Strassenraum zurück, um eine Antwort auf die mangelnde Wohnhygiene zu finden. Wir kehrten das Schnittprinzip kurzerhand um: Die Staffelung liegt bei uns im Innenraum. Die Gebäudetiefe gab der Masterplan mit 24 Metern vor. Wie sehen Wohnungen für diese Tiefe in einem stark lärmbelasteten Umfeld aus? Durchschusszimmer • Zwei Gründe zwangen uns, das Projekt komplett zu überarbeiten. Erstens fiel das Schwimmbad weg – heute besetzen Gewerberäume, Atelierwohnungen und die Waschküchen das Erdgeschoss. Zweitens war die Rendite zu tief. Um die Effizienz zu steigern, wurde die Anzahl der Studentenzimmer von 64 auf 96 erhöht. Und statt mit drei privaten Höfen kommen wir jetzt mit einem grossen aus. Die Bedingungen sind geblieben: Auf der einen Seite liegt eine Autobahn, die andere Seite orientiert sich zum ruhigen Siedlungsraum. Der 7,8 Meter breite und über 50 Meter lange Innenhof ermöglicht es uns, Zimmer im lärmbelasteten Trakt unterzubringen, weil sich diese Durchschusszimmer über den nicht gedeckten Hof belüften lassen. Beide Zeilen haben verschiedene Bedingungen, was wir nicht negieren wollen und sich in der Typologie niederschlägt. Gleichzeitig gibt es zwei verschiedene Nutzerwünsche: Die Langzeitstudenten wollen eher zusammen wohnen, darum sind die Individualzimmer im Nord- hochparterre•wettbewerbe 1 • 2016 • Grundrisskunde hpw1601_094-095.indd 95 0 5 10 m trakt klein und gruppieren sich rund um grosse Gemeinschaftsräume. Im Südtrakt wohnen die Kurzzeitstudenten, die mehr Privatheit und Ruhe wollen. Die Zimmer sind grösser, die Wohnbereiche kleiner. Die verbindenden Elemente sind die Balkone, Brücken und Laubengänge. Buenos Aires, Winterthur, Basel • Wir wollten die Zimmerbreite auf ein Minimum reduzieren. Es gibt die 2,4 Meter breiten Druchschusszimmer – so hoch wie breit – mit einer Fläche von 14,3 Quadratmetern. Erschliessungsräume findet man fast keine. Die Zimmer sind direkt durch die Wohnräume oder von den internen Treppen erschlossen. Die Wohnräume variieren: zum Beispiel 60 Quadratmeter bei einer 6-Zimmer-Wohnung im Norden. Dagegen ist ein Wohnraum in einer 7-ZimmerWohnung im Südtrakt nur 40 Quadratmeter gross. Der Wohnbau Pasaje General Paz in Buenos Aires war schon Vorbild für ein Projekt in Winterthur. Dort war der Hof geschlossen, aber ansonsten sieht man auf unserer damaligen Visualisierung dieselben Balkone mit Ausweitungen, die Eingänge und Sitzplätze bilden – wie in Buenos Aires oder Basel. Die Treppen sollen den Hof nicht dominieren, deshalb verschwindet man von der Gemeinschaftsfläche im ersten Obergeschoss hinter die Hofwand. Ins erste Obergeschoss führt eine grosse Treppe. Die etwa 100 Personen, die hier leben werden, sollen sich im Hof über den Weg laufen. Im April sollen wir die Baueingabe einreichen. Für das Silo sucht die Stiftung Habitat noch einen Nutzer. Baustein 3, Erlenmatt Ost, Basel Grundriss Stand Bauprojekt (2016) nach Überarbeitung des Siegerprojekts des Studienauftrags mit 3 Teams (2013) Bauherrschaft: Stiftung Habitat, Basel Nutzer: Verein Studentische Wohnvermittlung, Basel Architektur: Duplex Architekten, Zürich Mitarbeit: Anne Kaestle, Dan Schürch, Boris Borrelli, Philip Berkowitsch, Lorraine Haussmann, Andreas Klein, Elmar Koers, Martin Kostelezky, Pedro Matos, Iris Trefz 95 15.02.16 15:59
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