Abschlussbericht Mein Auslandsaufenthalt begann zuerst mit einem Auslandssemester an der Universidad de Belgrano. Mir hat es jedoch so gut in Buenos Aires gefallen, dass ich mich entschieden habe noch ein zwei monatiges Praktikum zu absolvieren. Dieser Gedanke kam mir natürlich relativ spontan und die Suche nach einer geeigneten Stelle stellte sich als ziemlich schwierig heraus. Zumal die wirtschaftliche Situation in Argentinien nicht gerade nach Praktikanten gerufen hat, sowie der Zeitraum (2 Monate) für die meisten zu kurz ist. Zunächst schrieb ich diverse argentinische sowie deutsche Firmen an und fragte ob die Möglichkeit, ein zwei monatiges Praktikum zu absolvieren, überhaupt besteht. Meistens habe ich Absagen oder überhaupt gar keine Antwort erhalten. Letztendlich habe ich dann über eine Bekannte die auch zu der gleichen Zeit hier ein Auslandssemester gemacht hat, etwas gefunden. Sie wiederum hat meinen Chef durch Zufall hier kennen gelernt, da er an der gleichen Universität wie sie in Deutschland studiert hat. Nun hat er hier ein Start- Up Unternehmen gegründet hat. Für mich stellte das die perfekte Gelegenheit dar. Ich schrieb Herrn Harz eine e-mail mit Lebenslauf und Motivationsschreiben und er antwortete mir, dass sie mich gebrauchen könnten. Um einfach in Argentinien zu sein benötigt man kein Visum, sondern erhält automatisch bei der Einreise ein drei monatiges Touristenvisum. Da ich hier studiert habe, musste ich zusätzlich ein Studentenvisum beantragen. Wenn man hier arbeitet muss man ein Arbeitsvisum beantragen. Dies ist zwar mit viel Bürokratie verbunden, allerdings sollte es keine Probleme geben sobald man eine feste Arbeitsstelle hat. Dadurch dass ich nur zwei Monate in Buenos Aires arbeitete und es ein junges Unternehmen war, konnte ich einfach mit meinem Touristenvisum arbeiten. Besser gesagt, mein Studentenvisum war noch bis Ende August gültig und ich musste deshalb einmal über die Grenze fahren, denn bei jeder neuen Einreise erhält man erneut das Touristenvisum. Das einzige was ich nun noch für den Start des Praktikums benötigte oder viel mehr für das Stipendium von PROMOS, war eine Versicherung. Ich habe mich dazu entschieden das Versicherungspaket des DAAD´s abzuschließen, da es mir als die einfachste Lösung erschien auch für wirklich alle möglichen Fälle versichert zu sein. Meine größte Sorge bei der Einreise in Buenos Aires war “ Wie komme ich vom Flughafen zu meinem Hostel?”. Doch dies stellte sich im nachhinein als ziemlich einfach heraus. Es gibt ein Busunternehmen “Manuel Leon Tienda”, welches einen mit einem Bus zu einer Zentralstation in Buenos Aires fährt und von dort wiederum mit kleineren Autos zu der jeweiligen Addresse. Die anschließende Wohnungssuche gestaltete sich dann jedoch schwieriger als gedacht. Die ersten zwei Wochen habe ich in einem Hostel gewohnt, wodurch ich bereits einige Leute kennen gelernt habe. Das Hostel war super und direkt in Palermo gelegen. Leider gibt wurde es kurz nachdem ich da war aus Eigenbedarfsgründen geschlossen. Jedoch kann ich allen die nach Buenos Aires nur empfehlen ein Hostel sowie Wohnungen in Palermo,Belgrano oder Recoletta zu suchen. Dies sind die sichersten Gegenden und in Palermo ist auch jede Menge los, so muss man zum Beispiel auch Nachts keine weiten Strecken zurücklegen. Während den zwei Wochen habe ich via Craigslist (http://buenosaires.es.craigslist.org/) und CompartoDepto (http://www.compartodepto.com/) diverse Wohnungen besucht und angeschrieben. Jedoch hat es entweder nicht gepasst oder mir wurde gar nicht geantwortet. Zum Schluss bin ich dann mit drei Deutschen zusammen gezogen. Wir haben in Palermo gewohnt, direkt am Plaza Italia. Sehr zentral mit vielen Busstationen und einer U-bahn Station. Nach den fünf Monaten Studium musste ich dann erneut eine Wohnung suchen und bin wesentlich schneller (wahrscheinlich weil die neuen Studenten noch nicht da waren) fündig geworden. Während meines Praktikums wohnte ich dann bei einem Argentinier, was mir noch einmal geholfen hat mein Spanisch zu verbessern und die argentinische Kultur besser kennen zu lernen. Verkehrsmitteltechnisch ist Buenos Aires, wenn auch chaotisch, meiner Meinung nach sehr gut ausgestattet. Es gibt ein gut erschlossenes UBahn System, aber überall wo einen die U-Bahn nicht hinbringt kann man mit den Bussen fahren. Die U-Bahn sowie Bustickets sind vom Staat subventioniert und somit das einzig wirklich günstige hier in Buenos Aires. An das Busfahren muss man sich zu Beginn gewöhnen: die Busse fahren weder zu einem bestimmten Plan, mit Hupe und ohne Bremsen, noch ist es selbstverständlich dass sie an einer Bushaltestelle halten. Hierzu muss man wenn man an der Bushaltestelle steht, Handzeichen geben sowie auch immer den Knopf drücken wenn man aussteigen will. Zudem gibt es keine Strassenstationsnamen und man muss sich an den Strassen orientieren. Aber sobald man das drauf hat, ist es eigentlich ganz einfach. Apropo argentinische Kultur. Neben diversen Asados (Grillen) ist das Mate trinken ein sehr wichtiges Ritual im argentinischen Alltag. Mate ist letztendlich eine Art herber Kräutertee, welches man in einem Behälter (aus Holz,Glas oder Kürbis) mit einer Bombilla (Strohhalm aus Metall) trinkt. Das besondere daran ist, dass man es immer in einer Gruppe und zu jeder Gelegenheit trinkt. Dabei benutzt man meistens nur einen Becher und reicht diesen weiter. Auch im Büro wurde neben Kaffee fleißig Mate getrunken. Wenn man jedoch zu lange braucht bekommt man auch gerne den Spruch “ No es tu microfono” zu hören. Soll heißen, wenn du reden möchtest dann trink erst aus und gib den Mate weiter. Diesen „Zeitdruck“ etwas schnell zu erledinge verspürt man lediglich nur beim Mate trinken. Sobald es um das Schlange stehen in einem Supermarkt geht oder ähnliche Angelegenheiten, benötigt man sehr viel Geduld und Zeit in Argentinien. In Deutschland hatte ich ein paar Jahre Spanischunterricht in der Schule sowie ein Semester in der Universität. Als ich jedoch in Buenos Aires ankam habe ich zunächst kein Wort verstanden. In Argentinien und besonders in Buenos Aires spricht man zum einen sehr anders (aussprache sowie grammatikalisch) und zum anderen sehr schnell. Zum Beispiel wird anstatt “tu” das Wort “vos” verwendet und “ll” wird als “sch” ausgesprochen. Zudem benutzen sie noch viele andere Wörter als im spanischen Spanisch. Dadurch dass ich an der Universität zwei Fächer auf Spanisch hatte sowie zwei spanisch Kurse konnte ich mein Spanisch relativ schnell verbessern. Was mir jedoch am meisten geholfen hat, ist die direkte Kommunikation mit Argentiniern. Da ich die ersten fünf Monate mit Deutschen zusammen gelebt habe, war mein Fortschritt relativ gering im Vergleich zu den letzten zwei Monaten. In denen habe ich fast durchweg spanisch gesprochen und meine Sprache ungemein verbessert. Meine Arbeitskollegen waren allgemein sehr jung, da es hier in Argentinien üblich ist schon während des Studiumes teilweise Vollzeit zu arbeiten. Jedoch durchweg sehr liebenswert und interessiert an „Der Deutschen“ (neben meinem Chef war ich die Einzige Deutsche). Vier meiner Arbeitskolleginnen haben mich auch direkt zu einem Wochenendtrip nach Colonia (Uruguay) eingeladen, wo wir das Wochenende in einer Quinta (Landhaus) aus dem 1800 Jahrhundert verbracht haben. Der Wahnsinn! Zusätzlich konnte ich dadurch direkt mein Visa Problem lösen. Zusätzlich zu dem Praktikum bin ich der Studentenorganisation AIESEC beigetreten. Dies kann ich jedem Studenten, der alleine in ein fremdes Land geht empfehlen (oder jede andere studentische Organisation). Denn die Leute dieser Organisation waren sehr offen, ständig wurde etwas organisiert und zudem hat man noch viele Nationen kennengelernt sowie aber auch Einheimische. Ansonsten ist Buenos Aires eine Stadt die sowohl tagsüber als aber auch Nachts sehr aufregend ist. Sobald man hier ist, wird man in den Sog der Stadt aufgenommen und muss nicht groß auf Suche nach Aktivitäten gehen. Meine Erwartungen an das Praktikum waren relativ gering, da ich wusste dass es relativ spontan war sowie ich mich auf keine konkrete Stelle beworben hatte. Dennoch erwartete ich von dem Praktikum einen Einblick in den Ablauf des Tagesgeschäfts eines Start Up Unternehmens zu erhalten. Zusätzlich erhoffte ich mir selbstständig Aufgaben und eventuell eigene Projekte übernehmen zu dürfen. Ich wollte nicht nur unterstützende Routineaufgaben erledigen sondern mit eigenen Ideen zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Meine Erwartungen wurden zum Teil erfüllt, zum Teil leider auch nicht. Letztendlich bestand mein Praktikum doch mehr aus Routineaufgaben, als selbstständigen Projekten. Dies lag wohl auch deutlich an der begrenzten Zeit. Unternehmen denken sich bei zwei Monaten häufig, dass es sich nicht wirklich lohnt die Person einzuarbeiten. Jedoch hatte ich viel freie Luft zwischendurch, die ich hätte wesentlich produktiver nutzen können. Aber dafür muss die Ansprechsperson natürlich auch jederzeit Zeit haben und da diese auch ihren Job erfüllen musste, war dies unmöglich. Dementsprechend würde ich jedem empfehlen der ein Praktikum im Ausland machen will, dies auch wirklich für 6 oder mehr Monate zu machen. Meine Aufgabe bestanden aus den Folgenden. Zu Beginn hatte ich Zeit das Geschäftsmodell zu verstehen und das Unternehmen überhaupt kennen zu lernen. Mir wurde alles geduldig erklärt und jede Frage ausführlich beantwortet. Nach den zwei Monaten habe ich nun ein gutes Verständnis darüber gewonnen wie das Tagegeschäft in dieser Branche abläuft. Eine meiner Hauptaufgaben der Zeit war es den „Reporte de Ventas“ zu aktualisieren, dieser bestand aus einer riesigen Excel Datei und musste 3mal wöchentlich angepasst sowie an alle Regionschefs verschickt werden. Durch diese Aufgabe konnte ich meine Excelkenntnisse noch einmal deutlich verbessern. Zusätzlich habe ich auch andere Exceltabellen aktualisiert. Der Bereich Pagos wurde mir ebenfalls deutlich erläutert, da ich dort meinen Sitzplatz hatte. Bei ClickOn hat man die Möglichkeit mit Kreditkarte und Bar zu zahlen. Die Barzahlung erfolgt dann bis zu 5 Tage verspätet. Weiterhin gibt es im Internet, gerade wenn mit Kreditkarte gezahlt wird, immer das Problem des Betrugs. Auch ClickOn kennt dieses Problem in Form von Chargebacks. Dementsprechend half ich dabei, vermeintliche Betrugsfälle aufzudecken. Eine weitere meiner Aufgaben bestand im „Market Research“. Ich sollte die in Argentinien bestehnde Konkurrenz (mittlerweile über zwanzig Unternehmen) untersuchen und deren Angebote mit denen von ClickOn vergleichen bzw. Herausfinden , welche sich gut verkaufen und welche nicht und vor allem welche ClickOn ebenfalls verwenden könnte. Die Analyse ging dann auch über die Grenzen Argentiniens hinaus und ich untersuchte das Geschäftsmodell in den USA. Nachdem ich meine Präsentation zu den möglichen Angeboten ClickOn´s fertig gestellt hatte, erhielt ich dann ein Feedback. Während des Market Research konnte ich auch letztendlich meine während des Studiums erworbenen Kenntnisse in e-Commerce anwenden. Zusätzlich habe ich der Personalabteilung ausgeholfen bzw. mir wurde ein bisschen der Prozess des Bewerbungsgesprächs sowie der Suche nach dem geeigneten Kandidaten näher gelegt. Nachdem mir alles erklärt wurde, durfte ich dann selbst geeignete Kandidaten auswählen bzw. über die Bewerberplattform selektieren. Später haben wir diese Kandidaten dann gemeinsam angerufen und zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, in welchem nähere Informationen erfragt wurden. Wenn es sich um potentielle Kandidaten handelte, wurden sie an die jeweiligen Chefs der Abteilung weitergeleitet um auch ihre fachliche Kompetenz zu prüfen. Da ich im Bereich Personalabteilung bisher noch gar keine Erfahrungen hatte, war es sehr interessant zu sehen wie der Auswahlprozess funktioniert. Besonders war es interessant einmal auf der anderen Seite der Bewerbung zu sitzen. Eine weitere Aufgabe war, die Website auf Fehler zu überprüfen. Während meiner Zeit bei ClickOn wurde das Design einmal geändert. Da der Ganze IT-Bereich in Brasilien sitzt, gab es zum Beispeil Sätze die in Portugiesisch anstatt Spanisch geschrieben wurden. Diese Fehler habe ich herausgefiltert und zum Schluss ein englisches Dokument mit allen Fehlern, sowie ihren Beschreibungen und ggf. richtigen Übersetzungen verfasst. Dieses wurde dann an die zuständige Person in Brasilien geschickt. Weiterhin bekam ich die Aufgabe die Zahlen der begonnenen Einkäufe mit denen der wirklich abgeschlossenen herauszusuchen, auszuwerten und zu vergleichen. Da jedesmal wenn ein Produkt in den Warenkorb gelegt wird, dies bereits als Kauf gezählt wird und er im nachhinein herausgefiltert werden kann, wie viele Einkäufe letztendlich getätigt wurden. Weiterhin habe ich der Produktion geholfen Angebote auch auf der Seite der Geschäftspartner zu aktualisieren. Da die Kunden immernoch die Möglichkeit haben nach Ihrem Kauf ein Angebot zu stornieren müssen die Zahlen der letztendlich wirklich verkauften Coupons für den Geschäftspartner aktualisiert werden. Da es sich um ein junges Unternehmen handelte bekam ich zusätzlich einen kurzen Einblick in eine Präsentation die den Businessplan eines Start-Up Unternehmens gegenüber seinen Investoren vorgestellt hat. Generell wäre ClickOn wohl immer bereit „ausländische Studenten“ aufzunehmen, jedoch würde ich dann eine längere Zeit empfehlen, in der man tatsächlich eine Aufgabe übernehmen kann. Sowie wäre es von Vorteil wenn man bereits gut bis sehr gut Spanisch spricht und versteht, denn dann kann man umso mehr Verantwortung übernehmen. Mir hat das Praktikum Spaß gemacht, aber auch zum großen Teil weil meine Mitarbeiterinnen so toll waren.
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