Ist der Computer der bessere Vermögensverwalter?

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Pro & Contra
Ist der Computer der
bessere Vermögensverwalter?
Die Welt ist nicht nur
schwarz und weiß
Der Computer bleibt bei
seiner Strategie
Wir glauben nicht, dass „Kollege Com­
puter“ grundsätzlich bessere Entschei­
dungen trifft als der Mensch. Basis ei­
ner jeden automatisierten Verwaltung
ist ein Modell. Und somit eine An­
nahme. Ist die Annahme falsch, funk­
Ingo Asalla
tioniert das Modell nicht. Anhänger
Geschäftsführer der
der
Effizienzmarkthypothese sagen, es
Ingo Asalla GmbH,
sei sinnvoll den Markt zu kaufen, weil
Oldenburg
zu jeder Zeit bereits alle Informationen
vollständig zur Verfügung stehen. Im
Modell wird aber beispielsweise das Momentum nicht berück­
sichtigt. Laut dem Entwickler dürfte es gar nicht da sein.
Wer entwickelt überhaupt solche Modelle? In der Regel sind es
Naturwissenschaftler, die versuchen, die Welt mit Einsen und
Nullen zu erklären. Dabei vergessen sie unseres Erachtens zwei
wichtige Dinge: Zwischen null und eins liegen unendlich viele
Zahlen. Außerdem ist Ökonomie ist keine Wissenschaft. Sie
unterliegt weltweit immer stärker politischen Einflüssen. Diese
sind von Computermodellen nicht vorhersehbar. Der Mensch ist
zwar kein Hellseher, er kann aber schneller auf Veränderungen
reagieren.
Fonds, die durch Computer gemanagt werden, sind meist
Trendfolger. Allein dieses Wort sollte Mahnung genug sein. Wie
entwickeln sie sich in Zeiten ohne Trend? Entscheidungsgrund­
lage solcher Fonds ist die Kursentwicklung einzelner Titel in der
Vergangenheit. Wie wichtig aber ist die Vergangenheit, da wir
doch in der Zukunft leben und anlegen werden?
Mit Blick auf Anleihen wird ein neuer Trend viel mehr sein, dass
Kurse alter Papiere künftig eher fallen als weiter steigen. Ob das
schon in den Computermodellen berücksichtigt ist, wird sich
zeigen. Vor allem an den Ergebnissen einschlägiger Fonds.
Es lässt sich nicht eindeutig feststellen, ob Mensch oder Com­
puter auf längere Sicht erfolgreicher sind. Möglicherweise haben
beide Wege abhängig von der jeweiligen Marktlage, ihre Berech­
tigung. Zu entscheiden, wann welcher Weg für den Moment der
richtige ist, gehört zu den Herausforderungen des Beraters und
der Anleger. Und das spricht für den Mensch und gegen den
Computer.
05
Der Computer ist kein selbständiges We­
sen. Er ist quasi der verlängerte Arm ei­
nes Management-Teams. Schließlich hat
dieses die Anlageregeln erstellt und die
Algorithmen programmiert. Der „Kol­
lege Computer“ ist nur so intelligent wie
Uwe Eilers
der „Kollege Mensch“, der davor sitzt.
Vorstand der Geneon
unbestreitbaren Vorteile spielen
Seine
­Vermögensmanagement AG,
rechnerbasierte Systeme bei der rigoro­
Königstein
sen Verfolgung einer einmal definierten
Strategie aus. Unbeeinflusst von täg­
lichen News und anderen Nebenkriegsschauplätzen kann dieser
fundamental quantitative Daten, also alle Kennzahlen von Unter­
nehmen, deren Aktien, von Anleihen, von volkswirtschaftlichen
Zahlen oder andere programmierte Merkmale durchforsten.
Damit können sehr große Datenmengen verglichen werden und
Wertpapiere oder Märkte nach bestimmten Kriterien selektiert
werden. Weiterhin können Anlagemärkte aber auch nach tech­
nisch quantitativen Merkmalen beurteilt werden. Das heißt es
werden Kursbewegungen analysiert und aufgrund statistischer
Auswertungen gemäß verschiedener Algorithmen Handelssignale
generiert. Dies sind primär sogenannte Trendfolgemodelle.
Der Computer kennt kein vielleicht, kein Zaudern oder Zögern,
sondern nur ja oder nein. Insofern ist er in dieser Hinsicht jedem
menschlichen Pendant überlegen. Problematisch kann es werden,
wenn viele sehr große Fondsgesellschaften nach ähnlichen Algo­
rithmen handeln. Wenn immer mehr große Investmentgesell­
schaften Trendfolgemodelle einsetzen, kann dies zu erheblichen
Marktverwer-fungen führen. Sofern beispielsweise ein großer
Marktteilnehmer aufgrund eines beginnenden Abwärtstrends
große Mengen an Wertpapiere verkauft, sinken die Kurse, was
wiederum andere große Trendfolger zu ähnlichen Aktionen veran­
lasst. Das kann zu einer sich verstärkenden Abwärtsspirale führen,
ohne dass sich fundamental etwas geändert hätte.
Als Fintechs werden heutzutage die Gesellschaften bezeichnet, die
rein internetbasiert ihre Dienstleistungen anbieten. Ob man eine
maßgeschneiderte Altersvorsorgelösung über ein Internet-Tool
anbieten kann, sei dahingestellt. Standardlösungen sind damit
allemal möglich.
BÖRSE am Sonntag · 24/1 5