boden.raum.planung - BIOS

Nachlese: INSPIRATION National Stakeholder Workshop - boden.raum.planung
Im Rahmen des Workshops „boden.raum.planung“ am 10.11.2015 wurden Ideen zum Bodenschutz in
der Raumplanung gebündelt sowie Handlungs- und Forschungsbedarf für Österreich erörtert. Die
Inhalte fließen in die Entwicklung einer europäischen Forschungsagenda für nachhaltige Landnutzung
ein. Derzeit wird in 16 EU Mitgliedstaaten der diesbezügliche Forschungsbedarf erhoben. Veranstaltet
wurde der Workshop im Rahmen des Projektes INSPIRATION von BOKU, Umweltbundesamt, AGES
und BIOS Science Austria in Kooperation mit der Österreichischen Bodenkundlichen Gesellschaft
anlässlich ihrer Jahrestagung.
Nutzungsdruck & Lösungsansätze
Anhand der Impulsreferate wurde deutlich, dass der gewaltige Nutzungsdruck, der auf dem Boden
lastet und insbesondere damit verbundene ökonomische Interessen langfristige Strategien erfordern.
Die erhöhte Nachfrage nach Bauland hat eine fortschreitende Versiegelung zur Folge, wodurch
Bodenqualität und Bodenfunktionen beeinträchtigt werden. Die derzeitige Flächeninanspruchnahme
korreliert jedoch nur teilweise mit der Bevölkerungsentwicklung hierzulande. Alarmierend sei die
Tatsache, dass Österreich europaweit führend bei den Pro-Kopf-Zahlen an Autobahn-Kilometern und
Einzelhandelsflächen ist.
Als mögliche Lösungsansätze wurden Beschränkungen für Bautätigkeiten im Grünland, die
Verankerung von versickerungsfähigen Oberflächen, Begrünungsmaßnahmen im Bebauungsplan
sowie Vorrangzonen vorgeschlagen. Das weit verbreitete Modell des Einfamilienhauses mit Garten sei
nicht zukunftsfähig, waren sich die TeilnehmerInnen einig. Viel mehr führe die Nutzung der
Dachflächen und eine dreidimensionale Grünraumgestaltung zu ökologischem und sozialem
Mehrwert. Mehrgeschossiges Parken in den ländlichen Einzelhandelszentren könne ein weiterer
Ansatz sein. Letztlich seien Raumordnung und Bodenpolitik endlich zusammenzuführen und eine
flächensparende Siedlungsentwicklung zu etablieren.
Die vielen Formen des Bodenschutzes
Die Podiumsdiskussion „Flächenmanagement für unsere Zukunft“ machte die unterschiedlichen
Präferenzen der Landnutzung im Rahmen von Raumplanung und Bodenschutz transparent. Neben
Schutz vor Erosion und Naturgefahren bedeutet Bodenschutz auch die Sicherung von
landwirtschaftlich nutzbaren Flächen zur Ernährungssicherung. Gerade dieser Aspekt spiele jedoch in
Raumplanung und Flächenwidmung eine untergeordnete Rolle, meinte Thomas Dillinger von der TU
Wien. Als weitere Ausprägung kristallisiere sich Bodenschutz im eigenen Lebensstil heraus. Die
Änderung der Konsumgewohnheiten insbesondere die Halbierung des Fleischkonsums sei ein
entscheidender Ansatz, um den Druck vom Boden wegzunehmen, so Walter Wenzel von der BOKU.
Da sich in Österreich die landwirtschaftlich wertvollsten Böden unter den Landebahnen des
Flughafens befänden und zwei Drittel der Güter von außerhalb der EU kämen, werde sich auch die
Raumplanung sehr bald sehr intensiv mit dem Boden, seiner Qualität und Widmung
auseinandersetzen müssen, erklärte Karl Kienzl, stellvertretender Geschäftsführer des
Umweltbundesamtes. Die Organisation des „Ressourcengartens Boden“ sei aber nicht alleine eine
wissenschaftliche Aufgabe sondern vor allem eine Wertediskussion, die Einstellungen,
Konsumverhalten und politische Prozesse umfasst, erläuterten Gernot Stöglehner und Walter Wenzel
von der BOKU.
Naivität sei unangebracht, wenn es um den finanziellen Wert des Bodens geht: Die Raumplanung
fokussiere den quantitativen Bodenschutz und die zur Verfügung Stellung von Bauland.
Umwidmungen bringen die Verzehnfachung des Grundstückswertes; hier liegen die höheren
Renditen, meinte Thomas Dillinger.
Bremsend für eine adäquate Entwicklung seien der rechtliche Rahmen und die oft schwammigen
Formulierungen im Gesetz stimmten Gernot Stöglehner und Nora Mitterböck vom BMLFUW überein.
Letztlich seien qualitativer UND quantitativer Bodenschutz gefordert. Die Gemeinden seien nach wie
vor die dafür am besten geeigneten Verwaltungsebenen, die sich an guten Beispielen partizipativer
Umsetzung orientieren mögen, so Walter Seher.
Videos ÖBG Jahrestagung 2015:
https://www.youtube.com/playlist?list=PL8nmJRi21moG01h0Xll67HgcxU4UGNjtQ