Grundlagen des Obstbaues

Grundlagen des Obstbaues
Baumwärter Josef Heinrich
Obstarten
Obstsorten
Baumformen
Wurzelnackte
Ware
Getopfte
Ware
Pflanzung
Pflanzschnitt
Erziehungsschnitt
Erhaltungsschnitt
Verjüngungsschnitt
Auslichtungsschnitt
Juniriss
Sommerschnitt
Kernobst, Steinobst, Schalenobst, Beerenobst
Je nach Standort (Spätfrost, Niederschlag, Sonnenstunden etc.) sind unterschiedliche
Sorten zu bevorzugen. Dementsprechend gibt es Früh-, Herbst-, Wintersorten, die
süß, herb, sauer etc. sind.
- Säulenobst: Im Topf oder direkt in die Erde, alle 50 cm in der Reihe
- Spindelbusch (SB): Stammhöhe 40 bis 60 cm, direkt in die Erde, alle 2 m in der Reihe
- Buschbaum (B): Stammhöhe 60 bis 80 cm, Platzbedarf ca. 4 mal 5 m
- Viertelstamm (V): Stammhöhe 1 bis 1,2 m, Platzbedarf ca. 6 mal 6 m
- Halbstamm (h): Stammhöhe 1,4 bis 1,6 m, Platzbedarf ca. 8 mal 8 m
- Hochstamm (H): Stammhöhe 1,8 bis 2,0 m, Platzbedarf ca. 10 mal 10 m
Wurzelschnitt nötig (alle verletzten Wurzelteile wegschneiden, abgestochene Wurzeln
nachschneiden)
Topfpflanze ohne Topf ca. 1 bis 2 Tage im Wasser lagern und Wurzelballen aufreißen
Pflanzgrube ca. 80 mal 80 cm und 40 cm tief ausheben, größere Steine entfernen und
die Erde mit ca. 1/3 Pflanzerde aufbessern, eventuell Bodenaktivator oder Hornspäne
beimengen. Bei vermutetem Wühlmausbefall muss das Pflanzloch mit Hasengitter
ausgelegt werden.
- Stützpfahl: Länge max. bis zum ersten Astansatz und auf der Westseite
- Pflanztiefe: Veredelungsstelle muss oberhalb der Erde sein
- Der Pflanzschnitt muss immer im Frühjahr erfolgen, auch bei Herbstpflanzungen
- Krone mit 3 bis 4 Seitenleitästen und einem Mittelleitast
- Seitenleitäste in einem Winkel von ca. 45° stellen (spreizen oder binden)
- Seitenleitäste auf ein außenliegendes Auge anschneiden
- Mittelleitast ca. 15 cm höher in einer Pyramidenform dazuschneiden
Ab dem zweiten Standjahr bis zur fertigen Krone (je nach Sorte ca. 8. bis 10.
Standjahr). Beim Erziehungsschnitt werden die Leitäste (3 bis 4 Seitenleitäste und 1
Mittelleitast) um ca. 1/3 eingekürzt. Angeschnitten wird auf ein außenliegendes Auge.
Seitenleitäste auf gleiche Höhe (Saftwaage) und der Mitteltrieb in einer
Pyramidenform dazu. Alle anderen Triebe werden nicht angeschnitten. Überzählige
und nach innen stehende Triebe werden an der Basis entfernt.
Beim Erhaltungsschnitt (nach der Erziehungsphase) werden keine Triebe mehr
angeschnitten, nur überzählige und nach innen stehende entfernt.
Beim Verjüngungsschnitt werden abgetragene und veraltete Triebe entfernt und
durch junge Triebe ersetzt.
Beim Auslichtungsschnitt wird die Krone ausgeschnitten, damit Sonne und Licht
wieder ins Innere des Baumes gelangt.
Ende Mai bis Anfang Juni werden die noch krautigen, einjährigen Wasserschoße durch
Abreißen entfernt. Durch das Abreißen wird auch der Astring entfernt, wodurch eine
neuerliche Bildung von Trieben aus den schlafenden Knospen verhindert wird.
Beim Sommerschnitt werden überzählige Triebe ohne Fruchtbehang entfernt.
Obstbaumschnittkurs 2016 | 1
Schnittzeitpunkte
Werkzeug
Desinfektion
Wildschutz
Weißanstrich
Marillen
Düngung
- Winterschnitt: Vegetationsruhe (vom Blattfall bis zum Knospentreiben)
- Juniriss: Ende Mai bis Juni je nach Vegetation (Triebe müssen noch krautig sein)
- Sommerschnitt: August und September
- Kirsche: Im voll belaubten Zustand (bei oder nach der Ernte)
- Walnuss: Im voll belaubten Zustand (Juli, August oder unmittelbar nach der Ernte)
- Baumschere: gereinigt und geschärft
- Baumsäge: gereinigt ( stumpfes Blatt muss ersetzt werden )
- Teleskopschere: gereinigt und geschärft
Vor dem Schneiden jedes Baumes muss das Werkzeug desinfiziert werden.
- Gigasept 15% (erhältlich in der Apotheke) verdünnt mit Wasser
- 60% starker Alkohol (Achtung: Einwirkzeit von 30 min beachten)
Die Desinfektion ist unbedingt notwendig, damit Bakterien, Viren und Pilze nicht mit
dem Werkzeug auf einen anderen Baum übertragen werden (z.B. Feuerbrand)
Jede Jungpflanze sollte vor Wildverbiss geschützt werden (z.B. Zaun oder Einzelschutz
mit Hasengitter). Wird der Einzelschutz locker und beweglich um Stamm und Pflock
geflochten, ist der Baum auch für Katzen unattraktiv.
Grundsätzlich sollten alle Obstbäume einen Weißanstrich erhalten. Durch das
Weißeln wird die tiefstehende Wintersonne vom Baum reflektiert und der Stamm
erwärmt sich nicht. Durch die Temperaturunterschiede von der Südseite zur
Nordseite können sehr große Spannungen im Kambium entstehen, die nach dem
Abkühlen der Südseite zu Frostrissen in der Rinde führen können. Den Weißanstrich
gibt es streichfertig zu kaufen und hält mehrere Jahre. Alternativ kann gewöhnlicher
Fettkalk mit ca. 10% Leinölfirnis vermischt werden, der in der Regel nur ein Jahr hält.
Marillen sind beliebte und geschätzte Früchte. In unserer Gegend mit sehr hohen
Niederschlagsmengen gedeihen sie nur an geschützten Standorten. Der Standort der
Pflanze soll ein Vordach zum Schutz vor Regen haben. Gut geeignet sind die Ost oder
Westseite. Die Südseite ist in manchen Lagen ungeeignet, da die Pflanze im Frühjahr
zu früh in die Vegetation geht und durch Spätfrost noch Schäden entstehen können.
Für den Standort an der geschützten Wand ist ein Haltegerüst für die Pflanze
notwendig. Die Marille bildet ihre Blütenknospen am einjährigen Holz und bei
Langtrieben auf dem letzten Drittel aus. Um den Baum schlank an der Wand zu
führen, ist es notwendig die Langtriebe zu entfernen. Damit nicht zu viele Blüten
abgeschnitten werden müssen, können die jungen Triebe im zeitigen Frühjahr pinziert
werden. Wenn die jungen Triebe 10 bis 14 Blätter entwickelt haben, werden sie auf 5
bis 7 Blätter zurückgeschnitten. Durch das Zurückschneiden entwickelt der
Marillenbaum die Blütenknospen für das nächste Jahr auf diesen Trieben. Meistens
treiben die bereits pinzierten Triebe aus der äußersten Knospe nochmals mehr oder
weniger kräftig durch. Entwickelt der Trieb wieder 10 bis 14 Blätter, kann noch einmal
pinziert und auf 5 bis 7 Blätter zurückschnitten werden. Triebe, die für den
Kronenaufbau benötigt werden, dürfen nicht pinziert werden. Wurde das Pinzieren
gewissenhaft und zeitgerecht durchgeführt, ist im Winter nur das abgetragene und
dürre Holz zu entfernen.
In vielen Hausgärten wird die Düngung vernachlässigt. Bei Obstbäumen leidet nicht
nur die Pflanze, sondern vor allem auch die Frucht. Um Nährstoffmängel festzustellen,
können Bodenproben durchgeführt werden. Bei Mangel an Grundnährstoffen zeigen
die Pflanzen aber auch Mangelerscheinungen. Mit entsprechendem Fachwissen und
angepasster Düngung können diese erkannt und richtig behandelt werden.
Obstbaumschnittkurs 2016 | 2