KINO MAGAZIN Wortmeldung Die Deutsche Filmakademie redet mit Foto: Florian Liedel / Deutsche Filmakademie e.V. Eine Novelle allein reicht nicht! von Philipp Weinges An dieser Stelle bezieht die deutsche Filmakademie exklusiv in regelmäßigen Wortmeldungen Stellung zu neuen Aktivitäten, neuen Entwicklungen und neuen Diskussionen rund um den deutschen Film. Diesmal meldet sich Vorstand Philipp Weinges zu Wort. Es bewegt sich etwas. Und es bewegt sich weit mehr, als bis vor Kurzem zu erwarten war. Das FFG wird novelliert, die BKM-Förderung hat sich vervielfacht, und die Bedingungen des DFFF werden verändert, um der zwar verstetigten, aber dennoch gekürzten Fördersumme gerecht zu werden. Hier besteht nun eigentlich die Notwendigkeit, einen Moment innezuhalten und darüber nachzudenken, wie man diese drei Förderungen so gestalten kann, dass sie in einem ansonsten unglaublich kleinteiligen Fördersystem gemeinsam eine starke Wirkung entfalten können. Beim „Runden Tisch“ vom 16./17.11. wurde diese Gelegenheit von der Branche nicht genutzt. Es wurde kleinteilig über Einzelinteressen verhandelt, und der Gesetzgeber bemühte nach Kräften, allen Interessen gerecht zu werden. Man hörte in den zwei Tagen ganz oft die Begriffe „ich“ und „wir“, vergeblich wartete man auf die Worte „künstlerisch herausragender und erfolgreicher Film“. Letzteres spielt in den Überlegungen der Marktteilnehmer während des Gesetzgebungsprozesses offensichtlich eine nachgeordnete Rolle. Dabei bietet das Diskussionspapier des BKM durchaus mutige Ansätze, die sehr gut den herausragenden Film stärken könnten, wenn man das Gesetz nicht als Summe von Einzelparagraphen betrachtet, sondern sie so zusammenklingen lässt, dass sie dem deutschen Film jene frische Energie geben, die er in 22 Zukunft braucht, um auf einem internationalen Markt mit seinen neuen Verwertungsformen zu bestehen. Doch wie gesagt, das FFG ist nur ein kleiner Teil des Systems, derjenige, auf den Branche und Politik gemeinsam und regelmäßig am leichtesten Einfluss nehmen können. Viele Probleme lassen sich jedoch durch das FFG allein nicht lösen. Das bestehende Fördersystem hat es geschafft, den kommerziellen Film in Deutschland breiter aufzustellen und den Diskussionspapier des BKM bietet mutige Ansätze Marktanteil auf ermutigendem Niveau zu stabilisieren. Das ist gut und muss auch weitergeführt werden. Wesentlich unbefriedigender ist die Rolle des Arthousefilms. Was früher erzählerisch ungewöhnlich und visuell aufregend war, scheint in die Jahre gekommen zu sein. Thematisch beschäftigt man sich gern am Publikum vorbei, mangelnde Geldmittel führen zu einer Visualität, die einer Kinoleinwand nicht angemessen ist. Woran liegt das? Verleiher klagen, ungewöhnliche Stoffe würden nicht geschrieben. Autoren klagen, Produzenten nähmen ihre ungewöhnlichen Stoffe nicht an. Produzenten klagen, sie könnten diese ungewöhnlichen Stoffe gar nicht annehmen, weil sie sie nicht finanzieren können. Öffentlich-rechtliche Sender klagen, ihr Publikum wolle überhaupt keine Kinofilme mehr sehen. Das Publikum wiederum beklagt sich über die zunehmend schwindende Vielfalt, die ihm das Fernsehen bietet. Seit über 30 Jahren hat sich die Struktur unseres Filmfördersystems nicht wesentlich gewandelt. Zwar sind immer mehr Länderförderer und dazu noch ein DFFF dazugekommen, diese Neuerungen haben das bestehende System durchaus gestärkt, allerdings nicht verändert, dafür aber fragmentiert. Da deutsche Filme meist unterfinanziert waren, wurde immer mehr Geld aufgewendet. Mit dem Ergebnis, dass nun viel mehr Filme gedreht werden, die immer noch genauso unterfinanziert sind. Jede Förderung hat ihre eigene Agenda. Es besteht die Neigung, in möglichst vielen Filmen dabei zu sein. Das führt wiederum dazu, dass aufwendigere Filme zusätzlich mindestens drei Länderförderer brauchen. Es entsteht ein Reisezirkus, der erhebliches Geld verschlingt. Ganz abgesehen davon, hat auch jede Förderung und – sofern beteiligt – die Fernsehredaktionen unterschiedliche Vorstellungen von einem Projekt, auf die der Mittelempfänger nach Möglichkeit eingehen sollte. Unser Fördersystem weist auch den Sendern seit Jahrzehnten dieselbe Rolle zu, obwohl sich deren Verhältnis zum Kinofilm Blickpunkt:Film 49/15 MAGAZIN KINO Kuratorium für Filmbildung gegründet Frankfurt am Main – Bereits jetzt bietet das Deutsche Filminstitut jährlich rund 1100 Workshops zur Filmbildung an und erreicht damit zusätzlich zum Museumsbetrieb rund 100.000 Kinder und Jugendliche. Um den Fortbestand dieses Angebots zu sichern und es noch auszuweiten, ist nun auf Initiative von Vorstand Nikolaus Hensel das Kuratorium „Filmbildung – Jetzt!“ gegründet worden, das die Arbeit des Deutschen Filminstituts politisch, gesellschaftlich, kulturell und finanziell unterstützen soll. Schon der Gründungsabend, in dessen Rahmen Direktorin Claudia Dillmann die Bildungsarbeit vor rund 100 Gästen vorstellte, war ein voller Erfolg. Rund 180.000 Euro wurden für das Kuratorium gesammelt. In einem Grußwort erklärte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, der den Ehrenvorsitz des Kuratoriums übernommen hat: „Der Film ist ein Medium, das verbindet. Er verbindet Menschen und Kulturen miteinander. Er vermittelt Gedanken und Gefühle. Gerade deshalb ist es wichtig, junge Men- Die Deutsche Filmakademie e.V. vereint mehr als 1300 Mitglieder aus allen künstlerischen Sparten des deutschen Films. Sie will für die Filmschaffenden das zentrale Forum sein. Die Filmakademie im Netz Alle weiteren Informationen zu den Aktivitäten der Filmakademie finden Sie unter www.deutsche-filmakademie.de. Blickpunkt:Film 49/15 Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filminstituts Kurz gemeldet » Zur Bewerbung des Starts von „Die PeaFoto: Ring Kino Schwarzenberg drastisch gewandelt hat. Was Ihnen früher als wichtige kulturpolitische Aufgabe galt, wird heute als unangenehme Pflicht betrachtet. Kinofilme werden nicht mehr als interessant für das eigene Publikum angesehen und Lola-Gewinner wie „Halt auf freier Strecke“ nach Mitternacht weggesendet. Ohne den Verkauf von Senderechten (entweder an Sender oder Verleiher) hat kaum ein Projekt Zutritt zum Fördersystem. Die Sender sind wichtige Partner und müssen das auch bleiben. Es stellt sich nur die Frage, ob ihre Rolle als Gatekeeper heute noch gerechtfertigt ist. (Das jetzt bestehende Verhältnis ist das gleiche wie vor 30 Jahren.) Immer noch ist das Problem nicht gelöst, dass kaum eine(r) der Entscheider in Gremien unter 40 Jahre alt ist, egal, ob in den Ländern, dem BKM, der FFA oder gar der Sender. So ist es nicht verwunderlich, dass der deutsche Film vornehmlich ein älteres Publikum anspricht. Es ist an der Zeit, dass sich alle zusammensetzen, um über das große Ganze zu sprechen. In der bestehenden Struktur werden sich die Aufgaben der Zukunft nicht lösen lassen. Die Deutsche Filmakademie wird alles daransetzen, diesen Diskurs zu fördern und selber mit Ideen zu einer Weiterentwicklung beizutragen. Die Branche, die Förderer und die Politik sind hiermit zur Teilnahme eingeladen. schen schon früh an die Möglichkeiten des Films heranzuführen und an die Chancen für Bildung, Integration und Austausch, die er bietet.“ Gleichzeitig konnte Bouffier im Namen des ebenfalls anwesenden Ministers für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, eine gute Nachricht überbringen: Mit zusätzlichen 25.500 Euro werde das Land das Programm mit Workshops und Filmgesprächen bei den SchulKinoWochen Hessen unterstützen. Rhein selbst zeigte sich beeindruckt von der Arbeit des Instituts und nannte als jüngstes Beispiel den Filmclub für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Mitinitiatorin Anette von Zitzewitz, die für die Koordination des Kuratoriums verantwortlich zeichnet, hatte zudem noch weiteren Grund zur Freude: Viele der anwesenden Persönlichkeiten signalisierten ihre Bereitschaft, sich im neuen Kuratorium zu engagieren, sei es mit weiteren finanziellen Beiträgen oder als Botschafter für den Film und die Filmbildungsangebote des Deutschen Filminstituts. bf nuts – Der Film“ hat sich das Team des Ring Kino Schwarzenberg besonders ins Zeug gelegt – und prompt eine originalgetreue „Snoopy“-Hütte gebaut. Diese fand nicht nur bei den Besuchern enormen Anklang, sondern auch beim Verleih Fox sowie etlichen anderen Betreibern, die die Idee umgehend aufgriffen. 23
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