28 Wäärche & Läbä Freitag, 5. Februar 2016 Davoser Zeitung Barbara Gassler Interview mit dem neuen Rektor «Die SAMD ist eine Davoser Schule.» Seit bald einem halben Jahr ist Severin Gerber Rektor der Schweizerischen Alpinen Mittelschule Davos, an der er einst selbst die Maturität erlangte. Mit der DZ spricht der Historiker und Lateinlehrer über Vergangenheit und Zukunft. DZ: Severin Gerber, Sie waren selber Schüler an der SAMD. Würden Sie heute auch noch gerne hier zur Schule gehen? Severin Gerber: Ja, noch genau so gerne wie damals. Natürlich kenne ich die heutige Schülersicht nicht. Doch was mir damals schon gefiel, war die überschaubare dem Unterland mithalten kann. Dennoch, das ist jetzt rund 30 Jahre her. Da hat sich doch einiges verändert. Natürlich. Die Schüler sind neben der Schule wahnsinnig eingespannt. Einerseits ist da die enorme Ablenkung durch nung nach auch nicht. Schon zu meiner Zeit gab es die offenen Lernformen mit Gruppen und Werkstatt genau so wie den Frontalunterricht. Nicht gross verändert haben sich die Schulräumlichkeiten. Wir haben zwei Gebäude, unser Hauptgebäude und die Aula. Im Hauptgebäude wurde kürzlich das gesamte Internat renoviert sowie die Pausen-, Aufenthalts und Eingangsräumlichkeiten. Die Klassenzimmer werden stetig erneuert und sind zu dreiviertel sehr gut im Schuss. Von den restlichen wird pro Semester etwa ein Schulzimmer renoviert. Ein anderes Thema ist die Aula mit Baujahr 1971, wo sich die naturwissenschaftlichen Unterrichtsräumlichkeiten befinden. Diese wurde zwar unterhalten, befindet sich aber immer noch im Originalzustand. Da ist der Plan das ganze Gebäude 2017 zu sanieren, inklusive Fassadenisolation und der Schulzimmer. Es werden keine Wände verschoben werden aber die Räume erhalten neue Beleuchtung, Mobiliar und Böden. Und der Saal? Seit über vierzig Jahren wechseln die Schüler zwischen Hauptgebäude und Aula hin und her. Grösse. Wir Schüler kannten uns untereinander und die Kleineren bewunderten die Grossen. Und man kannte auch die Lehrpersonen. So wusste man bereits, zu wem man dann später kommen würde. Umgekehrt war man als Schüler bekannt, und wenn es jemanden mal nicht so gut ging, wurde das rechtzeitig erkannt. Es war wirklich eine sehr geborgene Atmosphäre und ich denke, das ist heute noch so. Dazu kommt die Chance, zu Hause wohnen zu können und eine solche Ausbildung zu geniessen. Eine Ausbildung, die damals wie heute problemlos mit Bild: bg. die neuen sozialen Medien. Doch wir beobachten auch, dass praktisch jeder irgendwo arbeitet. Zu meiner Zeit war das noch die Ausnahme, heute ist es die Regel. Die Schule ist nicht mehr der zentrale Faktor, wie sie es zu meiner Zeit noch war. Was hat sich vonseiten der Schule verändert? Man arbeitet mit ganz anderen Medien, doch rein von der Vermittlung her änderte nicht viel. Das braucht es meiner Mei- Das Spannende in diesem Gebäude ist, dass mitten hindurch eine Linie führt und der Teil mit dem Saal und den Turnhallen der Gemeinde gehört. Das wurde schon beim Bau so vereinbart und nun müssen bei der Renovation beide miteinander funktionieren. Beim Saal wurden die Fenster schon erneuert, was neu werden wird, ist die Beleuchtung und die Akustik. Die SAMD sei für Davos wichtig, wird immer wieder gesagt. Wie wichtig ist Davos für die SAMD? Könnte die Schule auch mit vorwiegend Internatsschülern überleben? Unmöglich. Die SAMD ist die Schule der Region Davos, Klosters und dem oberen Albulatal. Aus dem Gemeindegebiet Davos stammen von rund 240 Schülern etwa 150. Das ist unser Stamm und unsere Daseinsberechtigung. Weitere 20 stammen aus dem Prättigau/Klosters und etwa 10 aus dem Albulatal. Dazu kommen Freitag, 5. Februar 2016 Davoser Zeitung rund 60 Internatsschüler. Das Internat ist auch gleichzeitig eine grosse Herausforderung für uns, wegen der erschwerenden kantonalen Auflagen für ausserkantonale Schüler, die noch keine Aufnahme in ein Gymnasium vorweisen können. Das Gesetz ist seit August in Kraft und alle Bündner Internatsschulen kämpfen bereits mit den Folgen. Severin Gerber ist von der Zukunft der SAMD überzeugt. Kann unter diesen Voraussetzungen das auch auf Internatsschüler ausgerichtete Programm SAMD Plus weiter geführt werden? SAMD Plus richtet sich an Schüler, die bereits von einem Gymnasium kommen, und ist umso wichtiger. Es nehmen im Schnitt ein bis zwei Schüler pro Jahrgang aus der Region teil, dazu kommen vielleicht zwei Internatsschüler, total sind das vielleicht zehn Schüler. Natürlich sind das nicht viele, doch ein Gymnasium, das kein solches Programm anbietet, ist nicht mehr à jour. Genau so, wie man Stützunterricht für Schüler anbietet, die Mühe haben, muss man zwingend etwas bieten für Schüler, die mehr wissen wollen. Wir können es uns nicht leisten, ihnen ein Buch zum Lesen zu Hause in die Hand zu drücken. Heutzutage gehört es sich solche Schüler zu fördern, wenn es sie denn gibt. Welche Neuerungen sind in der SAMD zu erwarten? Welche Herausforderungen gilt es anzupacken? Es werden keine massiven Neuerungen zu erwarten sein. Ich konnte das Gesicht Wäärche & Läbä der SAMD in den letzten Jahren bereits mit prägen. Die Herausforderung sind die kommenden geburtenschwachen Jahrgänge. Das heisst, wir müssen im Wettstreit mit den anderen Bündner Schulen schauen, dass in den Grenzgebieten die Schüler eher zu uns kommen. Für uns ist jeder Schüler wichtig. Die zweite Herausforderung ist, dass wir unser Internat beibehalten wollen. Und Bild: bg. zwar als starkes Internat. Wir haben etwa 70 Plätze und sind im Moment mit 62 Schülern fast voll. Dieses Ziel zu erreichen wird in Zukunft schwieriger. Doch was wir zurzeit stark ausbauen, ist unser Programm «Matura ohne Allergene». Davon erhoffen wir uns natürlich zuerst in der Schweiz und später im gesamten deutschsprachigen Raum Schüler anzusprechen, die hier ihre Schulzeit einigermassen beschwerdefrei absolvieren können. Wir arbeiten eng mit der Hochgebirgsklinik Wolfgang und CK-CARE zusammen und hoffen möglichst bald das Gütesiegel der schweizerischen Allergiestiftung zu erhalten. Kein anderer Mittelschulstandort kann das bieten. Ein Fernziel wäre, dass irgendwann einmal eine Krankenkasse etwas daran zahlt oder eine Wohnortsgemeinde. Ein Gedankenspiel: Wie sähe die SAMD aus, wenn wir 2030 wieder hier zusammensitzen würden? Bei den Schülerzahlen gehen wir davon aus, dass wir wieder dort sind, wo wir jetzt sind. Ganz klar ist, dass es uns als sehr gute Mittelschule mit Internat noch geben wird. Ein Ziel ist, dass wir in der 29 Schweiz noch bekannter sind, dass wir mehr nachgefragt werden. Ein persönliches Ziel meinerseits ist, dass das Team auch weiterhin so gut funktioniert wie jetzt. Denn die Qualität einer Schule hängt direkt von den Lehrern ab. Schöne Zimmer mögen gut sein, der Unterricht macht den Unterschied aus. Wir hatten in letzter Zeit viel Wechsel und sehr viel Glück mit jungen, engagierten Lehrpersonen. Darauf sind wir angewiesen. Wir brauchen Identifikation mit der Schule, mit dem Ort und wählen auch aufgrund solcher Kriterien aus. Im Moment haben wir einen sehr guten Mix, das spüren auch die Schüler. Auch sie sol len stolz sein auf ihre Schule. Wir wollen, dass sie zufrieden sind mit der Schule und den Lehrern, dass es ihnen wohl ist. So gibt es das Betriebswirtschaftliche aber auch das Pädagogische, wobei das bei einer Schule eigentlich im Vordergrund stehen sollte. Bis etwa 2030 könnten wir auch Jubiläen feiern. Entweder 150 Jahre gymnasiale Bildung am Guggerbach im Jahre 2028. Denn die Vorgängerinstitution der 1946 gegründeten SAMD wurde 1878 als des deutschen Schulsanatoriums Fridericianum ins Leben gerufen. Oder aber wir feiern bereits in fünf Jahren 75 Jahre SAMD.
© Copyright 2024 ExpyDoc