Der gut versteckte und doch so gut sichtbare Helfer

REGION
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Südostschweiz | Samstag, 28. November 2015
Axa plant 19
Wohnungen
An der Promenade 98 bis 104 in Davos
Platz sollen neue Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen. Wie die Axa
Winterthur mitteilte, ist es das Ziel, die
bestehenden Gebäude an der Promenade 100, 102 und 104 durch zwei komplette Neubauten zu ersetzen. Das historische Gebäude «Astoria» an der Promenade 98 soll umfassend saniert werden. In den zwei Neubauten sind
15 Wohnungen geplant. Das Erdgeschoss des Hauses «Astoria» soll gewerblich genutzt werden, in den oberen Geschossen sind vier Wohnungen
vorgesehen. Alle 19 Wohnungen sollen
im mittleren Preissegment vermietet
werden. Der Baubeginn soll im Mai
2016 erfolgen. (so)
Konzert im
Medienhaus
Am Samstag, 5. Dezember, findet um
14.30 Uhr im Somedia-Medienhaus an
der Sommeraustrasse in Chur das sogenannte Purzelkonzert statt. Der Erzähler Thomas Douglas trägt eine Geschichte vor und wird von Musikern
des Zürcher Kammerorchesters begleitet. Die Veranstaltung ist laut Mitteilung für Familien mit Kindern im Alter
von 3 bis 5 Jahren geeignet. Tickets
können unter Telefon 0848 848 844
oder unter E-Mail [email protected]
reserviert werden. (so)
Der gut versteckte und
doch so gut sichtbare Helfer
Nicht nur in Trun, auch in Cazis hat der Biber heuer eine neue Heimat gefunden: bei den Munté-Weihern
unweit des Hinterrheins. Eine Spurensuche mit Pro Natura und Hegepräsident Anton Pfiffner.
von Jano Felice Pajarola
b er sich irgendwann die
Ehre geben wird an diesem frühen Donnerstagabend Ende November?
Dass er da ist, ist klar. Zeichen seiner Anwesenheit finden sich
überall rund um die Weiher des ProNatura-Schutzgebiets Munté bei Cazis.
Kleine gefällte Bäume. Schleifspuren
am Boden. Strünke, von scharfen Zähnen zugespitzt, ragen aus der Erde wie
verkehrt eingeschlagene Zaunpfähle.
Nur: Wo ist er selbst, der Verursacher,
Castor fiber, der europäische Biber?
«Das Jagdinspektorat hat mir dann
bestätigt, dass es Biberspuren sind»,
erinnert sich Pfiffner. Doch in die flugs
aufgestellten Fotofallen tappte das Nagetier erst im Oktober. Nun war auch
der Bildbeweis erbracht: Castor fiber
hatte sich zurück ins Domleschg gewagt. Wird er bleiben? «Ich denke ja»,
meint Philip Taxböck von der Pro-Natura-Infostelle Hallo Biber Ostschweiz;
auch er ist mit auf Spurensuche an
diesem Novemberabend. «Er könnte
hier gut leben. Vermutlich wartet er –
oder sie – darauf, dass im Frühjahr, in
der nächsten Wandersaison, ein passendes Partnertier auftaucht.»
Zuerst an Scherz gedacht
Baumknospen und Rinde
«Hier habe ich am 24. August den ersten Biss festgestellt. Zuerst dachte ich,
da wolle sich jemand einen Scherz mit
mir erlauben.» Anton Pfiffner, seines
Zeichens Hegepräsident der Jägersektion Ausserheinzenberg, zeigt die abgenagten Reste eines Baumstammes
im südlichen Teil von Munté, er kennt
das Schutzgebiet wie seine Westentasche, kümmert sich gemeinsam mit
den Jägern und den Leuten von Pro
Natura Graubünden jedes Jahr unzählige Stunden um die Biotoppflege, jede
noch so kleine Veränderung im Areal
fällt seinen wachsamen Augen auf.
Vorerst gilt es aber erst mal die kalte
Jahreszeit zu überstehen, einen Winterschlaf hält der Biber nicht, er findet
auch in diesen Monaten Nahrung – in
erster Linie Baumknospen und junge,
zarte Rinde. Taxböck, mit geschultem
Blick, entdeckt am Ufer eines Weihers
sofort ein Beispiel dafür, halb im Wasser liegt ein Ast, den der hungrige Nager praktisch geschält hat. Die Ernährung ist einer der Gründe, weshalb Biber Bäume fällen – der andere ist der
Burgenbau, für den die Tiere bekannt
sind. In Mitteleuropa allerdings, weiss
Taxböck, ist das eher seltener der Fall;
O
hier lebt Castor fiber vornehmlich in
Erdhöhlen in der Uferböschung. «Anfangs sind diese Höhlen nicht sichtbar.
Erst wenn sie einbrechen, deckt er sie
mit Hölzern ab» – dann erkennt man
auch von aussen, wo er wohnt.
Im Schutzgebiet Munté ist das noch
nicht der Fall. Wo sich der Biber gerade aufhält, ist deshalb schwierig zu sagen. Taxböck und Pfiffner halten auf
ihrem Rundgang immer ein Auge auf
die Wasseroberfläche, die Uferpartien.
Umsonst.
Rechtzeitig Konzept erarbeiten
Der Biber fängt an, Dämme zu bauen,
wenn der Zugang zu seinem Bau nicht
mehr unter Wasser liegt, wie ein Ingenieur greift er dann korrigierend ein.
Und verursacht so vielleicht nichts ahnend eine Überschwemmung auf nahen Landwirtschaftsflächen. Denkbar
wäre das auch in Munté. Pro Natura
als Gebietsbesitzerin will deshalb mit
den Landwirten – im Fall von Cazis ist
es der kantonale Gutsbetrieb Realta –
rechtzeitig ein Konzept für das Bewältigen von Zwischenfällen erarbeiten.
«Damit man von den Aktivitäten des
Bibers nicht überrascht wird», erklärt
Jacqueline von Arx, Geschäftsführerin
von Pro Natura Graubünden. Auch sie
hat sich der Exkursion angeschlossen.
«Der Biber ist in unseren Schutzgebieten sehr willkommen», betont von
Arx. «Er bringt Dynamik hinein. Seine
Präsenz ist eine Auszeichnung. Und er
nimmt uns Arbeit ab», als Entbuscher.
«Er ist», sie lächelt, «ein neuer Mitarbeiter.» Man müsse ihn als Partner sehen, ergänzt Taxböck, als grosse Chance in der Gewässerrenaturierung.
2018 die ersten Wegzüger
Probleme jedenfalls hat es bis jetzt
noch keine gegeben, das bestätigt Hegepräsident Pfiffner, er freut sich über
den neuen Bewohner im Schutzgebiet.
Sind es vielleicht bald mehrere? Sollte
es mit der Partnersuche klappen, kämen 2016 die ersten Jungen zur Welt,
2017 würde ein zweiter Wurf folgen –
und 2018 müssten die älteren Jungtiere wegziehen und ein neues Revier suchen, der Biber würde sich weiter ausbreiten in der Region.
Plötzlich Unruhe unter den Rundgängern. Da ist er, tatsächlich, für einen Moment taucht er in der Dämmerung an der Wasseroberfläche auf,
lässt sich beobachten, ein paar Sekunden, dann verschwindet er wieder, der
gut versteckte und doch so gut sichtbare Helfer im Schutzgebiet.
Weitere Infos: www.hallobiber.ch
GRATULATION
Zwei Dienstjubiläen
Seit 15 Jahren bei der Graubündner Kantonalbank tätig
sind Peter Bardill aus Klosters
Dorf und Michael Huber aus
Flims Waldhaus.
Alfed Vincenz aus Schlans
kann demnächst sein 10-JahrJubiläum bei der Banca Raiffeisen Surselva feiern. Ida Panier
aus Sagogn feiert ihr 15-Jahr-Jubiläum bei der Banca Raiffeisen
Surselva.
Alexandra Schneider arbeitet
seit 15 Jahren als Mitarbeiterin
Personalwesen im Seniorenzentrum Cadonau.
IN SE R AT
drink and
drive
Winternahrung: Philip Taxböck von der Infostelle Hallo Biber Ostschweiz zeigt einen Ast, dessen Rinde der Cazner Biber abgefressen hat.
ALKOH
OL FREI
«Saft vom Fass»
alkoholfrei ist ein
erfrischender
Durstlöscher mit
nur 18 kcal/dl für
unterwegs, in
Restaurants, Bars
oder zu Hause.
Trink den
Cider und
bewahre einen
klaren Kopf.
A p f e l s ä f t e
Bild Jano Felice Pajarola
Kanton soll Abschuss selber bewilligen können
Tradition seit 1895
Mosterei Möhl AG, 9320 Arbon
Erwischt: Der Biber tappt in die Fotofalle – hier am 9. November.
Bild Anton Pfiffner
In der vom Bund veranlassten Stellungnahme zum Biberkonzept
Schweiz verlangt die
Bündner Regierung,
dass die Kompetenz
für das Erteilen einer
Biber-Abschussbewilligung vom Bund
an den Kanton übergehen soll. Müsse für
jeden allfälligen Ab-
schuss eines Bibers
erst noch eine Bundesbewilligung mit
den entsprechenden
Verfahrenszeiten eingeholt werden, wäre
der Kanton bei akuten Problemen nicht
handlungsfähig, erklärt Hannes Jenny,
Wildbiologe beim
Amt für Jagd und
Fischerei Graubünden.
Der Kanton fordere
damit aber – entgegen
der Darstellung in der
«Südostschweiz» vom
20. November – nicht
etwa eine Abschussbewilligung für eines
der aktuell in Graubünden lebenden Tiere,
betont Wildbiologe
Jenny. (so)