Die gute Botschaft verändert

Evangelische Hoffnungskirchengemeinde Berlin-Pankow
PREDIGT im Gottesdienst am 05.07.2015 in der Hoffnungskirche
(Textgrundlage: Lk 8,1-3)
von Pfarrer Matthias Motter
Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. (Lk 5,8)
So, liebe Gemeinde, haben wir es eben Petrus sagen hören in der Geschichte aus dem LukasEvangelium im Neuen Testament unserer Bibel.
Angst hat Petrus. Angst, nicht gut genug zu sein. Und dann sagt Jesus: Fürchte dich nicht!
Fürchte dich nicht!
Immer wieder leuchtet diese Botschaft auf in den Texten unserer Bibel. Schon Jahrhunderte
vor Jesus Christus findet sich im Buch des Propheten Jesaja die Botschaft Gottes, der sagt:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist
mein! (Jes 43,1)
Und aus dem Matthäus-Evangelium haben wir vorhin vor der Taufe im Grunde auch ein
Fürchte-dich-nicht gehört, wenn es heißt, dass Jesus sagt: Ich bin bei euch alle Tage bis an der
Welt Ende. (Mt 28,20)
Es ist diese Grundbotschaft, es ist die gute Botschaft, die auch jedem von uns gesagt ist:
Fürchte dich nicht!
Was nicht immer einfach ist, sich nicht zu fürchten angesichts des Furchtbaren, das
geschieht in dieser Welt, angesichts dessen, was uns vielleicht gerade im eigenen Leben
Sorgen und Angst macht.
Und Jesus sagt auch nicht: Das alles gibt es gar nicht; nun habt euch nicht so. Nein. Jesus
kommt zu den Menschen, nimmt sie ernst – und hilft ihnen, Neues zu entdecken, den Blick
zu erheben über die Sorgen und die Angst hinaus zu dem, was stärker ist als alles und weiter
reicht als wir es uns vorstellen können: Gottes Lebenskraft. Eine Kraft die verändern kann.
Auch die Taufe ist ja keine Garantie für ein sorgenfreies und ausschließlich glückliches Leben.
Aber die Taufe verändert. Sie ändert von Anfang an die Vorzeichen, der Glaube ändert die
Vorzeichen des Lebens von Angst auf Vertrauen. Vertrauen zu dem, der sagt: Ich bin bei dir.
Fürchte dich nicht.
Und wenn Menschen dieses Vertrauen haben, wenn Menschen so glauben können, dann
kann sich so manches in der Welt verändern. Da wird scheinbar Unveränderliches auch in
Frage gestellt, weil – um Gottes Willen – nicht alles so bleiben muss in dieser Welt, wie es ist.
Immer wieder hören wir in der Bibel davon, dass die gute Botschaft etwas in der Welt
verändert. Davon hören wir zum Beispiel auch in einer nur scheinbar kleinen und
unwichtigen Überleitung im langen Text des Lukas-Evangeliums. Am Beginn des 8. Kapitels
heißt es:
Und es begab sich danach, dass Jesus durch Städte und Dörfer zog und predigte und verkündigte
das Evangelium vom Reich Gottes;
und die Zwölf waren mit ihm, dazu einige Frauen, die er gesund gemacht hatte von bösen Geistern
und Krankheiten,
nämlich Maria, genannt Magdalena, von der sieben böse Geister ausgefahren waren, und Johanna,
die Frau des Chuzas, eines Verwalters des Herodes, und Susanna und viele andere, die ihnen
dienten mit ihrer Habe.
Diese Verse stammen aus einer Zeit, in der Frauen noch weit weniger gleichberechtigt waren
als in unserer europäischen Gegenwart. Diese Verse sind – so unscheinbar sie daherkommen
– ein Zeugnis einer grundlegenden Veränderung. Einer Veränderung, die durch die Botschaft
geschieht, die Jesus verkündigt hat. Männer und Frauen ziehen mit Jesus von Dorf zu Dorf,
von Stadt zu Stadt. Frauen sind offensichtlich weitgehend gleichberechtigt dabei. Frauen, aus
unterschiedlichen sozialen Bereichen. Die eine, Maria Magdalena, eine ehemalige
Prostituierte, Johanna, die Frau eines hohen königlichen Beamten. Ganz unterschiedlich
werden sie gewesen sein. Was sie aber eint, ist die Erfahrung, dass dieser Jesus, dass die
Botschaft, die er bringt, befreit. Befreit von der falschen Überzeugung, dass es vor Gott
wertvollere und weniger wertvollere Menschen gäbe. Befreit sind die Frauen und die Männer
von diesen und anderen bösen Geistern.
Und die Erfahrung, dass der Glaube, den Jesus bringt, befreien kann von Ängsten, von dem
Gefühl, nicht gut genug zu sein – diese Erfahrung ist keine, die nur vor hunderten von Jahren
nur die ersten Christen machen durften.
Ein Tor am Rand einer staubigen Straße in der Hauptstadt des westafrikanischen Landes
Burkina Faso bedeutet für manche Frauen auch in diesen Tagen Rettung und Befreiung.
Hinter diesem Tor liegt das Centrum Delwende, eine christliche Einrichtung, in der Frauen,
die als Hexen denunziert und aus ihren Dörfern und Familien vertrieben wurden, Aufnahme
finden und weiterleben können – in einer Gemeinschaft, in der aus ihrer christlichen
Grundüberzeugung her die Würde jedes Menschen geachtet wird.
Ich bin nicht gut genug – das ist aber nicht nur eine Angst von Menschen in der Ferne. Die
Angst, nicht gut genug zu sein, bewegt so manchen auch in unserer Nähe.
Wie gut, dass aber auch hier die gute Botschaft lebt und wirkt. dass es Orte und Gruppen
auch in unserer Gemeinde gibt, wo die gute Botschaft spürbar wird, wie – um nur ein Beispiel
von vielen zu nennen – zum Beispiel in unserer Jungen Gemeinde, wo auch Jugendliche, die
anderswo anecken oder ausgegrenzt werden, Gemeinschaft finden.
Wie gut, dass jeder von uns sich das sagen lassen darf – und wie weltverändernd, wenn wir
es glauben können, dass Gott zu uns sagt:
Fürchte dich nicht! Ich, dein Gott, bin da und mir bist du wertvoll, genauso wie der Mensch neben
dir. Meine Liebe reicht für alle.
Amen.
Es gilt das gesprochene Wort.