FÜRCHTE DICH NICHT, GLAUBE NUR! Predigt 5. Trinitatissonntag 2015 über Markus 5,21ff Gruß: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen. Text: Markus 5,21-24a+35-43 21 Und als Jesus wieder herübergefahren war im Boot, versammelte sich eine große Menge bei ihm, und er war am See. 22 Da kam einer von den Vorstehern der Synagoge, mit Namen Jaïrus. Und als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen 23 und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter liegt in den letzten Zügen; komm doch und lege deine Hände auf sie, damit sie gesund werde und lebe. 24 Und er ging hin mit ihm. 35 Als er noch so redete, kamen einige aus dem Hause des Vorstehers der Synagoge und sprachen: Deine Tochter ist gestorben; was bemühst du weiter den Meister? 36 Jesus aber hörte mit an, was gesagt wurde, und sprach zu dem Vorsteher: Fürchte dich nicht, glaube nur! 37 Und er ließ niemanden mit sich gehen als Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. 38 Und sie kamen in das Haus des Vorstehers, und er sah das Getümmel und wie sehr sie weinten und heulten. 39 Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was lärmt und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft. 40 Und sie verlachten ihn. Er aber trieb sie alle hinaus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter und die bei ihm waren und ging hinein, wo das Kind lag, 41 und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihm: Talita kum! – das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! 42 Und sogleich stand das Mädchen auf und ging umher; es war aber zwölf Jahre alt. Und sie entsetzten sich sogleich über die Maßen. 43 Und er gebot ihnen streng, dass es niemand wissen sollte, und sagte, sie sollten ihr zu essen geben. Liebe Gemeinde! Es gibt manches, was uns Furcht einflößen kann. Viele Kinder haben beispielsweise Angst vor der Dunkelheit. Seit der vergangenen Woche sehen viele ängstlich in die Zukunft. Schließlich kann uns keiner sagen, wie es mit Griechenland und Europa weitergeht. Wir haben Angst vor wirtschaftlicher Not, Krieg, vor Krankheit und anderem Leid. Mehr noch als alles dies versetzt uns aber der Tod in Angst und Schrecken. Wir fürchten, dass Menschen sterben könnten, die uns nahestehen. Und wir haben Angst vor dem eigenen Sterben. Schließlich wissen wir nicht, wie es sein wird, wenn wir diese Welt verlassen müssen. Aber hinein in all diese Ängste ruft uns Jesus durch unseren Predigttext zu: Fürchte dich nicht, glaube nur! Denn (1.) Du darst dich in deiner Not an Jesus wenden, (2.) Und diese Bitte ist nicht vergeblich, (3.) Denn Jesus erweckt Entschlafene zum Leben. (1.) Jairus ist ein wichtiger Mann. Als Vorsteher trägt er besondere Verantwortung für die Synagoge. Wahrscheinlich ist er in Kapernaum ein geachteter Mann. Aber was bedeutet das schon, wenn das eigene Kind im Sterben liegt? Wir kennen weder den Namen des 12jährigen Mädchens, noch bekommen wir genauere Auskunft über ihre Krankheit. Aber eines ist klar: Menschlich gesehen gibt es eigentlich keine Hoffnung mehr. Allen ist bewusst, dass es auf das Sterben zugeht. Und niemand kann daran etwas ändern. Die Ärzte stehen dem Leiden des Kindes machtlos gegenüber. Es gibt keine Medizin oder Therapie, die Heilung oder zumindest Besserung bringen könnte. Dabei steht das Mädchen praktisch noch am Anfang des Lebens. Sie ist gerade mal zwölf Jahre alt. All das, was sonst oft selbstverständlich scheint, wird sie nicht mehr erleben: die Auseinandersetzung mit den Eltern, wenn man erwachsen wird; Liebe, Heirat und Arbeitsleben wird sie niemals kennenlernen. Und die Eltern werden bald am Grab ihres eigenen Kindes stehen, da ihnen der Tod, dieser grausame Feind der Menschen, ihr geliebtes Kind genommen hat. Da ist so vieles, was wir noch gerne erfahren würden: Gab es weitere Kinder, welche die Eltern vielleicht über den Verlust getröstet hätten? Und was denkt oder sagt die Mutter des Mädchens zu alledem? Wir wissen es nicht. Gott lässt es uns nicht in der Bibel berichten. Aber eines wissen wir: was Jairus, der Vater des sterbenskranken Mädchen, in seiner verzweifelten Lage tut. Als Jesus mit dem Boot aus der Gegend der Gerasener zurückehrt, begibt sich Jairus auf den Weg zum See Genezareth. Dort hat sich eine größere Menschenmenge bei Jesus versammelt. Aber Jairus beachtet die Menge nicht. Er fällt dem lieben Heiland zu Füßen. Inbrünstig bittet er den Mensch gewordenen, allmächtigen Sohn Gottes um Hilfe. Und seine Bitte lässt uns erahnen, wie verzweifelt seine Lage ist: „Meine Tochter liegt in den letzten Zügen; komm doch und lege deine Hände auf sie, damit sie gesund werde und lebe.“ (Mk 5,23) Noch ist es nicht zu spät. Das Mädchen liegt zwar bereits im Sterben. Ihr junges Leben hängt nur noch an einem seidenen Faden und es fehlt nicht viel, dass dieser Faden durchtrennt wird. Aber es ist noch nicht der Punkt erreicht, an dem alle Hilfe zu spät kommt. Und hat Jesus nicht schon viele atemberaubende Wunder gewirkt, die gewöhnliche Menschen nie hätten vollbringen können? Er hat in der Synagoge von Kapernaum einen Mann aus der Gewalt eines bösen Geistes befreit. Die Schwiegermutter des Petrus hat er vom Fieber geheilt. Und am Abend des gleichen Tages sind viele Kranke und Besessene zu Jesus gekommen. Markus berichtet: „Und er half vielen Kranken, die mit mancherlei Gebrechen beladen waren, und trieb viele böse Geister nicht aus und ließ die Geister nicht reden; denn sie kannten ihn“ (Mk 1,34). Auch in anderen Städten hat Jesus Wunder gewirkt. Und von überall her aus ganz Israel und selbst von Orten außerhalb Palästinas haben Menschen bei Jesus Hilfe gesucht. Wenn der Heiland all diesen Menschen helfen konnte, dann kann er doch auch dem 12jährigen Mädchen helfen, das nun im Haus des Jairus um sein Leben ringt. Die Ärzte können das Sterben des Mädchens nicht verhindern, da es keine medizinische Hilfe gibt. Aber Jesus ist weit mehr als ein großer Lehrer, der die Menschen mit packenden Predigten begeistert. In Jesus ist der wahre, allmächtige Sohn Gottes in unsere Welt gekommen, um uns verlorene Sünder vor der Hölle zu retten. Seinem Handeln sind keine Grenzen gesetzt. Das hat er immer wieder bewiesen. Darum fällt Jairus dem Heiland zu Füßen und bittet inbrünstig, Jesus möge mit ihm kommen um seinem sterbenden Mädchen zu helfen. Und was tut der Herr? Sagt er: Ja, lieber Jairus, das ist ja gewiss eine große Not. Aber du siehst doch, dass hier eine große Menschenmenge versammelt ist. Ich habe jetzt leider keine Zeit, um mich um deine Probleme zu kümmern. Diese Menschen haben viele Fragen, die ich beantworten muss. Ich muss predigen und vieles andere tun. Komm bitte später noch mal wieder!? Nein, Markus berichtet kurz und bündig: „Und er ging hin mit ihm“ (Mk 5,24). Jesus hat genau erfasst, wie verzweifelt die Lage ist. Hier ist unverzügliches Handeln erforderlich, wenn nicht alle Hilfe zu spät kommen soll. Darum macht er sich unverzüglich mit Jarius auf den Weg, um dem todkranken Mädchen zu helfen. Und was auch immer deine Not sein mag, unter der du leidest, oder welche Ängste und Sorgen dir zu schaffen machen: so wie Jairus kannst auch du mit all deinen Sorgen, Ängsten und Nöten zu Jesus kommen, um ihn um Hilfe zu bitten. Dazu brauchst du nicht einmal nach Israel an den See Genezareth zu reisen, um Jesus zu treffen. Nein, du kannst ganz einfach da, wo du gerade bist, deine Hände falten und mit Jesus reden. Er hört dich, denn der lebendige, auferstandene Herr ist immer unsichtbar an unserer Seite. Und er ermutigt uns in der Bibel: „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!“ (Phil 4,6) Vielleicht hast du Schwierigkeiten in der Schule oder im Beruf. Vielleicht gibt es Probleme in der Familie. Was auch immer dir Angst und Sorge bereiten mag: erzähle Jesus davon und bitte ihn, dir zu helfen. Jesus wird dich wegschicken, weil er viel zu beschäftigt ist und ohnehin schon genug am Hals hat. Nein, er hat immer für dich Zeit und für alle deine Anliegen ein offenes Ohr. Und er kann selbst da noch helfen, wo scheinbar alle Hilfe zu spät kommt. Darum fürchte dich nicht, glaube nur! Denn du darfst dich in deiner Not an Jesus wenden und diese Bitte ist nicht vergeblich. (2.) So vielversprechend und hoffnungsvoll die Bitte des Jairus aufgenommen worden ist, so ernüchternd und unbegreiflich scheint, was dann geschieht: Jesus macht sich zwar unverzüglich mit Jairus auf den Weg, da schnelle Hilfe nötig ist. Aber dann wird Jesus auf dem Weg aufgehalten. In der Menge, die Jesus folgt, befindet sich eine Frau, die seit zwölf Jahren unheilbar erkrankt ist. Sie tritt von hinten an Jesus heran und berührt ihn, weil sie glaubt, dass Jesus ihr in ihrer Not helfen kann. Und Jesus heilt die kranke Frau und beginnt sogar ein kurzes Gespräch mit ihr, um ihr und den Übrigen deutlich zu machen, dass sie durch ihren Glauben bei Jesus Hilfe gefunden hat. Was mag da in Jairus vorgehen? Muss er sich nicht fragen: Wie kann Jesus jetzt denn so etwas tun? Hat er nicht begriffen, wie ernst es um mein geliebtes Töchterchen steht und dass es auf jede Sekunde ankommt? Sicher tritt er nervös von einem Fuß auf den anderen und wartet voller Unruhe, dass es endlich weitergeht. Aber während Jesus noch mit der geheilten Frau spricht, sieht Jairus Knechte aus seinem Haus kommen. Ihre Botschaft ist niederschmetternd: „Deine Tochter ist gestorben; was bemühst du weiter den Meister?“ (Mk 5,35). Nun ist es schreckliche Wirklichkeit: Sein geliebtes Mädchen ist tod. Der letzte Faden, an dem das Leben noch hing, ist zerschnitten. Warum soll Jairus da noch weiter Jesus bemühen, zumal der doch offensichtlich viel zu tun hat? Aber nun greift Jesus in das Geschehen ein und spricht zu direkt zu Jairus die herrlichen, ermutigenden und ungeheuer tröstlichen Worte: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“ (Mk 5,36) Jairus soll sich nicht von Furcht und Verzweiflung überwältigen lassen, sondern weiter auf Jesus vertrauen. Die Bitte, die er an Jesus gerichtet hat, ist nicht vergeblich gewesen, auch wenn es im Augenblick ganz anders aussieht. Denn Jesus kann auch jetzt noch helfen, selbst wenn scheinbar alle Hilfe zu spät kommt. Haben wir nicht auch schon erlebt, dass Nachbarn, Freunde, Verwandte oder Kollegen uns von der Nutzlosigkeit des Betens überzeugen wollten? Vielleicht nagen auch solche bohrenden Fragen an deinem Herzen, weil du schon lange für ein bestimmtes Anliegen betest und scheinbar nichts passiert. In solchen Lagen sind wir versucht, aufzugeben, weil es uns sinnlos erscheint, auf Jesus zu vertrauen und ihn weiter um Hilfe zu bitten. Aber dieser Eindruck täuscht. Ja, es kann auch bei uns Zeiten geben, wo wir Jesu Handeln nicht verstehen. Es kann uns so vorkommen, als wenn all unser Beten ungehört an der Zimmerdecke abprallt. Unsere Not kann so groß werden, dass alle Hilfe zu spät zu kommen scheint. Aber Jesus sagt uns: Fürchte dich nicht, glaube nur! Du darfst dich in deiner Not an Jesus wenden, und diese Bitte ist nicht vergeblich, denn Jesus erweckt Entschlafene zum Leben. (3.) Das Haus von Jairus ist voller Menschen, die weinen und heulen. Neben den trauernden Angehörigen sind dort bereits die Flötenspieler und Klageweiber, die den Tod des Kindes gemäß den herrschenden Sitten beklagen. Aber als Jesus sagt: „Was lärmt und weint ihr? Das Kind ist nicht gesotrben, sondern es schläft“ (Mk 5,39), da wird das Klagen von schallendem Gelächter abgelöst. Sie lachen Jesus aus. Wenn er meint, dass dieses Mädchen nur schläft, dann kann man den berühmten Prediger doch nicht ernst nehmen. Es ist für jeden offensichtlich, dass dieses Kind mausetot ist. Hier kommt alle Hilfe zu spät. Den Tod eines Menschen kann nun einmal selbst der beste Arzt oder Wissenschaftler nicht rückgängig machen. Aber Jesus macht kurzen Prozess und schmeißt die Spötter hinaus. Nur Jairus, die Mutter und die bei ihm sind nimmt er mit in das Zimmer, in dem sich der Leichnam befindet. Und dann erweckt er die Entschlafene zum Leben. Sie ist zwar tatsächlich gestorben. Aber so wie ein Mensch aus dem Schlaf aufgeweckt wird, wenn der Wecker klingelt oder jemand ihn wachrüttelt, so kann Jesus vom Tod auferwecken. Er ergreift die Hand des Mädchens und spricht: „Talita kum! – das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf!“ (Mk 5,41) Im gleichen Mund richtet sich das Mädchen auf und geht umher. Jairus ist in seiner Hoffnung nicht getäuscht worden. Jesus hat seine Bitte erfüllt und den besorgten Eltern das geliebte Kind zurückgegeben. Denn er ist der Sohn des wahren Gottes, der durch sein allmächtiges Wort auch Entschlafene zum Leben erwecken kann. Darum können wir uns nicht nur in allen Nöten und Ängsten im Gebet an Jesus wenden. Wir können auch darauf vertrauen, dass er uns eines Tages vom Tod auferwecken wird. Denn die Schrift sagt: „Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts“ (Joh 5,28f). Jesus wird bei seinem Kommen am Jüngsten Tag alle Entschlafenen durch sein allmächtiges Wort vom Tod auferwecken. Und dann werden wir nicht nur diejenigen wiedersehen, die uns durch den Tod genommen wurden. Dann wird auch für alle, die durch den Glauben an den Retter Jesus Christus bei Gott Vergebung ihrer Sünden gefunden haben, das ewige Leben beginnen, in dem es keine Not, keine Krankheit, kein Leid und keinen Tod mehr gibt. Aber wer von Jesus nichts wissen wollte, wird ewig verloren gehen, weil alle Menschen Sünder sind und aus eigener Kraft nicht vor Gott bestehen können. Darum fürchte dich nicht, glaube nur! Denn du darfst dich in deiner Not an Jesus wenden, und diese Bitte ist nicht vergeblich, denn Jesus erweckt Entschlafene zum Leben. Amen. Segen: Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. Lied: In allen meinen Taten (348,1-8) Pfr. Holger Weiß Schönfeld Pfarramt der Emmausgemeinde Schönfeld (Ev. – Luth. Freikirche): Pfarrer Holger Weiß * Straße des Friedens 7 * 09488 Thermalbad Wiesenbad (OT Schönfeld) * Telefon (03733) 678188 * e-mail: [email protected] * Homepage: www.elfk.de/schoenfeld
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