Aktionstage zur Eliminierung von Geburtsfisteln In Zusammenarbeit mit der Organisation Women’s Hope International (WHI) ‣‣Gesundheit Programm Infostand Montag, 21. bis Mittwoch, 23. März 2016, jeweils von 10.00 – 13.00 Uhr Ort: Schwarztorstrasse 48, International Lounge Spezialsessions Montag, 21. März 2016, 12.15 – 13.00 Uhr Referat «Geburtsfisteln: Ein vermeidbares Leiden?» Referentin: Claudia Leimgruber (WHI) Ort: Schwarztorstrasse 48, Hörsaal 004 Kostenlos, ohne Voranmeldung Dienstag, 22. März 2016, 12.10 – 13.00 Uhr Filmsession «A Walk to Beautiful» Ort: Schwarztorstrasse 48, International Lounge Kostenlos, ohne Voranmeldung Eliminierung von Geburtsfisteln Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) führt zusammen mit Partnern weltweit eine Kampagne zur Eliminierung von Geburtsfisteln. Ziel der Kampagne ist, Geburtsfisteln zu verhindern und betroffene Frauen zu heilen. Weitere Informationen ⇢ www.womenshope.ch Ursachen und Auswirkungen von Geburtsfisteln Bei einer Geburtsfistel handelt es sich um ein Loch im Geburtskanal, verursacht durch einen Stillstand des Geburtsvorgangs ohne rechtzeitige chirurgische Geburtshilfe (Kaiserschnitt). Durch die erlittenen inneren Verletzungen leiden betroffene Frauen und Mädchen an permanenter Inkontinenz. Die Auswirkungen der Geburtsfistel sind für die Frauen gravierend. Sie werden ausgegrenzt, entwürdigt und leben in Scham. Viele betroffene Frauen und Mädchen sind vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Sie werden von ihren Ehemännern und Familien ausgegrenzt und sind deshalb sozial und emotional isoliert. Der fehlende Zugang zu Einkommen und Unterstützung führt sie zunehmend tiefer in die Armutsspirale. Bedingt durch die schlecht ausgestattete geburtshilfliche Versorgung und das junge Alter vieler werdender Mütter kommt die Erkrankung nur in Entwicklungsländern vor. Weltweit leiden zwei Millionen Mädchen und Frauen an einer Geburtsfistel; jedes Jahr kommen neu zwischen 50’000 bis 100’000 weitere Betroffene hinzu. Die tieferliegenden Gründe für Geburtsfisteln sind der niedrige Stellenwert der Frau in der Gesellschaft, Armut sowie der erschwerte Zugang zu einer adäquaten Gesundheitsversorgung. Gut ausgebildetes Gesundheitspersonal wie Hebammen, Pflegefachkräfte und Gynäkologen, welche die Frauen während Schwangerschaft und Geburt begleiten, fehlt. Shahlas Geschichte Die 25-jährige Shahla kommt aus Arghandab in der Provinz Zabul. Sie reist ins Cure-Spital in Kabul und berichtet dort, dass sie seit 12 Jahren inkontinent ist. «Als ich 13 Jahre alt war, arrangierte mein Vater für mich eine Heirat mit einem Mann, der schon eine Frau hatte. Ich war verzweifelt. Zum Zeitpunkt der Heirat hatte ich die Pubertät noch nicht erreicht, aber mein Mann begehrte mich trotzdem, und ich wusste nicht, was ich mit ihm tun sollte... Ein Jahr nach der Hochzeit wurde ich schwanger. Die Wehen begannen und dauerten zwei Tage an. Dort wo ich lebe, gibt es keine Klinik und keinen Arzt. Mein Mann war besorgt und brachte mich ins Haus seiner Eltern. Dann tötete er ein Schaf und legte die Haut auf meinen Leib - dies ist Teil einer traditionellen Behandlung in unserer Gegend. Nach drei Tagen unter dieser schmutzig stinkenden Haut gebar ich ein totes Kind. Schadenfreude und Ärger Nach der Geburt konnte ich meinen Urin nicht halten. Anfangs dachte ich, ich würde mich bald erholen. Aber nach einigen Monaten teilte ich meinem Mann mit, dass ich meinen Urin immer noch nicht halten könne und schlecht rieche. Er brachte mich zu einem lokalen Arzt, der aber nicht helfen konnte. Die erste Frau meines Mannes freute sich zuerst über mein Problem. Aber als sie merkte, dass es mir auch nach einiger Zeit nicht besser ging, ärgerte sie sich, da ich im Haushalt nicht mithelfen konnte. Wir haben Mandelbäume und Vieh, und da gibt es für die Frauen viel zu tun. Vergebliche Operationen in Afghanistan und Pakistan Nach einigen Jahren brachte mein Mann mich zur Behandlung nach Kabul. Ich wurde operiert, aber nicht geheilt. Später brachte er mich nach Quetta in Pakistan. Wieder wurde ich operiert, aber es trat keine Besserung ein. Für einen dritten Versuch kehrte ich nach Kabul zur Behandlung zurück. Wieder gab es keine Heilung. Während den Jahren meiner Krankheit hatte ich acht Schwangerschaften. Von meinen Kindern sind noch sechs am Leben. Weil ich so viele vergebliche Operationen hatte, wurde ich innerlich angespannt und deprimiert. Ich war verzweifelt und ohne Hoffnung. Eines Tages besuchte uns eine Nachbarin. Sie erzählte mir, dass auch sie an Inkontinenz gelitten hatte, aber schliesslich im Cure-Spital geheilt worden war. Als mein Mann nach Hause kam, erzählte ich ihm alles. Er sagte: «Wir werden so rasch als möglich zum Cure-Spital gehen». Nach einer viertägigen Busfahrt kamen wir endlich an.» «Manchmal fühle ich mich wie eine Königin» Monate später blickt Shahla zurück: «Wegen meiner vielen früheren Operationen war der Eingriff sehr kompliziert. Ich wurde im Juli 2008 operiert, und ein zweites Mal im November. Mein Mann und zwei meiner Kinder blieben in Kabul und besuchten mich jeden Tag. Zum Glück war die zweite Operation erfolgreich. Nun bin ich trocken und glücklich. Ich lächle, und an gewissen Tagen fühle ich mich wie eine Königin.» Berner Fachhochschule Fachbereich Gesundheit Murtenstrasse 10 CH-3008 Bern Telefon +41 31 848 35 00 [email protected] gesundheit.bfh.ch Women’s Hope International Sulgenbachstrasse 51 CH-3007 Bern Telefon +41 31 991 55 56 [email protected] womenshope.ch
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