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WELTKRIEGS-MASSENGRAB IN KIEW
Überreste von deutschen Soldaten ausgegraben
70 JAHRE NACH KRIEGSENDE
Überreste deutscher Soldaten in Kiew gefunden
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Von MICHAEL MANSKE
Hunderte Knochen. Schädel mit Einschlaglöchern von Granatsplittern. Rostige Dienstmarken der
Deutschen Wehrmacht. Der Park Askoldowa Mogil in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Hier wurden
die Überreste von 1315 gefallenen deutschen Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Sie
werden derzeit vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ausgegraben. BILD war dabei.
Die Gebeine wurden metertief unter der Erde entdeckt
Foto: Michael Manske
Wo sonst Spaziergänger Kiews Natur genießen, graben Soldaten der Bundeswehr und des
ukrainischen Militärs metertiefe Löcher in den Boden. Das Ziel: Die Gebeine der deutschen
Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg finden.
Bundeswehr-Hauptmann Martin Kaiser zu BILD: „Wir bereiten die Grabung vor für die Exhumierung.
Die deutschen Soldaten sollen auf einen Sammelfriedhof umgebettet werden.“
In den Schädeln klaffen Einschlagslöcher von Granatsplittern
Foto: Michael Manske
Überraschend ist die hohe Anzahl der Überreste im Kiewer Park. Jan Lindau vom Volksbund
Deutsche Kriegsgräberfürsorge: „So einen großen Fund haben wir nicht mehr oft. Aber umso wichtiger
ist es uns, alle Soldaten umzubetten und vor allem zu identifizieren.“
Aber warum macht sich der Volksbund, der unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident
Joachim Gauck steht, diese Arbeit?
„Viele Deutsche wissen auch heute, 70 Jahre nach Kriegsende, nicht, was damals im Krieg mit ihren
Vorfahren passiert ist. Wir wollen ihnen mitteilen, wie ihr Vater oder Opa umgekommen ist und ihnen
vor allem einen Ort der Trauer geben", erklärt Lindau.
Grauenvoller Fund: Nur noch Knochen waren von den Soldaten übrig
Foto: Michael Manske
Von den Soldaten sind nur noch Knochen übrig. Zur Identifizierung dient daher hauptsächlich
die Dienstmarke. Anhand der eingravierten Nummer kann häufig eine Person zugeordnet
werden.
Volksbund-Präsident Markus Meckel: „Das Problem ist, dass sich immer weniger Angehörige bei uns
melden, um ihre Vorfahren zu suchen. Wir finden noch immer viele gefallene Soldaten. Nur wer sich
meldet, den können wir aber auch benachrichtigen.“
Die Überreste sind in Särge gelegt worden
Foto: Michael Manske
Nicht nur in der Ukraine werden Überreste entdeckt. Auch in Russland wird derzeit gegraben.
In St. Petersburg wurden erst in der vorigen Woche die Gebeine von 39 deutschen Soldaten
beigesetzt. Trotz des Ukraine-Konfliktes konnte sich der Volksbund auch dort auf die Unterstützung
einheimischer Soldaten verlassen.
Die Stimmung zwischen den Bundeswehr- und den russischen Soldaten war jedoch deutlich
unterkühlter als das Zusammentreffen mit den Helfern in der Ukraine. Ein deutscher Soldat zu
BILD: „Die durften nicht einmal mit uns rauchen und am Gemeinschaftsabend auch keinen
Alkohol mit uns trinken.“
Dabei geht es dem Volksbund vor allem um die Versöhnung über den Gräbern. Lindau: „Es ist
natürlich irgendwo schauerlich, dass wir noch dabei sind, die Toten des letzten großen Krieges
umzubetten, womit wir noch lange nicht fertig sind, und schon wieder gibt es neue Tote.“
Spätestens der Blick auf die zerschossenen Schädel in den Gräbern aus dem Zweiten
Weltkrieg sollte jedem klar machen: Kriege müssen verhindert werden – unabhängig ob in der
Ostukraine oder anderswo...