Das Schicksal der unerwünschten Bullenkälber Damit der Milchfluss nicht versiegt, werden Kühe jährlich – in der Regel künstlich – besamt und bringen nach etwa neun Monaten ein Kalb zur Welt. Doch was passiert mit den Kälbern? Während weibliche Kälber für die Nachzucht genutzt und später selbst einmal Milchkühe werden, sind ihre Brüder meist nur wenig „wert“ und ein unerwünschtes Nebenprodukt in der Milchwirtschaft. „Wertlose“ Bullenkälber In den meisten deutschen Kuhställen – Bio-Höfe inbegriffen – steht heute die hochgezüchtete Milchkuhrasse Deutsche Holstein – ihre Kälber setzen kaum Fleisch an. Entsprechend wenig Geld erhalten die Landwirte beim Verkauf der Kälber. In Ländern wie Neuseeland, Großbritannien und der Schweiz führt das dazu, dass Bullenkälber von Hochleistungskühen direkt nach der Geburt getötet werden. In Deutschland ist das verboten. Allerdings kommt es hierzulande vor, dass für erkrankte oder schwache Bullenkälber kein Tierarzt gerufen wird und die Tiere auf dem Hof verenden. Die Tierarztkosten würden den Wert des Kalbes übersteigen. Eine Lösung wäre eine stärkere Rückbesinnung auf Zweinutzungsrassen – Rinder, die sowohl Milch geben als auch Fleisch ansetzen. Die Bullenkälber können für einen höheren Preis verkauft werden. Allerdings landen auch diese häufig in der konventionellen Mast. Hoher Antibiotikaeinsatz In der Regel werden Bullenkälber nach zehn bis 14 Tagen an Mastbetriebe verkauft. Bereits beim Sammeltransport quer durch Deutschland und auch ins Ausland erkranken viele Kälber, denn sie werden von unterschiedlichen Höfen zusammengebracht und ihr Immunsystem ist zwei Wochen nach der Geburt noch nicht stabil. Hinzu kommt der Stress durch lange Transportwege und die Futterumstellung. Krankheitskeime breiten sich schnell aus. Der Antibiotikaeinsatz bei Bullenkälbern ist besonders hoch. Schlechte Haltungsbedingungen Die Haltungsbedingungen in Mastbetrieben selbst sind häufig schlecht. Viele Tiere werden ihr ganzes Leben im Stall gehalten, leben dort auf rutschigen Vollspaltenböden, haben keine extra Liegefläche und nur wenig Bewegungsfreiheit. Aufgrund fehlender Liegeflächen haben Bullen Probleme beim Ablegen, leiden an Gelenkentzündungen und Gliedmaßenerkrankungen. Gemästet werden sie mit energiereichem Kraftfutter wie Mais und Soja, damit sie Fleisch ansetzen. Was können Verbraucher tun? Verbraucher, die Milch oder Milchprodukte konsumieren, können darauf achten, wo die Milch herkommt. Es gibt Höfe, auf dem nicht nur die Kühe tiergerecht gehalten werden, sondern auch die Kälber. Die Landwirte, die Rinder sowohl zur Milchproduktion als auch zur Mast auf dem eigenen Hof halten, praktizieren häufig auch die muttergebundene Aufzucht von Kälbern. Informationen dazu können auf den Webseiten mancher Höfe gefunden werden. Zudem reduzieren regelmäßige milchfreie Tage ohne Milch, Butter, Käse oder Joghurt die Nachfrage nach der Billig-Milch von Hochleistungskühen. Stattdessen können pflanzliche Alternativen ausprobiert werden, diese sind nicht nur gesund, sondern auch lecker: Das Angebot von „Pflanzenmilch“ wie Soja-, Reis-, Hafer- oder Mandelmilch und milchfreien Brotaufstrichen wie Shitake, Olive, Paprika-Tomate oder Meerrettich ist sehr vielfältig.
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