Frische Luft und volle Eimer

Management
Fleckvieh 2/ 2014
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Frische Luft und volle Eimer
Neuer Kälberstall und Ad-Libitum-Fütterung im Betrieb Nieberle
Der neue Kälberstall, betrachtet von der Südseite.
Skizze: Kunz
Iglus
Futtertisch
je 4 m
Gruppenbucht
je 4 m
K
Holsteiner Kälberstall nach Dr. Hans-Jürgen Kunz. Alle
Bereiche sind im 4-m-Raster eingeteilt.
•Biestmilchgabe,
so früh wie möglich
mindestens 4 Liter (bei Bedarf Drenchen);
•Ansäuern der Milch ab der 2. Mahlzeit;
•Muttermilch für drei Tage;
•Anschließend je nach Anfall Mischung
aus MAT (50 % MMP, 150 g/l) und Vollmilch. Alle Kälber erhalten dieselbe,
angesäuerte Milch. Im Iglu hat jedes
Kalb einen eigenen Eimer, der hängen
bleibt und erst nach Ende der Tränkephase gereinigt wird. In der Gruppe ist
noch der alte Tränkeautomat
im Einsatz.
•Tränkemenge: Ad-libi-
tum bis zum Verkauf bei den Stierkälbern
und für drei Wochen bei den Kuhkälbern,
danach stufenweise Reduzierung. Tränkedauer zwei Monate. Manche Kälber saufen mit drei Wochen 14 Liter pro Tag.
•Die Stierkälber (BV) werden jetzt mit 28
Tagen und 81 kg Gewicht verkauft, die täglichen Zunahmen betragen 1300 g und der
kg-Preis liegt 19 Ct über dem Schnitt der
Auktion. In vier Wochen saufen die Stierkälber 330 Liter (plus 60 l Rest, der an ältere
Kälber vertränkt werden kann).
Die Kuhkälber bleiben für vier Monate
im Stall. Sie werden zwei Monate getränkt
und erhalten eine Kälber-Trocken-TMR
und Kraftfutter sowie ständig Wasser.
Nieberles Fazit zum neuen Kälbersystem: »Wir haben deutlich weniger Arbeit
und schönere Kälber.« Studien aus den
USA haben bei ad-libitum-Tränke in den
ersten drei Lebenswochen eine höhere
Einsatz- und Lebensleistung
ergeben, wenn die Tiere
später in Milch kommen.
Das muss sich bei Nieberles erst noch zeigen.
JB
Johannes Nieberle aus
Frankenried.
Foto: Berchtold
Fotos (4): privat
räftig umgekrempelt hat Familie
Nieberle aus Frankenried im Allgäu
das Management bei den Kälbern.
Nieberles halten 100 Braunviehkühe samt
Nachzucht. Früher standen die Kälber im
alten Kälberstall im Nordosten des Stalles,
mit wenig Licht und Luft und mit einem
tiefergelegten Liegebereich. Es gab zweimal täglich angewärmte Milch.
Im Jahr 2012 dann der Neubau eines
›Holsteiner Kälberstalles‹, hier war Juniorchef Johannes Nieberle in engem Kontakt
mit Dr. Hans-Jürgen Kunz von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.
Der Stall besteht aus vier Bereichen:
•Standfläche für Iglus mit Curtains, nach
Süden ausgerichtet (Desinfektion Iglus);
•Liegeflächen für Gruppenhaltung der
Kälber mit Stroheinstreu, jede Box hat 4 x
8 m, damit beim Ausmisten zwei getrennte Bereiche mit jeweils 4 m Breite geschaffen werden können (siehe Skizze);
•Gang zwischen Iglus und Gruppen;
•Versorgungsraum im Stall zur Zubereitung der Tränke und Lagerung der Futtermittel und der sonstigen Bedarfsmittel.
Die Kuhkälber sind die ersten zwei bis
drei Wochen im Iglu und kommen dann
in die Gruppe. Die Stierkälber bleiben bis
zum Verkauf mit rund vier Wochen im Iglu.
Die Liegefläche in der Gruppe ist ebenerdig, nicht abgesenkt, um einen ›Ammoniaksee‹ zu vermeiden. Ausgemistet und
eingestreut wird einmal in der Woche. Der
Stall wurde im 4-m-Raster erstellt, sodass
durch Umschwenken der Trenngitter zwei
Längsbereiche mit jeweils 4 m Breite entstehen. Erst wird eine Seite gemistet, dann
umgetrieben und die zweite Längsseite
gemistet. Das Misten mit 50 Kälberplätzen
dauert 20 Minuten inklusive Einstreuen.
Auch das Tränkesystem wurde stark
verändert. Früher wurde zweimal täglich
die Milch angewärmt. Heute läuft das
Tränkesystem wie folgt ab:
Der Funktionsgang zwischen den Iglus und den
Gruppenbuchten.
Jedes Kälberabteil hat 4 x 8 m, hinten wird eine
Holzplatte als Schutz vor Zugluft heruntergeklappt.
Durch Umschwenken der Tore entsteht ein 4 m breiter
Gang zum Misten.