In Szene - Schauspielhaus Zürich

Foto: Lieblinge
In Szene
Hans Kremer
von Michael Maertens
Willkommen Hans! 25
Hans Kremer. Vorbild. Idol. Und ich hatte nicht viele.
Eigentlich nur noch Günter Netzer und Willy Brandt.
80er Jahre. Ich, Schauspielschüler in München.
In den Kammerspielen wird „Don Carlos“ gegeben. Das schaue ich mir mal an! Und mein gesamtes
Schauspielerleben bekam nun eine Initialzündung! Der
Don Carlos war jung, schön, anmutig, intelligent,
anarchisch, komisch und sexy. So was hatte ich noch
nicht gesehen. So wollte ich auch sein. Wie Hans
Kremer. Wenige Jahre später durfte ich in Hamburg
sogar an seiner Seite spielen; ich war zu schüchtern,
ihm meine grosse Verehrung und Liebe zu gestehen.
Aber beobachtet habe ich Hans Kremer und ihn versucht zu imitieren, gänzlich unmöglich. Fast dreissig
Jahre später sollten wir uns nun in Zürich wieder begegnen. Ich war gespannt. Sollte er, wie so viele
Vorbilder, im Alter eine Enttäuschung für mich sein?
Im Gegenteil. Er ist ein noch aufregenderer Schauspieler geworden. Nein, Hans, du bist vorbildlich gealtert! Immer noch so schön, immer noch so klug,
immer noch so anmutig und immer noch so humorvoll. Ich freue mich schon wahnsinnig auf die nächsten dreissig Jahre mit dir und bin unglaublich gespannt auf die vielen magischen Momente, die du mir
und deinem Publikum noch schenken wirst. Du bist ein grosser Schauspieler und Zürich darf
stolz sein, dass du diese Stadt beehrst. Ich bin stolz,
endlich wieder neben meinem grossen Vorbild zu
stehen. Willkommen in Zürich! ≈
Hans Kremer, geboren 1954, kommt nach Stationen in
Köln, Hamburg und München in dieser Spielzeit als
neues Ensemblemitglied an das Schauspielhaus Zürich.
Mit Michael Maertens, der hier über ihn schreibt, war er
in Barbara Freys Inszenierung „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ von Witold Gombrowicz zu sehen.
Derzeit probt Hans Kremer mit Barbara Frey das neue
Stück „Meer“ von Jon Fosse und wird darin ab dem
17. Oktober 2015 im Pfauen zu sehen sein.