Dax 10026.10 +2.71% E-Stoxx 50 3039.19 +3.30% Dow Jones 17908.21 +1.06% S&P 500 2081.36 +0.95% Euro/Dollar 1.1278$ -0.95% Euro/Yen 123.26¥ -0.27% Brentöl 42.88$ -0.97% Gold 1242.91$ -1.01% Bund 10J. 0.128% -0.037PP US Staat 1.764% -0.012PP Stand: 22h00 G 02531 NR. 72 / PREIS 2,80 € DONNERSTAG, 14. APRIL 2016 DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG 2 Anklage gegen Schlecker THEMEN DES TAGES Union verschärft Ton gegen EZB-Chef Draghi Vor vier Jahren ging die Drogeriekette pleite. Nun legen Staatsanwälte dem Firmengründer 36 Straftaten zur Last. Auch Schleckers Frau und Kinder werden beschuldigt. Kommt es zum Prozess, droht sogar Haft. Wolfgang Schäuble und seine CDU verzweifeln an EZB-Präsident Draghi. Immer vehementer fordern sie eine Kurskorrektur. Der Bundesfinanzminister ist zutiefst davon überzeugt, dass Draghis Politik hochgefährlich ist. Seite 6 Massimo Bognanni Düsseldorf Institute senken ihre Konjunkturprognosen Handelsblatt GmbH Abonnentenservice Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschland), Fax 0211 887 3605, [email protected] Monatsabonnements: Handelsblatt Print: 60,00 Euro Handelsblatt Print + Digitalpass: 66,99 Euro Die großen deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Wachstumsprognose für 2016 von bislang 1,8 Prozent auf 1,6 Prozent eingedampft. Für das kommende Jahr erwarten sie ein Plus von lediglich 1,5 Prozent. Seite 9 „Ich will die Verbrecher alle kriegen“ Schlecker -52 -80 -200 -230 Anton und Christa Schlecker (2009): Die Staatsanwälte wollen das Ehepaar vor Gericht bringen. Ergebnis in Mio. Euro 2008 2011 Quelle: EHI Retail Handelsblatt | Institute, Unternehm. triarch unrichtige Angaben in seiner Bilanz gemacht haben. Auch eine Falschaussage an Eides Statt wirft die Staatsanwaltschaft dem Unternehmer vor. Schleckers Kindern Lars und Meike werden gemeinschaftlich begangene Untreue, Insolvenzverschleppung und Beihilfe zum Bankrott vorgeworfen. Das sehen die An- kläger auch bei Schleckers Frau Christa in zwei Fällen als erwiesen. Als Tatzeitraum werden die Jahre 2010 bis 2012 genannt. Damals begann das Drogerie-Imperium bereits zu erodieren. Während die Konkurrenten dm und Rossmann wuchsen, schrumpfte Schleckers Umsatz Monat für Monat um zweistellige Millionenbeträge. In jener Zeit, so lautet jetzt die Anklage, soll sich Anton Schlecker strafbar gemacht haben. Mit Hilfe überzogener Rechnungen habe er an Firmen seiner Kinder Millionen von Euro verschoben. 2011 soll Schlecker zum Beispiel seiner Tochter eine 60 000 Euro teure Reise auf die Karibikinsel Antigua geschenkt haben, seine Enkel wurden laut Anklage mit 800 000 Euro bedacht. Zwar ist es nicht strafbar, seiner Familie Geschenke zu machen. Doch als „eingetragener Kaufmann“ haftete Anton Schlecker persönlich mit seinem Vermögen für die Schulden des Unternehmens. Wenn er also Vermögen verschenkte, schadete er seinen Gläubigern, argumentiert die Staatsanwaltschaft. Nun muss das Gericht entscheiden, ob es zum Prozess kommt. Die Schlecker-Anklage Seiten 4, 5 Untersuchungsausschuss zu VW Linke und Grüne wollen die Rolle von Verkehrsminister Dobrindt prüfen. B. Gillmann, D. Delhaes, C. Schnell Berlin, Frankfurt D Hessens Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) ist optimistisch, dass die juristische Aufarbeitung der „Cum-Ex“-Steuerbetrugsfälle zugunsten der Staatskassen gelingen kann. „Unsere Finanzverwaltung hat bisher alle Verfahren gewonnen“, sagte Schäfer dem Handelsblatt. Seite 10 PR Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 € Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK Ungarn 1200,00 FT A nton Schlecker war ein Mann der Superlative. Der gelernte Metzger machte seine Drogeriemarktkette mit zuletzt rund 14 000 Läden in 17 Ländern zu Europas Nummer eins. Im Januar 2012 kam die Pleite – ebenfalls die größte, die der deutsche Einzelhandel je erlebt hat. Mehr als 22 000 Gläubiger blieben auf Forderungen von über einer Milliarde Euro sitzen. Nun droht ein nicht minder schlagzeilenträchtiger Strafprozess. Über drei Jahre prüfte die Stuttgarter Staatsanwaltschaft den Fall. Vor wenigen Tagen reichte sie nach Handelsblatt-Informationen beim Landgericht Stuttgart ihre Anklage gegen den mittlerweile 71-jährigen Pleitier ein. Auf mehr als 250 Seiten legen die Fahnder dem Firmenpatriarchen insgesamt 36 Straftaten zur Last. Auch Schleckers Ehefrau Christa und die beiden Kinder Meike und Lars werden beschuldigt. Die Anwälte der Familie wollten sich zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft auf Anfrage nicht äußern. Doch die Strafverfolger sehen es als erwiesen an, dass Schlecker vor der Pleite seines Drogeriekonzerns große Vermögenswerte verschob, um sie vor Gläubigern zu schützen. „Bankrott“ heißt diese Straftat. Gleich 13 Mal soll Schlecker sie in „besonders schwerem Fall“ begangen haben. Das Gesetz sieht hierfür jeweils eine Höchststrafe von zehn Jahren Haft vor. Zudem soll der Pa- en Dieselskandal von Volkswagen nutzt die Opposition im Bundestag zum Angriff auf die Regierung. Links-Partei und Grüne werden in Kürze die Einsetzung eines VW-Untersuchungsausschusses beantragen. Das bestätigte der Fraktionsvorsitzende der Links-Partei, Dietmar Bartsch, auf Anfrage des Handelsblatts. „Im Zentrum eines Untersuchungsausschusses des Bundestages muss selbstverständlich die Rolle von Bundesverkehrsminister Alexan- der Dobrindt stehen“, so Bartsch. Immer wieder hatte es in den vergangenen Monaten Vorwürfe gegen Dobrindt und die von ihm eingesetzte Untersuchungskommission gegeben. „Bis heute kann der Verkehrsminister nicht beantworten, weshalb er seit Jahren überhöhte Abgaswerte toleriert und nichts dagegen unternommen hat“, so Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer dem Handelsblatt. Am Donnerstag treffen sich die Spitzen der Links- sowie der Grünen-Fraktion, um den genauen Untersuchungsauftrag und weitere Details zu besprechen. Den Vorsitz des Untersu- chungsausschusses würde turnusgemäß die Links-Partei übernehmen. Zumindest in der Frage der Erfolgsprämien für die VW-Vorstände, die in den vergangenen Tagen heftig diskutiert wurde, zeichnet sich eine Lösung ab – wenn auch erst unter Druck des Aufsichtsrats. Am Dienstagabend erklärte sich der Vorstand bereit, auf Teile seiner Boni zu verzichten. Die Arbeitnehmerseite und das Land Niedersachsen, das 20 Prozent der VW-Anteile hält, hatten sich im Kontrollgremium am Ende durchgesetzt. Berichte Seiten 14, 15 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. Bilfinger-Chef Utnegaard wirft hin Nach nur elf Monaten im Amt gibt Per Utnegaard seinen Posten als Vorstandschef des angeschlagenen Baudienstleisters Bilfinger aus „persönlichen Gründen“ auf. Der Aufsichtsrat führt bereits Gespräche mit möglichen Nachfolgern. Finanzchef Axel Salzmann übernimmt übergangsweise. Seite 16 Führungswechsel bei Werbeagentur TBWA Zwei Jahre nach Verkündung des Teilverkaufs der Berliner Agentur Heimat an die Networkagentur TBWA, die zum US-Werbekonzern Omnicom gehört, bahnt sich ein Wechsel in der Deutschland-Spitze an: Andreas Geyr und Christian Mommertz werden ab 1. Mai dort die operative Führung übernehmen. Seite 18 Banger Blick auf Opec-Runde in Doha Die anhaltend niedrigen Ölpreise, die aktuell um 40 Dollar liegen, setzen einer Reihe von Staaten zu. Sie sehnen sich seit langem nach einem Anstieg. Doch kurz vor dem Treffen der Opec mit Russland am Sonntag in Doha ist der Markt mehr als skeptisch, ob eine Einigung auf Obergrenzen eine Trendwende einläuten könnte. Seiten 24, 26
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