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DONNERSTAG, 14. APRIL 2016
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG
2
Anklage gegen Schlecker
THEMEN DES TAGES
Union verschärft Ton
gegen EZB-Chef Draghi
Vor vier Jahren ging die Drogeriekette pleite. Nun legen Staatsanwälte
dem Firmengründer 36 Straftaten zur Last. Auch Schleckers Frau und
Kinder werden beschuldigt. Kommt es zum Prozess, droht sogar Haft.
Wolfgang Schäuble und seine CDU
verzweifeln an EZB-Präsident
Draghi. Immer vehementer fordern
sie eine Kurskorrektur. Der Bundesfinanzminister ist zutiefst davon überzeugt, dass Draghis Politik
hochgefährlich ist. Seite 6
Massimo Bognanni
Düsseldorf
Institute senken ihre
Konjunkturprognosen
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Die großen deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre
Wachstumsprognose für 2016 von
bislang 1,8 Prozent auf 1,6 Prozent
eingedampft. Für das kommende
Jahr erwarten sie ein Plus von lediglich 1,5 Prozent. Seite 9
„Ich will die Verbrecher
alle kriegen“
Schlecker
-52
-80
-200 -230
Anton und Christa Schlecker
(2009): Die Staatsanwälte wollen
das Ehepaar vor Gericht bringen.
Ergebnis
in Mio. Euro
2008
2011
Quelle: EHI Retail
Handelsblatt | Institute, Unternehm.
triarch unrichtige Angaben in seiner
Bilanz gemacht haben. Auch eine
Falschaussage an Eides Statt wirft die
Staatsanwaltschaft dem Unternehmer vor. Schleckers Kindern Lars
und Meike werden gemeinschaftlich
begangene Untreue, Insolvenzverschleppung und Beihilfe zum Bankrott vorgeworfen. Das sehen die An-
kläger auch bei Schleckers Frau
Christa in zwei Fällen als erwiesen.
Als Tatzeitraum werden die Jahre
2010 bis 2012 genannt. Damals begann das Drogerie-Imperium bereits
zu erodieren. Während die Konkurrenten dm und Rossmann wuchsen,
schrumpfte Schleckers Umsatz Monat für Monat um zweistellige Millionenbeträge. In jener Zeit, so lautet
jetzt die Anklage, soll sich Anton
Schlecker strafbar gemacht haben.
Mit Hilfe überzogener Rechnungen
habe er an Firmen seiner Kinder
Millionen von Euro verschoben.
2011 soll Schlecker zum Beispiel
seiner Tochter eine 60 000 Euro
teure Reise auf die Karibikinsel Antigua geschenkt haben, seine Enkel
wurden laut Anklage mit 800 000
Euro bedacht. Zwar ist es nicht
strafbar, seiner Familie Geschenke
zu machen. Doch als „eingetragener Kaufmann“ haftete Anton
Schlecker persönlich mit seinem
Vermögen für die Schulden des Unternehmens. Wenn er also Vermögen verschenkte, schadete er seinen Gläubigern, argumentiert die
Staatsanwaltschaft. Nun muss das
Gericht entscheiden, ob es zum
Prozess kommt.
Die Schlecker-Anklage Seiten 4, 5
Untersuchungsausschuss zu VW
Linke und Grüne wollen die Rolle von Verkehrsminister Dobrindt prüfen.
B. Gillmann, D. Delhaes, C. Schnell
Berlin, Frankfurt
D
Hessens Finanzminister Thomas
Schäfer (CDU) ist optimistisch,
dass die juristische Aufarbeitung
der „Cum-Ex“-Steuerbetrugsfälle
zugunsten der Staatskassen gelingen kann. „Unsere Finanzverwaltung hat bisher alle Verfahren gewonnen“, sagte Schäfer dem Handelsblatt. Seite 10
PR
Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP
Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 €
Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK
Ungarn 1200,00 FT
A
nton Schlecker war ein
Mann der Superlative.
Der gelernte Metzger
machte seine Drogeriemarktkette mit zuletzt
rund 14 000 Läden in 17 Ländern
zu Europas Nummer eins. Im Januar 2012 kam die Pleite – ebenfalls die
größte, die der deutsche Einzelhandel je erlebt hat. Mehr als 22 000
Gläubiger blieben auf Forderungen
von über einer Milliarde Euro sitzen. Nun droht ein nicht minder
schlagzeilenträchtiger Strafprozess.
Über drei Jahre prüfte die Stuttgarter Staatsanwaltschaft den Fall.
Vor wenigen Tagen reichte sie nach
Handelsblatt-Informationen beim
Landgericht Stuttgart ihre Anklage
gegen den mittlerweile 71-jährigen
Pleitier ein. Auf mehr als 250 Seiten
legen die Fahnder dem Firmenpatriarchen insgesamt 36 Straftaten
zur Last. Auch Schleckers Ehefrau
Christa und die beiden Kinder Meike und Lars werden beschuldigt.
Die Anwälte der Familie wollten
sich zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft auf Anfrage nicht äußern.
Doch die Strafverfolger sehen es als
erwiesen an, dass Schlecker vor der
Pleite seines Drogeriekonzerns große Vermögenswerte verschob, um
sie vor Gläubigern zu schützen.
„Bankrott“ heißt diese Straftat.
Gleich 13 Mal soll Schlecker sie in
„besonders schwerem Fall“ begangen haben. Das Gesetz sieht hierfür
jeweils eine Höchststrafe von zehn
Jahren Haft vor. Zudem soll der Pa-
en Dieselskandal von Volkswagen nutzt
die Opposition im Bundestag zum Angriff
auf die Regierung. Links-Partei und Grüne werden in Kürze die Einsetzung eines VW-Untersuchungsausschusses beantragen. Das bestätigte der Fraktionsvorsitzende der Links-Partei,
Dietmar Bartsch, auf Anfrage des Handelsblatts.
„Im Zentrum eines Untersuchungsausschusses des Bundestages muss selbstverständlich
die Rolle von Bundesverkehrsminister Alexan-
der Dobrindt stehen“, so Bartsch. Immer wieder hatte es in den vergangenen Monaten Vorwürfe gegen Dobrindt und die von ihm eingesetzte Untersuchungskommission gegeben. „Bis
heute kann der Verkehrsminister nicht beantworten, weshalb er seit Jahren überhöhte Abgaswerte toleriert und nichts dagegen unternommen hat“, so Grünen-Fraktionsvize Oliver
Krischer dem Handelsblatt.
Am Donnerstag treffen sich die Spitzen der
Links- sowie der Grünen-Fraktion, um den genauen Untersuchungsauftrag und weitere Details zu besprechen. Den Vorsitz des Untersu-
chungsausschusses würde turnusgemäß die
Links-Partei übernehmen. Zumindest in der
Frage der Erfolgsprämien für die VW-Vorstände,
die in den vergangenen Tagen heftig diskutiert
wurde, zeichnet sich eine Lösung ab – wenn
auch erst unter Druck des Aufsichtsrats. Am
Dienstagabend erklärte sich der Vorstand bereit, auf Teile seiner Boni zu verzichten. Die Arbeitnehmerseite und das Land Niedersachsen,
das 20 Prozent der VW-Anteile hält, hatten sich
im Kontrollgremium am Ende durchgesetzt.
Berichte Seiten 14, 15
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Bilfinger-Chef
Utnegaard wirft hin
Nach nur elf Monaten im Amt gibt
Per Utnegaard seinen Posten als
Vorstandschef des angeschlagenen Baudienstleisters Bilfinger aus
„persönlichen Gründen“ auf. Der
Aufsichtsrat führt bereits Gespräche mit möglichen Nachfolgern.
Finanzchef Axel Salzmann übernimmt übergangsweise. Seite 16
Führungswechsel bei
Werbeagentur TBWA
Zwei Jahre nach Verkündung des
Teilverkaufs der Berliner Agentur
Heimat an die Networkagentur
TBWA, die zum US-Werbekonzern
Omnicom gehört, bahnt sich ein
Wechsel in der Deutschland-Spitze
an: Andreas Geyr und Christian
Mommertz werden ab 1. Mai dort
die operative Führung übernehmen. Seite 18
Banger Blick auf
Opec-Runde in Doha
Die anhaltend niedrigen Ölpreise,
die aktuell um 40 Dollar liegen, setzen einer Reihe von Staaten zu. Sie
sehnen sich seit langem nach einem Anstieg. Doch kurz vor dem
Treffen der Opec mit Russland am
Sonntag in Doha ist der Markt mehr
als skeptisch, ob eine Einigung auf
Obergrenzen eine Trendwende einläuten könnte. Seiten 24, 26