Call for Papers Riskante soziologische Forschung Ad-hoc-Gruppe auf dem 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) in Bamberg, 26.-30. September 2016 Forschung birgt Risiken im Sinne von zukünftigen Gegenwarten aufgrund vorweggenommener gegenwärtiger Abwägungen (vgl. Nassehi 1997). Dies gilt für alle Fächer und Disziplinen gleichermaßen, soll jedoch im Rahmen des diesjährigen Kongresses anhand der Soziologie beleuchtet werden. Ein immanentes Risiko jeglicher Forschungsbemühungen scheint immer der Misserfolg zu sein, ob als kompletter oder teilweiser Fehlschlag: Ein Sample verhält sich anders als angenommen, eine Personengruppe lässt sich nicht für Interviews gewinnen oder die Forschungsfrage führt zu keinem (erkennbaren) Ergebnis – die Möglichkeiten des Scheiterns sind vielfältig, riskiert wird dabei häufig die Publizierbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse – notabene immanenter Bestandteil und Qualitätskriterium von Wissenschaft. Dabei ist anzunehmen, dass auch in der Forschungsförderung sowie deren Beantragungs- und Berichtwesen eine Kommunikationsstrategie der Sicherheit (ebd.) dominiert, die über die Paradoxie gegenwärtiger Entscheidungen mit zukünftigen Beobachtungs-, Beurteilungs- und Bearbeitungsstrategien hinwegzutäuschen vermag (ebd.): Ob eine Entscheidung riskant war und hätte anders getroffen werden sollen, wird im Nachhinein juristisch, politisch und moralisch beurteilt. Führt dies nun zu risikovermeidenden Strategien in der soziologischen Forschung? Wird vielmehr geforscht (oder gefördert), was im Sinne dokumentierbarer Ergebnisse erfolgversprechender ist, als das, was im Forschungsinteresse liegen könnte? Auch wenn einzelne Forschungsförderer innovative und risikobehaftete Projektförderung ausschreiben, ist anzunehmen, dass Forschungsförderung allgemein dem Misserfolg wenig offen gegenübersteht. Gerade in Zeiten steigender Drittmittelanteile an der Finanzierung von deutschen Hochschulen liegt es deswegen nahe, über riskante Forschung, im Sinne von mit der antizipierten Möglichkeit eines Misserfolgs behaftet, wenig Publikationsmöglichkeiten und/oder Beachtung zu finden, soziologisch zu reflektieren. Theoretische und empirische Beiträge könnten sich mit folgenden Fragen befassen: Wie werden mögliche Misserfolge bei der Beantragung von Fördermitteln eingeschätzt? Wie wird mit Fehlschlägen, Misserfolgen oder Fragen umgegangen, die, beispielsweise in der beschränkten Förderdauer, unbeantwortet blieben? Was macht einen Misserfolg überhaupt aus? Für Antworten auf derartige Fragen und Erfahrungsberichte aus Forschungsprojekten und -Förderung soll in dieser Ad-hoc-Gruppe im Rahmen des DGS Kongresses Raum und Zeit gegeben und so dazu beigetragen werden, die Soziologie vor ihren eigenen Risiken nicht zu verschließen. Abstracts mit maximal 2.400 Zeichen (inkl. Leerzeichen, ca. eine halbe Seite) bitte bis zum 30. April 2016 per E-Mail an: Yves Jeanrenaud ([email protected]) und Maik Krüger ([email protected])
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