Prof. Dr. Peter A. Berger, Universität Rostock, Sommersemester 2004
Materialien zur „Einführung in die Soziologie II“
Max Weber (1864-1920): Einige Grundbegriffe
1. „Soziologie“ als Wissenschaft vom „sozialen Handeln“
„Soziologie ... soll heißen eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen
und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will. ‚Handeln’
soll dabei ein menschliches Verhalten (einerlei ob äußeres oder innerliches Tun, Unterlassen oder Dulden) heißen, wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm einen
subjektiven Sinn verbinden. ‚Soziales’ Handeln aber soll ein solches Handeln heißen,,
welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn auf das Verhalten anderer
(bezogen) und daran in seinem Ablauf orientiert ist.“ (Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, §1)
Verhalten
Soziales Handeln
Handeln
+ subjektiver Sinn
+subjektiver Sinn
+auf das Verhalten
anderer bezogen
2. „Idealtypus“
Der Idealtypus ist die notwendige Voraussetzung, um aus der Beobachtung einzelner sozialer Handlungen zu allgemeinen Regeln und Theorien oder auch gesetzesähnlichen Aussagen zu kommen. Seine wichtigste Aufgabe ist es, bei der Ermittlunge von Unterschieden
zwischen einer ideal gedachten Situation und realen sozialen Handlungen die Ursachen
für eine bestimmte Entwicklung herauszuarbeiten.
3. Die „Typen sozialen Handelns“
„Wie jedes Handeln kann auch das soziale Handeln bestimmt sein
1. zweckrational: durch Erwartungen des Verhaltens von Gegenständern der Außenwelt und von anderen Menschen und unter Benutzung dieser Erwartung als ‚Bedingungen’ oder ‚Mittel’ für rational, als Erfolg, erstrebte und abgewogene eigne Zwecke, 2.
2. wertrational: durch bewussten Glauben an den – ethischen, ästhetischen, religiösen
oder wie immer sonst zu deutenden – unbedingten Eigenwert eines bestimmten
Sichverhaltens rein als solchen und unabhängig vom Erfolg,
3. affektuell, insbesondere emotional: durch aktuelle Affekte und Gefühlslage,
4. traditional: durch eingelebte Gewohnheit.“
(Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, §2)