„Der Nähe Gottes gewiß sein“ Prälat Hege sprach am Reformationsfest in Ludwigsburg „Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unserer Zeit“.., mit den Versen dieses Liedes, gesungen vom Stadtkirchenchor unter der Leitung von Kantor Gerhard Hess, begann der diesjährige Vortragsabend der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Ludwigsburg im neuen Gemeindehaus der Friedenskirchengemeiude. So war gleich zu, Anfang das Ziel dieser Abende angegeben: am Reformationsfesttag nicht einfach nostalgische Selbstbespiegelung zu betreiben, sondern im Gedenken an Martin Luther und die Reformation Fragen des Glaubens und Lebens in unserer Zeit zu bedenken. „Der Nähe Gottes gewiß sein — evangelisches Christ-sein heute“ hieß darum das Thema. Der Referent war Prälat Dr. Albrecht Hege, Heilbronn. „Vieles ist unsicher geworden in unserer Zeit“, betonte Prälat Hege am Beginn seines Vortrags: was einer sagt, wird leicht mißverstanden oder mißdeutet, was einer tut, läßt sich zumindest in seinen Motiven anzweifeln. Eindeutig ist nur, was einer ist. Daran sollten Christen heute ihr Handeln ausrichten. Sie sind Menschen, die nicht besser reden oder handeln können als andere, aber Menschen, die der Nähe Gottes gewiß sein dürfen. Freilich scheint dieser Glaube heute schwerer als früher. Wo die Frage nach dem Sinn des Lebens schon von Kindern und Jugendlichen gestellt wird, scheint es schwer von Glaubensgewißheit zu reden. Dennoch sollten gerade Christen nicht aufhören sich und andere auf unumstößliche Grundwahrheiten unserer Existenz hin zu befragen: Ob es nicht wahr ist, daß wir ohne unser Zutun auf die Welt gekommen sind, daß wir unser Leben nicht völlig in unserer Hand haben und daß wir schließlich alle sterben müssen. Darüber hinaus sei zu fragen, ob die christliche Hoffnung nicht auch heute Richtlinien für den Alltag bereithalte. Christen dürften sich nicht scheuen, auch unbequeme Fragen an die Gesellschaft zu stellen wie etwa die Frage nach den Folgen der heutigen totalen Politisierung unserer Gesellschaft, der Überbewertung des kritischen Denkens, der Meinung, alle Konflikte seien regelbar, oder der Infragestellung jeder Autorität. Die Rückbesinnung auf die Botschaft Jesu, wie sie in der Reformation gewagt worden sei, könne Mut machen zu neuem Vertrauen auf Gott, Mut auch zum Zurückstellen eigener Interessen um der Liebe willen, Mut zu Geben und Annahmen von echter Autorität, Mut zur Gemeinschaft in ökumenischem Geist, nicht zuletzt aber Mut dazu, mit der eigenen Schwachheit zu leben, darin gerade der Nähe Gottes ge wiß. v. A.
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