Gesprächskreisvotum zum Bischofsbericht

Gesprächskreisvotum zum Bischofsbericht
von Tabea Dölker
Voneinander lernen -­‐ Hin zur Zuversichtskirche Sehr geehrte Mitsynodale, verehrter Herr Landesbischof!
Im Namen der Lebendigen Gemeinde danke ich Ihnen Herr
Landesbischof für diesen Bischofsbericht, für hilfreiche Einsichten und
wichtige Anregungen. Als Vizepräsident des lutherischen Weltbundes mit
Weitblickverkörpern sie quasi die weltweite Verbundenheit der Württ.
Landeskirche. Danken möchten wir allen ehren- und hauptamtlich tätigen Menschen, die dieses
Miteinander in unseren Dekanaten und Kirchengemeinden pflegen. Ebenso den Mitarbeitenden in
miss. Werken und Entwicklungsdiensten, sowie im Diak. Werk und im OKR. Danke an das große
Engagement unserer Partnerkirchen. Die Württ. Landeskirche hat im Themenbereich „Kirche und
die eine Welt“ eine wichtige Stellung in der EKD. Beispiele sind der Gedenktag für verfolgte Christen
oder das gute Ranking im Klimaschutz. Auch in der Bundespolitik wird Baden Württemberg als das
weltoffene Bundesland gesehen in dem Integration in vielen Bereichen gelungen ist. Herr
Landesbischof, Sie spannen einen weiten Bogen, lassen Sie mich einige wenige Schwerpunkte
beleuchten.
Weltweite Ökumene HEUTE bedeutet voneinander Lernen
1. Wir unterstützen es sehr, wenn sie definieren: „ Kirche in der einen Welt“ heißt von
Brüdern und Schwestern lernen:
-z.B. von unserem Verkündigungsauftrag herkommend Neues Vertrauen in
missionarisches Zeugnis und missionarisches Leben zu setzen,- und einander auch Kritik und
Ermutigung zu geben.
Oder: Afrikanische Christen wissen um die Bedeutung von Fürbitte und Dankbarkeit. Wir
vermissen im weiteren Bericht das Gebet. Die Christenheit ist ohne Gebet nicht denkbar. Wir
denken an das Vaterunser, oder auch an den Weltgebetstag der eben hinter uns liegt.Wir machen
Mut zu Partnerschaftlichen Begegnungen, sie erweitern unseren Horizont. Beidseitig
wachsen Früchte die auffordern sich einzusetzen für Bildung, Landwirtschaftliche Entwicklung, bis
hin zu fairem wirtschaftlichen Handeln und Advocacy-Aufgaben in der globalen Welt (z.B. bei TTIP).
2. Sie verweisen dankenswerterweise hin auf engagierte Christen, die von einer Ökumene des
Martyriums sprechen. Wir wollen in der aufgeheizten Diskussionslage und der erschreckenden
Realität unserer Tage eine flüchtlingsbereite, helfende Kirche sein! Mit unseren Möglichkeiten
unterstützen wir alle Bemühungen, - um bedrängte, verfolgte und flüchtende Menschen nicht alleine
zu lassen, - weder in den Herkunftsländern noch hier bei uns. Dazu gehören auch die Sensibilität und
der Einsatz für Minderheiten in unseren Flüchtlingsunterkünften. Danke für Ihren wichtigen,
bedenkenswerten ethischen Diskurs im gesellschaftlichen Kontext! Aber wir möchten auch
lernen von der Haltung der Märtyrerkirchen, wie sie z.B. Die Direktorin des Zentrums Near East
School of Theology in Beirut zum Ausdruck bringt. „Die Nächstenliebe ist ein großartiges
Geschenk, das sowohl diejenigen, die geben, als auch diejenigen, die nehmen, erfüllt mit einer
unglaublichen Hoffnung, die bösen Umstände überwinden zu können, - über das Hier und
Jetzt hinauszuschauen und eine bessere Zukunft in den Blick zu nehmen. Der gesamte
christliche Glaube basiert auf dieser Art von Hoffnung. Die Hoffnung, die wir in den
auferstandenen Herrn haben, der gekreuzigt wurde und den Tod überwunden hat, ist eine
Hoffnung, die der Tod nicht besiegen kann.“ Diese Hoffnung, diese Haltung voller
Zuversicht braucht Kirche in unserer Gesellschaft dringend! Denn was wir als Kirche tun,
kann dann Früchte tragen, wenn wir uns in Kirche und Gesellschaft dessen bewusst sind und es auch
deutlich sagen: „wir leben allein von Gottes Gnade und Güte.“ Unsere guten
Rahmenbedingungen haben wir uns nicht selbst gegeben. Aber wir verhalten uns oft so. Verlässliche
Strukturen helfen, ABER wirkliche Verlässlichkeit finden wir nicht in unseren Strukturen (dieser
Begriff taucht einmal auf hier!), sondern allein in Jesus Christus, in seiner Zusage: Siehe, ich
bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende. Solus Christus, das ist das Fundament der
weltweiten Kirche. Leider blitzt diese Sichtweise nur kurz zwischendurch und dann erst auf der
letzten Seite auf. Dabei ist das leidenschaftliche Christuszeugnis unsere Tonlage, auf dem
mulitreligiösen Marktplatz unserer Zeit, auch in den Fragen um unsere Pluralitätsfähigkeit. Deshalb
schlagen wir eine Konsultation mit den leidenden Kirchen vor zur Fragestellung: „Was trägt
uns?“3. Den partnerschaftlichen ökumenischen Spiegel unterstützen wir gerne. Er macht Sinn wenn
man dann auch wirklich auf einander hört: „Die Taten sind gut, was fehlt ist das Salz und das
Licht /die Begeisterung / Das Engagement ist gut, doch oft überlagert es das Bekenntnis des
Glaubens / die theologischen Begründungen sind nicht überzeugend artikuliert“…. So dazu die
Partnerstimmen der UCC und aus Namibia.
4. Vor 10 Jahren haben wir uns „Miteinander leben lernen“ in der Begegnung mit dem Islam
als bleibende Aufgabe vorgenommen. Heute gibt es mehr denn je Gesprächsbedarf, z.B. wie
verhalten sich Dialog und „Mission mit Respekt“ oder wie können wir gemeinsam zum Frieden in
unserer Gesellschaft beitragen? Ein sehr wichtiger Baustein ist dabei der Religionsunterricht. Wir
wollen ihn heute gestalten als evangelischen Beitrag zu einer pluralitätsfähigen Schule.
5. „Kirche in der einen Welt“ heißt auch: Immer mehr Christen aus muslimischen Ländern leben
unter uns. Wie gehen sie z.B. mit der Wahrheitsfrage im mulitreligiösen Kontext um?
JA, Gemeinden, Christen anderer Sprachen und Herkunft sind willkommen in unserer
Kirche. Wir alle sind Glieder am Leib Christi, wir sind „gemeinsam evangelisch“ (Titel des
neuen EKD-Textes).
Aber nehmen wir diese Gemeinden wirklich wahr, ist es nicht oft eher ein Nebeneinander? Was
bedeutet hier Inklusion? Kennen wir ihre hohen Kompetenzen in Sachen Integration? Oder die
bikulturellen Herausforderungen für Ehepaare, für die Identität der Kinder?
Was bedeutet es für Kirchengemeinden, Bezirkssynoden oder in der Landessynode, wenn Christen
aus anderen Kulturen mitgestalten und nicht nur schmückendes Beiwerk sind. Diese Gemeinden
brauchen Geld, theologische Ausbildungsmöglichkeiten, Anerkennung und Arbeitsplätze auch im
Pfarrdienst. Denn, Sie sind nicht nur zu Gast, sondern es geht darum „ Miteinander Heimat
zu leben.“ (Bibel aktuell von DW und Miss. Dienste)
6. Noch zwei wichtige Anliegen:
6.1 Die Situation der ums Überleben kämpfenden Kirchen des Nahen Ostens erfordert
besondere Anstrengungen. Z.B. eine kirchliche Infostelle Nahost.
Nötig ist mehr Information über die konfessionelle Vielfalt und die aktuellen Entwicklungen.
Viele verschiedene Initiativen kümmern sich unkoordiniert um diese Kirchen. Aber mehr denn je ist
es wichtig Menschen in ihren Herkunftsländern zu unterstützen, z.B. durch Partnerschaften um
auch Perspektiven des Bleibens und des Wiederaufbaus zu stärken.
Deshalb wird dringend eine EKD-weite Koordination benötigt, die sammelt, für die Ökumene
aufbereitet und den Medien zugängig macht.
Außerdem braucht die Integration von christlichen Flüchtlingen mehr koordinierende
Unterstützung.
6.2 Und- Angesichts der täglich schlimmer werdenden humanitären Notsituation auf der
Balkanroute beantragen wir eine Soforthilfe für die Griech. Evang. Gemeinde in Idomeni damit
die dortigen unermüdlich helfenden Geschwister Flüchtlinge mit dem Nötigsten versorgen können.
Deshalb stellt die Leb. Gemeinde hiermit den Antrag:
Der OKR wird gebeten 200.000 € Soforthilfe für die Betreuung der Flüchtlinge in Griechenland
bereitzustellen und über das GAW Werk der Griech. Evang. Kirche mit Schwerpunkt Idomeni
umgehend zukommen zu lassen.
Tun wir`s in einer dankbaren Haltung für das was uns geschenkt wurde, nicht blauäugig,
sondern als Zuversichtskirche, die auf Gottes Verheißungen baut.