Als PDF öffnen - Konrad-Adenauer

Teresa Marten, Maria Cassens-Sasse und Dr. Kristin Wesemann,
März 2015/1
Die UCR und PRO – Macris dritte Wahlallianz
In den Morgenstunden des 15. März gab die Partei Unión Cívica Radical
(UCR) nach ihrem mehrstündigen Parteitag in der Stadt Gualeyguaychú in
der Provinz Entre Ríos ihren Zusammenschluss mit der Partei PRO und
Mauricio Macri für die Vorwahlen im August diesen Jahres bekannt. Neben
Elisa Carrió (Coalición Cívica ARI) und Carlos Reutemann (Partido
Justicialista) ist Ernesto Sanz, den die UCR als eigenen Kandidaten für die
Präsidentschaftswahl im Oktober 2015 ernannte, Macris dritter
Bündnispartner. Somit präsentieren Mauricio Marci (PRO), Ernesto Sanz
(UCR) und Elisa Carrió (CC-ARI) bei den Vorwahlen ein breites
Oppositionsbündnis. Während des Parteitages der UCR kam es zu
Unstimmigkeiten, da einige Parteimitglieder mit der Entscheidung, sich
mit PRO zusammenzuschließen, nicht einverstanden waren. Vor allem für
den Präsidentschaftskandidaten der Frente Renovador, Sergio Massa,
kommt diese Entscheidung überraschend. So hatte sich Julio Cobos,
nationaler Abgeordneter der UCR, eine Woche zuvor noch in Mendoza mit
ihm getroffen, um gemeinsame Projekte und eine eventuelle Wahlallianz
zu besprechen.
Meinungsfreiheit in Argentinien
Meinungs- beziehungsweise Redefreiheit ist ein allgemein anerkanntes
Menschenrecht und in vielen Verfassungen verankert. Als 19. Artikel der
Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gewährleistet
Meinungsfreiheit in Wort, Schrift und Bild eine Basis für Demokratie und
friedliche Konkurrenz. Versuche seitens der Regierung die Medien zu
kontrollieren, (siehe Länderbericht „Der Konflikt zwischen Regierung und
Medien in Argentinien“ ) lassen die Argentinier an der Durchsetzung ihrer
Rechte zweifeln. Die Fundación LED (Libertad de Expresión +
Democracia) präsentierte am 10. März ihren Jahresbericht mit dem Titel
„Limitaciones al ejercicio de la libertad de expresión” (Grenzen der
Ausübung von Meinungsfreiheit) mit Statistiken über stark gestiegene
eigennützige Investitionen seitens der Regierung in Medien sowie
zunehmende Fällen der Nichtachtung der Pressefreiheit seitens des
Staates. Die Regierung reagierte auf jenen Zusammenschluss nicht
direkt, zumal sie momentan eine interne Krise - verursacht durch den Tod
Nismans - zu bewältigen hat. Aus der Casa Rosada ließ man lediglich
verlauten, dass man sich durch die Allianz von Macri und Carrió nicht
benachteiligt, sondern vielmehr begünstigt sehe.
Der Fall AMIA - Staatsanwalt Pollicita versus Richter Rafecas
Viele Argentinier wollen endlich wissen, ob Sonderstaatsanwalt Alberto
Nisman ermordet wurde oder Selbstmord begangen hat. Und sie wollen
auch wissen, was ihr Staatsoberhaupt damit zu tun hat. Er hatte der
Präsidentin im Zusammenhang mit dem Attentat auf die jüdische
Gemeinde AMIA 1994 in Buenos Aires Strafvereitelung im Amt
vorgeworfen (siehe Länderbericht „Land ohne Halt“). Nun hat
Staatsanwalt Gerardo Pollicita die Untersuchungen in Nismans
Sonderermittlungseinheit übernommen. Um Kirchner zu einer Aussage
zu bringen, müsste die Immunität der Staatschefin vorher durch das
Parlament mit einer Zweidrittelmehrheit aufgehoben werden. Im
Gegensatz zu Nisman fordert Pollicita keine uneidliche Vernehmung. Er
habe zwar den Verdacht krimineller Handlungen, jedoch keine
ausreichenden Hinweise. Er forderte daher mehr Zeit zur Aufklärung.
Derweil übernahm der Richter Daniel Eduardo Rafecas die Zuständigkeit
für die Anzeige Nismans gegen die Präsidentin von seinem Vorgänger
Ariel Lujo. Im Gegensatz zu Pollicita erklärte er dieselbe als haltlos für
fortlaufende Untersuchungen. Die vom Staatsanwalt Pollicita
eingereichten Mitschnitte wurden eine Woche lang vom Gericht
ausgearbeitet und auf fünfzehn CDs zusammengefasst. Protokolliert sind
unter anderem Unterhaltungen zwischen dem beschuldigten Mittäter des
Anschlags auf die AMIA, Alberto „Yussuf“ Khalil, und dem ehemaligen
Geheimdienst-Agent Ramón Allan Héctor Bogado.
Der Fall Nisman – Nebenklägerin Arroyo Salgado versus
Staatsanwältin Fein
Gegensätzliche Positionen zuständiger Ermittler erschweren nicht nur die
Aufklärungsarbeit im Fall AMIA, sondern auch im Fall Nisman. Seine ExFrau, Richterin Sandra Arroyo Salgado, tritt seit Beginn der Ermittlungen
als Nebenklägerin auf. Weil sie den offiziellen Ermittlern nicht traute,
bestand sie auf die Überprüfung der Beweise durch externe Experten.
Diese haben nun einen eigenen Untersuchungsbericht veröffentlicht, aus
dem hervorgeht, dass Nisman kniend erschossen und sein Körper
danach bewegt wurde. Dies widerspricht den offiziellen Angaben der
zuständigen Staatsanwältin Viviana Fein, wonach sich Nisman mit einem
Kopfschuss selbst getötet haben soll. Den Bericht ließen ihr die von
Arroyo Salgado beauftragten Ermittler zukommen und bestätigten ihn in
Gesprächen mit Fein. Die Ermittlungsarbeit im Fall des toten
Staatsanwalts steht wieder am Anfang und die lückenlose Aufklärung
wird immer unwahrscheinlicher.
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Schwere Überschwemmungen im Norden und großflächige
Waldbrände im Süden Argentiniens
In den letzten Februartagen litten mehrere argentinische Provinzen
im Norden des Landes unter ständigen Regenfällen und schweren
Gewittern. Dies führte dazu, dass hunderte Ortschaften binnen
weniger Stunden unter Wasser standen, mehrere tausend Bewohner
ihre Häuser verlassen mussten und evakuiert wurden. Aufgrund der
Regenmassen stieg der Wasserpegel der Flüsse in den Provinzen
Córdoba, Santiago del Estero, Santa Fe und Tucumán extrem an. Da
die meisten Brücken für den Zug- und Straßenverkehr in den
infrastrukturell schwachen Provinzen den Wassermassen nicht
standhielten, sind viele Orte von jeglicher Versorgung abgeschnitten.
Das öffentliche Leben in den betroffenen Städten kam größtenteils
zum Erliegen. Während der Norden Argentiniens unter
Überschwemmungen leidet, kämpft der Süden des Landes gegen
großflächige Waldbrände in Patagonien. Besonders betroffen ist die
Provinz Chubut. Auch hier erschwerte eine fehlende Infrastruktur die
Löscharbeiten: Die Feuerwehr ist nicht für die Bekämpfung von
Großbränden ausgestattet. Aufgrund des trockenen Klimas, das im
Süden Argentiniens herrscht, verbreiteten sich die Brände schnell.
Angestellte Ermittlungen ergaben, dass die Brände mutwillig gelegt
wurden.
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