DIE WELT am Sonntag

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ICON
100 Seiten
Stil und Mode
20. MÄRZ 2016
NR. 12
Guido Westerwelle
Große Ziele, doch ein
viel zu kurzes Leben
Magazin
Forscher warnen
Impfen ist kein
Kinderkram
S. 4
S. 18
DEUTSCHLANDS GROSSE SONNTAGSZEITUNG
B *
Osterrätsel
21 Fragen über
den Frühling
S. 20
GEGRÜNDET 1948
PREIS
D
€ 3,90
IN DIESER AUSGABE
Schlechter Schutz
Warum misshandeln Wachleute so
oft Flüchtlinge? Besuch eines Kurses
für Security-Personal
Politik S. 6
Rätsel Happiness
Forscher sagen: Der Mensch hat es
selbst in der Hand, wie glücklich er
wird. Stimmt das? Panorama S. 23
Radikaler Transformer
Ein schmächtiger Hürdensprinter
wird zum Muskelberg. Die zweite
Karriere des Andy Turner Sport S. 25
Zwei Rechnungen
Das GEFILMTE Martyrium
der Natascha Kampusch
Es ist offenbar allzu leicht, die
Patienten zu täuschen: Wie Ärzte
doppelt kassieren Wirtschaft S. 38
Dunkler Ritter
Zehn Jahre nach der Befreiung enthüllt die „Welt am Sonntag“: Mit einer Videokamera zeichnete der Entführer das
Leben mit seinem Opfer im Verlies auf. Nach acht Jahren der Peinigung verlor er die Kontrolle über das Mädchen Thema, S. 13
PETER REICHARD (2)
Batman würde wohl AfD wählen.
Nun legt sich der Kinoheld auch noch
mit Superman an
Kultur S. 57
Hohe Zeit
Fünf Sieger und ein Ehrenpreis –
so ticken die schönsten Uhren dieses
Jahres
Stil S. 70
Intelligente Bagage
KLIMAGESETZ
REGIERUNG
Aufruhr gegen
Hendricks-Plan
Protest gegen
BND-Reform
Die führenden Wirtschaftsverbände haben Bundesumweltministerin Barbara
Hendricks (SPD) für die Vorbereitung
eines „Klimaschutzplans 2050“ scharf
kritisiert. Es gebe „Irritationen“ über
den Verlauf des Gesetzgebungsverfahrens, das „deutlich erkennbare Defizite“
habe, „intransparent und instrumentalisierbar“ sei, heißt es in einem Brief des
Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI), des Deutschen Industrieund Handelskammertages (DIHK) und
des Zentralverbands des Deutschen
Handwerks (ZDH). Hendricks hatte in
einem „Bürgerdialog“ Vorschläge gesammelt, wie die CO2-Emissionen in
Deutschland auf nahezu null gesenkt
werden können. Sie sollen bis zur Sommerpause in ein Klimaschutzgesetz
münden. Den Strategien fehle ein
„Preisschild“ und eine Folgenabschätzung, kritisiert die Wirtschaft. Seite 6
In der Bundesregierung gibt es Widerstand gegen den Gesetzentwurf des
Berliner Kanzleramts für eine strenge
Kontrolle des Bundesnachrichtendienstes (BND). Wie die „Welt am Sonntag“
erfuhr, warnte vor allem Finanzminister
Wolfgang Schäuble (CDU) vor einer
derartigen Einschränkung der Befugnisse und zu großer Kontrollbürokratie.
Unterdessen will die Regierung bis zum
Sommer 2016 ein neues Auftragsprofil
für den Geheimdienst erarbeiten. Darin
werden Zielländer sowie Schwerpunkte
der Überwachung festgelegt. Seite 2
LINKSPARTEI
Linke wirbt um
AfD-Wähler
Nach dem Deal mit der
Türkei viele Fragen offen
Die Flüchtlingsvereinbarung zwischen Brüssel und Ankara stößt
auf Skepsis. Lambsdorff: Der Kanzlerin sind Europas Werte egal
D
as Abkommen zwischen der Türkei und
der EU über eine Rückführung irregulärer Migranten in die Türkei findet ein geteiltes Echo. Zustimmung kommt aus
Großbritannien und dem Baltikum. Es
gibt aber auch Kritik. EU-Kommissar Günther Oettinger ruft alle 28-EU-Staaten dazu auf, sich an einer gerechten Verteilung der Flüchtlinge in Europa zu beteiligen. „Ich setze auf genügend freiwillige Bereitschaft“,
sagte er der „Welt am Sonntag“: „Wenn der gute Geist
von Donnerstag und Freitag etwas wert sein soll, dann
müsste jeder Mitgliedstaat als Zeichen des guten Willens Zahlen melden, die möglichst nah an den bereits
vereinbarten Verteilungsschlüssel heranreichen.“ Der
CDU-Politiker geht allerdings nicht davon aus, dass die
VON CHRISTOPH SCHILTZ UND ANDRE TAUBER
AUS BRÜSSEL
5,1
Prozent der zwischen 2010 und 2014 in
Deutschland entstandenen HightechUnternehmen wurden von Frauen gegründet. Diese magere Quote nennt das
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. An den Start-ups, die wirtschaftliche Bedeutung erringen könnten, sind Gründerinnen nur mit 26,2
Seite 33
Prozent beteiligt.
Sahra Wagenknecht hat sich schützend
vor AfD-Wähler gestellt. „Natürlich darf
man nicht pauschal alle Menschen, die
sich angesichts hoher Flüchtlingszahlen
noch stärker um Arbeitsplätze, Sozialleistungen, Wohnungen und steigende
Mieten sorgen, in eine rassistische Ecke
stellen. Das gilt auch für Wähler der
AfD“, sagte die Linken-Fraktionschefin
der „Welt am Sonntag“. Nach den Ergebnissen bei den drei Landtagswahlen
müsse die Linkspartei darüber nachdenken, warum sie zu „einem erheblichen Teil frühere Wähler verloren hat“.
EU-Staaten bei der Umsetzung dieses Plans geschlossen agieren werden. „Ich vermute, dass sich nicht alle
28 EU-Mitgliedstaaten und schon gar nicht nach dem
früher vereinbarten Verteilungsschlüssel an der Quote
freiwillig beteiligen werden“, sagte Oettinger. Deutschland sollte deswegen bereit sein, auch mehr zu leisten.
„Deutschland wird sicherlich mit gutem Vorbild vorangehen und die zugedachte Quote erbringen oder sogar
übererfüllen“, sagte Oettinger. „Selbst wenn Deutschland höhere Lasten zu tragen hätte, würde das noch immer bedeuten, dass weit weniger Flüchtlinge als die 1,1
Millionen des vergangenen Jahres ankommen.“ Grundsätzlich begrüßte Oettinger die Ergebnisse des Gipfels:
„Ich finde es beachtlich, wenn man die Vorgeschichte
betrachtet.“ Europa habe sich zusammengefunden.
„Sorgen mache ich mir über die Entwicklungen in Libyen und Lampedusa. Man muss davon ausgehen, dass
diese Route im Frühjahr mit ruhigerer See wieder aktiviert werden wird.“
Alexander Graf Lambsdorff (FDP), Vizepräsident
des EU-Parlaments, sagte dieser Zeitung: „Das Abkommen mit der Türkei ist nicht mehr als ein kleiner
Schritt auf einem langen Weg – und selbst bei diesem
kleinen Schritt ist fraglich, ob in der Wirklichkeit alle
so mitgehen, wie es in Brüssel vereinbart wurde. Die
Osteuropäer, aber auch andere wollen nach wie vor keinen Verteilungsschlüssel und sei er auch noch so klein.“
Dabei sei die Zahl der Flüchtlinge extrem bescheiden:
Maximal 72.000 sollen nach Europa einreisen dürfen,
bei 2,5 Millionen Flüchtlingen in der Türkei. „Gleichzeitig machen die Bundeskanzlerin und ihre Kollegen
klar, dass ihnen Europas Werte egal sind, wenn sie der
Eröffnung weiterer Verhandlungskapitel im Beitrittsprozess mit einer Türkei zustimmen, die Meinungs-,
Presse- und Versammlungsfreiheit mit Füßen tritt“, so
Lambsdorff. Kritisch zeigte sich auch Monika Hohlmeier (CSU), Sprecherin für Migrationspolitik der EVPMehrheitsfraktion im EU-Parlament: „Man darf die
Vereinbarung des EU-Gipfels zur Türkei nicht überbewerten, sie lässt viele Fragen offen. Wenn der türkische
Küstenschutz, wie versprochen, die Flüchtlinge an einer Überfahrt nach Europa wirklich hindern würde,
brauchte man auch keine Syrer von Griechenland in die
Türkei zurückzubringen“ und müsste kein „FlüchtSeiten 8 und 11
lingskarussell in Gang setzen“.
ZIPPERTS WORT ZUM SONNTAG
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Der selbstschnürende Schuh
N
ach dem selbstfahrenden Auto,
dem selbst denkenden Menschen und dem sich selbst bedienenden Fifa-Funktionär ist es Wissenschaftlern der Nike-Universität gelungen, den selbstschnürenden Schuh zu
entwickeln. Ein alter Menschheitstraum
geht damit in Erfüllung, denn man verliert durchschnittlich drei Jahre seines Lebens mit dem Aufund Zubinden von Schuhen, ganz zu schweigen
vom Schnürsenkel-Entknoten. Die Suche nach
passenden Ersatzschnürsenkeln kann Jahrzehnte
in Anspruch nehmen. Der selbstschnürende
Schuh hat einen Sensor, der erkennt, wann sich
der Großteil des Fußes im Schuh befindet, um
dann den Bindevorgang zu starten. Er erkennt na-
Kollektion Glücksgefühle
türlich, wenn die Schnürsenkel zu reißen
drohen, und bestellt im Internet neue in
der richtigen Farbe und Länge. Wenn der
Schuh spürt, dass sich Blasen bilden,
lenkt er die Schritte des Trägers zur
nächsten Blasenpflasterausgabestelle.
Der selbstschnürende Schuh reagiert auf
Sprachbefehle und lässt sich auf Doppel- und
Windsorknoten programmieren. Aber man ist
auch Cyberterroristen ausgeliefert, die sich in den
Schuh hacken und dem nichts ahnenden Träger
heimlich die Schnürsenkel zusammenbinden können, sodass es zu dramatischen Stürzen kommt.
Auch ist es möglich, dass die Schnürsenkel erst geöffnet werden können, nachdem der Schuhbesitzer dem Hacker ein Lösegeld gezahlt hat.
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Wie reist man knitterfrei – und hat
trotzdem alles dabei? Die hohe Kunst
des Kofferpackens
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Die Science
Fiction Propheten
Mary Shelleys Frankenstein
Heute um 22.05 Uhr
BUNDESLIGA
HSV zurück im
Abstiegskampf
Der Hamburger SV rutscht wieder in
den Abstiegskampf. Nach einem 1:3 gegen die TSG Hoffenheim sind die Hanseaten nur noch vier Punkte vom Relegationsplatz 16 entfernt. Hertha BSC
hingegen kann bald für die Champions
League planen. Der Tabellendritte besiegte Ingolstadt und hat nun vier Zähler Vorsprung auf Rang vier. Einsam an
der Spitze marschieren die Bayern –
diesmal reichte dem Rekordmeister eine durchschnittliche Leistung zu einem
Seiten 26 bis 28
1:0 in Köln.
Freitag
Schalke – Gladbach ........................... 2:1
Samstag
Wolfsburg – Darmstadt .................. 1:1
Hamburg – Hoffenheim .................. 1:3
Bremen – Mainz .................................. 1:1
Köln – München .................................. 0:1
Berlin – Ingolstadt ............................. 2:1
Frankfurt – Hannover ...................... 1:0
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