* ANZEIGE ANZEIGE Jetzt auch in AMSTERDAM! Über 60 x in Europa leonardo-hotels.de leonardo-hotels.de KUNDENSERVICE 0 8 0 0 / 9 3 5 8 5 3 7 MONTAG, 21. MÄRZ 2016 * D 2,50 EURO B Nr. 68 Zippert zappt KOMMENTAR Wildtiere im Zirkus sollen nach dem Willen des Bundesrats verboten werden. Das ist eine Katastrophe, denn häufig sind Elefanten die Einzigen, die sich noch erinnern, wie ein Zirkus Geld verdienen kann. Und was passiert, wenn Löwen, Tiger oder Giraffen entlassen werden, finden sie außerhalb des Zirkus eine Arbeit? Kann ein Zirkuslöwe im Zoo arbeiten, oder muss er dazu eine Weiterbildung machen? Sollte ein Tiger zum Tankwart umschulen? Welchen Job könnten Fahrrad fahrende Bären in der freien Wirtschaft übernehmen? Ob man entlassene Wildtiere direkt verwursten sollte, ist umstritten. Vom Tisch ist die Idee der Einführung einer Tierquote in Dax-Vorständen. Was aber ist mit den Clowns? Sie werden ja im Zirkus unter den unwürdigsten Bedingungen gehalten, müssen in viel zu großen Schuhen herumlaufen, werden permanent gemobbt und ernähren sich von Torten. Clowns haben im normalen Leben oft große Anpassungsprobleme, in großen Firmen sind sie dagegen gern gesehen. Statistiken zufolge werden über 30 Prozent der Dax-Unternehmen von einem Clown geleitet. Die Macht der Schlepper THEMEN Obamas Fanboy AP/DESMOND BOYLAN; AP/THEO KARANIKOS US-Präsident Barack Obama treibt mit seinem Besuch auf Kuba eine neue Ära der diplomatischen Beziehungen seines Landes zum Karibikstaat voran. 1500 akkreditierte Journalisten berichten davon. Seine Reise verfolgt zwei Ziele: Er will den Kubanern amerikanische Werte vermitteln. Wie aufgeschlossen viele Cubanos dafür sind, zeigte sich bereits in den Stunden vor Obamas Ankunft in Havannas Straßen an den Sympathiebekundungen. Der Gast aus den Vereinigten Staaten versucht zudem, die politische Führung des kommunistischen Landes zu einer Kursänderung zu bewegen. 15 Monate ist es her, seit er gemeinsam mit Kubas Staatspräsident Raúl Castro eine diplomatische Annäherung der beiden Länder angekündigt hatte. Castro ist den Amerikanern ein verlässlicher Partner geworden. Sein Bruder, der heutige Revolutionspensionär Fidel, heißt die Annäherung öffentlich nicht gut. Flüchtlingsstrom reißt nicht ab Neue Route über Marokko? Migranten werden vom EU-Türkei-Abkommen kaum abgeschreckt. CDU-Vize Thomas Strobl sieht trotzdem „außerordentlichen Erfolg“. Ausweichbewegungen über nordafrikanische Exklaven drohen SPORT Alonso-Crash und Rosberg-Sieg beim Formel-1-Auftakt Seite 18 POLITIK Reportage über Angst vor Zika in Kolumbien Seite 8 WIRTSCHAFT Draghi könnte jedem Bürger Geld schenken Seite 10 WISSEN Der Porno-Konsum der Deutschen Seite 20 U ngeachtet der drohenden Rückführung in die Türkei haben am Sonntag Hunderte Flüchtlinge die Überfahrt auf griechische Inseln riskiert. Nach Angaben der Regierung in Athen wurden seit Samstag 875 Neuankömmlinge gezählt. Mehrere Flüchtlinge erklärten nach ihrer Ankunft auf Lesbos, sie wüssten um das seit Mitternacht geltende EU-Türkei-Abkommen. Dennoch wollten sie versuchen, nach Deutschland oder in andere europäische Staaten weiterzukommen. gangenen Jahr bis September auf 5700. Danach ging der Ansturm zurück, da der Weg über die Türkei und Griechenland populärer wurde. Nachdem nun die Balkanroute geschlossen wurde, geht in Spanien die Angst um, dass sich syrische Flüchtlinge dieses Nadelöhr suchen. „Wenn eine Tür geschlossen ist, suchen sie eine andere“, warnte Innenminister Jorge Fernández Díaz bereits vor dem Abschluss des EU- VON ROBIN ALEXANDER UND ALFRED HACKENSBERGER Seehofer will Abstimmung im Bundestag Eine neue Route für Flüchtlinge nach Europa könnte jetzt über die spanischen Exklaven Melilla und Ceuta in Marokko führen. Die Städte mit jeweils etwa 80.000 Einwohnern gehören nicht zum Schengen-Raum. Trotzdem sind sie ein Stück Europa im äußersten Norden Afrikas und damit der große Anziehungspunkt für Tausende von Flüchtlingen. Seit über einem Jahr befinden sich unter den Migranten auch vermehrt Menschen aus Syrien. 2013 wurden in Melilla nur 250 Asyl suchende Syrer registriert. 2014 stieg die Zahl auf 3092 und im ver- CSU-Chef Horst Seehofer betrachtet das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei skeptisch und fordert eine Abstimmung im Bundestag. „Das ist kein Durchbruch, sondern ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen europäischen Lösung“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Es bestehe die Gefahr, „dass Deutschland wieder die Hauptlast bei der Aufnahme der Flüchtlinge trägt“. Eine EUVollmitgliedschaft der Türkei werde es mit der CSU nicht geben. Abkommens mit der Türkei in einem Interview mit dem nationalen Fernsehsender RTVE. „Spanien muss weiter auf dem Wachtposten bleiben und weitsichtig sein.“ Der Minister befürchtet, die westliche Mittelmeerroute von Marokko nach Spanien könnte erneut in großem Ausmaß genutzt werden. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU, Thomas Strobl, sieht in dem EU-Türkei-Plan gleichwohl einen „außerordentlichen Erfolg“, weil es nun gelinge, „das Unwesen der Schlepper und Schleuser auch in der Ägäis zu beenden“. Der „Welt“ sagte Thomas Strobl: „Nachdem es uns schon gelungen ist, in den Westbalkanstaaten den Schleppern die Geschäftsgrundlage zu entziehen, wird dies ein zweiter entscheidender Schlag gegen die internationale organisierte Kriminalität.“ Mit der Einigung in Brüssel würde auch die Zustimmung der Bevölkerung zur Flüchtlingspolitik Angela Merkels wieder steigen, prophezeit Strobl: „Wir haben eine spürbare und nachhaltige Reduzierung der Flüchtlingszahlen versprochen, und das liefern wir jetzt. Deshalb werden die Werte für die CDU wieder ansteigen.“ Wenn die illegale Migration über die Ägäis tatsächlich zum Erliegen kommt, würden stattdessen Flücht- linge auf legalem Wege in die EU kommen. Es dürfe allerdings nicht Deutschland allein sein, das dann auf diesem Wege Flüchtlinge aufnehme, mahnte Strobl: „Das ist eine europäische Herausforderung, und deshalb muss es eine europäische Antwort geben. Einen Alleingang Deutschlands in der Kontingentfrage schließe ich aus.“ Angaben zur Höhe eines deutschen Kontingents lehnte Thomas Strobl ab: „Beim Thema Obergrenze sind schon andere in eine Falle getappt. Das beabsichtige ich nicht zu tun. Aber klar ist: Es werden spürbar weniger sein, als im vergangenen Jahr zu uns gekommen sind.“ Die EU und die Türkei hatten vereinbart, dass alle ab dem 20. März in Griechenland ankommenden Flüchtlinge in die Türkei zurückgeschickt werden, nachdem sie registriert und ihre Asylanträge aufgenommen sind. Im Gegenzug hat die EU zugesagt, syrische Flüchtlinge direkt aus der Türkei zu übernehmen. Am Samstag hatten die Behörden auf Lesbos damit begonnen, Migranten aufs Festland zu bringen, um Platz zu schaffen für die Neuankömmlinge, die nach der neuen Vereinbarung erst einmal auf der Insel bleiben müssen. Dafür hat Lesbos eine Aufnahmekapazität von 3500 Siehe Kommentar, Seite 4 Personen. ANDREA SEIBEL U nbemerkt von der Mehrheit der Europäer, die nur auf die Flüchtlingsströme starren wie das Kaninchen auf die Schlange, hat sich ein neues Business entwickelt: der Schlepper. Nepper, Schlepper, Bauernfänger hieß es früher verharmlosend. Das waren noch Zeiten! Der Schlepper von heute ist Teil einer hochkomplexen und professionalisierten Organisationsstruktur, deren Bestandteile Ermittler und Kriminalisten nur mit enormem Kraftaufwand rekonstruieren können. Der Schlepper von heute hat diverse Angebote für seine „Kunden“ parat (von der Holzklasse im Schlauchboot bis zum Flugticket und gefälschten Pass für besser Ausgestattete). Fragt man ihn, so betrachtet er sich nicht als Kriminellen, sondern als Dienstleister, in gewisser Weise als „Reiseveranstalter“, auch für Interessenten aus fernen Ländern wie Afghanistan oder Pakistan. Gerade wurden im Landgericht Traunstein nahe der österreichischen Grenze einige kleine Rädchen dieses riesigen Getriebes zu zwei- bis vierjährigen Haftstrafen verurteilt. Was der deutsche Rechtsstaat hier an Aufwand leistet, um in nuce Recht zu sprechen, stößt bei den kriminellen Syndikaten auf null Resonanz und noch weniger Abschreckung. Hilfspersonal, das zum Transport oder zur Unterbringung von „gebuchten“ Flüchtlingen mit kleinen Geldbeträgen abgespeist wird, gibt es wie Sand am Meer. Geldüberweisungen laufen über spezielle Netze, und die Kommunikation findet in Windeseile über iPhones und das Internet statt. Diese Näherung bisher ferner Welten und zugleich Schleifung aller bisherigen Regeln und Standards, heißen sie Grenze, Pass, Asylverfahren, Nation, wird noch nicht genügend reflektiert. Was zu Beginn der Flüchtlingsbewegung nachfrageinspiriert entstand, hat sich innerhalb kurzer Zeit zu einem Milliardengeschäft entwickelt. Zentrum der Logistik ist die Türkei. Wie soll sie Zentrum der Gegenbewegung werden? All das ist historisch neu. Denn hier hat sich ein kriminelles Netz, eine Unterwelt ähnlich der weltweiten Drogenmafia, entwickelt. Gehandelt wird mit Mobilität, sie ist die neue Ware. Diesen Geist bekommt man nie mehr in die Flasche, denn das Geschäft sucht sich immer neue Kunden. Man freue sich also nicht zu früh, dass die Balkanroute „dicht“ scheint: Vielleicht wird man bald über den „failed state“ Libyen nach Italien oder via Marokko gen Spanien nach Kerneuropa kommen wollen. Die kriminelle Energie ist raffinierter als jede politische und gar rechtsstaatliche Vernunft. Es ist wie bei Hase und Igel. Die Schleuser steuern die Wirklichkeit, nicht der EU-Gipfel. Wir erleben gerade das Ende der Illusion, hier ließe sich etwas „lösen“. [email protected] PANORAMA Nahaufnahme Uschi Glas Delikatessen? Zum Vergessen Seite 23 Die für ihre delikaten und ausgedehnten Mahlzeiten bekannten Franzosen können sich jetzt Wurst und Steaks aus dem Automaten ziehen LOTTO: 4 – 10 – 15 – 37 – 44 – 49 Superzahl: 5 Spiel77: 7 3 5 3 2 9 9 Super6: 6 7 5 5 4 5 ohne Gewähr ANZEIGE Außergewöhnlicher Arbeitsplatz „Alltag im All – Leben auf der ISS“ Heute um 17.05 Uhr Wir twittern Diskutieren live aus dem Sie mit uns Newsroom: auf Facebook: twitter.com/welt facebook.com/welt „Die Welt“ digital Lesen Sie „Die Welt“ digital auf allen Kanälen – mit der „Welt“-App auf dem Smartphone oder Tablet. Attraktive Angebote finden Sie auf welt.de/digital oder auch mit den neuesten Tablets auf welt.de/bundle W ie jeder „Asterix“-Leser weiß, gab es schon für die alten Franzosen, die damals noch Gallier hießen, nichts Schöneres als ein sattes, fettes Gelage, dem an glücklichen Tagen eine unterhaltsame Schlägerei mit römischen Legionären vorausgegangen war. Es gab Wildschwein vom Grill in großen Stücken, und dazu reichte man Bier oder Wein. Zwar hat die Grande Nation in der Folge noch ein paar andere tolle Sachen erfunden, am nachdrücklichsten aber haben sich die Franzosen mit ihrer Küche um die Menschheit verdient gemacht. Die Unesco hat die „Cuisine française“ bereits vor Jahren auf die Liste des immateriellen Weltkulturerbes gesetzt. Dazu zählen Delikatessen wie Coq au vin und Gänsestopfleber genauso wie die exquisiten Portiönchen, die als Amuse-Gueule gereicht oder von den Meisterköchen der Nouvelle Cuisine zubereitet werden. Offenbar steht es mit der französischen Küche nicht mehr zum Besten, denn warum sonst sollte man auf einen derart verwegenen Gedanken kommen, in Frankreichs Hauptstadt das Automatenessen als neueste Errungenschaft zu etablieren. Ihr geliebtes Baguette können die Pariser schon seit Längerem aus einer Maschine ziehen, nun liegen auch Bayonne-Schinken, Enten-Confit und falsche Filetsteaks (für 34 Euro pro Kilogramm) rund um die Uhr in Kühlfächern bereit. Die Konkurrenz in der Umgebung der Rue de Charonne im Osten der Stadt, in dem der knallrote Kühlautomat steht, ist angesichts von mindestens 25 Metzgereien groß, sodass die Inhaber der Fleischerei L’ami Txulette, Florence und Michel Pouzol, 40.000 Euro in die Geschäftsidee mit den vakuumverpackten Delikatessen to go investierten. „Wir haben an zwei Tagen in der Woche geschlossen, sonntags und montags“, sagt Florence Pouzol. „Mit dem neuen Automaten wollen wir die Kunden auch übers Wochenende versorgen. Die Idee war, den Leuten auch nach den Öffnungszeiten des Ladens etwas anzubieten.“ L’ami Txulette ist spezialisiert auf Produkte aus dem Baskenland. Die Kunden können bar oder mit Kreditkarten bezahlen, die Automatenware ist im Durchschnitt etwa 20 Cent teurer als im Laden. Während sich Baguette-Automaten in ganz Frankreich in den vergangenen fünf Jahren rasant ausgebreitet haben, steht das Geschäft mit Automatenwurst- und fleisch noch am Anfang. Den ersten Apparat dieser Art stellte vor drei Jahren ein Schlachter vor einer Bar in der kleinen westfranzösischen Stadt Garat auf. Nach Angaben von Barbesitzer Jo Ferreira bietet er in der strukturschwachen Region große Vorteile. „Wir haben keine Metzgerei in der Stadt, die nächste ist drei Kilometer entfernt“, sagt er. In der bei Urlaubern beliebten zentralfranzösischen Ortschaft Mennetou-sur-Cher verkauft ein Fleischer in einem Automaten die regionale Wurstspezialität Andouillette, die er aus Schweineinnereien herstellt. Steht der Niedergang der Haute Cuisine unmittelbar bevor? Schwer vorstellbar jedenfalls, dass aus dem eingeschweißten Zeug ein SAMUEL PETREQUIN kultiviertes Mahl entstehen kann. DIE WELT, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin, Redaktion: Brieffach 2410 Täglich weltweit in über 130 Ländern verbreitet. Pflichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen. Telefon 030/25910, Fax 030 / 259 17 16 06 E-Mail: [email protected] Anzeigen: 030 / 58 58 90 Fax 030 / 58 58 91 E-Mail [email protected] Kundenservice: DIE WELT, Brieffach 2440, 10867 Berlin Telefon 0800 / 9 35 85 37 Fax 0800 / 9 35 87 37 E-Mail [email protected] A 3,20 & / B 3,20 & / CH 5,00 CHF / CZ 95 CZK / CY 3,40 & / DK 25 DKR / E 3,20 & / I.C. 3,20 & / F 3,20 & / GB 3,00 GBP / GR 3,40 & / I 3,20 & / IRL 3,20 & / L 3,20 & / MLT 3,20 & / NL 3,20 & / P 3,20 & (Cont.) / PL 15 PLN / SK 3,20 € + ISSN 0173-8437 68-12 ZKZ 7109
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