Gewinnung von Chemierohstoffen mittels reaktiver

DGMK-Tagung “Konversion von Biomassen und Kohlen”
9.-11. Mai 2016 in Rotenburg a.d.F.
Gewinnung von Chemierohstoffen mittels reaktiver Extraktion von
Weichbraunkohlen
H. Wollmerstädt, T. Kuchling, S. Kureti
TU Bergakademie Freiberg
Abstract
Produktanteil bezogen auf eingesetze Kohlemenge (waf) in Ma.-%
Derzeit wird ein Großteil der in Deutschland geförderten Braunkohlen in Wärmekraftwerken
verstromt. In Zukunft könnte dieser fossile Rohstoff aber auch in anderen Bereichen stofflich
bzw. energetisch genutzt werden und so zu einer Diversifizierung der Rohstoffbasis
beitragen. Zur Gewinnung von besonders wertvollen flüssigen Produkten muss die Kohlematrix zu niedermolekularen Molekülfragmenten gespalten werden. Um jedoch deren
Rekombination bzw. Kondensation zu hochmolekularen Verbindungen (z. B. Koks) zu
vermeiden, ist eine schnelle Absättigung der intermediär gebildeten Radikale erforderlich.
Bei der klassischen Kohleverflüssigung nach dem Bergius-Pier-Verfahren geschieht dies
durch die Anlagerung von Wasserstoff.
Der Beitrag berichtet über eine alternative Möglichkeit zur Maximierung der Flüssigproduktausbeute durch eine Behandlung der Kohle mit überkritischen Ethanol. Im Temperaturbereich zwischen 300 und 400 °C wird die physikalische Extraktion niedermolekularer Komponenten von der thermischen Zersetzung der Kohle und Absättigung der Intermediate mit
reaktiven Ethanolfragmenten überlagert. Reines Ethanol ist unter diesen Reaktionsbedingungen nur wenig reaktiv – die Fragmentierung wird erst durch die Anwesenheit kohlestämmiger Radikale erreicht. Wie die Abbildung zeigt, nimmt die Extraktausbeute mit steigender
Temperatur stark zu und erreicht bei 375 °C bezogen auf die eigesetzte wasser- und aschefreie, organische Kohlesubstanz (waf) etwa 95 Ma.-%, d. h. nahezu die gesamte organische
Kohlematrix kann in flüssige bzw. extrahierbare Komponenten gewandelt werden.
120
CO2
CO2
100
Rückstand
80
hochmolekularer
hochmolekularer
Extrakt
Extrakt
60
Phenolfraktion
40
Wachsfraktion
20
0
SoxhletExtraktion
Rohkohle
300
325
350
375
Reaktionsbedingungen:
Verweilzeit: 1h
Aufheizgeschwindigkeit: 5 K/min
Masse Kohle (wf): 25 g
Kohle (wf):Lösungsmittel = 1:4
Kohlefeuchte: 52 Ma.-%
Reaktionstemperatur in °C
Produktausbeuten der reaktiven Extraktion einer Braunkohle
(Tagebau Vereinigtes Schleenhain) mit überkritischem Ethanol
Da das Extraktionsmittel teilweise chemisch in die extrahierbaren Komponenten eingebunden wird, ist die Gesamtproduktausbeute > 100 Ma.-% (waf). Der
Extrakt besteht hauptsächlich aus einer
wachsreichen/unpolaren
und einer
phenolreichen/polaren Fraktion. Beide
Fraktionen sind im Vergleich zur Kohle
durch signifikant geringere Heteroatomanteile (O, S, N) gekennzeichnet und
können durch eine anschließende heterogen katalysierte Hydrierung zu hochwertigen Produkten veredelt werden.