Praxis-Tipps II/10

Praxis
Tipps II/10
Das löst aus unserem Kaffeepulver die von uns gewünschten
Geruchs- und Geschmacksstoffe
heraus. Diese Stoffe sind der
'Extrakt'.
Das fertige Getränk ist dann
eine Mischung aus Extrakt
und Lösungsmittel.
In der Extraktionsterminologie
nennen wir das 'Miscella'.
Was wir mit der gebrauchten
Filtertüte wegwerfen heißt
'Extraktionsrückstand'.
Deshalb
„Extrakta“
Unser Name weist auf einen
wichtigen Teil unserer Arbeit
und unseres Produktspektrums
hin: Extraktion und Extrakte.
In großer Vielfalt stellen wir
z.B. Gewürzextrakte her.
'Extrahieren' ist übrigens
vom lateinischen 'extrahere'
= 'herausziehen' abgeleitet.
Das gibt es (autsch) auch beim
Zahnarzt und er nennt es
tatsächlich so: Zahnextraktion.
Doch keine Sorge: Bei uns
ist Extraktion etwas ganz
anderes, absolut schmerzfrei und viel interessanter.
Mehr darüber lesen Sie in dieser
Ausgabe von 'Praxis-Tipps.'
Substanzen
gekonnt
separieren
Das einfache Kaffeebeispiel hat
Damit man
Kaffee trinken
kann
Auch Extraktion in unserem
Sinne ist meist Spezialistensache – doch Sie kennen und
können es auch – immer, wenn
Sie Kaffee kochen. Da gewinnen
Sie das Beste aus der Bohne.
Sie geben gemahlenen Kaffee
in den Filter und Sie
oder Ihre Kaffeemaschinen gießen
heißes Wasser
obendrauf. Das
zieht Geschmack
und Aroma aus
dem Kaffepulver
heraus und in die
Kanne läuft das
herrlich duftende Getränk.
Und schon haben wir
wichtige Stationen und Begriffe
der Extraktion zusammen.
Am Anfang
war die Bohne
Geröstete Kaffebohnen sind
der 'Ausgangsstoff' oder das
'Extraktionsgut' unserer
hauseigenen Extraktion.
Sie wurden gemahlen,
also 'zerkleinert'.
Das vervielfacht
die Oberfläche.
So kann unser
'Lösungsmittel'
besser wirken.
Lösungsmittel ?
Richtig: das
kochende Wasser.
es gezeigt: Im Prinzip ist die
Extraktion eine Stofftrennung.
Mit Hilfe eines Lösungsmittels
wird von einem komplex zusammengesetzten Ausgangsstoff oder Stoffgemisch ein Teil,
nämlich der Extrakt, abgetrennt.
Übrig bleibt der Extraktionsrückstand. Der Extrakt befindet
sich zunächst in der Lösung
(Miscella). Anders als beim
Kaffee ist dies meist nicht das
gewünschte Endprodukt. Man
will den Extrakt pur. Deshalb wird
das Lösungsmittel abdestilliert
und in den Prozess zurückgeführt. Das Schema rechts oben
zeigt noch einmal den Ablauf.
Normalerweise ist also der
Extrakt das gewünschte
Endprodukt, z.B. bei der
Gewinnung von Oleoresinen
aus Gewürzen. Es ist aber
auch möglich, dass der
Extraktionsrückstand Ziel der
Extraktion ist, z.B. bei der
Entkoffeinierung von Kaffee.
Praxis
Tipps II/10
Auf die richtige
Lösung kommt
es an
Ausgangsstoff
Zerkleinerung
Lösungsmittel
Extraktion
Miscella
Extraktionsrückstand
Destillation
Extrakt
Lösungsmittel
Einen großen Einfluss auf die
Zusammensetzung des Extraktes
hat das Extraktionslösungsmittel. Dafür kommen unterschiedliche Flüssigkeiten und
komprimierte Gase infrage.
Die Alternativen haben jedoch
ein unterschiedliches Lösungsverhalten. Sie lösen die Bestandteile des Ausgangsstoffes nicht
im gleichen Maße.
So können aus demselben
Ausgangsstoff durch verschiedene
Lösungsmittel auch verschieden
zusammengesetzte Extrakte
gewonnen werden.
Praxis
Tipps II/10
Noch eine
Trennung
Nach der Extraktion hat das
Lösungsmittel seine Schuldigkeit
getan. Sowohl im Extrakt wie im
Extraktionsrückstand ist es jetzt
nicht mehr erwünscht. Durch
Destillation wird es abgetrennt.
Durch folgendes Phänomen wird
dieses allerdings erschwert: Je
kleiner der Restgehalt im Laufe
der destillativen Abtrennung wird,
je größer wird der Zeitbedarf, auch
diesen Rest noch abzutrennen.
Richtig komplett gelingt das
gar nicht. Ein – wenn auch
noch so kleiner – Rückstand
bleibt übrig. Die Mathematiker
sagen: 'Die zeitliche Abnahme
des Restgehaltes vermindert
sich asymptotisch gegen Null.'
Für den Nachweis mit modernen
Analysen-Methoden reicht die
Restmenge immer.
Doch wenden wir uns lieber
den praktischen Folgen zu.
Regeln für die
LösungsmittelWahl
Nicht nur der Anwender, auch
rechtliche Vorschriften bestimmen
die Wahl und Anwendung von
Lösungsmitteln – vor allem in
unserer Branche, der Lebensmittelindustrie. Die soeben
angesprochenen Rückstandsreste – auch wenn sie nur in
Spuren auftreten – sind in ihren
Höchstmengen festgeschrieben.
In der Lebensmittetechnik verwendete Extraktionslösungsmittel bedürfen einer Zulassung,
die physiologisch bedenkliche
Lösungsmittel ausschließt.
Weitere
Wahl-Kriterien
Rechtliche und praktische Überlegungen führen zu folgenden
Anforderungen an ein geeignetes
Extraktionslösungsmittel:
• es muss zugelassen sein
• es muss die als Extrakt
gewünschten Stoffe möglichst
selektiv und vollständig lösen
• sein Siedepunkt sollte
möglichst tief unter den
Siedepunkten der extrahierten
Substanzen liegen
• wenn es nicht brand- und
explosionsgefährlich ist,
können bei den Extraktionsanlagen und Gebäuden hohe
Kosten vermieden werden.
• wenn es wasserlöslich oder
gar Wasser ist, wird die
Reinigung bzw. Restbeseitigung
vereinfacht.
Praxis
Tipps II/10
Wahlkandidat
Kohlendioxid
Zu den Extraktionslösungsmitteln
gehören Flüssigkeiten, wie Ethylalkohol, Aceton und selbstverständlich Wasser, aber auch
komprimierte Gase, z.B. Kohlendioxid (CO2). Kohlendioxid
kommt unserer Forderung nach
einem möglichst niedrigen
Siedepunkt optimal entgegen:
Es sublimiert bei -78° C. CO2 ist
ungiftig – wir atmen es ständig
aus. (In einer CO2-Atmosphäre
würden wir allerdings sofort
ersticken.) Kohlendioxid ist nicht
brennbar – man verwendet es
sogar für Feuerlöschzwecke.
Vor allem aber: Kohlendioxid
hat ein beachtliches Lösungsvermögen für die uns interessierenden Stoffe.
Bei so viel Positivem fehlt
natürlich die Schattenseite
nicht: Man muss das CO2
durch Druck verflüssigen, es
möglichst sogar in den sog.
überkritischen Zustand versetzen (darüber ein andermal
mehr). Darin steckt aber auch
gleich wieder ein Vorteil: Das
aufwändige Abdestillieren – zur
Trennung vom Extrakt – entfällt.
Man hebt den Druck einfach auf
und schon entweicht das CO2
weitgehend vollständig als Gas
(wobei man es dann separat
wieder auffangen kann). – Ein
zweiter Nachteil von Kohlendioxid:
Für das Extrahieren damit
braucht man eine sehr teure,
weil druckfeste (bei uns bis
1.000 bar) Extraktionsanlage.
Wir extrahieren daher auch mit
Wasser, wenn es seinen Zweck
gut erfüllt.
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Technik für
Extraktion
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Die technischen Möglichkeiten
und Umsetzungen für Extraktionsaufgaben sind komplex. Deshalb
können wir dieses Thema hier
nur anreißen. Überschaubar
und einfach zu erklären ist ein
Extraktionsapparat, der schon im
19. Jahrhundert von Franz von
Soxhlet (1848-1926) erfunden
wurde und der sogar heute noch
in vielen Labors, auch bei uns,
eingesetzt wird. Der SoxhletExtraktor (Schema rechts)
funktioniert so:
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6
3
4
5
7
2
1
Das Lösungsmittel (1) wird in
den Rundkolben (2) gegeben.
Das zerkleinerte Extraktionsgut
füllt man in die Extraktionshülse
(4). Beim Erhitzen im Rundkolben
verdampft das Lösungsmittel,
steigt in dem Seitenrohr (3)
nach oben und kondensiert im
Rückflusskühler (9). Dabei tropft
das kondensierte und noch
heiße Lösungsmittel in die
Extraktionshülse(4). Die Miscella
steigt bis zur maximalen Höhe
des Heberohrs (6) (7), durch
das sie dann durch Saugwirkung
in den Rundkolben (2) wieder
zurückfließt.
Das Lösungsmittel verdampft
erneut. Der Soxhletapparat ermöglicht eine quasi kontinuierliche
und erschöpfende Extraktion,
die viele Stunden dauern kann.
Praxis
Zwei weitere Anlagen, die wir
hier im Schnittbild zeigen, sollen
beispielhaft die apparatebauliche
Vielfalt zeigen.
Extraktionsapparate müssen
aufgabenspezifisch gebaut sein.
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Gewürzextrakte bieten alle
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B. Schneckenextraktor
3
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• Verunreinigungen
5
Quelle: WILEY-VCH VERLAG
• schwankende Würzeigenschaften
1 Droge
5 Schneckenantrieb
2 Extraktionsmittel
3 Rückstand
6 Oberschnecke
mit Heizmantel
4 Unterschnecke
mit Heizmantel
7 Miscellaaustritt über
Siebvorrichtung
B. Schneckenextraktor
A. Diskontinuierlich arbeitende Feststoff-Extraktionsanlage
4
2
3
Das Optimum an Leistung
wird durch kontinuierliche
Arbeitsweise erreicht.
Für die Drogenextraktion
bewährt sich hier der
Schneckenextraktor.
1 Extraktor
2 ExtraktionsgutFüllstutzen
1
3 Lösemittelsammler
8
5
Und was extrahieren wir nun
5 Destillierblase
konkret ? Zum einen vieles für
die eigenen Produkte.
Außerdem übernehmen wir eine
Reihe von Extraktionsaufgaben
nach kundenspezifischen
Anforderungen. – Die Produkte
unseres eigenen Sortiments
sind vor allem eine Vielzahl
von Gewürzextrakten. Weshalb
sind die eigentlich so sinnvoll
und was unterscheidet sie vom
Ausgangsprodukt ?
7 Dampfeintritt
8 RückstandEntnahme
6
Quelle: WILEY-VCH VERLAG
Was wir
extrahieren
4 Lösemittelkühler
6 Miscella/Extrakt
7
positiven Eigenschaften des
Rohgewürzes ohne seine
Nachteile:
• Keimbelastung
4
Der eigentliche Extraktor begrenzt
die Leistung einer solchen Anlage:
Zu der oft Stunden beanspruchenden Extraktionsdauer pro Charge
kommt noch die für das Befüllen
und Entleeren benötigte Zeit hinzu.
Zur Leistungssteigerung vereinigt
man daher häufig mehrere Extraktoren in einer Batterieschaltung.
Tipps II/10
Gewürzextrakte:
die Vorteile
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A. Diskontinuierlich
arbeitende FeststoffExtraktionsanlage
Praxis
• große Bandbreite der Preise
und verfügbaren Mengen
• schwierige Vorratshaltung
Für die Gewinnung der Extraktgewürze setzen wir auch die
Wasserdampfdestillation sowie
ein speziell von uns entwickeltes
Hochdruck-Extraktionsverfahren
ein, an dessen innovativem Ausbau wir ständig weiterarbeiten.
Die so als etherische Öle und
Oleoresine erhaltenen Extrakte
sind Naturstoffe wie die Rohgewürze auch. Da sie aber rein
und keimfrei, standardisierbar
und lagerstabil sind, weisen sie
keinen der oben aufgeführten
Nachteile mehr auf.
Kundenspezifische
Auftrags-Extraktion
Das ist die zweite Seite unserer
Extraktionsleistungen: Im Kundenauftrag führen wir anforderungsspezifische Extraktionsprojekte
durch. Verständlicherweise
möchten unsere Kunden, dass
wir wegen des Wettbewerbs nicht
näher darüber sprechen.
Aromaträger bzw. Aromastoffe
sind jedenfalls dabei, ebenso
Drogenextrakte, z.B. für die
Pharmaindustrie.
Als Mitbewerber für Großextrakteure, die zum Beispiel Speiseöl
aus Ölsaaten 100.000 tonnenweise herstellen, sehen wir uns
dabei keineswegs.
Wir bei Extrakta sind mehr die
Spezialisten für das Besondere,
für Aufgaben, die oft sehr
anspruchsvoll sind.
Dann sind viel Erfahrung und
gewachsenes Know-how besonders nützlich. Wir verstehen
unser Handwerk. Gekonnt kümmern wir uns um die Konditionierung der Ausgangsstoffe, die
Rückgewinnung der Lösungsmittel (auch von bio-zertifiziertem
Alkohol), die richtige Wahl der
Apparaturen (Glas, Edelstahl,
Normaldruck, Hochdruck), die
Prozesskontrolle und um vieles
mehr. Wenn es bei Ihnen Aufgaben in diesem Zusammenhang
gibt, zögern Sie bitte nicht, uns
anzusprechen.