pdf - Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift

Nr. 03 – März 2016 – 182. Jahrgang
Sicherheit Schweiz
CYBER-Herausforderungen
WEF-Sperrzone über Davos
Herausgeber: Schweizerische Offiziersgesellschaft
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift
Wertschätzung junger Offiziere
Editorial
3
Wirtschaft/Rüstung
Andreas Bölsterli
Peter Müller
36
Aktuelles
Marcus Matthias Keupp
Christian Trottmann
4
24 INTERARMES
38
NOLDI und SIMBA auf Patrouille
Michael Arnold
Andreas Bölsterli
40
Herausforderungen an die SIK
Martin von Orelli
10
Geoff Brown
42
Das Wort des CdA
NATO: Cyber Defence
als Herausforderung
Florian T. Wagner
45
Wolfang Kopp
15
28 Ausbildungsmodell
mit Zukunft?
Überlegungen zur Lage
der Bundeswehr
48
AWACS über der Türkei
Friedrich-Wilhelm Schlomann
21
Nord-Korea am Scheideweg
50
52
Geschichte
56
Selektion, Ausbildung
und Wertschätzung
59
INTERARMES
60
Dieter Kläy
Logistik einsatzbereit
Martin Vögeli, Thomas Huber
28
Herzlich willkommen
Vermischtes
Eugen Thomann
27
Der Weg nach Suez
SOG
Stefan Lenz
45 Militärische Karriere
oder MBA?
Pascal Kohler, Henrique Schneider
Marcel Serr
Daniel Weilenmann
24
Frieden und Militärethik
Internationale Nachrichten
Einsatz und Ausbildung
22
Einfluss von Resilienz
Florian Demont
Bericht aus dem Bundeshaus
Jürgen Hübschen
18
Militärische Karriere oder MBA?
Madlaina Niederhauser,
Caroline Huber, Hubert Annen
Heinrich L. Wirz
17
100 Kampfflugzeuge
der 5. Generation
Forschung und Lehre
Ulrich Schlie
12
Wahrscheinlichkeit für
Armee-Einsätze ist gestiegen
Luftwaffe
Der neue sicherheitspolitische
Bericht
André Blattmann
11
Vom Bunker zum Zollfreilager
Höhere Kaderausbildung
Sicherheitspolitik
8
Cyber Defence: neuer Ansatz
Ausbildungsmodell mit Zukunft?
Bücher
64
Andrea Grichting-Zelenka
Walter Troxler
30
Im Zeichen von «CONEX 15»
Irène Thomann-Baur
32
Member of the European
Military Press Association
(EMPA) – ISSN 0002-5925
Stabwechsel bei der Inf Br 5
Titelbild
Hans-Peter Widmer
33
Wie der Aargau die Militärkultur
pflegt
SOG Vorstand
34
WEF-Einsatz
Foto: VBS
Denis Froidevaux
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
1
thalesgroup.ch
Systemlösungen für die
Luftverteidigung in der Schweiz
Wann immer es auf Sicherheit ankommt, haben wir die richtige Antwort
ERFASSEN VON
LUFTBEDROHUNGEN
CYBER SECURITY IN
DER LUFTVERTEIDIGUNG
OBJEKT- UND
RAUMSCHUTZ
AKTIONSPLANUNG
UND- FÜHRUNG
ERSTELLEN DER
AKTUELLEN LUFTLAGE
Thales beschäftigt in Zürich rund 200 Personen und ist
bestrebt, den Entscheidungsträgern der Schweizer Armee
zeit- und lagegerechte Informationen zu liefern, damit
Einsätze erfolgreich durchgeführt werden können.
Editorial
Vorgesetzten kennen und beurteilen können, man
muss die Ausbildungsgefässe und deren Inhalte ken«Mitarbeiter sind die nen und man muss die Ansprüche an die zukünftigen
wichtigste Ressource», Chefs beurteilen können.
Wir alle, die aktiven und die ehemaligen Komoder «zufriedene Mitarbeiter machen zufriedene mandanten und Chefs, die aktiven und ehemaligen
Kunden». Diese Aussagen Vorgesetzten in der Privatwirtschaft können das am
sind sicher unbestritten, Besten beurteilen. An uns liegt es also, zukünftige Kaaber die Arbeitslosenquo- der zu überzeugen. An uns liegt es, potenziellen Chefs
te im Januar war schon auch aufzeigen zu können, dass beide Karrieren geseit sechs Jahren nicht meinsam parallel geplant und umgesetzt werden könmehr so hoch. Vielerorts nen. Wir als militärische Chefs wissen, dass die Arherrscht Unsicherheit, nachdem Firmen vor der mee die beste praktische Führungsausbildung anÜbernahme durch ausländische Konzerne stehen bietet und Sie als zivile Vorgesetzte mit militärischer
oder weil Arbeitsplätze aufgrund der Wirtschaftslage Führungspraxis können dank der gewonnenen Erin Gefahr sind. Müssen sich Arbeitnehmer neu aus- fahrung den zukünftigen Chefs die offensichtlichen
richten, neue Stellen suchen? Brauchen sie dazu neue Synergien anschaulich und aus Optik der Praxis aufKompetenzen und Fähigkeiten? Müssen sie sich neu zeigen.
orientieren?
Die Leser dieser ASMZ sind Kader der Schweizer
Keine Angst, Sie lesen immer noch die ASMZ und Armee – aktive und ehemalige. Es liegt also an uns
keine Wirtschaftszeitung. Aber auch die Armee hat Kadern, unser Wissen und unsere Erfahrungen in die
ihre personellen Sorgen. Die Armee XXI lässt sich Gewinnung von militärischen Chefs einzubringen,
nicht mehr alimentieren,
junge Kandidaten abzudie Suche, insbesondere
holen und zu überzeunach Kadern der Stufe
gen. In den Firmen zu
«In einem Land ohne Sicherheit
Bataillon und Abteilung,
helfen und dafür einzuwird nicht investiert –
wird immer schwieriger
stehen, dass trotz erhöhund schlussendlich sucht
Druck am Arbeitsdamit wird die Lage für Arbeitnehmer tem
die Armee und die Wirtplatz der Nutzen der mischaft die Gleichen, nämlitärischen Weiterbildung
noch schwieriger.»
lich die besten Leute als
weiter hilft und Optioihre Chefs. Die Ansprünen schafft. Denn vergesche an die Kader ab Beginn der WEA (Weiterent- sen wir eines nicht: In einem Land ohne Sicherheit
wicklung der Armee) werden steigen, weil die Ausbil- wird nicht investiert und damit wird die Lage für Ardung besser, aber länger dauern wird, und damit ver- beitnehmer noch schwieriger als sie es schon ist. Wir
bunden auch die Abwesenheit am Arbeitsplatz zuneh- müssen also dafür Sorge tragen, dass unser Milizsysmen wird.
tem gute Vorgesetzte erhält und weiterbilden kann,
Dann sieht man solche Personalnachrichten plötz- damit die Sicherheitsreserve dieses Landes auch weilich aus einer anderen Optik. Man fragt sich dann, ob ter über die besten Chefs verfügt.
die potenziellen Kader, die für sich den Besuch einer
militärischen Weiterbildung prüfen, nun nicht noch
mehr vor der Frage stehen, ob sie weitermachen sollen und sich damit allenfalls Probleme am Arbeitsplatz einhandeln, oder ob sie auf die weitere militäriAndreas Bölsterli, Chefredaktor
sche Karriere verzichten sollen.
[email protected]
Gewinnung von Führungskräften ist eine der
schönsten, aber auch der anspruchsvollsten Aufgaben von Vorgesetzten – sei es in der Armee oder in der
Privatwirtschaft. Man muss die Ansprüche an die
Liebe Leserin, lieber Leser
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
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Aktuelles
NOLDI und SIMBA auf Patrouille
Erstmals reichte die Sperrzone LS-R 90 über dem Kongressstandort Davos
am diesjährigen World Economic Forum auch im Engadin bis zum Grund.
Während für die zivilen Piloten die fliegerischen Prozesse durch diese
Anpassung etwas vereinfacht werden konnten, bedeutete es für die Controller
der Bewegung und Koordination (BEWEKO) in der Einsatzzentrale Luftverteidigung (EZ LUV) in Dübendorf hingegen tendenziell mehr Arbeit als bisher.
SIMBA 9 unterwegs: In wenigen Minuten
ist die Crew der PC-7 «on station».
Christian Trottmann
Die Einschränkungen von LS-R 90 gelten nicht nur für Flächenflugzeuge und
Helikopter, sondern auch für die anderen Luftraumbenutzer wie Modellflugzeuge (inklusive Drohnen), Deltasegler
oder Gleitschirme. Insgesamt zehn Flugverkehrsleiter der Skyguide koordinieren
sämtlichen zivilen und militärischen Luftverkehr innerhalb der temporär eingerichteten Sperrzone während des World Economic Forum (WEF). Bisher benötigte
ein Flugzeug im südlichen Teil der Zone,
im Raum Bernina, erst ab der Höhe von
11000 Fuss (rund 3300 Meter über Meer)
eine Flugfreigabe und meldete sich dann
über die Frequenz des militärischen Radars (MIL RADAR). Dies gehört seit dem
diesjährigen WEF der Vergangenheit an.
Neu muss jedes Luftfahrzeug, welches
diese Zone zwischen Grund bis Flight
Level FL 195 (rund 6000 Meter) befliegen will, im Voraus gemeldet und gebrieft
worden sein.
Was bleibt, ist die obligatorische durch
die Polizei geprüfte Akkreditierung eines
4
jeden Luftfahrzeugs, das sich in die Sperrzone begibt. Bis auf ein paar wenige Ausnahmefälle müssen alle betroffenen zivilen Flugzeuge einen Flugplan aufgeben
und sich spätestens 30 Minuten vor effektivem Start beim PPR-Büro in Düben-
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
dorf telefonisch anmelden. Das Kürzel
PPR steht für «Prior Permission Required». Hier erhalten sie den zugewieGute Stimmung: Oberst i Gst Alex «Bugs»
Miescher ist stolz auf seine «Bambinis».
senen Transponder-Code und Authenticate-Missionsnummer. Anhand dieser
Identifikationsmerkmale kommunizieren die BEWEKO-Controller mit sämtlichen Luftfahrzeugen während deren Flug.
Nur wer vor dem Einflug in die Sperrzone mit einem Radius von 45 Kilometern
über Davos auf Aufruf des Controllers die
Authenticate-Nummer bestätigen kann,
darf in die Zone einfliegen.
CAP Samedan
NOLDI und SIMBA lauten die taktischen Rufnamen der Flugzeuge des PC-7Detachements. Sie kommunizieren während der Mission laufend mit der taktischen Einsatzleitung in der EZ LUV. Der
Hauptstandort dieser PC-7-Einsätze ist
Dübendorf, von wo aus die NOLDIS im
nördlichen Einsatzgebiet patrouillieren.
Die SIMBAS, verantwortlich für den südlichen Teil, hingegen werden jeweils während des WEFs auf den höchstgelegenen
Flugplatz von Europa in Samedan, 1700
Meter über Meer, verlegt. Rund 15 000
Flugbewegungen jährlich verzeichnet der
Hochgebirgsplatz im Engadin. Hier ist
ein achtköpfiges Detachement, bestehend
aus Piloten, Bordoperateuren und Mechanikern stationiert. Oberst i Gst Alex
«Bugs» Miescher führt seine «Bambinis»
mit klaren Vorstellungen – auf und neben
dem Platz. Nebst der eigentlichen militärischen Mission legt er grossen Wert auf
regelmässigen Austausch mit den benachbarten militärischen Truppen, aber insbesondere auch mit den zivilen Partnern.
Die Luftwaffe ist in Samedan Freund und
Helfer.
Sensorverbund Luftwaffe: Sämtliche Flugbewegungen werden auf dem Flugplatz Samedan
beobachtet und in die EZ LUV übermittelt.
Beobachten in der Luft
Als letzte Flugzeuge am heutigen Tag
haben SIMBA 9 und NOLDI 10 Kurs
auf ihren jeweilig zugewiesenen Warteraum genommen. Tagsüber starten ab
Dübendorf und Samedan verschiedene
Patrouillen, um über neuralgischen bzw.
besonders gefährdeten Einflugtälern ihre
Combat Air Patrol (CAP) auf zirka FL 80
zu fliegen. Von hier aus können potenzielle Eindringlinge oder nicht gemeldete
Luftfahrzeuge in mit Radar schwierig zu
überwachenden Sektoren rechtzeitig erkannt werden. Eine der grossen Herausforderungen besteht darin, langsam und
tief fliegende Flugzeuge im Gelände möglichst rasch zu entdecken. Ebenfalls zur
Verdichtung des Luftlagebildes RecogBereit zum CAP: Der Pilot startet zur nächsten
Luft-Patrouille.
Bilder: VBS
nized Air Picture (RAP) tragen die im
Rahmen des Sensorverbunds äusserst wertvollen Beobachtungs- und Nachrichtenposten bei. In der Luft sind es der Pilot
sowie der hinten sitzende Bordoperateur,
die lückenlos und aufmerksam den Luftraum überwachen. Im Bedarfsfall können sie sofort reagieren. Ein zentraler
Vorteil solcher Luftpatrouillen: Der Parallelflug mit einem Zielflugzeug erlaubt
der PC-7- oder F/A-18-Besatzung direkten Einblick ins vermeintlich verdächtige
Flugzeug bzw. ins Cockpit. Unregelmässigkeiten an Bord der Maschine können
so rasch registriert werden. Dank klarer
Absprachen im Vorfeld und intensiver
Trainings sind die Besatzungsmitglieder
der PC-7 oder Jets stets in der Lage, geeignete Massnahmen treffen zu können.
CAD, NOLDI und SIMBA
Falls es zu einer Identifikation im mittleren Luftraum kommt, fliegt die PC-7Maschine auf Befehl des Chief Air Defense (CAD) in der EZ LUV zum entsprechenden Luftfahrzeug und versucht
über die Notfrequenz 121,5 MHz, mit
dem Piloten Kontakt aufzunehmen. Während bisher ein Handzettel mit dem Frequenz-Hinweis durch den Bordoperateur
hochgehalten werden musste, sind diese
Zahlen nun neu am Flugzeugrumpf prominent angebracht und ersichtlich.
In dieser Phase der Identifikation werden bestimmte Auffälligkeiten am entsprechenden Flieger fotografisch dokumentiert. Gemäss Checkliste werden alle
wichtigen Merkmale, wie beispielsweise
der Flugzeugtyp, die Immatrikulation oder
Farbe festgehalten und dem CAD rapportiert. Situativ werden dann zwei F/A-18
Hornet aus dem High CAP (FL 250) geordert. Falls sich die Lage zuspitzen sollte,
ist es ihre Aufgabe, mittels Wing Rocking
(Flügelschwenken) und Flare-Warnschüssen zu intervenieren – dies mit dem Ziel,
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
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WAFFENSAMMLERBÖRSE
Deine Füsse
werden sich
dank bar zeigen …
Pluspunkte:
p Widerstandsfähig
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Wirtschaftsnotiz
Nicht erst aus Schaden klug werden
Nach der Rückkehr aus unseren Ferien bemerkten wir, dass in
unser Haus eingebrochen worden
war. Die Balkontür war aufgebrochen, in der Wohnung herrschte ein
grosses Durcheinander. Mein Fahrrad und eine Pendule waren weg.
Was zahlt die Versicherung?
F. K. aus K.
Sehr geehrte Frau K., nicht nur
Sie haben sich auf die Ferienzeit
gefreut, sondern leider auch die
Einbrecher. Diese machen dann
aber nicht Pause, sondern sind
besonders eifrig auf der Suche
nach Häusern, deren Bewohner
in den Ferien weilen. International vernetzte Banden melden
aus beliebten Feriendestinationen, welche Autohalter auf Urlaub sind. Deren Wohnungen eignen sich besonders gut für einen
ungestörten Einbruch. Daher ein
kleiner Tipp: Als vorbeugende
6
Massnahme ist es ratsam, bei der
Motorfahrzeugkontrolle die Autonummer sperren zu lassen. Hilfreich ist auch, wenn jemand regelmässig nach der Wohnung schaut
und zumindest nach einem Einbruch gleich Anzeige erstatten
kann. Natürlich sind auch bauliche Massnahmen und Alarmanlagen zu empfehlen, welche Einbrechern das Handwerk möglichst
schwer machen und sie von ihrer
Tat abhalten.
Kommt es dennoch zum Einbruch, wird der Schaden durch
die Hausratversicherung gedeckt.
Bei der Wahl dieser Versicherung
sollten Sie darauf achten, ob neben den gestohlenen Gegenständen auch die Kosten fürs Aufräumen und die Reparaturen bezahlt werden. Ein weiteres Kriterium ist, ob die Versicherung nur
den Zeitwert bezahlt oder den
Neuwert zur Wiederbeschaffung
der gestohlenen oder beschädig-
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
ten Gegenstände. Bei Bargeld und
Kreditkarten sind bei Helvetia bis
20 Prozent der Versicherungssumme, höchstens aber 5000 Franken
versichert. Einige Versicherungen
wie etwa Helvetia bezahlen, falls
nötig, sogar einen Beitrag an die
psychologische Betreuung.
Besonders nach grösseren Anschaffungen sollte geprüft werden, ob die Versicherungssumme
auch tatsächlich dem Wert des
Hausrats entspricht. Dieser wird
gerne unterschätzt, was dann bei
der Leistung Kürzungen zur Folge haben kann. Schon bei einem
Einpersonen-Haushalt in einer
Einzimmerwohnung beträgt der
durchschnittliche Wert des Hausrats um die 35 000 Franken.
156 000 Franken gelten als Mittelwert in einem Vier-PersonenHaushalt in einer Wohnung mit
viereinhalb Zimmern. Bei besonders kostbaren Gegenständen wie
Schmuck oder Uhren sollte eine
Zusatzversicherung geprüft werden.
Nicht versichert ist in der herkömmlichen Hausrat-Versicherung der Diebstahl auswärts. Greifen Langfinger in den Ferien nach
der Kameraausrüstung oder lässt
jemand das Fahrrad am Bahnhof
mitlaufen, kommt die Versicherung nur auf, falls ein Zusatz
«Diebstahl auswärts» besteht. Mit
einer weiteren Zusatzversicherung,
bei Helvetia «all risks» genannt,
sind Sie auch versichert, falls Ihr
Reisegepäck verloren geht, oder
die Tiefkühltruhe zu Hause den
Geist aufgibt und der Inhalt verdirbt.
Weitere Infos erhalten Sie unter www.helvetia.ch oder bei der
Helvetia-Agentur in Ihrer Nähe.
Aktuelles
Kommandoführung ist das A und O
Als Chef des Luftwaffenstabs haben Sie es
sich zu Ihrer Aufgabe gemacht, die Kommandoführung bei Einsätzen der Schweizer Luftwaffe zu optimieren. Weshalb war
dieser Schritt notwendig?
Aus Ressourcengründen haben wir uns in
den vergangenen Jahren auf die Optimierung des Einsatzführungsprozesses konzentriert. Die Volltruppenübung STABANTE 15 hat mit der Unterstellung eines artfremden Bataillons des Heeres schliesslich zur Erkenntnis geführt, dass der Kommandoführungsprozess optimiert werden muss. Anders ausgedrückt: Insbesondere in JOINT-Operationen ist eine
klare und einheitliche Kommandoführung essentiell. Deshalb wurde während
des diesjährigen WEFs diese und damit
auch das Battle Wheel im Einsatzverband
Luft (EVL) konsequent gemäss der Führungs- und Stabsorganisation (FSO) gelebt. Dadurch wurde der Führungsrhythmus gegenüber früheren Jahren deutlich
optimiert und komplettiert. Die Prozesse
und insbesondere der Informationsfluss
zu den anderen Einsatzverbänden konnten effizienter und durchgängiger gestaltet
werden. Kernelement bildete das Lageverfolgungszentrum (LVZ), welches während des Einsatzes aufgebaut und laufend verbessert wurde. Das LVZ leistete
dank der Erfahrung der Milizoffiziere
schon nach kurzer Zeit einen wertvollen
Beitrag zur Beschleunigung des Informationsflusses in alle Richtungen. Es war
eingebettet in einen Kernstab mit Funktio-
Vielfaches reduziert, was die Komplexität dieser zwei Phasen entsprechend
vermindert und alle Beteiligten – auch
die Direktunterstellten des Kommandanten EVL – einfacher zu führen waren.
Zwecks Planung und Führung dieser Aktionen wurde ein Teil des Luftwaffenstabes als Stab EVL einsatzbezogen gegliedert und eingesetzt.
Brigadier Werner Epper, Chef Luftwaffenstab.
nären aus allen Führungsgrundgebieten
(FGG) des Luftwaffenstabes. Dieser Kernstab auf Stufe Kommando EVL bildete eine
wichtige Ergänzung zur Einsatzleitung, welche für das eigentliche Kerngeschäft der
Luftwaffe – die Einsätze mit Wirkung in der
dritten Dimension – verantwortlich ist.
Können Sie ein praxisnahes Beispiel des
diesjährigen WEF machen?
In den bisherigen WEF-Einsätzen wurden
der Aufmarsch und die Rückführung jeweils von den zuständigen Lehrverbänden
geführt und nicht durch den EVL. Erstmals
nun wurden dieses Jahr auch die Anfangsund Schlussphase des Einsatzes aus einer
Hand durch den Kommandanten EVL, Divisionär Bernhard Müller, geführt. Damit wird die Anzahl Schnittstellen um ein
spätestens 15 Minuten vor Nachtbeginn
gelandet sein. Dann übernehmen die
vier Mechaniker des Detachements. Für
sie sind selbst die herrschenden Minustemperaturen von knapp 30 Grad unter
Null im Engadin kein Problem – routinemässig warten sie die insgesamt vier
PC-7 der Luftwaffe.
Einflug in LS-R 90: Über die Frequenz MIL
RADAR wird der Flugverkehr koordiniert.
dass sich der Eindringling schliesslich kooperativ verhält.
Bei SIMBA 9 und NOLDI 10 ist und
bleibt es an diesem späten Nachmittag ruhig auf dem CAP. Während NOLDI bis
nach Einbruch der Nacht auf Patrouille
bleibt und dann nach Dübendorf zurückkehrt, muss SIMBA aufgrund nicht vorhandener Pistenbeleuchtung in Samedan
Erfahrungen mit LS-R 90
Erste Erkenntnisse zeigen, dass dank
der neu gänzlich vom Grund bis FL 195
definierten Zone mit eingeschränktem
Luftverkehr während des WEFs die Prozesse insbesondere für den zivilen Luftverkehr vereinfacht werden konnten. Gleichzeitig hatte diese Anpassung des Luftraums
jedoch zur Konsequenz, dass mehr Flugzeuge als bisher durch die BEWEKOController über Funk mit TransponderCode und Missionsnummer identifiziert
Welche Rolle spielt die WEA in dieser Prozessanpassung?
Klar ist, dass die Verringerung von Personal auch die Luftwaffe zu schlankeren
und noch effizienteren Strukturen und
Prozessen zwingt. Hier bedarf es künftig
einer noch genaueren Personalplanung,
um für jeden Einsatz der Luftwaffe einen
einsatzfähigen und kompetenten Stab zu
gewährleisten. Diese Verschlankung bietet einige Vorteile. In den letzten Jahren
hat sich die Positionierung der Luftwaffe im Gesamtrahmen verändert. Die Luftlage entwickelt sich weltweit sehr rasch
und soll ständig neu beurteilt werden.
Subsidiäre Einsätze zu Gunsten der Behörden im Inland, aber auch Spontanhilfe im Ausland müssen rasch und effizient geleistet werden können. Fast alle
diese Einsätze haben JOINT-Charakter und
brauchen deshalb eine einheitlich verständliche und kompatible Kommandoführung. Man kann abschliessend feststellen, dass die klassischen Stabsführungs-Disziplinen für die Luftwaffe stets
wichtiger werden.
und für den Zoneneinflug autorisiert werden mussten. Im Rahmen des diesjährigen WEFs kam es insgesamt zu zwei Luftraumverletzungen, wovon eine als «Hot
Mission» deklariert war bzw. die Schweizer Luftwaffe intervenieren musste. Auf
die militärischen Flugoperationen hatte die angepasste Luftraumstruktur über
Davos keine besonderen Auswirkungen.
Auch dieses Jahr konnte der Auftrag des
Einsatzes «ALPA ECO 16» in Zusammenarbeit mit allen zivilen und militärischen Partnern vollumfänglich erfüllt
werden.
■
Oberstlt
Christian Trottmann
C Komm Stab Kdo Ei LW
ARGUS der Presse AG
8180 Bülach
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
7
Sicherheitspolitik
Herausforderungen der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats
Kommissionen wie die SiK-N haben grundsätzlich die Aufgabe, die ihnen zugewiesenen Geschäfte vorzuberaten und ihrem Rat Antrag zu stellen*. Sie arbeiten
dabei intensiv mit dem Bundesrat zusammen. Die Kommissionen des
Nationalrates setzen sich aus 25 Mitgliedern zusammen. Als weitere Aufgaben
der Kommissionen nennen die Geschäftsreglemente der Räte, die regelmässige
Verfolgung der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen sowie die
Ausarbeitung von Anregungen zur Problemlösung in den zugewiesenen
Geschäften. Die Kommissionen tagen durchschnittlich 3–4 Tage pro Quartal.
Andreas Bölsterli, Chefredaktor
Frau Nationalrätin Eichenberger, herzliche Gratulation zum Präsidium der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats (SiK-N), das sie mit Beginn dieses Jahres übernommen haben – welches
sind die grössten Herausforderungen an
die Kommission und den Vorsitz im Jahr
2016?
Für das Jahr 2016 stehen sicher die
Schlussberatung und die Schlussabstimmung für die WEA im Vordergrund und
danach die zeitgerechte Umsetzung, die
von der Sicherheitspolitischen Kommission begleitet wird, aber auch die Zurverfügungstellung der entsprechenden Mittel.
Dann wird es Verordnungen zum neuen
Nachrichtendienstgesetz geben, die die
Sicherheitspolitische Kommission begutachten wird. Weiter stehen die Diskussion
des Sicherheitspolitischen Berichtes, die
Topprojekte und der Masterplan an. Dies
bedeutet, mit der Umsetzung der WEA
auch die Ausrüstung und die Modernisierung der Waffensysteme voranzutreiben.
Die SiK-N befasst sich ja nicht nur mit der
Armee alleine – wie verstehen Sie die
Rolle Ihrer Kommission in Sicherheitsfragen und Sicherheitsarchitektur auf Stufe
Bund?
In erster Linie ist die Sicherheitspolitische Kommission zuständig, die Gesetzesänderungen in diesem Bereich zu beraten und natürlich auch deren Umsetzung zu begleiten, aber wir beschäftigen
uns regelmässig ja auch mit sehr aktuellen
Themen und der volatilen Bedrohungslage. So haben wir uns an der letzten Sitzung
sehr stark mit der Migration an unseren
Grenzen und dem Grenzschutz befasst.
8
Wir haben Entscheide getroffen, um die
Sicherheit an der Grenze zu erhöhen; der
Bundesrat soll einen Bericht über Personalbestand, Ausrüstung und Arbeitsbedingungen des Grenzwachtkorps ausfertigen,
damit dem schnell wechselnden Druck an
den verschiedenen Grenzübergängen besser Rechnung getragen werden kann.
Finanzminister Maurer sagte im Januar,
dass der Bund noch mehr sparen müsse.
Wenn das Armeebudget erhöht werde,
dann müsse das Parlament in anderen
Bereichen die Ausgaben verringern. Wie
beurteilen Sie die Chancen, dass die Finanzierung der Armee ab 2018 mit einem Budget von 5 Mrd. Franken pro Jahr
sichergestellt wird? Sollte die Armee aufgrund der WEA-Entscheide nicht konsequenterweise von den nächsten Sparrunden ausgenommen werden?
Ich bin zuversichtlich, dass in der Frühlingssession die WEA in die Schlussabstimmung kommt mit dem dazugehörigen Finanzbeschluss, der den vierjährigen
Zahlungsrahmen über 20 Milliarden festlegt. Ich bin auch überzeugt, dass der Armee ab 1. Januar 2018 und Inkrafttreten
der WEA die Finanzen in der Höhe von
5 Mia. CHF zur Verfügung gestellt werden
sollen. Wichtig ist, dass das VBS die entsprechenden Projekte zur Vollausrüstung
und Modernisierung der Waffensysteme
bereit hat. Mein Wunsch ist es, dass das VBS
von den nächsten Sparrunden ausgenommen werden kann, zumal das VBS in den
letzten 20 Jahren immer am Meisten zu
solchen Sparrunden beitragen musste.
Die Diskussion um die Wehrpflicht wird
spätestens bei der Präsentation der Resultate der Studiengruppe Dienstpflicht-
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
«Entscheidend für die Frage, ob es sich
um Verteidigung oder einen subsidiären
Einsatz handelt, kann daher nicht nur
sein, woher ein Angriff erfolgt, mit welchen Mitteln er durchgeführt und welche
Objekte oder Bereiche bedroht sind, sondern insbesondere auch das Ausmass
der Bedrohung (Intensität, Ausdehnung).
Wenn Intensität und Ausdehnung einer
Bedrohung in dem Umfang vorliegen,
dass die territoriale Integrität, die gesamte Bevölkerung oder die Ausübung
der Staatsgewalt bedroht wären, kann
von einem Verteidigungsfall gesprochen
werden, wobei der Urheber der Bedrohung nicht notwendigerweise ein Staat
sein muss.»
Bundesrat, 11.11.15
system wieder aktuell werden. Wie weit
kann man bei rückläufigen Zahlen von
Stellungspflichtigen und steigenden Zahlen von Zivildienstleistenden an der allgemeinen Wehrpflicht festhalten? Kann
sich die Kommission auch andere Modelle vorstellen?
Der Bericht über die Dienstpflicht steht
noch aus. Meine persönliche Meinung
geht dahin, dass die Armee weiter alimentiert werden muss, das heisst wir brauchen
genügend Armeeangehörige und deshalb
muss auch die Wehrpflicht gegenüber allfälligen anderen Dienstpflichten Priorität
haben.
Die WEA hat in bürgerlichen Kreisen zu
Diskussionen über den Begriff der Verteidigung geführt. Der Bundesrat hat diese
Umschreibung am 11.11. 2015 geändert
(siehe Kasten) und den Begriff erweitert.
Gegner der WEA monieren ja, die Armee
sei nicht nur dazu da, die zivilen Behörden zu unterstützen, sondern müsse das
Sicherheitspolitik
Land verteidigen können.Wie ist die Haltung der Präsidentin SiK-N zu diesem
Thema?
Ich befürworte die neue Fassung des
Verteidigungsbegriffes, wie der Bundesrat
sie festgelegt hat. Im Sicherheitspolitischen Bericht wird die Verteidigungsfähigkeit der Armee auch genannt, eben
Verteidigungseinsätze ohne fremde Hilfe
durchführen zu können. Für mich besteht der Grundauftrag der Armee immer
noch im Auftrag, unser Land zu schützen
und gegen fremde Angriffe zu verteidigen. Gut ist, dass der Bundesrat nun klarstellt, was Verteidigung genau bedeutet,
nämlich dass es nicht unbedingt eine Bedrohung durch einen Staat sein muss, sondern dass eben auch moderne Bedrohungen – ich denke da an den Anschlag in
Paris vom 13. November – als Verteidigungsfall angesehen werden, welche zu
einer ausserordentlichen Lage in unserem
Lande führen können.
Der neue Sicherheitspolitische Bericht ist
seit letztem November in der Vernehmlassung. Es gibt Stimmen die sagen, dieser
Bericht diene nur der Rechtfertigung der
WEA. Teilen Sie diese Auffassung?
Es ist meines Erachtens eine überspitzte Formulierung. Der Sicherheitspolitische Bericht ist in gewissen zeitlichen Abständen notwendig. Aus meiner Sicht wäre
es jetzt – wenige Jahre nach dem letzten
Bericht 2010 – angebracht, einen kürzeren, konziseren und pointierten Bericht,
gewissermassen ein Update vorzulegen.
Gerade im Jahre 2015 ist klar ersichtlich,
wie schnell sich die Bedrohungslage verändert! Es braucht deshalb eine schnellere und klarere Aufdatierung eines Sicherheitspolitischen Berichtes.
Die Sicherheitspolitische Strategie richtet
sich gemäss dem neuen Bericht auf drei
Kernbegriffe aus: Selbständigkeit, Kooperation und Engagement. Sind die Begriffe Selbständigkeit und Kooperation nicht
ein Widerspruch in sich selbst?
Im Entwurf des Sicherheitspolitischen
Berichtes heisst es explizit, dass sich die
Wahrscheinlichkeit eines militärischen
Konfliktes in Europa und seiner Peripherie erhöht hat, dies hätte auch Konsequenzen für die Schweiz. Ich persönlich
teile diese Auffassung und sehe in Selbständigkeit und Kooperation keine Widersprüche. Sollte es eine kriegerische Auseinandersetzung in Europa geben, an der
die Schweiz nicht direkt teilhat, so ist die
Schweiz im Herzen Europas trotzdem be-
troffen und auf Kooperation angewiesen.
Dies ist eine Realität. Grundlegend wichtig ist deshalb, dass die Schweiz eine gut
ausgerüstete und ausgebildete sowie eigenständige Armee hat, damit sie ihren Partnern auf Augenhöhe begegnen kann.
Die Verbindlichkeit der Sicherheitspolitischen Berichte wird immer wieder bezweifelt. Dies vor allem deshalb, weil das
Parlament diese Berichte nur zur Kenntnis nimmt. Damit haben diese Aussagen
keine Verbindlichkeit für das Sicherheitspolitische Handeln des Parlaments. Warum wird der Bericht nicht genehmigt
und damit für Bundesrat und Parlament
zwingend für das Handeln?
Das hohe Gut Sicherheit und vor allem
das Bewusstsein für die Sicherheit hat sich
in den letzten Monaten in unserem Land
sehr erhöht. Es ist den Bürgerinnen und
Bürgern bewusst geworden, in welch sicherem Land wir hier leben, obwohl auch
diese Sicherheit relativ ist und die aktuellen Terrorbedrohungen auch unser Land
treffen können.
Ich bedauere, dass der politische Stellenwert des Sicherheitspolitischen Berichtes immer noch relativ klein ist, weil er nur
zur Kenntnis genommen wird und nicht
genehmigt werden kann. Dies müsste aus
meiner Sicht neu überdacht werden. Es
wäre ein Vorgehen zu befürworten, in dem
sich auch das Parlament mehr einbringen
kann und nicht nur darüber diskutiert,
sondern Anträge stellen kann und den Bericht genehmigen müsste. Damit würde
der Bericht auch sehr viel verbindlicher.
Weiter soll der Bericht der Umsetzung der
Erkenntnisse aus der SVU 14 dienen. Hier
geht es insbesondere um die sicherheitspolitische Führung auf Stufe Bund und Kantone. Welcher Handlungsbedarf besteht
im Bereich der Führung auf Stufe Bund?
Muss der Bund bei Grossereignissen (Erdbeben, Evakuationen, usw.) vermehrt eine
Führungsrolle übernehmen, wenn ja, welche?
Heute gilt, dass jedes Departement je
nach Krise selbst in der Lage sein muss, die
Führung zu übernehmen. Ich persönlich
bin aber der Meinung, dass eine Krise, die
zu einer ausserordentlichen Lage führt,
zum Beispiel ein Terroranschlag der mehrere Kantone gleichzeitig betrifft, aus einer
Hand geführt werden muss. Natürlich stehen die betroffenen Kantone dann an vorderster Front, aber es ist gerade dann wichtig, dass die Koordination gut läuft und
auch die Verantwortung in einer Hand ist.
Corina Eichenberger
Nationalrätin Corina Eichenberger-Walther ist seit 2007 Nationalrätin des Kantons Aargau und gehört der Fraktion
«FDP – die Liberalen» an. Sie ist Rechtsanwältin und Mediatorin, Mutter von zwei
erwachsenen Kindern und wohnt in Kölliken.
Neben dem Präsidium der SiK-N arbeitet sie in folgenden Kommissionen mit:
Mitglied der Geschäftsprüfungskommission NR, Vizepräsidentin der Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel-V), Stellvertreterin in der Immunitätskommission
NR, Mitglied der Delegation bei der parlamentarischen Versammlung des nordatlantischen Verteidigungsbündnisses
(NATO, NATO-V).
Häufig monieren Kritiker der Armee und
der Sicherheitspolitik, dass zuerst einmal
eine richtige Darstellung der Bedrohung
nötig sei, bevor Massnahmen beschlossen
werden können. Bildet die aktuelle Version des Berichts die Risiken und Gefahren, denen die Schweiz ausgesetzt ist, richtig ab? Sind die aktuellen Gefahren klar
dargestellt?
Ich bin der klaren Auffassung, dass die
Bedrohungen und damit die Risiken und
Gefahren bekannt sind. Es sind ähnliche
oder die selben wie in unseren Nachbarländern. Eine richtige Darstellung der Bedrohung ist gar nicht mehr nötig, dies
macht der Sicherheitspolitische Bericht
vollständig und sehr ausführlich.
Sehr geehrte Frau Nationalrätin Eichenberger, ich danke Ihnen herzlich für dieses
Interview und wünsche ihnen in ihrer verantwortungsvollen Aufgabe alles Gute. ■
* Armee, Sicherheitsverbund, Polizeiwesen, Nachrichtendienst, Wirtschaftliche Landesversorgung,
Abrüstung, Non-Proliferation, Friedensförderung,
usw.
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
9
Sicherheitspolitik
Der neue sicherheitspolitische Bericht 1
Ende Oktober 2015 ist der Entwurf zum neuen SIPOL B veröffentlicht
worden. Bis anhin hat man noch nicht allzu viele Kommentare
dazu lesen können. Im nächsten Frühjahr wird das Parlament darüber
befinden.
2. Armee
Im Kapitel 4.7 (Seite 76) wird der «AnAuf den ersten Blick kommt der neue
passungsbedarf bei den Instrumenten der SiBericht in bekannter Art daher. Man
cherheitspolitik» angesprochen. Zur Armee
könnte annehmen, dass es sich um eine
liest man folgendes:
Fortschreibung der bisherigen Berichte
«Mit dem Projekt Weiterentwicklung der
aus den Jahren 2000 und 2010 handelt.
Armee
wird die Armee umfassend und entInhaltliches
Bei näherer Betrachtung jedoch stellt man
lang der Aussagen dieses Berichts angepasst.
Drei Punkte sollen kurz angesprochen Es befindet sich in der parlamentarischen
einige Neuerungen fest, die erwähnenswerden.
wert sind.
Beratung. Wenn diese mit einer Zustimmung zum Projekt endet, ist keine weitere
1.
Sicherheitspolitische
Führung
Anpassung für die nächsten Jahre vorzuseLektüre des Berichts
in der Krise
hen. Wenn das Projekt abgelehnt wird, muss
Bevor ausgewählte inhaltliche Aspekte
Mit dem Entwurf zum neuen SIPOL B die Planung der künftigen Armee mit allenangesprochen werden, ein Wort zur Lek- wird in Sachen Führung in der Krise auf falls veränderten Rahmenbedingungen von
türe des Berichts. Den hie und da erho- Stufe Bund Klarheit geschaffen. Je nach Grund auf neu begonnen werden.»
benen Vorwurf 2, dass das Papier schwer Krise muss jedes Departement in der Lage
Welches der heutige Stand der WEA in
lesbar sei und unnötige Wiederholun- sein, die Führung zu übernehmen, even- den parlamentarischen Gremien ist, darf
gen enthalte, kann ich nicht teilen. Ein tuell noch verstärkt durch Mittel der an- als bekannt vorausgesetzt werden. AufSIPOL B ist kein Roman.
merksam wird man aber
Er wird nicht von A –Z
die konkreten Schritte seichronologisch gelesen. Es
tens der Landesregierung
«Je nach Krise muss auf Stufe Bund
gibt Kapitel, die effektiv
und des Parlaments in den
jedes Departement in der Lage sein,
von vorn bis zum Schluss
kommenden Jahren verfolgelesen werden sollten. Angen müssen und zwar im
die Führung zu übernehmen.»
dere, z.B. das Kapitel 2.3.
Lichte zum Beispiel folgen«Sicherheitspolitisch relevander Aussagen:
te Organisationen und Vereinbarungen», deren Departemente. Einen permanenten • «Die Wahrscheinlichkeit eines militärikönnen je nach Interesse und Informati- Krisenstab auf Stufe Bund soll es nicht
schen Konflikts in Europa und seiner Peonsbedarf einzeln herausgepickt werden. geben. Die Begründung dazu ist einripherie, der auch Konsequenzen für die
Jedes einzelne dieser Kapitel ist in sich leuchtend (u. a. identische Führung auf
Schweiz hätte, hat sich … erhöht. Die
geschlossen und endet mit Ausführun- Stufe Bund in normalen, besonderen und
Verteidigungsfähigkeit ist wieder stärker
gen zu den «Möglichkeiten einer verstärk- ausserordentlichen Lagen, Respektierung
zu einem sicherheitspolitischen Thema in
ten Mitwirkung der Schweiz» 3. Ein weite- des departementalen Regierungssystems).
Europa geworden.» (S. 30)
res Kapitel, das ebenfalls punktuell kon- Zwingende Voraussetzung, dass dies auch • «Die Schweiz muss sich insbesondere die
sultiert werden kann, ist das Kapitel 4 in einer effektiven Krise funktioniert, ist
Fähigkeiten bewahren, Verteidigungsein«Die sicherheitspolitischen Instrumente und aber, dass in allen Departementen im Krisätze ohne fremde Hilfe durchführen zu
ihr Beitrag zur Bekämpfung der Bedrohun- senmanagement und in der Stabsarbeit
können, … (S. 35)
gen und Gefahren». Jedes Unterkapitel ist unter erhöhtem Druck gründlich geschul- • «Die Schweiz gehört zu den Staaten, welunterteilt in «Prävention» und «Abwehr te Personen zur Verfügung stehen. Die
che die Armee nicht als ein Instrument zur
und Bewältigung». Im Gegensatz zu frü- Begeisterung, sich schulen zu lassen, ist
Verfolgung machtpolitischer Ziele und Inheren Berichten, in denen diese Kapitel aber nachweislich nicht überall gegeben.
teressen jenseits der Landesgrenzen sehen.
vornehmlich beschreibenden Charakter Hier besteht grosser Handlungsbedarf,
Die Armee muss aber für die Verteidigung,
hatten, werden die verschiedenen sicher- geht es doch darum zu erkennen, dass
die subsidiäre Unterstützung der zivilen
heitspolitischen Instrumente mit ihren eine Schulung nicht zwingend nur von
Behörden und die militärische FriedensLeistungen anhand der einzelnen Bedro- aussen kommen muss. Jede Organisatiförderung gut ausgebildet und ausgerüstet
hungen und Gefahren dargestellt. Dieser onseinheit kann sich selber schulen, jesein.» (S. 50)
Fortschritt ist lobenswert; er erhöht die des Departement muss eine systematische • «Selbständigkeit heisst, so viel wie realisAussagekraft des SIPOL B ganz erheblich. interne Schulungsagenda vorweisen und
tisch möglich selbst für die eigene SicherDie konkrete Beschreibung der verschie- diese umsetzen.
heit zu sorgen, und sich so viel wie nötig
Martin von Orelli
10
denen Beiträge und Verantwortlichkeiten
könnte zum Beispiel den sicherheitspolitischen Kommissionen von National- und
Ständerat Hinweise für weitergehende sicherheitspolitische Diskussionen liefern.
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Sicherheitspolitik
auf andere abstützen, … Selbständigkeit
bedeutet aber auch, über eigene Mittel
und Fähigkeiten zu verfügen und diese
zeitgemäss weiterzuentwickeln, …; dies
ist auch Voraussetzung, um mit anderen
kooperieren zu können – nur wer auch
eigene Mittel und Fähigkeiten besitzt,
kann sich als echter Partner in eine Kooperation einbringen.» (S. 52).
3. Zivildienst
Im bereits erwähnten Kapitel 4 werden
die sicherheitspolitischen Instrumente der
Schweiz aufgezählt. Neben der Aussenpolitik, der Armee, dem Bevölkerungsschutz, dem Nachrichtendienst, der Polizei, der Wirtschaftspolitik und der Zollverwaltung wird der Zivildienst aufgelistet. Das war bereits so im SIPOL B 2010 4.
Glaubt man Insidern, die selber am Entwurf zum neuen SIPOL B mitgearbeitet
haben, dann gab das ganz erhebliche und
emotional geführte Diskussionen in der
Arbeitsgruppe. Aber um des Friedens willen und um das zuständige Departement
für Wirtschaft, Bildung und Forschung
nicht zu vergrämen, hat man nachgegeben und den Zivildienst auch weiterhin
als sicherheitspolitisches Instrument bezeichnet. Da kann man nur den Kopf
schütteln. Seifenkistenrennen organisieren, Waldwege bauen, auf Schulplätzen
die Pausenaufsicht sicherstellen, in Spitälern und Altersheimen Dienst leisten
u.dgl.m5. hat mit Sicherheitspolitik nichts
zu tun. Der in der Bundesverfassung festgeschriebene Grundsatz der Möglichkeit
eines Zivildienstes wird seit Jahren immer
grosszügiger interpretiert, und von den geforderten Gewissensnöten seitens der Gesuchsteller in Sachen Militärdienst kann
in vielen Fällen schon gar nicht mehr die
Rede sein. Zahlreiche junge Schweizerbürger optimieren ihr persönliches Curriculum ohne jegliche Gewissensnot 6. Hier besteht Handlungs- bzw. Korrekturbedarf im
Parlament! 7 Wie umstritten die Bezeichnung des Zivildienstes als sicherheitspolitisches Instrument bereits im SIPOL B 2010
war, geht aus folgender Textstelle hervor:
«Gemäss dem Zielkatalog, der im Zivildienstgesetz festgeschrieben ist, leistet der Zivildienst
auch Beiträge im Rahmen der nationalen
Sicherheitskooperation sowie Beiträge, um
die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu erhalten. Damit ist der Zivildienst auch ein Instrument der Sicherheitspolitik, wobei über die Frage, welche konkreten sicherheitspolitischen Beiträge er leisten
kann und soll, noch Unklarheit herrscht.»
Wurde diese Unklarheit jemals beseitigt? 8
Fazit
Das Wort des CdA
Eine erste Lektüre zeigt, dass sich die
Autoren des Berichts nicht einfach an frühere Berichte angelehnt haben, sondern
gewillt waren, aussagekräftiger zu argumentieren. Es liegt aber nach wie vor in
der Natur der Sache, dass die schweizerischen sicherheitspolitischen Berichte den
kleinsten gemeinsamen Nenner auf Stufe
Landesregierung widerspiegeln.
Wollte man mehr Wirkung erzielen,
müsste unabdingbar das Parlament verbindlicher eingebunden werden. Es sei in
Erinnerung gerufen, dass das Parlament
den Bericht nicht genehmigt, sondern lediglich zur Kenntnis nimmt. Über diesen
unbefriedigenden Zustand müsste separat debattiert und zum Beispiel die Anregung des verstorbenen Nationalrates Peter Malama (BS, FDP) wieder hervor genommen werden. Es wäre in jedem Fall an
der Zeit, die Grundlagen dafür zu schaffen, dass sich das Parlament verpflichtender zum Basisdokument der schweizerischen Sicherheitspolitik äussern könnte
bzw. müsste.
■
1 Bericht des Bundesrates über die Sicherheitspolitik der Schweiz, Entwurf vom 26. Oktober 2015.
2 Vgl z.B. B.Lezzi, «Verteidigung neu denken», in:
NZZ, 30. Dezember 2015.
3 Interessant ist die Tatsache, dass von einer reduzierten Mitwirkung nirgends die Rede ist. Gerade
an die Adresse der nationalkonservativen Kreise
könnte ein entsprechender Hinweis nützlich sein.
4 Vgl Bericht des Bundesrates an die Bundesversammlung über die Sicherheitspolitik der Schweiz,
vom 23. Juni 2010, Ziff. 5.8 «Zivildienst».
5 Der im Kap. 4.6. (Seite 75) erwähnte Einsatz von
Zivildienstleistenden mit Spezialkenntnissen ist
und bleibt eine Ausnahme und dürfte lediglich
ganz wenige betreffen. Dieser Ausnahmeeinsatz
rechtfertigt in keiner Art und Weise die Einreihung des Zivildienstes auf die gleiche Stufe wie
die anderen, unbestrittenen sicherheitspolitischen
Instrumente der Schweiz.
6 Pro Jahr werden zurzeit 5000 – 6000 Gesuche um
direkte Einteilung in den Zivildienst bzw. Umteilung in den Zivildienst eingereicht.
7 Dabei soll dem Bericht der Studiengruppe Dienstpflichtsystem, die sich mit eventuellen Anpassungen des Zivildienstes befasst, nicht vorgegriffen
werden.
8 Und falls jemand noch Zweifel hegt, möge er im
SIPOL B 2010 die Ziff. 5.8.2 «Besonderheiten»
nachlesen!
Divisionär a D
Martin von Orelli
Dr. phil.
ehem. Stv CdA
7000 Chur
Prognosen und
Verantwortung
Erinnern Sie sich noch
an die Jahresprognose
2014 der Neuen Zürcher Zeitung? Selbstbewusst wurden «14 Krisen, welche 2014 wichtig werden», beleuchtet. Nachdenklich mussten wir Ende
2014 zur Kenntnis nehmen, dass weder
der Krieg in der Ukraine, noch der entstehende «Islamische Staat» vorhergesehen wurden. Mit Freude habe ich im Dezember 2015 in derselben Zeitung nun
den selbstkritischen Artikel «Jahresrückblick 2015 – Wo wir falsch lagen» gelesen. Aus einer Situation gelernt und das
Gelernte umgesetzt. Chapeau! Das tun
wir noch nicht immer so rasch und so
konsequent.
Dass man sich in einer Prognose täuschen kann, ist menschlich. Allerdings
sind die Konsequenzen je nach Verantwortungsbereich sehr unterschiedlich.
In der Armee haben Entscheide oft jahrelange Auswirkungen – oder sind sogar
erst dann spürbar. Noch vor einem Jahr
wurde auf politischer Stufe entschieden,
dass langandauernde subsidiäre Einsätze der Armee reduziert werden sollen. Dafür habe ich vollstes Verständnis.
Und doch waren plötzlich wieder mehr
Kräfte am WEF nötig und es wird über
Einsätze der Schweizer Armee gesprochen, welche bisher kaum ein Thema
waren. Stichwort Sonderoperationskräfte oder Verstärkung des Grenzwachtkorps. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass
wir breit aufgestellt bleiben und ein
umfassendes Leistungsprofil abdecken
können. So, wie es im Armeebericht beschrieben ist. Nur damit haben wir je
nach Lageentwicklung auch die notwendige Handlungsfreiheit.
Mein Dank gilt dabei vor allem all jenen
unter Ihnen, welche täglich ihre Bürgerpflicht erfüllen und sich dabei seriös
für die Sicherheit in unserem Land einsetzen.
Die Armee ist im Bereich Sicherheit die
einzige Reserve und es ist eben wie bei
der Versicherung: Wer die Police in der
Hand und die Prämie bezahlt hat, kann
mit der vereinbarten Leistung rechnen.
Bei uns heisst das kämpfen, schützen
oder helfen.
Korpskommandant André Blattmann
Chef der Armee
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
11
Sicherheitspolitik
NATO: Cyber Defence als
politisch-strategische Herausforderung
«We are committed to developing further our national cyber defence
capabilities, and we will enhance the cyber security of national networks
upon which NATO depends for its core tasks, in order to help make the
Alliance resilient and fully protected. Close bilateral and multi-national
cooperation plays a key role in enhancing the cyber defence capabilities
of the Alliance. We will continue to integrate cyber defence into NATO
operations and operational and contingency planning, and enhance
information sharing and situational awareness among allies.»
Ulrich Schlie
Die Ziffer 73 der Erklärung der Staatsund Regierungschefs auf dem NATOGipfel in Wales vom 5. September 2014
steckt voller guter Absichten und weist
den Weg nach vorne. Die NATO wird
ihre Cyber-Aktivitäten verstärken und
nimmt dabei ihre Mitgliedsstaaten in die
Pflicht. Cyber defence gilt heute übereinstimmend als eine wesentliche Herausforderung der Sicherheit. Als eine solche
Gefährdung der Sicherheit werden die
Bedrohungen aus dem Cyber-Raum wiederkehrend in politischen Grundsatzdokumenten und Reden führender Allianzpolitiker identifiziert. Rekapituliert man
die Diskussionen über Cyber im Allianzrahmen, so zeigen sich die ganzen Schwierigkeiten, die ein unzweifelhaft aufwachsendes, aber gleichwohl schwer fassbares
begriffliches Thema für die sicherheitspolitische Gemeinschaft darstellt. Denn zunächst hängen die richtigen Antworten
auf die mit dem Politikfeld «Cyber security» verbundenen Herausforderungen vom
Bewusstsein der tatsächlichen Dimension
der Gefährdung ab.
Anspruchsvolle
politische Definition
Dies betrifft zuerst und grundlegend
die Frage der politischen Definition, dies
schliesst sodann die richtige Form der
Kommunikation der Bedrohung im politisch-strategischen Diskurs ein und stellt
nationale Regierungen vor die organisatorisch-bürokratische Herausforderung, im
Verständnis einer gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge und ressortübergreifend die
richtigen administrativen Organisationsentscheidungen zu treffen. Wesentlich mit
12
dieser politisch-administrativen Dimension des Themas verbunden ist die Frage
nach der angemessenen rechtlichen, insbesondere völkerrechtlichen Einstufung.
Dies betrifft sowohl die Fortentwicklung
des Völkerrechts als auch die im Allianzrahmen zu diskutierende Frage, ob CyberAttacken den Artikel 5 – Bündnisfall auslösen können. Die in Wales 2014 dazu
gefundene Kompromisslösung, dass der
NATO-Rat im Zweifelsfall darüber zu befinden habe, ist politisch konsequent und
stellt gegenüber der bis dahin geltenden
vollkommenen Grauzone zumindest einen
Schritt nach vorne dar. Doch was genau
stellt eine Cyber-Attacke dar? Die Aktivitäten im Cyber-Raum sind vieldimensional. Cyber-Spionage, Cyber-Verbrechen
und Cyber-Krieg können dabei ineinander
übergehen und folgen doch jeweils ganz
unterschiedlichen Kalkülen. Kriminelle
nutzen Sicherheitslücken in den gängigen
Programmen und manipulieren die Software auf den als Ziel identifizierten Computern. Die auf diese Weise gekaperten
Computer können systematisch ausgebeutet werden, und nicht selten handeln Cyber-Kriminelle für staatliche Auftraggeber.
Zu den Schwierigkeiten, die sich beim
Politikfeld der Cyber security ergeben, gehört der Umstand, dass hierbei staatliches Handeln tief in Domänen eingreifen
muss, die sich zu überwiegenden Teilen
in privater Hand befinden. Denn die kritische Infrastruktur eines Landes – Strom,
Wasser, Telekommunikation, Transport,
Krankenhäuser, Banken – bildet naturgemäss bei Angriffen aus dem Cyber-Raum
das bevorzugte Zielgebiet, und gemeinsam ist diesen Bereichen, dass sie sich
in fast allen Ländern ausserhalb der unmittelbaren Kontrolle des Staates befinden. Wasser- und Stromversorgung, Ab-
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
wasserentsorgung, U-Bahnnetze, Hochgeschwindigkeitsverkehrslinien und Eisenbahnknotenpunkte: immer erfolgt die
Steuerung auf elektronischem Wege, der
Ausfall eines Zentralcomputers kann ganze Systeme lahmlegen. Gerne von den
Cyber-Kriminellen ins Visier genommen
sind Bankbetriebssysteme, deren Kollaps
in Zeiten des bargeldlosen Zahlungsverkehrs enorme volkswirtschaftliche Auswirkungen haben kann.
NATO Cyber Defence Centre
in Tallinn (Estland).
Bild: news.err.ee
Sicherheitspolitik
Paradigmenwechsel Internet
Hinzu kommt ein Paradigmenwechsel,
der mehr und mehr den Umgang mit dem
Internet bestimmt. Einst, vor über zwei
Jahrzehnten, ist das Netz auf der Grundlage von gegenseitigem Vertrauen aufgebaut worden. In der Zwischenzeit hat die
kommerzielle Nutzungsorientierung, der
Geheimnisverrat, die Verletzung der Privatsphäre und die fortlaufende Grenzübertretung beim Schutz intellektuellen
Eigentums unser Verhältnis zum Netz
grundlegend verändert. Der Ruf nach
Schutzwällen und die Bemühungen um
eine Ethik des Internets sind ein Gebot
der politischen Klugheit. Das Internet ist
zur Kampfzone mutiert. Als es im Sommer 2008 nach der Abspaltung Südossetiens und Abchasiens zum russisch-georgischen Krieg kam, war es nicht zufällig,
dass zeitgleich die Homepage der georgischen Regierung und die des Staatspräsidenten Saakaschwili lahm gelegt waren.
Der Urheber dieser Distributed Denial of
Service-Attacke ist allerdings schwer zu
lokalisieren. Viele Angriffe werden vor allem aus China verzeichnet, doch oft verläuft sich die Spur; die geographische
Herkunft des Computers jedenfalls kann
am wenigsten als zuverlässiges Indiz auf
den Ausgangspunkt des Angriffs betrach-
tet werden. Ähnlich schwierig sind auch
Rechtsfragen, die sich auf Aspekte der Cyber defence und der Cyber security beziehen. Gerade die schier unüberschaubaren
Cyber-Daten verlangen danach, dass internationale Übereinkünfte die Sammlung
und den Datenfluss kanalisieren. Regierungen müssen den Punkt definieren, ab
dem ein Eingriff in die Regelungen des
Cyber-Raums sinnvoll ist, bis wohin die
Industrie in Eigenständigkeit, aber nach
klar definierten Standards selbstregulierend tätig werden kann, und wie sich
die Staaten am besten gegen die Sicherheitsgefährdungen aus dem Cyber-Raum
schützen können. Dies beschreibt auch
den politischen Rahmen, in dem die
Nordatlantische Allianz das Thema Cyber-Sicherheit diskutiert.
Cyber-Attacke auf Estland 2007
Spätestens seitdem im Mai 2007 nach
einem Streit über ein sowjetische Kriegsdenkmal eine allmählich aufwachsende massive Cyber-Attacke die estnischen
Computer-Netze – allen voran die Website des Premierministers, der Regierung
und einer führenden Supermarktkette –
lahm legte, ist das Thema Cyber defence
auf die Tagesordnung der Allianz aufgerückt. Beweise für eine russische Urheber-
schaft indes konnten nie gefunden werden. Es war deshalb folgerichtig, im Mai
2008 ausgerechnet in Tallinn ein Center
of Excellence zu begründen. Dort geht
heute entsandtes Personal aus derzeit acht
Nationen Fragen der Forschung und Ausbildung im Zusammenhang mit Fragen
der Cyber defence nach. Den offiziellen
Eingang in die NATO-Doktrin fand Cyber durch das im Herbst 2010 auf dem
Gipfel in Lissabon verabschiedete Strategische Konzept. Zu Recht wurden darin
Cyber-Angriffe als Gefährdung für die
transatlantische Sicherheit und Stabilität
eingestuft. Seit Juni 2011 verfügt die Allianz mit der Cyber defence policy über
ein neues Politikfeld, deren fortlaufende
Umsetzung durch den Cyber Defence
Action Plan sichergestellt ist. Im Falle
einer Cyber-Krise obliegt dem Cyber Defence Management Board die Koordinierung der notwendigen Massnahmen sowie die Steuerung der NATO Computer
Incident Response Capability (NCIRC).
Mit dem NCIRC sind eine durchgehende zentrale Überwachung aller vorgesehenen Netze sowie die Erfassung auch anspruchsvoller Bedrohungen der NATOEinrichtungen sichergestellt.
Der Cyber Defence Action Plan hat
indes vor allem Auswirkungen auf die
Streitkräftefähigkeiten im Allianzrahmen.
In allen Ländern müssen zunächst die innerstaatlichen Voraussetzungen geschaffen
und die entsprechenden Massnahmen getroffen werden, um auf dieser Grundlage
die nationale Mitwirkung auf politischstrategischer Ebene in den entsprechenden Foren von NATO und EU ermöglichen zu können. Dies betrifft insbesondere auch die Rolle von Streitkräften. Fragen der Cyber defence sind heute schon
aufs engste mit Überlegungen der konventionellen Kriegführung verbunden.
Mit nationalen Cyber-Führungselementen kann die Koordinierung des Einsatzes
der CNO-Fähigkeiten in einem militärischen Einsatz gesteuert und im Bündnisrahmen als Teil einer defensiven oder
auch offensiven Gesamt-Operationsführung koordiniert werden. Das Spektrum
der Fähigkeiten für ComputernetzwerkOperationen ist heute vorrangig darauf
gerichtet, im Rahmen der Bündnisverteidigung als Landesverteidigung einen bewaffneten Angriff abzuwehren. Dies erfordert die Befähigung zum Wirken im
Cyber-Raum. Der Aufbau eines CyberFührungselementes als Kernelement mit
Aufwuchsfähigkeit durch nationale und
internationale Kräfte für Übungen und
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
13
Sicherheitspolitik
den Einsatz ist deshalb folgerichtig. Schon
die Verteidigungspolitischen Richtlinien
vom Mai 2011 haben mit ihren Vorgaben, dass die deutschen Streitkräfte ein
möglichst breites Fähigkeitsspektrum abdecken müssen, die Voraussetzungen für
die Stärkung der CNO-Kräfte als unverzichtbares Wirkmittel moderner Streitkräfte sowohl mit Blick auf defensive als
auch auf offensive Massnahmen geschaffen. Und die von Deutschland als «deliverable» für den NATO-Gipfel in Wales
koordinierte Rahmennationen-Initiative
(Framework Nations Concept) bildet für
die Zusammenarbeit bei Cyber-Fähigkeiten einen wesentlichen Beitrag.
Konflikte werden heute,
und erst recht morgen,
auch im Cyber-Raum ausgetragen
Es zählt zu den unausweichlichen Konsequenzen, dass durch die Verschärfung
der allgemeinen Bedrohungs- und Gefährdungslage die politische und wirtschaftliche Relevanz von Cyber-Sicherheit zunehmen wird. Bewaffnete Konflikte werden
bereits heute, und erst recht morgen, auch
im Cyber-Raum ausgetragen werden. Bei
einer Cyber-Krise sind erhöhte Anforderungen an die gesamtstaatliche Koordination, aber insbesondere auch an das
Wirken im Verbund mit Partnern gestellt.
Es ist deshalb konsequent, dass Fragen der
Cyber-Sicherheit in den supranationalen
Foren an Bedeutung gewinnen werden.
In der allgemeinen Wahrnehmung von
Cyber-Sicherheit dominierten zunächst
die technischen Aspekte. Die Auswirkungen auf Streitkräftefähigkeiten, die zunehmende operative Bedeutung des Cyber-Raums bei militärischen Auseinandersetzungen scheint erst allmählich ins Bewusstsein vorzudringen.
Die im Cyber Defence Action Plan
festgehaltenen Aufgaben beschreiben den
schleichenden Wandel, der insgesamt in
den Partnerstaaten der Allianz mit Blick
auf die Gefährdungen des Cyber-Raums
stattgefunden hat. Denn in fast allen Partnerstaaten der Nordatlantischen Allianz
wird das Thema Cyber-Verteidigung heute über die rein technische IT-Sicherheit
und den Schutz der eigenen Systeme hinaus begriffen. Mit Blick auf das Bewusstsein und die Umsetzungsmassnahmen
finden sich indes auch unter NATOMitgliedstaaten grosse Abweichungen.
Es überrascht wenig, dass die Vereinigten
Staaten auch beim Thema Cyber defence
und Cyber security tonangebend sind.
14
Die amerikanischen Streitkräfte verfügen
im Cyber Command, das dem Strategic
Command untersteht, über ein Instrument, das Aspekte der IT-Sicherheit mit
operationellen Fähigkeiten zusammenbringt. Die Verantwortlichkeiten für Cyber Policy sind im Pentagon zwar noch
immer an verschiedenen Stellen zusammengefasst, doch es gibt keinen anderen
Ort auf der Welt, in dem Cyber so sehr als
politisch-strategische Herausforderung erkannt ist wie in Washington. In Grossbritannien liegt seit November 2011 eine
umfassende Cyber Security Strategy vor,
die die Bekämpfung der Cyber-Kriminalität versieht, die Widerstandsfähigkeit
gegen Cyber-Angriffe zum Schutz der britischen Interessen im Cyber-Raum stärken möchte und die Gewährleistung eines
sicher nutzbaren Cyber-Raums als britisches nationales Interesse benennt. Auch
in Frankreich ist in mehreren Grundsatzdokumenten der Anspruch auf eine globale Rolle des Landes beim Thema CyberSicherheit erhoben. Mit diesen grundsätzlichen Betrachtungen geht immer auch
eine politische Prioritätensetzung einher.
So wurde in Deutschland als vorrangiges
Thema der Cyber-Sicherheit die Gewährleistung sicherer Informationssysteme
und eines sicheren Cyber-Raums sowie
die Stärkung der Sicherheit kritischer ITNetze identifiziert. Es war deshalb konsequent, dass in Deutschland im April
2011 ein Cyber-Abwehrzentrum eingerichtet wurde, bei dem die Bundesämter
für Sicherheit und Information, Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und
das Bundesamt für Verfassungsschutz vertrauensvoll zusammenwirken und Bundeskriminalamt, Bundespolizei, Bundesnachrichtendienst sowie Bundeswehr Verbindungselemente beisteuern. Ebenfalls
seit Mai 2011 kommt ein Cyber-Sicherheitsrat mit Vertretern von mehreren Bundesministerien – Auswärtiges Amt, Bundesministerium der Finanzen, des Inneren, für Justiz, für Wirtschaft, für Bildung und Forschung, der Verteidigung,
sowie Vertretern der Bundesländer – zu
regelmässigen Arbeitstreffen zusammen.
Für eine koordinierende Cyber-Aussenpolitik gibt es im Auswärtigen Amt seit
August 2013 einen Sonderbeauftragten
für Cyber-Aussenpolitik, und Bundesministerin von der Leyen hat 2015 in einer
Strategischen Leitlinie zum Thema CyberVerteidigung die wesentlichen Vorgaben
für den Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung zusammengefasst.
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Fazit
Zu den politischen Zukunftsaufgaben,
die sich aus einer aktiven Cyber security
policy für die Mitgliedsstaaten der Nordatlantischen Allianz ergeben, zählt auch
der Ausbau der Zusammenarbeit mit der
Europäischen Union. Die Kooperation
mit der Europäischen Union bleibt eine
der Zukunftsaufgaben, bei der sich die
europäischen Mitglieder der NATO um
eine engere sicherheitspolitische Verklammerung, grössere Arbeitsteilung und die
Identifizierung von verbindlichen gemeinsamen Standards verdient machen können
und zu einem gemeinsamen Verständnis
von Sicherheit gelangen können. Zwar hat
sich die Europäische Union im zeitlichen
Abstand zur NATO im Februar 2013 eine
Cyber-Sicherheitsstrategie verpasst. Deren
wesentliche Schwerpunkte sind das Verhältnis von Sicherheit und Freiheit in der
Prävention, abgestufte Widerstandsfähigkeit, öffentlich-private Partnerschaften sowie die Zusammenarbeit mit Partnern
weltweit. Cyber-Verteidigungspolitik und
Cyber-Verteidigungsfähigkeiten im Rahmen der GSVP gelten als prioritär. Doch
das im Vergleich mit der Allianz deutlich
geringer ausgeprägte sicherheitspolitische
Grundverständnis der Europäischen Union zeigt sich beim Thema Cyber security besonders deutlich. Von einem echten
Brückenschlag zwischen zivilen und militärischen Ansätzen kann hier noch nicht
die Rede sein, denn eine Betrachtung offensiver Cyber-Fähigkeiten ist bislang im
Rahmen der Europäischen Union nicht
vorgesehen. Die Europäische Union beansprucht in ihrer Cyber-Sicherheitsstrategie für sich allenfalls eine koordinierende, mitwirkende Rolle und überlässt den
nationalen Regierungen den Vorrang. Bewusstseinsbildung, politische Kommunikation, Verbreiterung des gesamtstaatlichen Sicherheitsverständnisses und die
entsprechenden Massnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit im Cyber-Raum
nehmen unsere Staaten in die Pflicht: Parlamente, Regierungen und deren Apparate, insbesondere Streitkräfte, Nachrichtendienste und Auswärtigen Dienste, sind
daher auf besondere Weise gefordert. ■
Ulrich Schlie
Dr. phil. M.A.
ehemaliger Politischer
Direktor im deutschen
Verteidigungsministerium
Medford M.A., USA
Sicherheitspolitik
Überlegungen zur gegenwärtigen Lage
der Bundeswehr
Der Blick auf die gerade zu Ende gegangene Grossübung der NATO
verstärkt die Bedenken zur Einsatzbereitschaft der Bundeswehr.
Zugleich werden auch die Vorbehalte deutlicher, was den politischen
Willen angeht, besonders wenn es darum geht, die 2013 erhobene
Forderung nach der Übernahme von mehr Verantwortung umzusetzen.
Wolfgang Kopp
Betrachtet man dagegen die deutsche
Übungsbeteiligung im Bereich der
Kampfverbände und -einheiten, so entsteht ein völlig anderer Eindruck. Hier
begrenzte sich der deutsche Beitrag auf
drei Schiffe, was einen maritimen Anteil von etwa fünf Prozent ausmacht.
Dieses Mehr an Verantwortung kann sowohl ein Mehr an politischer Verantwortung, als auch ein Mehr an militärischem
Engagement Deutschlands bedeuten. Dieses Mehr an Verantwortung bedeutet dann
grössere Solidarität im Bündnis und einen
soliden militärischen Beitrag. Nur so kann
erreicht werden, dass der politischen Ab«Die beste Ausrede,
sicht im äussersten Fall die Mittel zur Verfügung stehen, die ihre Durchsetzung mit
wenn man politisch
militärischer Gewalt ermöglichen. Die
nicht will, ist die, dass man
Übereinstimmung von politischem Willen und militärischen Mitteln zeigte sich
militärisch eigentlich
im damaligen NATO-Konzept in den Jahgar nicht kann.»
ren bis 1990 besonders beispielhaft. Damit wurde letzten Endes auch die politische Wende in Europa möglich.
Betrachtet man die Übung «Trident Weder das Heer, noch die Luftwaffe waJuncture», so fällt auf, dass die Bundes- ren aber sichtbar. Könnte man beim
wehr umfangreich beteiligt war. Neben Heer noch die Ausrede gelten lassen, dass
der Übernahme der Führung durch das die Übung in Spanien, Portugal und ItaMultinationale Hauptquartier in Ulm, lien stattgefunden hat, so gilt dies für
das im Kern mit deutschem Personal aus- die fehlende Sichtbarkeit der Luftwaffe
gestattet ist, engagierte sich Deutschland nicht. Auch beim Heer bleibt es eine
mit Schwerpunkt im logistischen Unter- Ausrede.
bau der Übung. Das
kennzeichnet in ge- Mit dem Hägglund geht es auch durch schwerstes Gelände.
wisser Weise die HalBilder: Facebook-Bundeswehr
tung der deutschen
Politik und ihr Verständnis von gelebter Solidarität. Logistische und sanitätsdienstliche Kompetenz und die Bereitschaft, Ausbildungshilfe zu leisten, sind
offenbar das, was die
politische Führungsriege unter dem Mehr
an Verantwortung im
Feld sicherheitspolitischer Hardware verstehen will.
Gewollt oder ungewollt hat Deutschland wieder einmal seinen politischen Willen zu militärischer Zurückhaltung gezeigt,
der spätestens seit dem Koalitionsvertrag
von 2009 1 Programm ist. Heute gilt die
Bundeswehr in den Aufgabenbereichen
Logistik und im Sanitätsdienst als besonders kompetent. So stellt die Politik ihre
Streitkräfte auch besonders gerne dar. Bis
in die 90er Jahre war das völlig anders.
Bis dahin setzte die Bundeswehr internationale Massstäbe für die eigentlichen militärischen Kernfähigkeiten – den Kampf,
das Gefecht und das Zusammenwirken
der Truppen auf dem Gefechtsfeld. Andere Nationen, auch die USA, haben unsere Ausbildung und deren Grundlagen
damals kopiert, es zumindest versucht.
Auch die Ausrüstung der Bundeswehr
setzte internationale Massstäbe, die teilweise bis heute gelten, z.B. der Leopard 2.
Die internationale Anerkennung, das
Ansehen im Bündnis und die Kompetenz
sind mittlerweile verloren gegangen. Das
ist das Ergebnis der politischen Willensbildung, deren Ausgangspunkt im Kanzleramt zu suchen ist. Der politische Wille ist es offenbar und das spätestens seit
2005, also seit der Ära Merkel, Deutschland zur Friedensmacht 2 umzugestalten
und damit das Konzept militärischer Zurückhaltung zu verbinden. Die beste Ausrede, wenn man politisch nicht will, ist
die, dass man militärisch eigentlich gar
nicht kann. Dass dies im Kern eine Verhöhnung des Einsatzwillens der Soldaten ist, hat die politische Klasse nicht begriffen, oder – wahrscheinlicher – es ist
ihr egal.
Die Bundeswehr leidet
unter einer Unterfinanzierung
Jedenfalls ist zu beobachten, dass die
militärischen Fähigkeiten seit 2005 vor
allem im Bereich «Kampf» rapide abge-
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
15
Sicherheitspolitik
Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 233
beim Häuserkampf.
baut wurden. Schon seit der Wiedervereinigung litt die Bundeswehr jährlich unter einer erheblichen Unterfinanzierung.
Stimmte aber der politische Wille um die
Jahrtausendwende noch einigermassen
mit den Mitteln überein, so ist dieser
Wille heute nicht mehr erkennbar. Alle
Sonntagsreden der politischen und – leider auch – der militärischen Verantwortlichen ändern daran nichts. Die militärischen Fähigkeiten wurden mittlerweile
so zurückgefahren, dass mangels Personal,
Ausrüstung und Ausbildung ein glaubhafter Beitrag zur Bündnisverteidigung
zur Zeit nicht möglich ist.
Der Umbau, oder besser der Abbau der
Bundeswehr durchzieht die Ära Merkel
wie ein roter Faden.
Diese Linie der Politik wird deutlich
am Beispiel der langjährigen Leugnung
des Kriegszustandes in Afghanistan, der
ersatzlosen Abschaffung der Wehrpflicht,
drastischer Mittelkürzungen, verbunden
16
mit der Reduzierung von kampfentscheidenden Grossgeräts um rund ein Drittel
unterhalb des Solls.
Die Leugnung des kriegsähnlichen Zustands in Afghanistan durch die Politik
hatte zur Folge, dass der dort eingesetzten
Truppe weder ein angemessenes Mandat
erteilt, noch eine adäquate Ausstattung
zugeteilt wurde. Die Politik war gefangen
in der Eigensuggestion des Brunnenbohrens. Dem Ernst der Lage wurde zunächst
nur durch scheibchenweise Nachsteuerung Rechnung getragen. Erst das Karfreitagsgefecht von 2010 und die Gefallenen
führten dazu, dass schwere Waffen nach
Afghanistan gebracht wurden, Waffen,
wie die Panzerhaubitze, die andere Nationen schon lange vor der Bundeswehr dort
eingesetzt hatten. Man kann es durchaus als Skandal bewerten, dass die politisch motivierte militärische Zurückhaltung auf dem Rücken der Truppe ausgelebt wurde.
Es ist der Verdienst zu Guttenbergs,
dass er dafür gesorgt hat, den Konflikt in
Afghanistan als Krieg zu begreifen.
Abschaffung der Wehrpflicht,
Mangel an Grossgeräten
Die Abschaffung der Wehrpflicht erfolgte ersatzlos ohne Absicherung durch
Möglichkeiten, den personellen Bedarf besonders auf der Ebene der Mannschaftsdienstgrade auf andere Weise angemessen
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Fahrzeugkolonne auf dem Weg
zum Camp Nord.
decken zu können. Damit wurde der Bundeswehr die personelle Ressource auch
für die Gewinnung von Unterführer- und
Führernachwuchs entzogen. Die Armee
wurde auf der Ebene der Mannschaftsdienstgrade quasi abgeschafft. Die Folgen
sind bis heute spürbar. Ist die Gewinnung
von Nachwuchs für die Offizier- bzw. Unteroffizierlaufbahn gut bis hinreichend
möglich, so ist sie für die Laufbahn der
Mannschaftsdienstgrade eher schlecht.
Dies gilt vor allem für qualifizierten Nachwuchs. Der mit der wohl klingenden Bezeichnung «Dynamisches Verfügbarkeitsmanagement» verschleierte Abbau des
Grossgeräts um 30 Prozent unter Soll war
verbunden mit einem Einschnitt auch
in den Betrieb der Streitkräfte. Die Auswirkung unter anderem auf Übungen,
Schiessvorhaben und Flugstunden reduzierte auch nachhaltig die Professionalität, das heisst die militärische Leistungsfähigkeit der Truppe. So ist die Fähigkeit
im Heer zum sogenannten «Gefecht der
verbundenen Waffen», das heisst zum engen Zusammenwirken vieler Truppenteile unter Gefechtsbedingungen, weitestgehend verloren gegangen.
Die Reduzierung des Grossgeräts und
die Einschnitte in den Betrieb haben dazu
geführt, dass die Bundeswehr für die Landes- und Bündnisverteidigung nicht ein-
Sicherheitspolitik
satzbereit ist. Sie ist nicht einsatzbereit,
weil sie die auf dem Papier im Organigramm ausgewiesenen Grossverbände und Verbände mangels Ausrüstung
und Ausbildung nicht zur gleichen Zeit
einsetzen kann.
Waren politische Absicht und militärische Fähigkeiten in der Zeit des Kalten
Krieges noch im Einklang, weil die politische Absicht mit militärischen Fähigkeiten unterfüttert war, so sind die heutigen politischen Phrasen, gerade auch die
nach mehr Verantwortung, hohl, weil die
Mittel zur Umsetzung fehlen. Die KrimKrise hat deutlich gezeigt, welcher Stellenwert uns sowohl als Nation, als auch
als EU zugemessen wird.
Beurteilung des Potenzials
der Bundeswehr
Die Absenkung der konventionellen
Fähigkeiten auf breiter Front führt aber
gleichzeitig auch zu einer Absenkung der
atomaren Schwelle 3. Dieser Zusammenhang scheint der Politik nicht klar zu sein.
Da aber der Einsatz von Atomwaffen
wegen der gegenseitigen gesicherten Vernichtungsmöglichkeit nach wie vor als
unwahrscheinlich gilt, ist der konventionelle Handlungsspielraum für einen entsprechend gerüsteten Gegner grösser, zumal wenn er das breite Spektrum hybrider Kriegsführung nutzt.4
Deutschland ist aufgrund der dargestellten Defizite weit davon entfernt, als
militärisches Gewicht wahrgenommen zu
werden. Äussert sich das innerhalb der
NATO bestenfalls in Verständnis, oder,
für Soldaten weniger erträglich, in verständnisvollem Mitleid, so zeigt das Verhalten Russlands deutlich, wie unser militärisches Potential dort beurteilt wird.
Militärische Zurückhaltung steht als politische Linie unserem Land sicher gut an.
Daraus aber einen Raubbau an den militärischen Fähigkeiten abzuleiten, führt zu
einem Verlust an Glaubwürdigkeit und
Stellenwert im eigenen Bündnis und bei
einem möglichen Gegner.
Die Eigenblendung in Deutschland bestand und besteht immer noch in der Annahme, das Zusammenstellen von Kontingenten für Einsätze in einem eher bescheidenen Umfang oder Ausbildungshilfe seien das Mass an Einsatzbereitschaft,
welches ausreicht.
Selbst das Zusammenstellen von Kontingenten ist aber nur unter erheblichen
Problemen möglich, wie beispielsweise das
Zusammenstellen des Panzergrenadier-
bataillons für die Speerspitze der NATO
zeigt, das Gerät nahezu aus dem gesamten Rest des Heeres ausleihen musste.5
Deutschland hat sich militärisch selber
abgeschafft, oder besser gesagt, die deutsche Politik hat sich ihres ungeliebten militärischen Instruments entledigt.
Soll der Stellenwert und die internationale Anerkennung auf dem Feld militärischer Zusammenarbeit wieder gewonnen
werden, so ist ein anderer militärischer
Beitrag zu politischer Solidität und zur Solidarität im Bündnis erforderlich. Sicher
sind auch Logistik und Sanitätsdienst für
militärische Operationen unabdingbar
wichtig, aber sie bestimmen nicht den
Stellenwert. Dieser ergibt sich aus dem
politischen Willen, der Bereitschaft und
der glaubwürdigen Fähigkeit, im äussersten Fall die westlichen Werte im Kampf
zu verteidigen.
Fazit
Die politischen Absichtserklärungen
zu Verbesserungen hat man vernommen,
wenn auch nicht aus dem Kanzleramt,
wohl auch deshalb, weil der derzeitige
Stand der dort vorhandenen Absicht entspricht. Den verbalen Bekundungen politischen Hilfspersonals sollten jetzt sichtbare Taten folgen. Diese Nachhaltigkeit
wird man mit Interesse beobachten müssen. Bis dahin bleibt es dabei, dass die
Kluft zwischen Schein und Sein zum
Nachteil der Bundeswehr und ihrer engagierten und motivierten Soldaten bestehen bleibt.
Zu hoffen ist, dass der NATO-Gipfel
in Wales auch das Umdenken in Deutschland beschleunigt.
■
1 Koalitionsvertrag 2009, S. 123 f.
2 Vgl. Prof. Christian Hacke «Zivilmacht ohne
Zivilcourage», in BPB, APUZ, 39/2011, 21.09.
2011.
3 Vgl. Rainer Waterkamp, Sicherheitspolitik zwischen Rüstung und Abrüstung, Opladen 1985,
S.115 f.
4 Vgl. Helmut Schmidt, Strategie des Gleichgewichts, 4. Auflage, Stuttgart-Degerloch 1969,
S. 73.
5 Vgl. T.Wiegold in «Augen geradeaus» vom 10.03.
2015 einschl. der Kommentare.
Brigadegeneral a D
Wolfgang Kopp
D-72488 Sigmaringen
Aus dem Bundeshaus
Die Sicherheitspolitischen Kommissionen (SiK) tagten
im Vorfeld der Frühjahrssession 2016
sowie erstmals in
der 50. Legislatur
und in ihrer neuen
Zusammensetzung.
Die SiK Nationalrat (NR) gibt der Standesinitiative des Kantons Basel-Landschaft zur Verstärkung des Grenzwachtkorps Folge (GWK; 15.301) und empfiehlt der vorprüfenden Finanzkommission NR dasselbe für eine fast gleichlautende Standesinitiative des Kantons
Basel-Stadt (15.311). Sie beauftragt den
Bundesrat mittels Postulat, «den Auftrag und den zu dessen Erfüllung notwendigen Bestand des GWK» angesichts
der sich rasch verändernden Lage an
der Grenze zu prüfen und bis Ende Mai
Bericht zu erstatten unter Einbezug der
Armee zur Unterstützung des GWK im
Assistenzdienst (16.3005). Die SiK-NR
lehnt die Parlamentarische Initiative
«Stärkung der Sicherheit – Wiedereinführung und Verstärkung der Grenzkontrollen» zur Ergänzung der Bundesverfassung ab: «Die Schweiz kontrolliert
ihre Grenzen eigenständig und systematisch.» (15.443).
Die SiK Ständerat (SR) schliesst sich den
Entscheiden des NR in der Wintersession 2015 an. Erstens bei der Änderung
des Militärgesetzes (SR 510.10): sechs
anstatt fünf Wiederholungskurse der
Mannschaft (14.069-1). Zweitens beim
«Bundesbeschluss zum Zahlungsrahmen der Armee 2017–2020» (14.069-6),
wonach 20 Milliarden Franken bewilligt werden, und das VBS «während
der Budgetierung Umschichtungen zwischen den eigenen Krediten vornehmen
kann». Drittens die «Zusätzliche Beschaffung von Rüstungsmaterial 2015»
von 874 Millionen Franken einschliesslich des Leichten geländegängigen Lastwagens «Duro I» (15.017; «Rüstungsprogramm 2015»). Folgte der Ständerat
seiner SiK und damit dem NR, so könnte
die sechsteilige Vorlage «Weiterentwicklung der Armee – Änderung der Rechtsgrundlagen» (14.069) am 18. März 2016
mittels Schlussabstimmungen parlamentarisch verabschiedet werden.
Oberst a D Heinrich L.Wirz
Militärpublizist/Bundeshaus-Journalist
3047 Bremgarten BE
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
17
Sicherheitspolitik
AWACS über der Türkei – ein Einsatz
ohne Zustimmung des Parlaments?
Der Deutsche Bundestag stimmte im Dezember 2015 dem Einsatz von
Tornado-Aufklärern der Bundeswehr für Einsätze über Syrien und
Nordirak zu. Nun hat die NATO entschieden, die Türkei bei der Kontrolle
ihres Luftraums mit AWACS-Flugzeugen zu unterstützen. Müsste der
Deutsche Bundestag nicht auch ein Mandat für diesen Einsatz
beschliessen?
Jürgen Hübschen
Am 8. Januar 2016 flogen zwei deutsche
Tornado-Aufklärer ihren ersten Einsatz
über Syrien und dem Nordirak. Rechtliche
Grundlage ist ein Beschluss des Deutschen
Bundestages vom 4. Dezember 2015.
Am 18. Dezember 2015 entschied die
NATO, über der Türkei AWACS-Flugzeuge einzusetzen, «um die Türkei bei
der Überwachung ihres Luftraums zu unterstützen».
Die Bundesregierung stimmte diesem
Einsatz, an dem auch deutsche Soldaten
beteiligt sind, am 18. Dezember zu. Auf
eine Beteiligung des Deutschen Bundestags hatte die Bundesregierung verzichtet.
Ist diese Nicht-Beteiligung des Parlaments juristisch korrekt und politisch geschickt?
Der NATO AWACS-Verband
in Geilenkirchen
Der AWACS-Verband – AWACS steht
für «Airborne Early Warning and Control System» – ist ein Einsatzverband der
NATO-Frühwarnflotte, der seit Ende 1988
voll einsatzbereit ist.
Die 14 bis 16 Flugzeuge vom Typ E-3A –
umgebaute Versionen der Boeing 707 –
fliegen Überwachungs- und Leiteinsätze
von ihrem Hauptstützpunkt in Geilenkirchen oder von sogenannten Forward
Operation Bases (FOBs), Aktion (Prevesa Griechenland), Trapani (Italien), Konya
(Türkei) und Ørland (Norwegen).
Insgesamt gehören 2000 Soldaten und
zivile Mitarbeiter aus 15 Nationen zu diesem internationalen Verband. Auch die
Türkei stellt Personal. Etwa 30% der Verbandsangehörigen sind Deutsche, auch bei
den fliegerischen Einsätzen.
Die Flugzeuge fliegen in der Regel in
einer Höhe von knapp 9000 m und ha-
18
ben eine Reichweite von über 9000 km,
je nach Flughöhe und Wetterbedingungen. Die Maschinen können mit Luftbetankung bis zu 18 Stunden in der Luft
bleiben.
Mit Hilfe ihres Radargerätes, dessen
Antenne wie ein Pilz oben auf der Maschine angebracht ist, können die E-3A
bodennahe Ziele bis zu einer Entfernung
von 300 km erkennen und verfolgen.
AWACS ist damit in der Lage, quasi als
fliegender Tower zu fungieren, kann also
«Offiziell sollen
die NATO-Flugzeuge
‘die Türkei bei der
Überwachung ihres
‚
Luftraums unterstützen .»
nicht nur Bewegungen im Luftraum überwachen, sondern auch koordinieren und
damit praktisch den Luftkampf organisieren.
Mit solchen Aufträgen wurden die
E-3A bereits 1994 im Jugoslawienkonflikt, 2003 während des amerikanischen
Einmarsches in den Irak über der Türkei
und 2009 über Afghanistan eingesetzt.
An diesen Einsätzen waren auch deutsche
Soldaten beteiligt.
Der AWACS-Einsatz
in der Türkei
Für diesen Einsatz sollen die Flugzeuge
von Geilenkirchen auf die FOB in Konya,
einer Millionenstadt in Zentral-Anatolien,
etwa 270 km von Incirlik verlegt werden.
In Konya und Umgebung finden zur
Zeit heftigste Kämpfe zwischen der tür-
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
kischen Armee und den Angehörigen der
PKK statt.
Offiziell sollen die NATO-Flugzeuge
«die Türkei bei der Überwachung ihres
Luftraums unterstützen». Inoffiziell gilt
als Grund des AWACS-Einsatzes der Abschuss der russischen SU-24 durch die
türkische Luftwaffe am 24. November
2015. Solche Zwischenfälle sollen in Zukunft vermieden werden. Die Besatzungen
der Kampfflugzeuge sind nämlich in dieser Region in vielen Fällen auf Sichtflug
angewiesen, was besonders bei schlechtem
Wetter ein Problem ist. Es gibt keine modernen Flugleit- und Kontrollverfahren,
wie sie nach westlichem Standard üblich
sind, weil für viele Bereiche keine leistungsfähigen Bodenradar zur Verfügung
sehen. Diese Lücke soll AWACS künftig
aus der Luft schliessen.
AWACS ist in der Lage, den Kampf der
Allianz gegen den IS zu optimieren.
Die Beteiligung Deutschlands
am AWACS-Einsatz in der Türkei
Am 18. Dezember informierte die Bundesregierung die Ausschüsse des Auswärtigen Amtes und des Verteidigungsministeriums, dass ein Einsatz von AWACS
über der Türkei geplant sei und sie diesem Einsatz zugestimmt habe.
In dem Schreiben begründete die Bundesregierung auch, warum aus ihrer Sicht
eine Beteiligung des Deutschen Bundestages für diese Mission nicht notwendig
sei. Es heisst dazu u. a.: «Ein Bundestagsmandat ist nicht erforderlich … vor allem,
weil ein Einsatz von Waffengewalt bei den
Flügen derzeit nicht zu erwarten ist».
Nach Ansicht der Regierung besteht
keine Gefahr, dass die Soldaten in eine bewaffnete Auseinandersetzung verwickelt
werden. Nur in solchen Fällen sei jedoch
ein Bundestagsmandat zwingend erfor-
Sicherheitspolitik
derlich. «Weder verfügt die Terrormiliz IS
über eigene Luftstreitkräfte, noch ist ein politischer Wille des Assad-Regimes absehbar,
die eigene Luftwaffe gegen die Türkei einzusetzen.»
Die Opposition beurteilte die Lage völlig anders und sieht in der Nichtbeteiligung des Parlaments einen Verfassungsbruch.
Das Bundesverfassungsgericht hatte im
Zusammenhang mit dem AWACS-Einsatz
über der Türkei während des Irak-Krieges,
der ohne Parlamentsbeteiligung stattgefunden hatte, in einem Entscheid aus dem
Jahre 2008 festgestellt, dass das Parlament
schon dann über einen Auslandseinsatz
abstimmen muss, wenn deutsche Soldaten «in bewaffnete Auseinandersetzungen
verstrickt» werden könnten. Es komme
nicht darauf an, ob die Bundeswehr selbst
die Absicht habe, Waffen einzusetzen. Deswegen wäre für den Einsatz ein Bundestagsmandat erforderlich gewesen.
Beurteilung
Zu den aktuellen Tornado-Einsätzen
sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums: «Die Aufklärungsziele sollen
dem Kampf gegen den IS dienen. Sie dienen
natürlich auch als mögliche Ziele für weitere Operationen.» Andere, nicht genannte Experten sind noch wesentlich deutlicher: «Wir machen da ja keine Landvermessung. Es geht um ‹Targeting›, auch wenn
man das nicht gerne hört. Wir liefern Zieldaten für andere, damit die etwas draufwerfen.» Die Bundesverteidigungsministerin spricht sogar von einem Kampfeinsatz, vermeidet allerdings das aus meiner
Sicht angemessene und auch ehrlichere
Wort «Krieg».
Ein besonderer Aspekt dieses Einsatzes
ist der Umgang mit den durch die deutschen Tornados ermittelten Bilder und
Daten. Ein Bundeswehr-Sprecher erklärte zum Thema Daten-Weitergabe: «Was
Aufklärungswert hat, wird an alle Partner
weitergegeben … Das, was von Nutzen ist,
wird in die Datenbank der Anti-IS-Koalition eingespeist. Es gibt keinen Grund dafür, dass die Türkei bestimmte Bilder nicht
sehen darf.» Die Türkei sei schliesslich
nicht nur Teil der Koalition, sondern auch
NATO-Partner. Der Sprecher betont allerdings: «Nicht die Kurden sind Ziele, sondern der IS.»
Vergleichbare klare Aussagen zu den
AWACS-Operationen wurden sorgfältig
vermieden, obwohl das, was für den Einsatz der Tornado-Aufklärer gilt, grund-
E-3 NATO-AWACS mit drei amerikanischen
F-16 Fighting Falcon.
Bild: Wikipedia
sätzlich auch auf die AWACS-Operationen zutrifft. Deshalb sind auch die Probleme, die sich daraus ergeben nicht nur
vergleichbar, sondern identisch.
Für den Einsatz der Tornados gibt es
ein Bundestagsmandat, für die AWACSOperation dagegen nicht. Warum? Was
unterscheidet eigentlich den geplanten
Einsatz der E3-A grundsätzlich von den
Aufklärungsflügen der deutschen Tornados?
Ein Unterschied ist sicherlich das geringere Risiko für die Besatzungen, weil
AWACS nicht über einem Gebiet fliegt,
in dem die westliche Allianz gegen den IS
kämpft.
Aber auch AWACS wird Luftoperationen durchführen und dabei Erkenntnisse aus und über ein Gebiet gewinnen, das
bis zu 300 km nach Syrien und/oder in
den Irak hineinreichen kann. Die dabei
gewonnenen Daten über den IS werden
sicherlich ebenso allen Partnern der AntiIS-Allianz zur Verfügung gestellt, wie
das durch die Tornados gewonnene Bildund Datenmaterial, also auch der Türkei.
Darüber hinaus ist AWACS in der Lage,
Lufteinsätze zu koordinieren und sogar
Kampfflugzeuge auf dem sichersten Weg
zu ihren Zielen zu leiten.
Im Gegensatz zu den Ergebnissen
der Tornados stehen die Leistungen von
AWACS nicht nur für bestimmte Einsatzzeiten zur Verfügung, sondern 24 Stunden
pro Tag, wenn entsprechend viele E3-A
an der Operation beteiligt sind.
Man könnte also sagen, dass die Tornados taktische Einsätze fliegen, wäh-
rend AWACS eine strategische Mission
durchführt, deren Ergebnisse weit umfangreicher sein können, als dies bei den
Tornado Operationen der Fall ist.
Empfehlungen
Wegen der Vergleichbarkeit mit den
Operationen der deutschen Tornados und
vor dem Hintergrund des Verfassungsgerichtsurteils aus dem Jahr 2008, sollte
für die deutsche Beteiligung am AWACSEinsatz umgehend ein Mandat des Deutschen Bundestages eingeholt werden.
Selbst wenn es juristisch nicht zwingend
sein sollte, politisch klug wäre es allemal.
Unabhängig davon, sollte man überlegen, ob Konya in der aktuellen Lage der
zweckmässigste Standort für den AWACSEinsatz ist. Konya ist auf Grund der
Kämpfe zwischen der türkischen Armee
und der PKK unsicher, und ausserdem
könnte die Stationierung mitten im sogenannten Kurden-Gebiet von Präsident
Erdogan innenpolitisch missbraucht und
ebenso wie die gewonnenen AWACS-Daten und Informationen für den Kampf gegen die kurdische PKK genutzt werden.
Man könnte die E-3As auf Grund ihrer
Reichweite auch von ihren FOBs in Griechenland und Italien einsetzen; gegebenenfalls ständen ja auch Möglichkeiten
zur Luftbetankung zur Verfügung. ■
Oberst i Gst aD
Jürgen Hübschen
Beratung für
Friedenssicherung und
Sicherheitskonzepte
D-48268 Greven
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
19
Die Luftwaffe gehört dem Bereich Verteidigung innerhalb des Departementes für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) an. Der Primärauftrag des LVb Flieger 31 ist die Ausbildung sämtlicher Funktionen der Truppe in den Bereichen Bodenpersonal, Piloten und Drohnenoperateure (Piloten und/oder
Nutzlastoperateure).
Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS
Schweizer Armee - Luftwaffe LW
Fachlehrer/in Drohnen Pilot Lehrverband Flieger 31
PrimärfliegenSiealsDrohnenpilot/indasFlugzeugdesAufklärungsdrohnensystemsderArmee,respektivebedienendieKameraswährendEinsätzenbeiTagundinderNacht.DanebenunterstützenSiedie
AusbildungvonBerufs-undMilizdrohnenoperateurensowieweiterenFunktionenundbewirtschaften
Ausbildungs-undTrainingsunterlagen.
Sie beschleunigen die Weiterbearbeitung,
wenn Sie sich unter www.stelle.admin.ch
online bewerben.
Ist Ihnen die Online-Bewerbung nicht
möglich, senden Sie Ihr Bewerbungsdossier bitte an folgende Adresse:
Personal Verteidigung
HR Service Center, Personaladministration
Bereich LW, Ref: 27187
Papiermühlestrasse 20
3003 Bern
UmdieseanspruchsvolleArbeiterfolgreichausführenzukönnen,müssenSieimBesitzeeinerPilotenlizenznachEASA-CPL/IR(A)sein(odermindestensPPLinAusbildungzuCPL)unddieOffiziersausbildung
mitderBenotunggutabgeschlossenhaben.WirerwartenvonIhneneineguteAuffassungsgabeund
hoheStressresistenz,ausgesprocheneTeamfähigkeitundpädagogischesGeschicksowiedieBereitschaft
zuEinsätzenauchanWochenenden,inderSchweizundimAusland.WennSiedarüberhinausüberaktiveKenntnisseeinerzweitenAmtssprachesowieübersehrguteEnglischkenntnisseverfügen,freuenwir
unsaufIhreschriftlicheBewerbung.
BewerbungenvonPersonenausderitalienischenundfranzösischenSprachgemeinschaftsindbesonders
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Arbeitsort: Emmen
Beschäftigungsgrad: 80%
Anmeldefrist: 24.03.2016
Fachliche Auskünfte erteilt Ihnen gerne:
Oberst Adrian Fischer
Kdt Dro Kdo 84
Telefon: 058 467 29 01
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Bundesverwaltung finden Sie unter
www.stelle.admin.ch
20
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Sicherheitspolitik
Nord-Korea am Scheideweg
Gut informierte Kreise glaubten bereits letzten Herbst, dass
die Führung in Pjöngjang im neuen Jahre vor einem grösseren
Dilemma stehen würde hinsichtlich seiner gleichzeitigen
atomaren Aufrüstung und seiner wirtschaftlichen Situation.
Friedrich-Wilhelm Schlomann
Der Norden der Halbinsel hatte schon
2015 einen ernsthaften Mangel an Lebensmitteln, hinzu kamen das Ausbleiben internationaler Hilfe sowie die Sanktionen gegen seinen Nuklear-Aufbau. Für
das jetzige Jahr deuteten schon mehrere
Anzeichen auf einen noch grösseren Mangel, der in seiner Krise zu sozialen Problemen bis zu einem Notstand führen könnte. Die Lage, erwarteten jene Kreise, würde wahrscheinlich sogar noch schlimmer
werden als die Hungersnot in der Mitte
der 1990er Jahre, bei der rund zwei Millionen Nordkoreaner starben; Ursache war
neben internen Misserfolgen die internationale Isolation und auch der Zusammenbruch der Sowjetunion 1991.
Äussere Stärke um von inneren
Schwächen abzulenken
Eine weitere Atom-Aufrüstung und eine
zugleich erfolgende Verbesserung des allgemeinen Lebensstandards erscheinen angesichts der Verhältnisse in der «Demokratischen Volksrepublik Korea» unvereinbar … Ein Weg des Regimes wäre die
weitere Entwicklung seiner Nuklearwaffen mit dem Ziel, den Status einer anerkannten Atom-Macht zu erhalten durch
direkte Verhandlungen mit den USA und
seinen Beziehungen zu China. Washington indes hat bisher stets betont, eine derartige Anerkennung zu verweigern. Grund
ist nicht zuletzt die Sorge vor einem dann
folgenden Bau von Atombomben auch in
Japan, der die Sicherheitslage in Fernost
völlig verändern würde. Ob Peking jenen
Status bejahen würde, dürfte angesichts
seiner Ablehnung der Atom-Politik Pjöngjang’s zu verneinen sein.
Ein möglicher Ausweg aus dem Dilemma wäre auf dem bevorstehenden VII.
Kongress der Partei der Arbeiter Ende Mai
eine Abkehr Kim Jong-uns von der Politik seines Vaters gewesen und stattdessen
seine in letzter Zeit häufig dargelegte Vision von der Steigerung des Lebensniveaus
seiner Untertanen. Eigentlich müsste ihn
die Situation im Lande dazu zwingen:
Nord-Korea hat in diesem Jahr mit einem
Fehlen an Lebensmitteln von rund einer
Million Tonnen zu rechnen, die grösste
Knappheit seit Kim Jong-uns Machtantritt. Das Land benötigt als Minimum
fünf Millionen Tonnen, schon während
der letzten Jahre fehlten bis zu 500 000
Tonnen. Alljährlich ging die Getreideproduktion um zehn Prozent zurück, zudem
waren 2015 die Dürren in Nord-Korea
die schlimmsten seit 100 Jahren. Von Jahresbeginn bis September letzten Jahres importierte Pjöngjang 38000 Tonnen Getreide von Peking, ein Rückgang fast um
ein Drittel der vorangegangenen Zeit –
fehlte es an Devisen?
Nach einem kürzlich veröffentlichten
Bericht der UN: leiden 70 Prozent der
24,6 Millionen Nordkoreaner an Hunger; 1,8 Millionen, besonders Kinder und
Schwangere, benötigen besondere Lebensmittel-Zuwendungen, um eine Unterernährung zu vermeiden. Schon zu Jahresende schrieb «The Wall Street Journal» in
New York einen längeren Artikel mit der
Überschrift «Wie Nord-Korea zur schlechtesten Wirtschaft der Welt wurde».
Wird Nord-Korea zur Atommacht?
Darsteller beim Arirang-Festival
im 1.-Mai-Stadion.
Bild: Wikipedia
ten Atombomben-Test in Punggye Ri (im
Nordosten des Landes) für die militärische Lösung entschieden. Der Propaganda Pjöngjang’s zufolge handelte es sich um
eine Wasserstoffbombe, deren Sprengkraft
die einer herkömmlichen Atombombe um
das Vielfache übersteigt; deren Existenz indes von den USA-Stellen bezweifelt wird,
doch steht Nord-Korea «an der Schwelle
davor».
Peking zeigte bereits seine Missbilligung,
seine weitere Haltung wird genau zu beobachten sein! Weiss man dort doch, dass
das Pjöngjang-Regime wirtschaftlich zu
90 Prozent von China abhängig ist! Wird
Japan jetzt seine eigene Atombombe bauen, Tokio benötigt dazu lediglich 90 Tage.
In Süd-Korea wurden dieser Tage erste
Stimmen laut, selbst nuklear aufzurüsten,
und mit der Provokation durch den Start
der Langstreckenraketen vom 7. Februar
wird die Lage noch angespannter.
■
Friedrich-Wilhelm
Schlomann
Dr. iur utriusque
D-53639 Königswinter
Inzwischen, am 5. Januar, hat sich das
nordkoreanische System mit seinem vierAllgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
21
Einsatz und Ausbildung
Selektion, Ausbildung
und Wertschätzung der Offiziere
auf Stufe Einheit in der WEA
Das Fundament und Rückgrat der Schweizer Armee bilden die Einheiten.
Zu den wichtigsten Funktionen der Schweizer Armee gehören folglich
die Offiziere auf Stufe Einheit. Sie gestalten den Dienst, von welchem die
Dienstleistenden anschliessend in ihrem Umfeld berichten. Die Zukunft
der Armee hängt letztendlich von der Gunst der Bevölkerung und des
Parlaments ab.
Daniel Weilenmann
Qualitativ hochwertige Diensterlebnisse für Soldaten gibt es nur, wenn die Offiziere auf Stufe Einheit eine effiziente
sowie effektive Aus- und Weiterbildung
durchführen und – vor allem – eine
motivierende, kameradschaftliche Atmosphäre schaffen können. Der Soldat ist
der grösste Multiplikator für den Ruf der
Schweizer Armee in der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.
Bei allen Weiterentwicklungen und Veränderungen darf eine Tatsache nicht ausser
Acht gelassen werden: Die gesellschaftliche Anerkennung für Offiziere hat sich seit
den Neunzigerjahren erheblich verschlechtert. Heutzutage ist es eine entscheidende
berufliche und private Frage, ob eine Offizierslaufbahn im Militär angestrebt werden soll. Die Armee muss deshalb alles daran setzen, dass die optimalen Voraussetzungen und Anreize zur Überwindung dieser Hindernisse geschaffen werden.
Die Weiterentwicklung der Armee
(WEA) verbessert grundsätzlich die Selektion und Ausbildung der Offiziere auf
Stufe Einheit – allerdings gibt es weitere, sehr wichtige Punkte wie beispielsweise
die Wertschätzung gegenüber diesen Of-
22
fizieren, denen unbedingt Beachtung geschenkt werden muss.
Sinnvolle Rückkehr zur bewährten
Grundausbildung zum Leutnant
Damit ein Angehöriger der Armee (AdA)
im Ausbildungsmodell der WEA Leutnant (Offizier 1. Grades) werden kann,
muss dieser wieder eine gesamte Rekrutenschule als Unteroffizier und als Offizier abverdienen – ähnlich wie in der Armee 61 und Armee 95.
Die Selektion des Offiziers erfolgt während der Kaderschule und während des
praktischen Dienstes, womit wieder genügend Zeit für das Kader und die Instruktoren vorhanden ist, um die geeigneten Offiziersanwärter auszuwählen. Diese
Neuerung bzw. Rückkehr zum bewährten Ausbildungsmodell für die angehenden Offiziere soll unbedingt exakt so umgesetzt werden.
Optimierungspotential
bei der Selektion
des Einheitskommandanten
Der Einheitskommandant (Kadi) hat
eine zentrale Rolle auf Stufe Einheit für
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Bild: Pz Bat 29
die Umsetzung qualitativ hochwertiger
Militärdienstleistungen und Militärerlebnisse. Neben seinem fachlichen Können
ist eine herausragende Persönlichkeit gefragt: Als «Vater der Kompanie» muss er
einen soliden Charakter sowie ausgeprägte Führungs- und Sozialkompetenzen aufweisen. Er muss mental äusserst belastbar,
durchwegs integer und in jeder Hinsicht
Vorbild sein.
Um genügend Lebenserfahrung und
im privaten Leben geordnete, stabile Verhältnisse zu haben, ist ein vorgeschrittenes Alter, im Vergleich zu seinen Unterstellten, sinnvoll. Im Normalfall sollte ein Kadi, wenn er das erste Mal vollausgebildet seine Funktion antritt, nicht
jünger als 27 Jahre* sein. Aufgrund
des bisherigen Ausbildungsmodells und
eines ungeregelten Vorschlagswesens
gab es in jüngster Vergangenheit Kadis
im Alter von 21 Jahren. Dies soll es in
Zukunft richtigerweise nicht mehr geben.
Ein Kadi ist dann ein Vorbild, wenn er
auch im privaten Leben bereits etwas erreicht hat. Zusätzlich muss im Rahmen
der Selektion zwingend die Persönlichkeit
sowie der privat-zivile Hintergrund geprüft werden.
Einsatz und Ausbildung
Verlängerung der Ausbildungszeit
verhindert die besten Kadis
Die Ausbildungszeit des Kadis darf im
Ausbildungsmodell der WEA auf keinen
Fall verlängert werden. Denn im Alter
zwischen 25 und 30 Jahren befinden sich
die geeigneten und qualifizierten KadiAnwärter im privaten und beruflichen
Leben in einer sehr wichtigen und entscheidenden Lebensphase. Im Gegensatz
zu einem Zugführer: Im Alter von 20 bis
21Jahren sind die zeitlichen Umstände für
die Studien-, Karriere- und Familienplanung noch von eher geringer Bedeutung.
Ein 27-jähriger Mann mit Karriereaussichten und privaten Plänen wird sich
in der heutigen beruflichen Welt und Gesellschaft zweimal fragen, ob er die Bürde als Kadi wirklich auf sich nehmen will.
Hoch qualifizierte Anwärter lassen sich
nicht mehr gewinnen, wenn sie statt der
aktuell 17-wöchigen Ausbildung neu eine
29-wöchige Ausbildung (und damit zum
dritten Mal eine ganze RS) absolvieren
müssen. Vor allem auch, weil die Abwesenheit von mehr als einem Monat von vielen
Arbeitgebern heutzutage (inoffiziell) nicht
mehr toleriert wird.
Arbeitszeugnis und Diplom
für einen ausgebildeten Offizier
mit zivilem Nutzen
Die Armeeführung muss in der WEA
Massnahmen treffen und neben dem Ausbildungsmodell, Anerkennung und Wertschätzung wieder herbeiführen, analog zu
früheren Zeiten.
Ein Offizier erhält nach erfolgreichem
Abschluss seiner Grundausbildung kein
Arbeitszeugnis und kein Diplom. In jeder
anderen, zivilen Ausbildung gibt es dies.
Aktuell erhält ein ausgebildeter Offizier
zwei Dokumente (Brevet des Lehrverbandes und FUM-Führungsausbildungszertifikat), die nicht aussagekräftig und im
zivilberuflichen Leben kaum anerkannt
sind.
Der ausgebildete Offizier soll ein Arbeitszeugnis erhalten, welches präzise beschreibt, was für Führungs-, Sozial- und
Fachkompetenzen angeeignet wurden.
Dazu soll der Bund ein Diplom mit Titel
«Offizier der Schweizer Armee» ausstellen. Mit einem Arbeitszeugnis und dem
«diplomierten» Abschluss durch den Bund
erhält ein Offizier gesellschaftliche Anerkennung in der Berufswelt, welche einerseits immer mehr zertifikats- und diplomorientiert und andererseits immer weniger über die Ausbildungsinhalte der Armee informiert ist.
Würdiges Erscheinungsbild
des Offiziers
Es ist sinnvoll, dass die Felduniform aus
zweckmässigen Gründen keinen Unterschied zwischen Kadern und Unterstellten zeigen sollte. Die Ausgangsuniform
hingegen soll den Offizier klar von den
Soldaten unterscheiden, insbesondere in
der Öffentlichkeit und bei festlichen Anlässen. Womöglich in keiner anderen Armee der Welt hat der Chef der Armee die
gleiche Uniform wie der Rekrut in der ersten Woche der Rekrutenschule. Der aktuelle Ausgangsanzug für alle AdA kostet
komplett knapp 750 Franken (ohne Schuhe). Mit diesem beachtlichen Betrag sollte auch eine ansehnliche Offiziersuniform
beschafft werden können. Eine schöne
– und würdige – Offiziersuniform würde
die militärische wie auch gesellschaftliche
Anerkennung fördern.
Nebst einem angemessenen Erscheinungsbild sollen die Offiziere sich beim
Mittagessen nicht ein Plätzchen zwischen
den Rekruten suchen müssen, sich nicht
spät nachts noch selber die Schuhe putzen müssen oder sich im Zeughaus zuhinterst in die Schlange einreihen müssen. Dem Offizier gebührt in allen militärischen Institutionen Respekt. Insbesondere muss Wertschätzung von der Armeeführung kommen, damit Anerkennung von den Soldaten und der Bevölkerung aufgebracht wird.
Schlusswort
Durch eine sinnvolle Selektion und
Ausbildung, unter Berücksichtigung des
Charakters und des privaten Hintergrunds
der Offiziere, sind auch die richtigen Leute dazu befähigt, motivierende, spannende und gehaltvolle Diensttage schaffen zu
können.
Die Anerkennung im Zivilleben kann
durch die Offiziere selbst gefördert werden, muss aber mit allen Mitteln durch
die Armeeführung unterstützt werden.
Nur so werden heute die richtigen Offiziere gefunden, welche in einigen Jahren
unweigerlich auch die zukünftige Armeespitze bilden.
■
* Gemäss Reglement Qualifikation- und Mutationswesen der Armee (QMA).
Oberleutnant
Daniel Weilenmann
Anwärter Einh Kdt
Pz Br 11
8645 Jona
Web-Shop – Online-Versandhandel
Adventure- & Survival-Equipment
w w w. g r e e n - s t o r e . c h
Militärstrasse 3 | CH-3600 Thun | [email protected]
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
23
Einsatz und Ausbildung
INTERARMES – Kundenservice und
Öffentlichkeitsarbeit aus Leidenschaft
Das Richtstrahlbataillon 17 ist ein Dienstleister für Kommunikationsservices
im Bereich der Sprach-, Daten- und Bild-Übertragung. Der WK 2015 als
«militärische Swisscom» war geprägt von Einsätzen zu Gunsten einer Panzerbrigade und einer Flugabwehr-Abteilung. Ein ebenso starkes Augenmerk
lag auf der Öffentlichkeitsarbeit.
Stefan Lenz
Das Richtstrahlbataillon 17 hat mit der
Wanderausstellung «DEINE ARMEE» in
Appenzell und Umgebung die modernen
Technologien zur Bevölkerung gebracht.
Unser Engagement als Miliztruppe ging
aber noch deutlich weiter. Mit publikumswirksamen Zeremonien bei Standartenübernahme und -rückgabe, einem Besuch
der sicherheitspolitischen Kommission des
Nationalrates, sowie einem Informationsanlass für KMU-Vertreter wurde der Dialog gesucht und die Öffentlichkeitsarbeit
bewusst gefördert.
Eindrücklicher Aufmarsch
in Herisau
Am Dienstag der ersten WK-Woche
fand sich das gesamte Bataillon vor dem
Sportzentrum Herisau ein, um in Formation zur Standartenübernahme beim
Schulhaus Ebnet zu verschieben. Das Defilee setzte sich unter den Blicken zahlreicher Zuschauer vormittags um 10 Uhr in
Bewegung. Die drei Kompanien mit rund
700 Soldaten wurden dabei von zwei
Kommunikationspanzern begleitet. Ein
Spiel der Militärmusik mit Tambouren
führte das Defilee an. Der Plan des Bataillonskommandanten ging auf: Er wollte mit dem Aufmarsch die Bevölkerung
auf die Anwesenheit des Ristl Bat 17 aufmerksam machen.
Auch während der anschliessenden Zeremonie wurde den Gästen etwas geboten. Die Reden von Renzo Andreani,
dem Gemeindepräsidenten von Herisau
und Andrea Caroni, Nationalrat AR, sowie dem Brigadekommandanten Marco
Schmidlin waren kurz, persönlich geprägt und interessant. Die Ansprache von
Oberstleutnant Stefan Lenz, als Kommandant des Ristl Bat 17 wurde begleitet
von einem ausdrücklichen Dank an seine
24
Familie. Ohne ihre Unterstützung wäre schen Einsätze, stellten wir die notwensein Engagement für die Milizarmee ne- digen technischen Infrastrukturen bereit.
ben Beruf und Politik nicht in diesem Die Kommandanten und Stäbe dieser
Verbände nutzten unsere Geräte für ihre
Masse möglich.
Während dem Lunch, den alle Solda- Führungstätigkeiten. So bauten wir für
ten und Gäste geniessen durften, liess sich die Pz Br 11 ein Richtstrahl-Netzwerk mit
erkennen, dass die Akzeptanz des Mili- mehr als 15 Standorten im Raum Effretärs in Herisau wohl über dem Schweizer tikon bis Amriswil auf und änderten die
Durchschnitt liegt. Die Befragten un- Konfiguration entsprechend dem Verlauf
terstützten das Milizsystem ausnahmslos. des Kampfeinsatzes der Panzerbrigade.
Auch gab es von Beginn
weg nur positive Er- Kommunikationspanzer beim Aufmarsch in Herisau.
kenntnisse zum Standortbezug – obwohl wir
diesen mit Wachtdienst
und Kampfmunition
sicherten. Dieses stärkere Sicherungsdispositiv fördert die Ordnung und Disziplin bei
der Truppe, ohne dass
der Kontakt zur Bevölkerung negativ beeinflusst wird. Die Grenzen sind jedoch klar erkennbar.
Kundenservice für Panzer
und die Flab – aus Leidenschaft
Das eigentliche Kerngeschäft einer
Richtstrahl-Formation ist die pünktliche
und stabile Bereitstellung von Kommunikations-Services für Sprache, Daten und
Bilder. Dazu nutzen wir unsere IMFSKomponenten. Das integrierte militärische Fernmeldesystem ermöglicht es,
solche Services auch in die entlegensten
Winkel der Schweiz oder mehrere Stockwerke unter Boden dem Nutzer an seinem
Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen.
In der zweiten und dritten Woche unseres WK waren die Panzerbrigade 11 (Pz
Br 11) sowie die leichte Flab Lenkwaffenabteilung 7 (L Flab Lwf Abt 7) unsere Leistungsbezüger. Abgestimmt auf ihre takti-
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Dabei galt es, die Kampfidee (Absicht)
des Leistungsbezügers (Kunden) zu kennen und zu verstehen, um unsere Netzwerke und Standorte vorzeitig zu planen
und abhängig von möglichen Eventualplanungen auch Alternativen vorzubereiten. Damit dieses Zusammenspiel zwischen Leistungsbezüger und Leistungserbringer funktioniert, braucht es eine abgestimmte Lagebeurteilung, eine koordinierte Konzeption und letztlich den Dialog auf Augenhöhe. Im zweiten Einsatz
für die L Flab Lwf Abt 7 setzten wir Erkenntnisse und Lehren aus der Zusammenarbeit mit der Panzerbrigade direkt
um und konnten so unsere Leistungsfähigkeit weiter verbessern. Für den Bataillonskommandanten beeindruckend war,
wie effizient und fokussiert die Standortbezüge, die Aufbauten der Installationen
und die Inbetriebnahme bei beiden Einsätzen funktionierte – die Leidenschaft
war spürbar.
Hoher politischer Besuch
beim Ristl Bat 17
Auch der Dialog mit den politischen
Vertretern im Schweizer Milizsystem wurde im Verlauf des WK noch deutlich vertieft. Bereits am nächsten Tag erhielt das
Bataillon hochrangigen politischen Besuch durch eine Delegation der SiK-N
(Sicherheitspolitische Kommission des
Nationalrats). Die zehnköpfige Gruppe
erhielt einen Einblick in den WK-Alltag
des Bataillons. Nach einem Rundgang mit
Standartenübernahme des Ristl Bat 17.
kurzen Referaten durch den Standort des
Bataillonsstabs besuchte man auch die
Kompanien bei der Ausbildung und Einsatzvorbereitung. Gefordert war dabei explizit kein «politisches Sonderprogramm»,
sondern ein praxisnaher Einblick in das
Tagesgeschäft einer Milizformation.
In Bernhardzell angekommen, wurden
die Nationalräte durch Hptm Christoph
Kuert, Kdt der Ristl Kp 17/1, begrüsst.
Beim Lunch aus der Gamelle konnten die
Politiker ihren Hunger stillen, sich auf den
erlebnisreichen Nachmittag vorbereiten
und interessante Gespräche mit Angehörigen der Armee führen. Während NR
Edith Graf-Litscher (SP, Thurgau) sich
mit Brigadier Marco Schmidlin über seine Funktion als Kommandant der Führungsunterstützungsbrigade 41/SKS (FU
Br 41/SKS) unterhielt, diskutierten NR
Jakob Büchler (CVP-EVP, St. Gallen) und
Hptm Christoph Kuert rege das Thema
Wehrpflicht.
Frisch verpflegt, ging es weiter zur Besichtigung des Ausbildungstandortes der
Ristl Kp 17/1, auf welchem die Delegation einen tieferen Einblick in den Ausbildungs- und Einsatzalltag erhielt. Sicherlich
ein Highlight für die
Politiker war die Besichtigung der RAPund KOMPAK-Panzer.
Diese multifunktionalen Kommunikationsgeräte auf Basis von Piranha-Radschützenpanzern sind die Hauptwaffe des Ristl Bat 17.
Während sich die meisten mit der Begutachtung des Vermittlerund Funkraumes begnügten, liess es sich
NR Hans Fehr (SVP,
Zürich) nicht nehmen,
auch die Führerkabine von innen zu inspizieren. Abgeschlossen
wurde der Besuch mit
einer Diskussionsrun-
Besucher bestaunen den schnellen Aufbau
eines Kommunikationspanzers.
de mit Milizangehörigen aller Stufen. Sowohl Soldaten wie auch der Bataillonskommandant stellten sich den Fragen der
Nationalräte. Der Dialog war offen und
ehrlich, kritische Themen wie die Ausbildungs- und Ausrüstungslücken der Armee wurden praxisnah diskutiert.
Synergien zwischen
Privatwirtschaft und Milizarmee
Ebenfalls noch in derselben Woche
durfte Bataillonskommandant Oberstlt
Stefan Lenz zusammen mit dem Stabschef
der FU Br 41/SKS, Oberst i Gst Reto
Brunschweiler, zivile Gäste begrüssen. Bei
diesem Anlass waren Vertreter von kleinen
und mittleren Unternehmen eingeladen.
Pünktlich um 10 Uhr begann das Referat von Brunschweiler. In Anwesenheit
von weiteren Kadern des Ristl Bat 17 ging
er insbesondere auf vier Themenpunkte
ein: die Rolle der Richtstrahlbataillone
in der Armee, das konstante Training als
Erfolgsfaktor, die Einsätze «INTERARMES», sowie die Zukunft der FU Br 41/
SKS im Kontext der Weiterentwicklung
der Armee (WEA).
Nachdem auch Lenz das Wort ergriffen hatte, ging es weiter zur Besichtigung
des Standorts der Ristl Kp 17/2 im «Mikrodispo». Die Entscheidungsträger aus
der Privatwirtschaft erhielten einen Einblick ins Leben auf dem Feld. Sie zeigten
sich beeindruckt von der ad-hoc erstellten Infrastruktur, wie etwa dem BiwakDorf, der sanitären Einrichtungen, der
Werkstatt, dem grossen KP-Zelt oder dem
Materialmagazin.
Nach der technischen Einführung zu
den Richtstrahlgeräten und Knoten-Vermittlern bei der Besichtigung eines IMFSKnotens wurden verschiedene Aspekte
des Zusammenwirkens von Armee und
Privatwirtschaft beleuchtet. So sprachen
Milizoffiziere über den Mehrwert der militärischen Führungsausbildung in der
privatwirtschaftlichen Unternehmensfüh-
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
25
Einsatz und Ausbildung
rung. Auch die ausgeprägten Synergien
zwischen privater und militärischer Berufspraxis wurden den zivilen Gästen praxisnah erläutert.
«DEINE ARMEE» –
das «Ristl Bat 17 bi de Lüt»
Bereits am Dienstag der zweiten WKWoche begann der Aufbau für die Armeeausstellung «DEINE ARMEE» in Appenzell. Der Publikumsanlass fand mitten im
beschaulichen Dorf auf dem Landsgemeinde- und dem Brauereiplatz statt. Die imposanten KOMPAK-Panzer sowie verschiedene Marktstände wurden für die Informationsvermittlung genutzt. Dabei konnten technische Geräte für die Kommunikations-Services und Einführungen zu verschiedenen Elementen der militärischen
Ausbildung konkret erläutert werden. Die
Ausstellung ermöglichte über 1000 Gespräche mit der Zivilbevölkerung in nur
drei Tagen.
Die Besucher zeigten grosses Interesse
an den einzelnen Informationsständen.
Speziell die beiden Kommunikations-Panzer waren ein Highlight für die Besucher.
Die schweren Geräte wurden in Stellung
gefahren und in Betrieb genommen. So
waren Mobilfunk-Verbindungen in kurzer Zeit möglich und der praktische Nutzen wurde erkennbar. Auch der Sanitätsposten oder die Ausbildung im ABC-Abwehr konnte bei den jüngeren Besuchern
Ausstellung «DEINE ARMEE» beim Ristl
Bat 17 nicht entgehen.
Am Samstag fand abschliessend ein Besuchstag für die Angehörigen des Ristl
Bat 17 statt. Die Familien und Freunde
der AdA waren eingeladen, sich aktuelle
Eindrücke zu einer modernen Armee aus
erster Hand zu verschaffen.
Ein Richtstrahl-Standort «bi dä Lüt».
Imposanter Schlusspunkt
Der WK wurde am Mittwoch der letzten Woche schliesslich noch durch eine
Standartenrückgabe abgerundet. Der feierliche Anlass wurde auf dem geschichtsträchtigen St. Galler Klosterplatz durchgeführt. Zahlreiche zivile, politische und
militärische Gäste blickten zurück auf
die vergangenen drei Wochen und bereicherten ihren Auftritt mit persönlichen
Erinnerungen.
Die Aufbauarbeiten zur Standartenrückgabe begannen schon am Mittwochvormittag. Das Rednerpult, die Kantonswappen und weitere zur Dekoration verwendete Ausrüstungsgegenstände, beispielsweise einige R-905 Richtstrahlgeräte, wurden platziert. Als es dann zur Mittagsstunde losging, setzte sich auf dem
Übungsplatz Breitfeld ein ganzes motorisiertes Defilee in Gang. An der AFG-Arena vorbei, ging es über die Zürcherstrasse
in Richtung St. Galler Innenstadt. Dort
angelangt, marschierte das ganze Bataillon vom Gallusplatz an der Kathedrale vorbei und auf den
Klosterplatz. Als die
Kennzahl
Werte 2015
Truppe ihre FormatiAnzahl geleistete Diensttage
13 970
on eingenommen hatte,
begrüsste Lenz die
Anzahl persönliche Urlaubstage
459
Besucher,
die Gäste
Anzahl gefahrene Kilometer
154 000
und
seine
Truppe
bei
Anzahl Liter Treibstoff (inkl. Aggregate)
27 000
festlicher Atmosphäre.
Anzahl Flüge mit LW
2
Die Gastredner aus
Anzahl Schuss Mun verbraucht
25 307
der Politik waren diesAnzahl Portionen gegessen
12 852
mal Alt-Bundesrat
Hans-Rudolf Merz
Anzahl Defekte am Material
25
(FDP)
und NR Walter
Material-Verfügbarkeit per Ende WK
98%
Müller
(FDP). Auch
Wert des Materials im Ristl Bat 17 in CHF
41 883 751.65
Oberstlt i Gst Rico
Vergütung an Gemeinden für Stao/Ukft in CHF 138 315.95
Randegger, Kommandant des FU Bat 11,
punkten. Im Rahmen des Anlasses fand war als Vertreter des Kunden Pz Br 11 auf
auch eine VIP-Veranstaltung für Politiker, Platz.Während Merz die Menge mit einiWirtschaftsvertreter und Verbandsfunk- gen Anekdoten aus seiner eigenen Diensttionäre statt. Sie wurden von Lenz durch zeit bei der Infanterie unterhielt, betonte
die Ausstellung geführt und konnten mit Müller die sicherheitspolitische Relevanz
einem Apéro den Anlass ausklingen lassen. des Militärdiensts für die Schweizer GeAm Freitag wurde erneut hoher Besuch sellschaft. Randegger schien sehr zufrieden
erwartet. Auch Div Melchior Stoller, der mit den Dienstleistungen des Ristl Bat 17
stellvertretende Kdt Heer, liess sich die während der Truppenübung «NEPTUN
26
FU 11». Auch Lenz selbst bedankte sich
anschliessend herzlich bei allen Angehörigen seines Bataillons für die gezeigte
Disziplin und die besondere Leistungsbereitschaft.
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Kinder und Jugendliche sind begeistert
mit dabei.
Bild: Ristl Bat 17
Zum Abschluss der Zeremonie nahmen
alle anwesenden Angehörigen der Armee
die Achtungsstellung ein, während zunächst die Nationalhymne ertönte. Die
Standarte verliess anschliessend begleitet
vom Fahnenmarsch den Klosterplatz.
Die Gäste des Ristl Bat 17 kamen nach
der Standartenrückgabe in den Genuss
eines Apéros, während sich der Rummel
auf dem Klosterplatz langsam wieder legte und die letzten Überbleibsel von Dekoration und Infrastruktur wieder auf die
Duros verladen wurden.
Genau so ging es schliesslich für das
Ristl Bat 17 auch nach der Zeremonie weiter. Die verbleibenden Tage standen ganz
im Zeichen der WEMA, wodurch auf
allen Standorten gleichzeitig Aufbruchsund Abbaustimmung herrschte.
■
Oberstlt
Stefan Lenz
Kdt Ristl Bat 17
Executive MBA HSG
Parexa AG
8623 Wetzikon
Einsatz und Ausbildung
Logistik einsatzbereit –
Stossen wir sie in eine neue Krise?
Kritische Zufriedenheit, auch Freude klang an, als Divisionär Thomas
Kaiser seine Logistikbasis der Armee (LBA) am Jahresrapport musterte.
Den Blick in den Spiegel, den Divisionär Hans Peter Kellerhals den
Logistikern vorhielt, brauchten sie nicht zu scheuen. Indes droht neuer
Spardruck.
Eugen Thomann, Redaktor ASMZ
Ein halbes Jahr nach der Übernahme
der «spannendsten und komplexesten Aufgabe» umriss Div Kaiser am 14. Januar in
Bern vor 350 Angehörigen des mittleren
und höheren Kaders der LBA und 120
Gästen, wo die nun von ihm geführte LBA
steht und worauf sie sich vorbereitet. Zu
Wort kamen ferner der Berner Grossratspräsident Marc Jost, der Schwyzer Ständerat Alex Kuprecht mit einer gründlichen
Analyse der letzten Armeereformen, der
bereits erwähnte Kommandant der Territorialregion 4; Div Kellerhals zeigte spannend, scharfsinnig und geistreich auf,
wie militärische Partner die LBA erfahren
und wie die LBA ihr Handeln noch besser
auf die Bedürfnisse der Miliz abstimmen
kann. Zuletzt berichtete CEO Peter Galliker über sein ziviles Logistikunternehmen.
Offensichtlich stimmt Kaisers von der
Armeeleitung und den Partnern geteilter
Gesamteindruck: Die LBA ist heute einsatzbereit und für die Zukunft gerüstet,
die Weiterentwicklung der Armee anzupacken und den entscheidenden übernächsten Jahreswechsel ohne grosse Friktionen zu überstehen. Dafür spricht ein
gewaltiges Arbeitspensum mit jährlich
1200 Fassungen und Rücknahmen von
Material, 49 000 Fahrzeugreparaturen,
4000 Revisionen von Truppenbuchhaltungen, – um nur einige Zahlen herauszugreifen. Zehn Urheber von besonders
eindrücklichen Einzelleistungen ehrte der
Chef LBA, und einer der Ausgezeichneten
grüsste aus Yale, wo Hptm Michael Zimmermann als Dozent wirkt. Für die Qualität des Arbeitsklimas sprechen sodann
die vielen guten Begegnungen, die Kaiser
in den letzten Monaten erlebte.
Die schwere Krise, die vor einem Jahrzehnt mit einem unvernünftigen Entzug
von Ressourcen ausgerechnet während
eines Umbaus der Armee begann, hat die
LBA überwunden. Da und dort machen
sich Anzeichen von Überlast bemerkbar;
nicht weniger als jährlich elf Tage bleiben
die Mitarbeiter der LBA im Durchschnitt
der Arbeit fern. Zu diesem vergleichsweise hohen Arbeitszeitverlust trägt wahr-
Effizienz wachsen soll. Darauf kommt
künftig ebenso viel an wie auf die Polyvalenz des Einzelnen.
Gelassenheit kann auch helfen, die Fehlerkultur zu verbessern. Wo Fehler einmal
unterlaufen, schadet der Versuch, sie für
möglichst lange Zeit unter den Teppich
zu kehren. Das hindert die Organisation
nur daran, zu lernen und künftig den
Fehler zu vermeiden. Ganz fehlerlos und
bar jeder Verbesserungsmöglichkeit kann
menschliches Handeln nun einmal kaum
sein.
Düstere Aussichten?
Div Thomas Kaiser vor dem Motto der LBA:
«Machen – verbessern – gewinnen».
Bild: VBS
scheinlich der grosse Anteil älterer Mitarbeiter bei. Dass 2015 der Tod von elf Angestellten zu beklagen war, erlaubt keine
statistische Aussage und gibt trotzdem zu
denken.
Ermunterungen
Die Wahrscheinlichkeit, aus dem Stand
einen ungeplanten Einsatz bewältigen zu
müssen, dürfte gewachsen sein. Vor allem
terroristische Ereignisse riefen in unserer
Nachbarschaft bereits nach massiver militärischer Unterstützung. Vor diesem Hintergrund gilt es jederzeit, Silomauern zwischen den einzelnen Bereichen einzureissen, aktiv den Kräfteausgleich anzustreben.
Überall ist Innovation unentbehrlich,
und den Spürsinn, vielleicht auch die
Bereitschaft dafür findet Kaiser noch zu
wenig entwickelt. Wer neue Wege sucht,
darf das mit Gelassenheit tun. Denn was
kann schon passieren? – Günstigere Lösungen tun immer wieder not, wenn die
Die Weiterentwicklung bedeutet einen
tiefgreifenden Umbau der Armee. Das fordert – die bittere jüngere Erfahrung sollte
das endlich lehren – die Logistik ganz besonders. Man denke nur an den Aufbau
eines neuen Mobilmachungssystems oder
an das gerade in der Umbauphase unvergleichlich aufwändigere Materialwesen.
Nur wenig braucht sich die Lage weiter zu
ändern, und schon bekommt der Eigenschutz beim Bewirtschaften der vielen abgelegenen Depots einen viel höheren Stellenwert, der erhebliche Ressourcen bindet. Die LBA kann bei alldem auf die Unterstützung der Miliztruppe zählen, doch
gleicht diese den Aufgabenzuwachs nicht
aus.
Würde das vom Bundesrat in die Vernehmlassung gegebene «Stabilisierungsprogramm 2017–2019» unverändert Gesetz, so stünde der LBA der Verlust von
250 ihrer 3200 Vollzeitstellen bevor. Dazu
käme der Abstrich von 130 Millionen an
jährlichen Betriebskosten. Alles müsste
Effizienzsteigerung auffangen, da Leistungsabbau oder Auslagerung ausser Betracht fällt. Sehen so die Rahmenbedingungen zum Erfüllen der verfassungsmässigen Aufgaben aus, welche die Politik
doch der Armee schuldet?
■
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
27
Einsatz und Ausbildung
Taktische Kurse als Ausbildungsmodell
mit Zukunft?
Die Infanteriebrigade 7 führte – als einziger Grosser Verband der Schweizer
Armee – vom 14. bis 18. September 2015 auf dem Waffenplatz Auenfeld
in Frauenfeld ihren Taktischen Kurs durch und übte die Zusammenarbeit
mit zivilen Behörden. Ein Erfahrungsbericht.
Martin Vögeli, Thomas Huber
Bereits zum dritten Mal nach 2011
und 2013 führte die Infanteriebrigade 7
(Inf Br 7) ihren Taktischen Kurs (TK
2015) in Frauenfeld durch. Mit dem Entwicklungsschritt 08/11 wurde die Inf Br 7
zu einem Reserveverband bzw. zu einer
Kaderbrigade. Das bedeutet, dass einzig
noch die eingeteilten Offiziere wenige
Diensttage pro Jahr leisten.
Neues Ausbildungsmodell
Mit der Umwandlung zur Kaderbrigade entstand für die Inf Br 7 der Bedarf,
neue Ausbildungsmodelle für ihre Kader
zu entwickeln. Die TK der früheren Armeeorganisationen (TO 61, A95) wurden
als geeignetes und anpassungsfähiges Ausbildungsinstrument erkannt. Ein KernAbsprache zwischen ziviler Behörde,
hier GWK, und der Armee im Gelände.
stab entwickelte ein Kursmodell, das
innert kurzer Zeit und mit überschaubarem materiellem und zeitlichem Aufwand
messbare Ausbildungsresultate liefert.
2011 fand der erste TK statt.
Kursauftakt
Am ersten Kurstag des TK 2015 absolvierten die Kommandanten des Führungsunterstützungsbataillons 7, der drei
Aufklärungsbataillone 7, 9 und 12, der
beiden Gebirgsinfanteriebataillone 72
und 91 sowie der Artillerieabteilung 47
mit ihren Stäben, insgesamt über 90 Offiziere und höhere Unteroffiziere, einen
militärischen Eintrittstest und ein Pistolenschiessen. Im Anschluss daran erfolgte die Befehlsausgabe zur Übung
«FRONTERA» durch den Kommandanten der Inf Br 7. Die Stäbe der Truppenkörper wurden während des ganzen TK
2015 durch erfahrene Stabscoaches begleitet.
Zusammenarbeit Armee –
zivile Behörden
Die Übung «FRONTERA» beinhaltet
die Zusammenarbeit zwischen der Armee
und zivilen Behörden in Sicherungseinsätzen, in diesem Fall unter anderem auch
mit dem Grenzwachtkorps. Vorbereitung,
Planung und Durchführung der Übung
dauerten sechs Jahre, vom Projektauftrag
des Kommandanten Heer bis zum TK
2015 gerechnet. Im fünf Tage dauernden
TK 2015 wurden die Kommandanten und
Stäbe stark gefordert: die Auffrischung der
theoretischen Kenntnisse, die Fachdienstausbildung und die Schulung im Stabsarbeitsprozess forderten die Kursteilnehmer stark. Dabei kam der laufenden Auswertung der erzielten Resultate grosse Bedeutung zu. 13 Klassenlehrer und ein Chef
Auswertung waren eingesetzt.
Ziele des TK 2015
Die Ziele des TK 2015 waren wie folgt
umschrieben: Die Truppenkörperkommandanten führen mit ihren Stäben den
Aktionsplanungsprozess (APP) bis und
mit Revision der Pläne zeit- und lagegerecht gemäss den Führungsprozessen von
FSO 17 und BFT unter enger Einbindung
der Einheitskommandanten und die Entschlussfassung durch. Sie setzen die Vorgaben der neuen Reglemente Infanterie im
Rahmen ihrer Entschlussfassung um und
bilden ihre Unterstellten in hoher Intensität und mit klaren Forderungen stufengerecht weiter.
Anforderungen
an die Truppenkörperstäbe
Die Offiziere und höheren Unteroffiziere der Truppenkörperstäbe wenden die
Führungstätigkeiten- und -instrumente
gemäss den Führungsprozessen von FSO
17 und BFT situativ richtig an. Die Stabs-
28
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Einsatz und Ausbildung
Auswertung
Entschlussfassung am Geländemodell.
Bilder: Inf Br 7
mitarbeiter der Truppenkörperstäbe generieren im Rahmen der Lagebeurteilung,
der Entschlussfassung und der Befehlsgebung aus ihren Fachbereichen Mehrwert
für den Kommandanten.
Die Einheitskommandanten bringen
sich im APP der Truppenkörper ein und
verbessern so die Entschlussfassung. Sie
wenden die Vorgaben der neuen Reglemente Infanterie im Rahmen ihrer Entschlussfassung an und festigen ihr Wissen
in den Fachbereichen.
Szenario «FRONTERA»
Das Übungsszenario «FRONTERA»
geht auf Grund einer Massenimmigration
unterschiedlicher Personengruppen von
einer Verschärfung der Situation in unserem Land aus. Unter anderem zählen
zu den Akteuren bewaffnete Gruppen der
hier lebenden Diaspora, welche in Schutzgelderpressungen, Geldwäsche, Waffenhandel oder in die Liquidation von Schlüsselpersonen verwickelt sind. Hinzu kommen Sprengstoffanschläge und Sabotageakte von Ökoterroristen auf wichtige Infrastrukturen in unserem Land. Die Leistungsgrenze der zivilen Sicherheitsorgane
der Kantone und des Bundes ist damit
seit einiger Zeit erreicht. Die Armee unterstützt die zivilen Sicherheitsorgane in
ihrer Aufgabenerfüllung seit langem mit
Mitteln der Militärischen Sicherheit (Mil
Im TK 2015 wie auch in den TK 2011
und 2013 ging es darum, die Leistungen
aller Teilnehmer einheitlich zu erfassen
und zu beurteilen. Dadurch erhielten die
Teilnehmer ein Feedback, welches einen
Vergleich mit den übrigen Teilnehmern und
Stäben zuliess. Dem Kdt der Inf Br 7 verschaffte die Auswertung einen objektiven
Überblick über den Ausbildungsstand seiner DU-Stäbe sowie über deren Leistungskurve in und über die drei TK gesehen.
Präsentationen und Produkte wurden
im Rahmen von Zwischenbesprechungen
systematisch durch die Coaches, alles erfahrene ehemalige Trp Kö Kdt aus dem
Stab der Inf Br 7, beurteilt. Dabei ging es
primär um Inhalt, aber auch um Form,
Auftritt und Gesamtbeurteilung. Mit dem
jeweils erarbeiteten «Nagel» und der Wiederholung von Sequenzen wurde der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP)
über die drei TK sichergestellt.
Sich). Der Bundesrat entschied, Teile der
Armee zu mobilisieren und im Aktivdienst einzusetzen. Die Bundesversammlung bewilligte den subsidiären Einsatz.
Übungsthemen
In der Übung «FRONTERA» ging es
darum, mit einem Infanteriebataillon das
Grenzwachtkorps Region II entlang der
nordöstlichen Landesgrenze subsidiär zu
unterstützen und sich bereit zu halten,
in einem Eskalationsfall die Raumverantwortung vom GWK zu übernehmen.
Im weiteren ging es darum, mit Aufklärungs- und Infanterieverbänden besonders bezeichnete Objekte der kritischen
Infrastruktur in den Kantonen Zürich,
Thurgau und Schaffhausen zu schützen
und die Hauptverkehrsträger zu überwachen.
Kursablauf
Der TK 2015 gliederte sich in mehrere Phasen: Befehlsausgabe durch den
Kommandanten Infanteriebrigade 7 an
die Truppenkörperkommandanten, Aktionsplanungsprozess mit Problemerfassung und Auftragsanalyse, Erkundung
im Gelände bzw. am Objekt, Abspracherapporte mit den zivilen Beteiligten, Entschlussfassung und schliesslich Befehlsgebungsrapporte der Truppenkörperkommandanten am Geländemodell, Abgabe
der Befehlspakete an die Einheitskommandanten und Taktischer Dialog 1.
Erkenntnisse
Die Übung «FRONTERA» lieferte
einerseits wertvolle Erkenntnisse zur Zusammenarbeit der Armee mit dem Grenzwachtkorps und mit anderen zivilen Beteiligten.
Mit dem TK 2015 wurden andererseits
die Führungsfähigkeit und die Führungsbereitschaft der Stäbe geschult und weiterentwickelt. Insgesamt bewegen wir uns mit unseren Milizstäben auf sehr hohem Niveau.
Die Inf Br 7 bietet massgeschneiderte
Dienstleistungen für im Berufsleben stark
engagierte Offiziere. Wir sind überzeugt,
dass die Armee auch in Zukunft einen
zusätzlichen, führungsfähigen und führungsbereiten Stab braucht, der nicht nur
über ein wertvolles Ausbildungsgefäss wie
den TK 2015 verfügt, sondern im Bedarfsfall auch Ablösungen von Stäben Grosser
Verbände übernehmen kann.
■
Brigadier
Martin Vögeli
Kommandant
Infanteriebrigade 7
8401 Winterhur
Oberstlt i Gst
Thomas Huber
Gr C FLG II / SLG I
Projektleiter TK 2015
HKA/ZS
6000 Luzern 30
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
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Einsatz und Ausbildung
Jahresrapport im Zeichen
von «CONEX 15»
Der Rapport der Territorialregion 2 (Ter Reg 2) in Liestal vom 15. Januar 2016
stand trotz des Wechsels im Kommando, seit Anfang Jahr führt Divisionär
Hans-Peter Walser diesen Verband, ganz im Zeichen der Übung «CONEX 15».
Mit dieser Übung hatte die Ter Reg 2 im vergangenen September positive
Schlagzeilen gemacht: Seit langem wieder eine grosse Volltruppenübung
und dazu noch mitten in der Bevölkerung!
Walter Troxler, Redaktor ASMZ
Der neue Kommandant begrüsste viele
Gäste aus Politik, Wirtschaft und Armee.
Der rote Faden das Rapportes bildete die
Lage in Europa und der Welt und die daraus hervorgehende Bedeutung für die
Sicherheit der Schweiz. Obwohl die Bedrohung sich verändert und entwickelt,
bleiben gewisse Konstanten doch erhalten. Dies betonte der Kommandant in
seinen einleitenden Worten ebenso wie
der neue Chef Militärischer Nachrichtendienst (MND) Brigadier Alain Vuitel.
Oberst i Gst Markus Näf als StellvertreInteressierte Rapportteilnehmer.
Bilder: Ter Reg 2
30
ter des Kommandanten liess die Übung
«CONEX 15» Revue passieren und der
Kommandant Heer, Korpskommandant
Andrey, zeigte die Möglichkeiten auf, mit
welchen die Armee auf die neuen Herausforderungen reagieren kann. Alle Vorträge bezogen sich auf das Bild der hybriden
Bedrohung und leiteten daraus die Konsequenzen für die Sicherheit und deren
Schutz ab.
Aktuelle Lage
Kriege und Konflikte sind ein allgegenwärtiges Zeichen einer Machtpolitik, die
vermehrt wieder als solche wahrgenommen wird. Gerade weil die Machtmittel
sehr subtil eingesetzt werden – siehe Krim
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
und Ukraine – bedeuten sie eine grosse
Bedrohung. Der heraufbeschworene Konflikt wird rasch auch mit robusten Mitteln
geführt. Viele «player» versuchen auf diese Art, ihre politischen oder wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen. Eine grosse Gefahr besteht darin, dass solche Aktionen einen Domino-Effekt auslösen können, wodurch die Lage ausser Kontrolle
gerät. Diese Destabilisierung führt zu Krisen und in letzter Konsequenz zu Flüchtlingen. Diese Herausforderung nimmt fast
unlösbare Ausmasse an, was sich daran
ermessen lässt, dass selbst EU-Mitglieder
Grenzzäune errichten.
Das Wachstum der Rüstungsindustrie
ist ein deutlicher Hinweis auf die zunehmende Unsicherheit, wobei Waffenkäufe
Einsatz und Ausbildung
– je nachdem wer sie tätigt – sowohl zur
Sicherheit als auch zur Unsicherheit beitragen. Ein weiterer Hinweis auf die Unberechenbarkeit bestehender oder neuer
Krisensituationen sind die Anstrengungen der NATO, einerseits die Bündnisverteidigung zu stärken, anderseits die Reaktionszeiten massiv zu verkürzen.
Im Weiteren drohen auch Gefahren
von nichtstaatlichen Akteuren – als Beispiele Paris und Brüssel – denen jedes Mittel recht ist. Solche Attacken stellen bisher
unbestrittene Werte und Konventionen in
Frage. Da wird Sicherheit wieder ein sehr
gefragtes Gut. Leider mussten auch europäische Staaten zur Kenntnis nehmen,
dass solche Situationen die Kräfte der zivilen Sicherheitsorgane übersteigen.
Dass die Schweiz in Sachen ziviler Sicherheitskräfte schwach ist, wurde schon
vor Jahresfrist in der Tagespresse gedruckt.
Gemäss UNO sollte eine Demokratie etwa
300 Polizisten pro 100000 Einwohner haben, was für die Schweiz etwa 24 000 Personen ergäbe; zurzeit sind es nur knapp
18 000, also ein Fehlbestand von etwa
6000.
Grundsätzen des Armeeauftrages gemäss
der Verfassung. Die Lehren aus der Übung
müssen in weiteren Übungen, wo wiederum Partner wie Grenzwachtkorps, Polizei und Betreiber kritischer Infrastruktur
dabei sind, zum Tragen kommen. Die Ter
Reg 2 hat als wenig oder gar unbekannten
Partner das Technische Hilfswerk (THW)
aus Deutschland einbezogen, was einerseits die Wichtigkeit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit betont, andererseits eine zusätzliche Herausforderung darstellte.
Div Hans-Peter Walser verdankt die Grussbotschaft von Regierungsrat Isaac Reber (BL).
Armee
Also wird auf die Armee als Reserve zurückgegriffen. Um dieser Rolle bei Bedarf
gerecht zu werden, muss die Armee ausgerüstet und ausgebildet sein. Ausbildung
meint in diesem Fall nicht nur das Können an sich, sondern eben das Gelernte
anzuwenden, je nach Situation im Verbund mit anderen Partnern. Um da Erfolg zu haben, muss regelmässig geübt
werden und zwar im Verbund mit möglichst vielen Beteiligten.
Genau das hat die Ter Reg 2 mit verschiedenen Truppen und Partnern in der
Übung «CONEX 15» erfolgreich gemacht
(Vgl. ASMZ 12/2015). Dass dabei nicht
alles geklappt hat, erstaunt wenig. Denn
es sind schon einige Jahre her, dass man
Übungen in dieser Grösse durchgeführt.
Wichtig ist es nun, die Lehren zur Kenntnis zu nehmen und erneut zu üben, was
auch bereits angekündigt worden ist.
Oberst i Gst Markus Näf, Kommandant
Stellvertreter Ter Reg 2, spricht über
«CONEX 15».
Das Umfeld der «CONEX 15» zeigte
mit grosse Deutlichkeit, dass dem Schutz
der eigenen Mittel – Personen und Sachen – sehr grosse Bedeutung zukommt.
Die Leistungsfähigkeit der einzelnen Bataillone ist hoch, aber die Zusammenarbeit
zwischen ihnen muss verbessert werden.
Die Kader aller Stufen müssen Probleme erkennen und möglichst selbstständig
lösen. Wichtig ist der Informationsaustausch, dass sowohl die höhere Stufe, wie
auch das Umfeld, ein möglichst zutreffendes, aktuelles Gesamtbild der Lage haben.
Führungsinfrastruktur und Verbindungen müssen auch unter erschwerten Bedingungen funktionieren. In Krisenlagen
ist es durchaus möglich, dass gewisse zivile Infrastruktur nur noch sehr bedingt
funktioniert, also muss die Armee in diesen Bereichen sich auf eigene Mittel abstützen und eine gewisse Autonomie ausweisen können.
Kader wie Soldaten sind darauf zu sensibilisieren, dass präzises Arbeiten sowohl
in der Führung als auch in der Handhabung des Materials notwendig ist. Der
Erfolg hängt zunehmend von Spezialisten ab, die zwingend im Truppendienst
anwesend sein müssen. Notfalls muss neben der Erstfunktion eine Zweit- oder
gar Drittfunktion ausgebildet werden,
um flexibel zu bleiben. Dazu muss das
Armeematerial regelmässig erneuert werden, um technisch aktuell zu sein.
Schlusspunkte
Üben
Die angenommene Lage war nicht hypothetisch, sondern stellte eine mögliche
Eskalation der aktuellen Situation dar.
Mittlerweile ist diese Eskalation leider
schon fast zur Alltäglichkeit in Europa geworden! Die darin von der Armee wahrgenommenen Aufgaben entsprachen den
Lehren
Div Hans-Peter Walser spricht zu den
Herausforderungen von 2016.
• Die Ter Reg 2 hat das Richtige richtig
geübt;
• Die Weiterentwicklung der Armee ist
notwendig, aber sie braucht gesicherte
Finanzen;
• Der Wert der Sicherheit muss der Bevölkerung wieder bewusst gemacht werden.
■
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
31
Einsatz und Ausbildung
Stabwechsel bei der Infanteriebrigade 5
Zwei Jahre führte Brigadier Hans Schatzmann die Infanteriebrigade 5,
seit anfangs Jahr kommandiert er die Militärische Sicherheit. Mit einem
tosenden und lang anhaltenden Applaus feierten die Teilnehmer am
Brigaderapport den ehemaligen Kommandanten.
Irène Thomann-Baur*
Auch Br Alexander Kohli, der vom Bundesrat gerade noch rechtzeitig bestellte
neue Kommandant, würdigte zu Beginn
des Rapportes seinen Vorgänger.
Einen besonderen Höhepunkt bildet jeweils das von der Kommunikationsgruppe gedrehte Video des vergangenen Jahres
mit Ausschnitten aus den WK aller acht
Den Kadernachwuchs
pflegen und die Armee zeigen
Neben einer systematischen Arbeitsvorbereitung bildet die Kaderausbildung den
Schlüssel zum Erfolg. Die Ausbildung orientiert sich schwergewichtig an der Verbandsschulung und ist auf die Volltruppenübung der dritten WK-Woche ausgerichtet. Die Kader zu fördern, gehöre zu
den zentralen Aufgaben der Kommandanten aller Stufen, betonte Kohli. Im Gewinnen von Kadernachwuchs glänzt die
Inf Br 5 übrigens schon seit Jahren. Erfreulich ist, dass die Bereitschaft, mehr zu
leisten, gestiegen ist und im zivilen wie
beruflichen Umfeld auf wachsendes Verständnis stösst.
Im vergangenen Jahr hat die Brigade
mit Besuchs- und Behördentagen überdurchschnittlich viel Öffentlichkeitsarbeit
geleistet. Unter dem Motto «PRÄSENZ
15», zeigte das FU Bat 5 sich und die Armee mitten in Wohlen und bot der Bevölkerung Informationen, Erlebnisse und
Emotionen. Einen hervorragenden Eindruck hat die Art Abt 10 beim Empfang
der ausländischen Militärattachés auf dem
Simplon hinterlassen.
Einsätze der Armee
werden wahrscheinlicher
Br Schatzmann (rechts) mit Nachfolger
Br Kohli.
Bild: Inf Br 5
Truppenkörper (auf der Website der Inf
Br 5 einsehbar). Insgesamt erreichten diese die drei weiterhin geltenden Ziele,
«stetig besser werden, konsequent handeln, auf Anhieb erfüllen».
32
Der vom Bundesrat umfassend verstandene Verteidigungsbegriff bildet künftig
die Grundlage für den Einsatz der Inf Br
5. Die Vernetzung der Gesellschaft führt
gleichzeitig zu mehr Verletzlichkeit. Darum sind zuerst empfindliche zivile und
militärische Infrastrukturen zu schützen.
Aufgrund der allgemeinen Lage hat die
Armeeführung vor dem Jahreswechsel eine
erhöhte Bereitschaft beschlossen. Neben
den Berufsformationen wie der Militärischen Sicherheit und Bereitschaftsverbänden der Durchdiener sollen WK-Truppen
den zivilen Behörden permanent zur Verfügung stehen können. Dies hat zu einer
Anpassung des Dienstleistungsplanes auch
der Inf Br 5 geführt. Angesichts der stei-
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
genden Risiken sind der Eigenschutz und
der Schutz von sensitivem Material zu intensivieren. Über den Einsatz von Kampfmunition im Wachtdienst entscheidet die
Armee selbst.
WEA ist richtig und wichtig
Glaubwürdigkeit, Stabilität und Durchhaltefähigkeit haben die Angehörigen der
Inf Br 5 im vergangen Jahr bewiesen und
damit die Erwartungen erfüllt, wie Div
Melchior Stoller, Stv Kdt Heer, lobend bemerkte. Die WEA verbessert Bereitschaft,
Kaderausbildung, Ausrüstung und vertieft
die regionale Verankerung. Die Inf Br 5
wird mit der neuen Armeeordnung aufgelöst, ihre Inf Bat werden ab 2018 den Ter
Div unterstellt. Die Infanterie als grösste
Truppengattung muss für das ganze Bedrohungsspektrum einsetzbar bleiben.
Schonungslos analysiere der Entwurf
zum Sicherheitspolitischen Bericht die aktuelle Lage, stellte Susanne Hochuli, Landammann des Kantons Aargau und Gotte
der Inf Br 5, fest. Die Schweiz ist keine
Insel, auch sie muss ihre Sicherheit überprüfen. Die WEA gebe dazu richtige Antworten und den Kantonen genügend Mittel für Katastrophen und Notlagen.
Der Luzerner Regierungsrat Paul Winiker, Vorsteher des Justiz- und Sicherheitsdepartements und als Oberstlt ehemals
Angehöriger des Brigadestabs, wies darauf
hin, dass der Echteinsatz gelegentlich von
den Reglementen abzuweichen pflege. Da
profitiert die Milizarmee von der zivilen
Berufserfahrung und der Phantasie ihrer
Angehörigen. Den Kadern legte er ans
Herz nicht zu vergessen, dass sie Bürger
führen. Mit diesen sei vorbildlich und respektvoll umzugehen.
Den perfekt orchestrierten Jahresrapport in der voll besetzten Aarauer Schachenhalle umrahmte das Spiel der Militärmusik-Rekrutenschule unter Leitung
von Oblt Gian Walker.
■
* Journalistin, Hptm, zuletzt im Info Rgt1, ehemals
Generalsekretärin der SOG, Winterthur.
Einsatz und Ausbildung
Wie der Aargau die Militärkultur pflegt
Im Grossratssaal in Aarau verabschiedete Militärdirektorin Susanne
Hochuli 52 Aargauer Offiziere, vom Oberleutnant bis zum Divisionär a D.
Anschliessend dokumentierte eine Ausstellung im Parlamentsgebäude,
dass für die Aufbewahrung der Feldzeichen von aufgelösten Truppen
eine Lösung gefunden wurde.
Hans-Peter Widmer
Der Aargau liess seine Offiziere, die auf
Jahresende aus der Wehrpflicht entlassen
wurden, nicht sang- und klanglos ziehen.
An einer Feier im Grossratssaal, die Kreiskommandant Oberst Rolf Stäuble zum
siebten Mal organisierte, dankte die kantonale Militärdirektorin und gegenwärtige
Frau Landammann Susanne Hochuli den
52 erschienenen Offizieren, unter ihnen
eine Frau, für die geleisteten Dienste. Die
Reihe der Abtretenden führte Divisionär
aD Andreas Bölsterli an, der bis Ende 2015
Kommandant der Territorial Region 2 war.
Sein Nachfolger, Divisionär Hans-Peter
Walser, betonte in einem Grusswort, Offizier sei man nicht nur in Uniform, man
bleibe es ein Leben lang.
45766 Diensttage
den Tatbeweis, der nun von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gefordert werde.
Die Weiterentwicklung der Armee sei die
Nagelprobe, um in der Ausbildung und
Ausrüstung einen notwendigen Schritt
vorwärts zu kommen. – Die Entlassungs-
Zur Verabschiedung versammelte
Offiziere im Grossratssaal.
Bild: Autor
Die aus den militärischen Pflichten entLegende des Zofinger Fähnrichs Niklaus
lassenen Kader leisteten insgesamt 45766
Thut, der in der Schlacht bei Sempach
Diensttage, im Durchschnitt 880 Tage
1486 das Stadtbanner verschluckte, daoder ungefähr zweieinhalb
mit es nicht in die Hände
Jahre, wie Regierungsrätin
des Feines fiel.
Hochuli mit Respekt vorDen Anstoss zu der klei«Unser Milizsystem ist auf
rechnete. Dieser aus Pflichtnen Fahnenschau gaben Begefühl erbrachte Beitrag zur
mühungen von alt RegieMenschen angewiesen,
Sicherheit und Stabilität des
rungs- und Ständerat Thodie Verantwortung übernehmen.»
Landes mache sie stolz. Unmas Pfisterer, Aarau, für eine
ser Milizsystem sei auf Mengesicherte Aufbewahrung
schen angewiesen, die Vervon Feldzeichen aufgelösantwortung übernehmen. Wer befehlen feier endete mit der Nationalhymne, in- ter Einheiten der ehemaligen Grenzbriwolle, so ein Sprichwort, müsse aber erst toniert vom Aarauer Rekrutenspiel 16-3, gade 5 und der Felddivision 5. Die Hisgehorchen lernen. Im Wort «gehorchen» und einem Apéro riche im Grossrats- torische Sammlung des Museums Aargau
sei der Ausdruck «horchen» enthalten – keller.
nimmt sich dieser Zeugnisse an. Ein Teil
gut zuhören. Diese Eigenschaft zeichne
davon wird im Grossratsgebäude, in verFührungspersonen nebst Einfühlungsschiedenen Gemeinden sowie im Militär«Fahnenmarsch»
und Durchhaltevermögen, Teamfähigkeit
musem Full ausgestellt.
■
Dazwischen wurde im Foyer des Grossund Disziplin aus. Deshalb sei die Ausbildung in der Armee eine Lebensschule, ratsgebäudes eine von Thomas Frei vom
Wachtmeister
von der man nicht nur im militärischen Museum Aargau kuratierte temporäre
Hans-Peter Widmer
Ausstellung «Fahnenmarsch» eröffnet. Sie
Bereich profitieren könne.
Redaktor i.R.
Divisionär Hans-Peter Walser bat die zeige, wie bedeutend Fahnen und FeldJournalist und Buchautor
Abtretenden, Botschafter der Milizarmee zeichen sein können, erklärte Grossrats5212 Hausen
zu bleiben. Diese lebe nicht von Lippen- präsident Marco Hardmeier. Ihre Symbekenntnissen, sondern vom umfassen- bolkraft verdeutlicht zum Beispiel die
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
33
SOG Vorstand
«Seul on va vite, ensemble on va loin!»
Es gehört sich nicht für einen Präsidenten, selbst eine Beurteilung
seines Wirkens vorzunehmen. Darüber hinaus verbieten es mir Anstand
und gute Umgangsformen, mich hier in Selbstzufriedenheit zu
ergehen. Am Ende meiner Amtszeit erlaube ich mir lediglich, auf meine
vierjährige Präsidentschaft zurückzublicken, die alles andere als
ruhig und gleichförmig verlief.
Br Denis Froidevaux, Präsident SOG
Noch nie zuvor war
die SOG mit so vielen
und so komplexen Herausforderungen konfrontiert gewesen. Oder
anders gesagt: Nie zuvor wurde die SOG
in finanzieller, strategischer und operativer Hinsicht derart gefordert. Um diesen Herausforderungen
zu begegnen, haben wir uns in unserer
Tätigkeit auf folgende vier Schwerpunkte
konzentriert:
1. Die Homogenität und den Zusammenhalt in der SOG zu bewahren – trotz
der stark divergierenden Strömungen,
welche die Gesellschaft insbesondere
in Zeiten von Reformen oder Abstimmungen bewegen;
2. Die Glaubwürdigkeit der SOG durch
eine Modernisierung ihrer permanenten Strukturen und eine dynamische
und proaktive Kommunikationspolitik zu stärken;
3. Dort zu handeln, wo Handlungsbedarf
besteht, und uns stets vor Augen zu
halten, dass die SOG von unten nach
oben organisiert ist;
4. Das Lobbying zugunsten unserer Sicherheitspolitik im Allgemeinen und
unserer Milizarmee im Besonderen zu
stärken.
Positive Schlussbilanz
nach vier Jahren
Dank eines dynamischen und engagierten Vorstands und eines äusserst effizienten Sekretariats konnten wir unter anderem die folgenden wichtigen Projekte angehen:
Schaffung eines Generalsekretariats,
Modernisierung des Auftritts nach aussen (mit neuem Logo, Auftritt und Website), operative Leitung und Hauptfinanzierung der Kampagne gegen die GSoA-
34
Delegiertenversammlung 2016 der SOG
Samstag, 12. März 2016
Grossratssaal, Masanserstrasse 3, 7000 Chur
Programm
09.00 Begrüssungskaffee
10.00 Saalöffnung
10.15 Meldung
Grussadressen:
KKdt André Blattmann, CdA
Christian Rathgeb, Regierungsrat
Urs Marti, Stadtpräsident Chur
Oberstlt Urs Fetz, Präsident
Bündner Offiziersgesellschaft
12.20 Referat Bundesrat Guy Parmelin,
Chef VBS
Apéro und Führung im Neubau
des Bündner Kunstmuseums
14.15 Mittagessen im Hotel Stern
16.00 Ende der Tagung
Initiative zur Abschaffung der Wehrpflicht,
operative Leitung der Gripen-Kampagne,
starkes Engagement für das Projekt Weiterentwicklung der Armee (WEA), Erstellung eines internen und externen Kommunikationskonzepts, Organisation der
75-Jahr-Gedenkfeier zum Rütli-Rapport
vom 25. Juli 1940, Mitwirkung in der
Studiengruppe Dienstpflichtsysteme, Einsatz für die Verteidigung des notwendigen Gleichgewichts zwischen Leistungen
und Ressourcen, Gründung der Stiftung
der Offiziere der Schweizer Armee und Sicherung der Finanzierung unserer Tätigkeiten.
Ausschuss und Vorstand der SOG waren somit über die vergangenen vier Jahre mit viel Hingabe und Durchhaltewille
bei der Arbeit. Im Grunde hatten wir angesichts der politischen Realität auch gar
keine andere Wahl, zumal das Thema Sicherheit in den Jahren 2010 bis 2015 von
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Traktanden statutarischer Teil
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Wahl der Stimmenzähler
Protokoll der DV, 14. März 2015
Jahresbericht 2015
Jahresrechnung 2015,
Revisorenbericht
Wahlen
5.1. Präsident
5.2. Vorstand
5.3. Revisoren
Statutenänderung
(Anhang zu den SOG Statuten:
1. Mitgliederbeitrag)
Budget 2016
Sicherheitspolitische Themen
Verabschiedungen
Varia
den politischen Parteien weitgehend vernachlässigt wurde. So sah sich die SOG
gezwungen, hier in die Bresche zu springen und während der jeweiligen Abstimmungskampagnen eine gewichtige Position einzunehmen. Die SOG hat sich
also im Lauf der letzten Jahre von einer
Networking-Vereinigung zu einer echten
politischen Kraft entwickelt, ist in ihren
Grundfesten aber unpolitisch geblieben.
Die schwerfälligen
SOG-Strukturen anpassen
Intern war dies für die SOG keine
einfache Entwicklung, zumal die Struktur und Organisation einiger kantonaler
Sektionen nicht dazu geeignet ist, Funktionen und Aufgaben auf regionaler Ebene zu unterstützen. Nicht einfach ist auch
der Umgang mit entgegengesetzten Kräften innerhalb unserer Gesellschaft: auf
SOG Vorstand
der einen Seite die Nostalgiker, die einer
Welt nachhängen, die es nicht mehr gibt,
und auf der anderen Seite die Träumer,
die in einer Welt leben, die es noch nicht
gibt. Es ist auch nicht einfach, Kameraden
davon zu überzeugen, im Rahmen gewisser politischer Kampagnen Risiken einzugehen.
Dank unseres unbedingten Willens, eine
glaubwürdige und konsequente Haltung
einzunehmen, ist es uns aber in den meisten Fällen gelungen, realistische und praktikable Lösungen zu finden. So haben wir
zum Beispiel das Projekt WEA (Weiterentwicklung der Armee) unterstützt, dabei aber gegen den Willen des Bundesrats
– der vor dem Parlament schliesslich eine
Niederlage erlitt – umfangreiche Anpassungen verlangt. Als Beispiel kann in
diesem Zusammenhang die Anzahl und
die Dauer der Wiederholungskurse (WK)
oder die Streichung des Plafonds von fünf
Millionen Diensttagen jährlich erwähnt
werden. Das Projekt WEA sah insgesamt
fünf WK zu je zwei Wochen Dauer vor,
und die SOG forderte umgehend sechs
WK zu je drei Wochen – eine Forderung,
die wir schliesslich im Parlament durchsetzen konnten! Das ist nur ein Beispiel
für das subtile Zusammenspiel von Unterstützung und Kritik. Ich habe stets gefordert, dass die SOG bei ihrem Handeln
die Institutionen respektiert, ohne aggressiv, beleidigend oder drohend aufzutreten,
«Dank unserer
glaubwürdigen und
konsequenten Haltung,
ist es uns gelungen,
realistische und praktikable
Lösungen zu finden.»
sich dabei aber beharrlich zeigt und auch
hinnimmt, dass sie ab und zu für einen
«Schwächling» gehalten wird. Vielleicht
ist es ja typisch für uns Welsche, stets ruhig, respektvoll, gelassen und besonnen
zu handeln. Ich möchte hier auch auf die
guten Beziehungen hinweisen, die wir zu
unseren Partnern und Ansprechpersonen
– zum Beispiel dem CdA oder dem VBSChef – aufbauen konnten. Obwohl wir
UNUS PRO OMNIBUS,
OMNES PRO UNO –
EINER FÜR ALLE, ALLE
FÜR EINEN.
nicht immer einer Meinung waren, konnten wir stets miteinander reden, und das
ist das Wichtigste!
Ich möchte mich bei allen für ihr Mitwirken herzlich bedanken. Ebenfalls unterstreichen möchte ich die guten Beziehungen zur Presse. Dennoch ist nicht alles perfekt, und die SOG muss sich weiterentwickeln.
Aus meiner Sicht sollte sie in den nächsten Jahren
• ihre Finanzen sichern (wiederkehrende
Kosten und spezifische Massnahmen);
• die interne Kommunikation modernisieren;
• auf eine dynamischere Rekrutierungspolitik hinarbeiten;
• und ihre Publikationsorgane ASMZ,
RMS und RMSI näher zusammenbringen.
Die Werte der SOG heissen Glaubwürdigkeit, Loyalität, Hingabe und Selbstlosigkeit, und ich bin überzeugt, dass der
Vorstand auch unter dem neuen Präsidium diese Werte hochhalten wird, genauso wie es unsere Vorgänger während des
180-jährigen Bestehens der SOG getan
haben. Je pars!
■
Stiftung der Offiziere der Schweizer Armee
Mit Ihrer Unterstützung stärken Sie das
Milizsystem, die Milizarmee und eine glaubwürdige Sicherheitspolitik der Schweiz.
Die Stiftung ist steuerbefreit. Jeder Beitrag zählt!
Bankverbindung: UBS AG
IBAN: CH380026226210411901K
Weitere Informationen unter:
www.offiziersstiftung.ch
Stiftung der Offiziere der Schweizer Armee
117-119 avenue Général Guisan,
Case postale 212, CH-1009 Pully
[email protected]
www.offiziersstiftung.ch
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
35
Wirtschaft / Rüstung
Cyber Defence: Ein neuer Ansatz
Zivile und militärische Computer-Netzwerke sind ständigen Angriffen
ausgesetzt. Die Methodenvielfalt stellt eine grosse Herausforderung dar.
Frühzeitiges Erkennen von Anomalien im Datenverkehr liefert einen
möglichen Sicherheitsansatz. Florian Schütz, Business Developer
Cyber & Intelligence, stellt das neue Instrument von RUAG Defence in
einen grösseren Zusammenhang.
Peter Müller, Redaktor ASMZ
Peter Müller: RUAG Defence hat kürzlich in Bern erste Ausbildungen in Ihrer
neuen «Cyber Training Range» durchgeführt. Welche Auslöser stehen hinter diesem Angebot und welches Zielpublikum
wird angesprochen?
Florian Schütz: Mit unserer Ausbildung
richten wir uns an Spezialisten, technische
Operatoren, aber auch an Führungskräfte
und Supportorganisationen. Unser Training hat zum Ziel, das operationelle Verhalten zu verbessern, um sowohl das Verständnis als auch die spezifischen Fähigkeiten in Zusammenhang mit zukünftigen
Sicherheitsanforderungen zu optimieren.
Durch die zunehmende Verschmelzung
von Technologie mit dem Alltag ist die
Trennlinie zwischen Cyber- und anderen
Sicherheitsthemen unschärfer geworden.
RUAG Traffic Analyzer
Der RUAG Traffic Analyzer ist eine hochmoderne Lösung zur Erkennung einer
kundenseitigen Infizierung durch Analyse der vorgelagert generierten Daten.
Er ermöglicht eine benutzerorientierte
Sichtbarkeit, ungeachtet der Endgeräteplattform. Dank nahtloser Integration –
da bestehende Protokolle genutzt werden, ist keine Installation von Sensoren
notwendig – werden folgende Ereignisse mit hoher Zuverlässigkeit entdeckt:
• Infektiöse Malware: Spambots, Zombie Hosts, Viren-/Würmer-Propagierung und verdeckte Kanäle;
• Ab- und eingehender (Distributed) Denial of Service;
• Session-Hijacking, Phishing-Attacken
und andere Hacking-Techniken;
• Drive-by-, E-Mail- und CSS-Vektoren;
• Ungewöhnliche Nutzung von Applikationen;
• Ungewöhnliche Aufforderung zur Ressourcenfreigabe.
Quelle: RUAG Defence
36
In unserer Tätigkeit haben wir festgestellt,
dass generell das Verständnis, gerade auch
der nicht technischen Faktoren, ungenügend und nicht weitreichend genug ist.
Genau dieses Verständnis aber ist es, was
einen effizienten und effektiven Sicherheitszuwachs erst ermöglicht. Dieses ungenutzte Potential wollen wir unseren Kunden vermitteln.
Klickt man im Internet auf «Cyber Security Training», so ergeben sich rund 36
Mio. Treffer. Das sieht nicht nach einem
Nischenprodukt aus. Folgt die RUAG somit einem grossen Markttrend oder bieten
Sie spezifische Einzigartigkeiten an?
Die meisten Konkurrenten bieten rein
technische Ausbildungen oder reine Führungstrainings an. Des Weiteren beziehen
sich die Angebote in der Regel sehr stark
auf theoretische Grundlagen. Das Erlernte kann demnach nicht vertieft werden.
Andere Konkurrenten bieten Hackerspiele an, bei denen Teams von echten Angreifern attackiert werden. Dieses Angebot
generiert aber einen eher geringen Mehrwert, da die Szenarien nicht reproduzierbar sind und die Performance stark von
den einzelnen Kursteilnehmern abhängt.
Wir haben eine Trainingsmethodik entwickelt, welche die positiven Elemente
der beiden genannten Ausbildungen gesamtheitlich miteinander verknüpft und
repetierbar ist. Darüber hinaus haben wir
die Möglichkeit, Führungskräfte, technische Operatoren und Spezialisten im Verbund zu trainieren.
Im Zentrum Ihres neuen Angebots steht
der sogenannte «RUAG Traffic Analyzer
(RTA)». Können Sie uns dessen Funktionsweise sowie die Darstellung der Ergebnisse kurz erläutern? Gibt es leicht erkennbare, typische Formen von Netzwerkanomalien?
Der RUAG Traffic Analyzer verwendet
Methoden wie beispielsweise statistische
Analysen, um Anomalien im Datenver-
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Zusammenarbeit?
Eine effiziente Cyber Defence bedingt die
enge Zusammenarbeit zwischen Staat
und Wirtschaft. Es mutet deshalb etwas
eigenartig an, dass die zuständige Stelle
im VBS über das neue Produkt der RUAG
weder orientiert noch involviert ist.
kehr zu erkennen. Dies im Gegensatz zu
den meisten Erkennungsmethoden, die
bereits bekannte Muster zur Detektion
von Angriffen verwenden. Der RUAG
Traffic Analyzer ist somit in der Lage,
schnell mutierende und noch unbekannte
Angriffe zu erkennen. Dabei ist es wichtig
zu verstehen, dass eine Anomalie immer
durch den Kontext definiert wird. Ein Beispiel: In einer Client-Server-Architektur,
also wenn Sie Mediendaten über InternetTV von einem Anbieter beziehen, fliessen
viele Daten vom Anbieter zu Ihnen. Bei
Peer-to-Peer-Netzwerken, wie sie oft für
das meist illegale Tauschen von Musik und
Filmen verwendet werden, ist hingegen
jeder Teilnehmer Anbieter und Konsument gleichzeitig. Der Verkehr fliesst also
in etwa gleichmässig in beide Richtungen.
Eine allfällige Anomalie ergibt sich demnach aus der Art Ihrer Organisation. Wenn
Sie als Unternehmen keine Peer-to-PeerProgramme zulassen, wäre das Vorkommen eines solchen Verkehrs konsequenterweise eine Anomalie. Leider ist dies in der
Praxis meistens deutlich komplexer und
nicht immer eindeutig zu bestimmen. Unsere Stärke liegt im Anpassen der Technologie an die individuellen Kundenbedürfnisse und im Erkennen global gültiger
Anomaliemuster.
Gemäss Ihrem Anspruch wollen Sie «zukünftige Bedrohungen mit hoher Wahrscheinlichkeit erkennen». Dem stehen die
Innovationsgeschwindigkeit sowie die Methodenvielfalt das heisst die stets neuen
und unbekannten Arten von Cyber-An-
Wirtschaft / Rüstung
griffen gegenüber. Wie begegnet die RUAG
diesem Dilemma?
Der Fehler, der oft gemacht wird, ist,
dass man sich zu sehr auf die Angriffe fokussiert. Es ist korrekt, dass diese immer
anders aussehen und der Innovationskraft
von Gegnern kaum Grenzen gesetzt sind.
Verschiebt man jedoch diesen Fokus auf
den Angreifer und dessen Motivation,
dann ergeben sich auf einmal Konstanten. Kombiniert man dies mit abstrakten
Mustern aus bekannten Angriffen und
gibt noch etwas Mathematik, in Form
von Statistik oder Machine-Learning hinzu, kann man wesentlich mehr erkennen.
Wir kennen dies bereits von konventionellen, physikalischen Angriffen. Ein Beispiel: Eine Nation wird mit einem Flugkörper beschossen. Der Angriff ist also klar
erkennbar. Es spielt aber eine sekundäre
Rolle, mit welcher Waffe der Angriff erfolgt, zumal die Attacke sowieso Schaden
anrichten wird.
Die Auffassung scheint weit verbreitet, dass
die Umsetzung einer umfassenden CyberSicherheitsstrategie, eine sichere IT-Architektur sowie eine gewissenhafte Schulung
des Personals jeden Cyber-Angriff ins Leere
laufen lassen.Täuscht dieses Sicherheitsempfinden?
Definitiv. Man muss sich von der Idee
perfekter Sicherheit verabschieden. Absolut ist im Cyberspace gar nichts. Es gibt
keinen totalen Schutz; es gibt nur adäquaten Schutz. Aber alles, was getan wird, erhöht die Überlebensfähigkeit im Cyberspace. Das Spektrum reicht vom Verhin-
Cyber Security: Erkennen von Anomalien
im Datenverkehr.
Bild RUAG Defence
dern, dass man sich in Gefahr begibt oder
entdeckt wird, bis zum schnellen Wiederherstellen nach einem vernichtenden Angriff. Dies entspricht klassischen militärischen Operationen.
Mit der Erkennung von sicherheitsrelevanten Benutzeraktivitäten und der Identifikation von infizierten Endgeräten taucht
irgendwie das Bild von «big brother» und
«gläsernen Mitarbeitenden» auf. Entstehen daraus keine Konflikte zum Datenund Persönlichkeitsschutz?
Konflikte entstehen, wenn man den Einsatzraum nicht differenziert betrachtet. Je
nach Einsatzraum, Ort, Art und Gefährdungslage gelten unterschiedliche gesetzliche Bestimmungen. Diese sind bei der
Planung mit zu beachten. Des Weiteren
gibt es ethische und moralische Faktoren,
die abhängig vom Einsatzort und -zweck
zu beachten sind. Wir Schweizer legen beispielsweise grossen Wert auf die Privatsphäre und sie ist ein wichtiger Pfeiler unserer Gesellschaft. Die Briten sind da liberaler. Es ist also wichtig, sensibel zu sein
und darauf zu achten, dass die Mitarbeitenden nicht gegen das System arbeiten
und so die Sicherheit negativ beeinflussen.
Wir bei der RUAG sind uns dieses Balanceaktes bewusst. So schützen wir bei
der Datenverkehrsanalyse mit dem Traffic
Analyzer die Privatsphäre maximal, indem
wir zur Identifikation von Anomalien vor
allem auf technische Parameter setzen.
Die Diskussionen um eine nationale Cyber-Defence-Strategie machten deutlich:
Die einen befürworten die Übernahme
von (Mit-)Verantwortung der öffentlichen
Behörden; die andern appellieren an die
Eigenverantwortung der Unternehmen sowie der Nutzer. Welches Vorgehen befürwortet die RUAG?
Der Bund verfolgt mit der nationalen
Strategie zum Schutz der Schweiz vor Cyber-Risiken (NCS) drei Hauptziele. Dazu
gehören die frühzeitige Erkennung der
Bedrohungen und Gefahren im CyberBereich, die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit kritischer Infrastrukturen sowie
die wirksame Reduktion der Risiken. Um
diese Aufgabe in einer hoch vernetzten
Gesellschaft zu bewältigen, braucht es eine
klare Aufgabenteilung und eine enge Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft. Der Staat kann vor allem in den Bereichen Risikobeurteilung und Lageeinschätzungen die Wirtschaft, die Betreiber
kritischer Infrastrukturen und die Behörden unterstützen. Dazu wird ein intensiver und systematischer Informationsaustausch vorausgesetzt. Die systemrelevanten Unternehmen unterliegen bereits heute spezifischen Regeln und haben einen
auferlegten Handlungsbedarf. Viele der
grösseren Unternehmen sind sich der Problemstellung bewusst und handeln heute
in eigener Verantwortung. In der Schweiz
gibt es aber sehr viele kleinere und mittlere Unternehmen mit beschränkten finanziellen Mitteln. Diese sind auf sichere kommerzielle Sicherheitsinfrastrukturen und die Unterstützung durch die
branchenspezifischen Verbände angewiesen.
Zum Abschluss noch ein kurzer Blick in
die Zukunft: RUAG entwickelt zurzeit ein
Cyber Security Management Informationssystem. Was wird dieses Instrument beinhalten und wann sollte es voraussichtlich verfügbar sein?
Die RUAG wird mittelfristig ein Cyber
Security Management Informationssystem
auf den Markt bringen, das speziell auf
die Bedürfnisse des Top-Managements zugeschnitten ist. Ziel des Systems ist, dass
sich nicht nur Cyber-Experten, sondern
eben auch das Management, innert kürzester Zeit einen Überblick verschaffen können und dadurch erkennen, in welchem
Stadium sich die interne Cyber Security
befindet. Dies ist ein weiterer Schritt, um
die cyberspezifische Sicherheit innerhalb
der Organisationen sukzessive zu optimieren.
■
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
37
Wirtschaft / Rüstung
Konversion von Armee-Immobilien:
Vom Bunker zum Zollfreilager
Zollfreilager sind auf schweizerischem Staatsgebiet befindliche
Warenlager, in denen unverzollte und unversteuerte Waren zeitlich
unbeschränkt aufbewahrt werden können. Diese Lager liegen
unter amtlichen Zollverschluss, das bedeutet sie werden vom Zoll
zugelassen und überwacht.
Marcus Matthias Keupp
Solche Waren befinden sich abgabenrechtlich nicht im schweizerischen Zollgebiet, sodass solange keine Zölle, Steuern und sonstige Abgaben anfallen, bis
die Waren definitiv importiert werden.
Beim Reexport in ein ausländisches Zollfreilager fallen ebenfalls keine Abgaben
an, weder in der Schweiz noch im Exportland. Diese Organisationsform eignet
sich somit hervorragend für höchstwertige oder stark abgabenbelastete Güter, die
für eine bestimmte Zeit in der Schweiz
sicher gelagert werden sollen, ohne dass
sie dafür notwendigerweise ins schweizerische Zollgebiet importiert werden müssen. Vor allem im internationalen Kunsthandel ist dieses Instrument unabdingbar
geworden, da sich ein Zollfreilager ideal
als showroom nutzen lässt, um Kunstgegenstände internationalen Interessenten
zu präsentieren, ohne die hohen Transaktionskosten einer im Zollgebiet befindlichen Galerie oder eines Ladengeschäfts
in Spitzenlage sowie die anfallenden Importabgaben bezahlen zu müssen. Zwar
können die Waren das Territorium des
Zollfreilagers nicht verlassen, aber oftmals
ist dies gar nicht erwünscht. Im Gegenteil reisen die wertvollen Waren entweder
zwischen den Zollfreilagern abgabenfrei
um die Welt, oder sie bleiben physisch
auf lange Zeit in einem bestimmten Zollfreilager, während lediglich das Eigentum
per Urkundengeschäft übertragen wird.
pore Freeport) die global führenden Standorte für Zollfreilager, wobei Luxembourg
und Peking seit 2015 verstärkt in dieses
Geschäftsmodell investieren – nicht verwunderlich angesichts geschätzter Wachstumsraten von 10% pro Jahr. Gleichzeitig prognostiziert man, dass das verfüg-
Genf und Singapur
als global führende Standorte
für Zollfreilager
Der Neuen Zürcher Zeitung vom 31.
Januar 2014 lassen sich einige Statistiken
zu diesem Geschäftsmodell entnehmen: So
sind die Städte Genf (Ports Francs et Entrepôts de Genève) und Singapur (The Singa-
38
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
bare Vermögen der high net worth individuals – das heisst von Personen mit
einem Nettovermögen von mindestens
1 Mio. US$ – weiter wachsen und unter
anderem in Sachgüter wie Wein, Kunst,
Stollen Festung Reuenthal.
Bild: Wikipedia
Wirtschaft / Rüstung
Antiquitäten, Schmuck, Edelsteine und
Uhren investiert werden wird, insbesondere bei hohen Inflations- und niedrigen
Renditeerwartungen. In Zukunft werden sowohl der Flächenbedarf für Zollfreilager als auch das Bedürfnis nach physischem Schutz für die in ihnen eingelagerten Wertgegenstände deutlich zunehmen.
vestitionsaufwand als Zollfreilager umgenutzt werden könnten. Sie bilden einen
schwer replizierbaren, durch die Topografie des Geländes verbürgten Standortvorteil, der physischen Schutz in geradezu
idealer Weise bieten kann. Sowohl vertikale als auch horizontale verbunkerte
Strukturen in den Bergen bieten nahezu
vollständige Abschirmung gegen Alpha-,
Beta-, Gamma-, Röntgen- und Neutronenstrahlung. Viele dieser Objekte sind
ABC-geschützt, massiv gebaut, getarnt,
für Fahrzeuge zugänglich, mit leicht zu
kontrollierenden Zufahrtswegen versehen
und selbst durch längeres konventionelles Bombardement kaum physisch zu zerstören. Zudem herrscht in diesen Struk-
Zollfreilagers vermarktet werden könnten. Natürlich ist bei der Ausschreibung
die Kooperation der Gemeinde hinsichtlich Zonenkonformität, Wegerecht und
öffentlichem Vorkaufsrecht erforderlich,
aber die Gemeinden sollten angesichts
der zu erwartenden Investitionen und der
Schaffung von Arbeitsplätzen durch den
Betreiber eines Zollfreilagers sehr an Kooperation interessiert sein. Auch publicprivate-Partnerships in der Form, dass die
Geeignete Standorte
Gemeinde das physische Eigentum erfür Zollfreilager gesucht
wirbt, den Betrieb aber an einen Investor
Nicht jedes Gelände eignet sich jedoch
verpachtet, sind vorstellbar.
als Standort für ein Zollfreilager: Je hochJedenfalls sollte man sich bei der Auswertiger die Waren, desto mehr rücken
schreibung bewusst sein, dass die hier ziphysische und politische Schutzaspekte
tierten physischen Standortvorteile nur
in den Vordergrund. Angean sehr wenigen Orten der
sichts der Tatsache, dass die
Welt ausserhalb der Schweiz
Stadt Genf von drei Seiten
vorhanden
sind, von Han«In Zukunft wird sowohl der Flächenbedarf
von dem sich im wirtschaftdels- und Verkehrsinfrafür Zollfreilager als auch das Bedürfnis
lichen Niedergang befindstruktur und politischer Stalichen französischen Staat
bilität
ganz zu schweigen.
nach deren Schutz zunehmen.»
umschlossen ist und ihre
Bei der Ausschreibung sollGeschichte fünfzehn Jahre
te also darauf geachtet werunfreiwilliger napoleonischer Annexion turen ein ausserordentlich stabiles Mikro- den, nicht von möglichen Investoren mit
dokumentiert, könnten sensitive Inves- klima mit einer konstanten, jahreszeiten- dem Argument, die Strukturen seien werttoren die langfristige Standortsicherheit unabhängigen Temperatur und Luftfeuch- los und kaum anderweitig zu vermarkten,
bezweifeln. Nicht zuletzt im Erbschafts- tigkeit sowie fast vollständiger Keim- und über den Tisch gezogen zu werden.
steuerstreit und im Streit um die Unter- Staubfreiheit. Würde man die EigenschafDas Potenzial ist fraglos vorhanden –
nehmensbesteuerung im schweizerischen ten dieser Objekte, die ohnehin zur Ver- die Frage ist vielmehr, ob international ein
Teil des Euroairport Basel-Mulhouse hat äusserung bzw. Schliessung vorgesehen Bewusstsein für dieses Potenzial besteht.
Frankreich massiven politischen Druck sind, mit dem Geschäftsmodell Zollfrei- Die armasuisse Immobilien ist zwar breit
auf die Schweiz ausgeübt und u.a. mit lager in Verbindung bringen, liesse sich und tief in den Regionen der Schweiz
der temporären Blockade des regionalen die Disposition nicht nur gewinnbringend verankert, international jedoch wenig beGrenzverkehrs gedroht. Ähnlich liegt der durchführen, sondern es könnten auch die kannt und mit gerade zwei VerbindungsFall bei Singapur, dessen exponierte Lage einzigartigen Standortvorteile, die solche büros in Washington D.C. und Brüssel
zur See an einem der Engpässe der glo- Infrastrukturen in den Bergen bieten, in- personell und materiell kaum wahrnehmbalen Handelsschifffahrt – man bedenke ternational vermarktet werden. Dies gilt bar. Andererseits sind den wenigsten high
die Eroberung und Annexion Singapurs umso mehr, als solche Strukturen heute net worth individuals die hier beschriebedurch japanische Kräfte im ZweitenWelt- aufgrund umweltschutz- und raumpla- nen physischen Standortvorteile der verkrieg – sowie die dauerhafte Abhängig- nungsrechtlicher Vorgaben gar nicht mehr bunkerten Strukturen in den Schweizer
keit von Trinkwasserimporten aus Malay- gebaut werden dürften, die Opportuni- Bergen bewusst. Die internationale Visisia langfristige strategische Verwundbar- tätskosten eines Neubaus also prohibitiv bilität sollte daher deutlich gesteigert werkeiten darstellen. Zudem stellt das tropi- hoch wären.
den. Idealerweise könnte in Zusammensche Klima hohe Anforderungen an die
arbeit mit dem schweizerischen ZollfreiVerlässlichkeit einer technisch zu erzeulager-Verband ein attraktives StandortNeue Wege sind gesucht
genden Reduktion von Feuchtigkeit und
marketing aufgebaut werden. Da die StraLeider beschränkt sich die derzeitige tegie der armasuisse Immobilien «langTemperatur – gerade für die langfristige
Lagerung von Kunstwerken oder Spitzen- Strategie der armasuisse Immobilien auf fristiges ökonomisches Denken» als Kernweinen stellt dies jedoch einen Risikofak- den Hinweis, dass Spezialbauten wie z.B. element definiert, würde ein solches VorBunker oft nicht den heutigen zivilen An- gehen direkt zur Stärkung dieses Elements
tor dar.
forderungen entsprächen und mehrheit- beitragen.
■
lich
ausserhalb
der
Bauzone
lägen,
somit
Bunker – geeigneter Standort
praktisch auch keiner zivilen Nutzung
für Zollfreilager?
Marcus M. Keupp
zugeführt oder verkauft werden könnten.
PD Dr. oec. HSG
Im Dispositionsbestand der schweizeri- Dieses Argument mag zwar zutreffen, soDozent Militärökonomie
schen Armee-Immobilien finden sich Ob- fern eine Konversion zu WohnimmobiMILAK
jekte, die nicht nur von solchen Stand- lien angestrebt wird, es greift jedoch zu
8903 Birmensdorf
ortproblemen wenig bis gar nicht betrof- kurz, da die zitierten Nachteile als entfen sind, sondern auch ohne grossen In- scheidende physische Schutzaspekte eines
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
39
Höhere Kaderausbildung
Die Wahrscheinlichkeit für Einsätze
der Armee ist gestiegen
Die Terror-Anschläge im nahen Paris haben auch uns aufgeschreckt.
Sicherheit ist ein kostbares Gut, ohne sie gibt es keinen Wohlstand.
Sicherheit ist eine Verbundsleistung, und letztlich ohne Armee nicht zu
garantieren. Die zivilen Sicherheitsorgane sind in ausserordentlichen
Lagen nicht lange durchhaltefähig. Die Ausbildung der militärischen
Kader ist somit gleich doppelt gefordert: Es gilt, Führung richtig
zu vermitteln und inhaltlich das Richtige mit den Partnern zu üben.
Denn der Ernstfall ist näher gerückt.
Michael Arnold, Stv. Chefredaktor ASMZ
Am 14. Januar 2016 war es wieder soweit: Über 300 Mitarbeitende der HKA
und Gäste versammelten sich zum Jahresrapport der HKA. Wie deren Kommandant, Divisionär Philippe Rebord, in
der Einladung betonte, konnte auf ein
reich befrachtetes Jahr 2015 zurück geblickt werden: Das gemeinsam Erreichte gelte es zu würdigen, da es Voraussetzung dazu sei, die kommenden Herausforderungen mit Erfolg zu bewältigen.
«Als stolzer Finalist des ESPRIX Swiss
Award for Excellence liegt die Spannung
bezüglich der definitiven Platzierung in
der Luft. Dies bestärkt uns, weiterhin
Leistungen auf hohem Niveau zu erbringen.»
Regierungsrätliche Freude
am «Marschbefehl» der HKA
Regierungsrat Paul Winiker. Zum Dank gab’s
den Marsch VIVAT LUCERNA.
Fotos: HKA
deshalb die Sicherheit nicht angetastet
werden.
Wie vom Chef der Armee am vorangegangenen Gesamtrapport Verteidigung
eindringlich aufgezeigt, sei die Wahrscheinlichkeit für Einsätze der Armee, in-
mit rund 800 Angehörigen auf: Müssten
gleichzeitig mehrere grössere Ereignisse
bewältig werden, betrage die Durchhaltefähigkeit ganze zwei Tage.
Dieser nüchterne Befund erstaunte einige Rapportteilnehmer. Doch der Vorsteher
des Luzerner Justiz- und Sicherheitsdepartementes lieferte gleich mehrere bedenkenswerte Ansätze, wie die Sicherheit angepasst bzw. gestärkt werden könne:
• Optimierte Zusammenarbeit der Sicherheitsinstrumente von Bund und Kantonen;
• Ausbau der interkantonalen Kooperationen;
• Fokussierung auf Kernkompetenzen,
auch bei der Armee;
• Intensivieren von Übungen auf allen
Stufen und mit allen nötigen Partnern;
• Beibehaltung des hohen Niveaus der
Kaderausbildung an der HKA.
Gerne folge er deshalb dem «MarschbeRegierungsrat Paul Winiker überbrachfehl» für die Simulationsübung der Geb Inf
te nicht nur die Grüsse der Luzerner ReBr 12 im März an der Generalstabsschule
gierung, sondern er brach in
in Kriens. Schon als Krienseiner viel beachteten Anser Gemeindepräsident hasprache eine Lanze für die
be er bei Simulationen den
«Die Gene sind maximal Bleistift und Papier,
gemeinsame Aufgabe und
Regierungsrat gespielt, nun
Arbeit beim Thema Sichersei es auch für ihn «Ernstaber die Geschichte schreiben wir selber.»
heit. Die Gründung des
fall» geworden mit der poProf. Dr. Markus Hengstschläger, Gastreferent zum Thema
Bundesstaates 1848 sei welitischen Einsatzverantwor«Ist Exzellenz in den Genen oder brauchen wir Peaks und Freaks?»
tung gegenüber der Armee.
sentlich aus Sicherheitsbedürfnissen zustande gekomDer grosse Applaus für
men. Sicherheit sei VorausRegierungsrat Winiker zeigsetzung für Wirtschaft und Wohlstand, klusive Mobilmachung von Truppenver- te zweierlei auf: Erstens fühlten sich die
betreffe alle, habe aber entsprechend ih- bänden, deutlich gestiegen. Ohne grosse Mitarbeitenden der HKA in ihrer Aufren Preis. Die Kosten für einen bankrot- Vorwarnzeit könne eine konkrete Bedro- gabe politisch getragen und ausdrücklich
ten «failed state» seien allerdings unver- hung auch auf unser Land überschwap- der Wertschätzung versichert. Zweitens
gleichbar höher, da das ganze Volksver- pen. Wie schnell dann ein grösseres Po- wurde zum Ausdruck gebracht, dass der
mögen vernichtet werde. Trotz Sparmass- lizeikorps an die Leistungsgrenze kom- Standortkanton nicht nur zum Armeenahmen bei Bund und Kantonen, dürfe me, zeigte er anhand der Luzerner Polizei Ausbildungszentrum auf der Luzerner All-
40
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Höhere Kaderausbildung
mend steht, sondern diese Infrastruktur
auch tatsächlich in Schuss halten will –
und einen echten Dialog anbietet.
und in politisch vorgegebenen Zuständen
der Verantwortung die Sicherheit aufrecht zu erhalten. Dies schlägt auf unsere Doktrin durch, klärt die inhaltliche
Grundlage der Ausbildung – und wurde
Die HKA unterwegs mit der WEA
wesentlich an der HKA vorgedacht. EntDer eindrucksvolle Rückblick des Komsprechende taktische Rahmenwerke und
mandanten HKA zeigte eine Institution
Lehrübungen sind an der HKA in Arbeit.
auf, die sich nicht nur als AusbildungsUnd mit den positiven Nachrichten
stätte mit rund 100 Lehrgängen, Kursen
geht es weiter: Die Zentralschule als grössund Simulationen versteht, sondern auch
te Organistionseinheit der HKA geht mit
als Denk- und Impulsstätte. Der Stab
einem Angebot von 77 Lehrgängen und
und die fünf unterstellten
Kursen ins Jahr 2016. DieSchulen leisten viel, immer
se grosse Zahl drückt aus,
öfter aber unter erschwerwie sehr eine fundierte Ka«Es gibt eigentlich keine Atheisten, und Dinge
ten Bedingungen. Zu Letzderausbildung nachgefragt
teren zählen nicht nur das wie Glaube und Familie werden wirklich wichtig.» wird. An der Generalstabsäusserst knapp gehaltene
schule werden aktuell 31
Oberst i G Axel Schneider, Gastreferent zum Thema
Generalstabsoffiziersanwär(Lehr-) Personal, sondern
«Teamführung in Extremsituationen (Geiselhaft)»
ter ausgebildet, davon zwei
auch die zunehmenden
Drittel Milizoffiziere. Es
Transformationsleistungen
werden auch wieder mehr
im Hinblick auf die WEA.
Die HKA ist in aufwändigen Projek- teidigung» und was wir darunter verste- dringend benötigte Berufsmilitärs an der
Militärakademie (an der ETH) und an
ten gefordert. Sie verliert überdies Quer- hen wollen.
Der Bundesrat hat im November 2015 der Berufsunteroffiziersschule (in Herisschnittsbereiche, weil sie nicht mehr dem
CdA direkt unterstellt sein wird, sondern in einem Aussprachepapier geklärt, was au) ausgebildet. Nicht zuletzt sorgt eine
dem neuen Ausbildungskommando, das die Verfassung unter «Verteidigung» in neue Schulungsagenda auf operativer Stunoch nicht operationell ist. Die Überfüh- der aktuellen sicherheitspolitischen Lage fe für ein regelmässiges, inhaltlich funrung ist einmal mehr eine komplexe An- versteht. Der «Verteidigungsfall» kann in diertes Training höherer Stäbe und die
gelegenheit, welche die Betroffenen be- hybriden Konfliktszenarien, wie sie auf entsprechende Weiterausbildung Höheder ganzen Welt zu sehen sind, viel früher rer Stabsoffiziere.
lastet.
Die Ausbildungszeiten werden zudem eintreten als wir meinen. Einleitende Anteilweise verkürzt (ZS). Es gilt, neue Lehr- griffe im Cyber- und Informationsraum
Botschaften des Kommandanten
gangskonzepte mit höheren «Eintritts- sind die Regel. Zivile und militärische MitHKA für 2016
hürden» (vordienstliche Vorbereitung) zu tel haben je nach Eskalation gemeinsam
Divisionär Rebord forderte Führungskräfte und Lehrkörper auf, auftragsorienFünf Sterne für die Höhere Kaderausbildung der Armee
tiert und konsequent auf sinnvolle und
qualitativ hoch stehende Produkte hinzuMit der Auszeichnung «Recognised for
steuern. Zur vorbildlichen Führung geExcellence 5 Sterne» erreichte die Höhehöre auch, Veränderungsprozesse zu gere Kaderausbildung der Armee (HKA) die
stalten und die Kultur der ständigen Verhöchste Anerkennungsstufe nach dem
besserung zu pflegen. Zweitens solle das
europäisch anerkannten Standard der
Kerngeschäft der militärische Ausbildung
EFQM. Zeitgleich mit der Rezertifizierung
weiter optimiert werden. Dabei sei nicht
bewarb sich die HKA für die Auszeichnung «ESPRIX Swiss Award for Excellennur der Schulterschluss zum entstehenden
ce» und wurde offiziell nominiert. Die ZerAusbildungskommando ein kritischer Ertifizierung erfolgte nach dem internatiofolgsfaktor, sondern auch die inhaltlichnalen Modell «European Foundation for
doktrinale Ausrichtung der Lehrgänge und
Der Kommandant HKA ehrt den Projektleiter
Quality Management» (EFQM). Das AsSimulationen auf die neuen, von der HKA
sessment 2015 wurde durch die unabZertifizierung, Armin Steudler.
mit verfassten Doktrinvorschriften der
hängige Stiftung ESPRIX Excellence Suisse
Armee (Reglemente OF, TF) und insbesowohl mit herausragenden Bildungsorvorgenommen.
sondere auf das neue taktische Rahmenganisationen in der Schweiz als auch verDie HKA festigt durch diese Bewertung
werk der HKA mit Namen LUCERNA.
gleichbaren internationalen Organisatiound die Nominierung ihre Position unter
Drittens gehe es darum, die Miliz wo imnen messen.
den führenden Schweizer Bildungsinstimer möglich zu stärken, beispielsweise
An der öffentlichen Verleihung des «ESPRIX
tutionen und zeigt, dass es ihr gelungen
durch die Anerkennung der militärischen
Swiss Award for Excellence» am 10. März
ist, sich als Kompetenzzentrum für FühFührungsausbildung in Studiengängen
2016 im Kultur- und Kongresszentrum
rungsausbildung zu etablieren und konan Hochschulen. Viertens solle dem BeLuzern wird die definitive Rangierung betinuierlich weiter zu entwickeln. Die HKA
rufspersonal der HKA ein motivierendes
kanntgegeben.
erbringt Spitzenleistungen und kann sich
Arbeitsumfeld geboten werden.
■
schaffen. Zu alledem müssen Konsequenzen aus einem armeeweiten negativen
Trend gezogen werden: Den Lehrgangsteilnehmern mangelt es immer mehr am
Verständnis für das Gefecht der verbundenen Waffen, an taktischem Wissen und
an der Vorstellung einer moderenen Bedrohung. Dies hat vielfältige Gründe: Sie
reichen von einer gewissen «sicherheitspolitischen Verwöhnung» seit 1989 über
den ständigen Abbau der Armee bis hin
zur Orientierungslosigkeit in Sachen «Ver-
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
41
Luftwaffe
100 Kampfflugzeuge der 5. Generation –
fundamental für die Sicherheit Australiens
Seit seiner Einführung als militärisches Instrument vor beinahe
hundert Jahren hat Luftmacht in jedem Konflikt, in welchem Australien
involviert war, eine entscheidende Rolle gespielt. Für Australiens
nationale Sicherheit ist Luftmacht wichtiger als je zuvor.
Geoff Brown
stürme oder Naturkatastrophen, die Royal
Australian Air Force (RAAF) verfügt über
eine lange Geschichte der Krisenreaktion, welche einen raschen Transport von
Mensch und Material über lange Distanzen erforderte. Mit den Transportflugzeu-
Als Regionalmacht muss Australien in
der Lage sein, sein sicherheitspolitisches
Umfeld formen zu können. Eine Luftwaffe muss fähig sein, auf aktuelle Ereignisse
antworten zu können und
so aufgestellt sein, dass sie
auch künftige Herausforderungen meistern kann. Die
Hauptaufgaben des Kommandanten der Luftwaffe
sind dabei, Struktur und
Aufstellung seiner Truppe
so auszubalancieren, dass sie
sowohl für die gegenwärtigen als auch die zukünftiBild: RAAF
gen Aufgaben ihrer Regie- F/A-18 F Superhornet der RAAF.
rung fit ist. Natürlich kann
die Zukunft nicht vorhergesehen werden, gen C-17 Globemaster, C-130J Hercules,
Australien hat jedoch immer versucht, C-27J Spartan und dem Multirole Tanseine Unabhängigkeit in der Entscheidfin- ker-Transporter MRTT verfügt die RAAF
dung zu wahren und seine strategischen über das ganze Spektrum der LufttransPrioritäten umzusetzen.
portfähigkeiten, um die Bedürfnisse der
australischen Regierung abzudecken.
Vier Kernaufgaben
Eine Luftwaffe hat vier Kernaufgaben.
Erstens bewegt sie Dinge durch die Luft
(Lufttransport, international: Air Mobility), zweitens beobachtet sie Dinge in der
Luft und am Boden (Nachrichtenbeschaffung, Luftaufklärung und -überwachung,
international: Intelligence, Surveillance and
Reconnaissance (ISR)) und drittens bringt
sie Effekte auf den Boden und auf das Wasser (Luftangriff, international: Attack oder
Counter-surface force operations). Am wichtigsten jedoch, was eine Luftwaffe in einen
Konflikt einbringt, ist die Fähigkeit, die
Operationssphäre Luft zu kontrollieren
und zu beherrschen (Kontrolle der Operationssphäre Luft, international: Control
of the Air).
Lufttransport
ist Eckpfeiler in jeder Militärstrategie.
Von der Berliner Luftbrücke über Wirbel-
42
Nachrichtenbeschaffung, Luftaufklärung
und -überwachung
Eine durch die ISR-Mittel der RAAF
gelieferte, umfassende Übersicht über die
Situation auf allen Stufen unterstützt
nicht nur die Aktivitäten in der Luft, sie
ist fundamental für alle militärischen
Operationen, ob zu Land, zur See oder in
der Luft sowie auch für manch andere
Regierungsaktivitäten. Die RAAF verfügt
über eine Anzahl Schlüsselsysteme, um
das Gefechtsfeld zu bewältigen. Mit dem
Vigilaire-Luftverteidigungssystem werden
45 land-, luft- und weltraumbasierte Systeme mit insgesamt 245 verschiedenen
Inputs fusioniert. Dabei bedeutet das
Frühwarnflugzeug Boeing E-7A Wedgetail einen bedeutenden Schritt vorwärts
im Bereich der luftgestützten Überwachungstechnologie und ist gleichzeitig
ein Quantensprung im Bereich der Gefechtsfeldüberwachung. Für die Sicherung
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
und Überwachung der Seewege spielt die
AP-3C Orion eine wichtige Rolle. Ihr
Ersatz, die P-8 Poseidon wird zusammen
mit der bewaffneten Triton-Drohne die
Möglichkeiten zum Schutz des maritimen
Vorgeländes Australiens noch einmal erweitern.
Luftangriff
Die Fähigkeit, bezeichnete Ziele mit
Präzision, Effektivität und Letalität angreifen zu können, ist eines der kritischsten
Elemente, welche die Luftwaffe in den
teilstreitkräfteübergreifenden Kampf einbringt. Dabei ist der Luftangriff normalerweise die am besten sichtbare Aktivität
in jedwelchem Konflikt, er hat den grössten Effekt auf die gegnerischen Kampffähigkeiten. Abstandswaffen, wie die AGM
158 Joint air-to-Surface Missile (JASSM)
reduzieren das Risiko für die Trägerplattform und ermöglichen es, eine Reihe von
Zielen in der strategischen Umgebung
von Australien aus der Distanz zu bekämpfen. Zusammen mit der AGM 154
Joint Standoff Weapon (JSOW) ermöglichen sie eine bedeutende Fähigkeitssteigerung für die australischen Kampfflugzeuge und vermögen die Kräfteverhältnisse in der Region zu Gunsten Australiens zu beeinflussen.
Kontrolle der Operationssphäre Luft
Zu guter Letzt bleibt jedoch der wichtigste Auftrag für eine Luftwaffe, die Kontrolle der Operationssphäre Luft. Ohne
diese Kontrolle werden alle Operationen
zu Land, zu Wasser und in der Luft einem
substantiellen Risiko ausgesetzt. Die Kontrolle der Operationssphäre Luft war schon
immer die primäre Rolle von Luftmacht.
Nur der Schutz des Luftraumes sichert die
Manövrierfreiheit und die Angriffsmöglichkeiten der Land- und Seestreitkräfte.
Ich wurde oft gefragt, wieso ein Kampfflugzeug der fünften Generation so wichtig für Australiens Sicherheit sei. Den letzten Krieg zu planen, war schon immer ein
Luftwaffe
Interview mit Air Marshal Geoff Brown, Chief of Air Force Royal Australian
Air Force 2011–2015
ASMZ: Air Marshal, was sind die Gemeinsamkeiten zwischen der RAAF und der
Schweizer Luftwaffe?
Air Marshal G. Brown: Die Kernfunktionen
und Anforderungen sind die gleichen und
beide Luftwaffen sind beauftragt, die Luftüberlegenheit über dem Luftraum ihres
Landes zu gewährleisten. Die Schweiz
verfügt über sehr leistungsfähige F/A -18
C/D Hornet und ältere, weniger fähige
F-5 E/F Tiger. In beiden Ländern wurden
die F/A -18 kampfwertgesteigert, um ihre
Kampfkraft trotz ihres Alters auf höchstem Niveau zu erhalten. In beiden Ländern sind die Kampfflugzeugflotten schon
etwas in die Jahre gekommen und müssen
mit neuster Technologie ersetzt werden.
Wie beurteilen Sie die Herausforderungen
an die Luftwaffen Europas, wie beispielsweise die Schweizer Luftwaffe?
Die meisten Länder Europas haben ihre
Verteidigungsbudgets nach dem Ende des
Kalten Krieges drastisch gekürzt und damit auch Grösse und Fähigkeiten ihrer Luftwaffen abgebaut. In meinen Augen sind
sie deswegen momentan schlecht aufgestellt, um mit einer unsicheren Zukunft
fertig zu werden. Wir konnten in den letzten Jahren ein Ausmass an russischem Expansionismus feststellen, welcher manch
einen westlichen Beobachter erstaunt hat.
Russland hat weitreichende Reformen in
die Wege geleitet, um in Zukunft mit gut
ausgerüsteten, schlagkräftigen und hoch
professionellen Einheiten rasch in robusten Einsätzen im Ausland operieren zu
können.
zu stoppen. Die Schweizer Luftwaffe benötigt dringend ein modernes MehrzweckKampfflugzeug in genügender Anzahl.
Air Marshal Geoff Brown trat 1980 in
die RAAF ein und wurde 1981 zum Piloten brevetiert. Er flog CH-47 Helikopter, PC-9 und F-111 und kommandierte eine F/A-18-Staffel, bevor er
alle australischen Hornet-Operationen in Iraqi Freedom kommandierte.
Nach Einsätzen im Centre for Defence
and Strategic Studies, kommandierte
er die Air Combat Group und wurde
schliesslich 2011 Chief of Air Force.
Air Marshal Geoff Brown war Ende
Oktober 2015 Gast in der Schweiz,
wo er Gelegenheit hatte, mit dem
Rüstungschef und dem Kdt LW zu
sprechen und die Firmen RUAG Aviation und PILATUS zu besichtigen.
Wie beurteilen Sie die aktuellen Fähigkeiten der Schweizer Luftwaffe und ihre
Herausforderungen für die Zukunft?
Die Schweizer Armee kann auf eine lange
und stolze Geschichte der bewaffneten
Neutralität zurückschauen. Der Abbau
der Fähigkeiten ihrer Luftwaffe nach dem
Ende des Kalten Krieges machen es für sie
jedoch schwierig, ihre wichtigste Aufgabe,
die Kontrolle der Operationssphäre Luft,
jederzeit und in allen Lagen wahrzunehmen. Obwohl nach dem Upgrade 25 die
F/A-18 sehr leistungsfähig sind, ist es für
die kleine Flugzeugflotte schwierig, Ausbildung, Training und die geforderten Luftpolizeieinsätze rund um die Uhr abzudecken, da immer ein Teil der Flugzeuge
durch Maintenance, Reparaturen und Modernisierung blockiert sein wird. Die heute verfügbaren, weitreichenden Lenkwaffen und Präzisionswaffen bedeuten, dass
es mit Flugzeugen wie dem F-5 Tiger nicht
möglich ist, einen herannahenden Gegner
fataler Fehler für jedes Land. Die RAAF
benötigt ein Kampfsystem, welches fähig
ist, die Kontrolle und Sicherung des Luftraumes als seine Hauptaufgabe wahrzunehmen. Dies wird durch ein modernes
Mehrzweckkampfflugzeug über das ganze Spektrum der Konflikte ermöglicht.
Kampfflugzeuge der fünften Generation,
wie beispielsweise der F-35 Joint Strike
Fighter (JSF) ermöglichen es, gleichzeitig
drei der vier Hauptaufgaben einer Luftwaffe, bemannte Aufklärung im nicht-permissiven Umfeld, Luftangriff und Luftverteidigung, zumindest teilweise abzudecken. Dabei kommt der Stealth Technologie zwar eine gewisse Bedeutung zu,
noch wichtiger aber ist eine möglichst
umfassende Situationsanalyse, welche
durch so ein modernes System ermöglicht wird.
Wie erklärt sich die RAAF ihrer Bevölkerung? Muss sie dies überhaupt tun?
Die RAAF hat eine lange, stolze Geschichte und war in jedem Konflikt immer zuvorderst involviert. Die Luftmacht-Fähigkeiten wurden immer als wichtigster Pfeiler
in der Verteidigung Australiens anerkannt.
Seit 1990 haben dies alle australischen
Verteidigungs-Weissbücher prominent hervorgehoben. Die australische Bevölkerung
ist aber auch stolz darauf, dass die RAAF
mit ihren Transportflugzeugen eine bedeutende Rolle in vielen Hilfsoperationen
nach Naturkatastrophen in der pazifischen
Region spielt. Die RAAF präsentiert sich an
fast allen wichtigen öffentlichen Veranstaltungen entweder mit ihrem Vorführteam
oder mit operationellen Flugzeugen. Zudem betreut die RAAF in ganz Australien
auch rund 7000 13- bis 17-jährige Kadetten in 160 Einheiten.
Welcher Prozentsatz der australischen
Verteidigungsausgaben wird für die RAAF
eingesetzt?
Die Luftwaffe erhält in der Regel etwa einen
Drittel des australischen Verteidigungsbudgets. Auf Grund des grossen Erneuerungsbedarfes hat die RAAF in den letzten
zehn Jahren jeweils mehr als die Hälfte des Budgets erhalten. Damit konnten
insgesamt 24 Super Hornets, 12 E/A-18
Growlers, und 72 F-35 JSF Kampfflugzeuge mit 7 KC-30 Tankflugzeugen, 8 C-17 Globemaster und 10 C-27 Spartan Transportflugzeuge, nebst 6 Wedgetail Frühwarnflugzeuge und 8 P-8 Poseidon Seeüberwachungsflugzeuge, sowie 7 Triton Drohnen und 49 PC-21 Trainingsflugzeuge beschafft werden. Daneben wurde auch das
mehrschichtige Vigilaire-Luftverteidigungssystem aufgebaut, welches durch JORNRadars, mit der Fähigkeit über den Horizont zu sehen, ergänzt wurde.
Frappante Überlegenheit
Mein bestes Beispiel dazu, was umfassende Situationsanalyse bedeutet, erlebte ich, als ich das Privileg hatte, an einer
RED FLAG-Übung in Nellis teilzunehmen. RED FLAG ist eine grossangelegte
Luftwaffenübung, um den teilnehmenden
Besatzungen eine möglichst realitätsnahe
Erfahrung für die ersten fünf Kampfmis-
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
43
Luftwaffe
sionen mitzugeben. Ich hatte die Möglich- nötige Quantität ist ebenso wichtig. Im
keit, auf der Agressorseite in einer F-15D Einsatz zählt die aus der Quantität und
mit hochentwickelten elektronischen Stör- Qualität resultierende Kapazität, wie man
möglichkeiten mitzufliegen. Nachdem ich aus der Operation Iraqi Freedom 2003 abfrüher bereits einige Jahre auf der «be- leiten konnte. Das Schlüsselelement Konübten» Seite mitgemacht hatte, erwarte- trolle des Luftraumes war notwendig, um
te ich, der üblichen Abnützungsschlacht ISR-Mittel und Maribeizuwohnen. Stattdessen erlebte ich eine neeinheiten zu schütDemonstration der Überlegenheit eines zen, sowie den BodenKampfflugzeuges der fünften Generation. truppen zu ermöglichen,
Die Agressoren wurden durch die acht ihre Ziele zu erreichen.
Eskortflugzeuge des Typs F-22 geradezu Ich war in der Operadezimiert und mussten von der Möglich- tionsplanung involviert
keit des Wiedereinstieges in den Kampf und wir waren übernach einem Abschuss profitieren.
zeugt, dass es jederzeit
Was war passiert? Bei der ersten Bereit- – Tag und Nacht –
stellung wurden wir bereits 75 km nach mindestens drei comdem Einflug in das Übungsgebiet abge- bat air patrols (CAP)
schossen und hatten keine Ahnung, was unser Ableben verursacht hatte. Wir durften wieder in den Kampf einsteigen
und stiessen bloss etwa 35 km
vor, bevor wir wieder abgeschossen wurden. Insgesamt
stiegen wir fünfmal erneut in
den Kampf ein und jedes Mal
konnten wir maximal 35 km
vorstossen und wurden abgeschossen, ohne je ernsthaft in
den Kampf eingreifen zu kön- Erstflug eines australischen Piloten mit dem F-35 JSF.
Bild: USAF, Senior Airman Devante William
nen. Nach dem Flug hatte ich
die Gelegenheit, im Debriefing
dem Kampf aus der Sicht der
überlegenen F-22 beizuwohnen. Die Piloten der F-22 hatten jederzeit eine komplette
Übersicht über das Kampfgeschehen und der Unterschied
zwischen einem Kampfflugzeug
der fünften und einem der vierten Generation war frappant.
Ich stimme der alten Weisheit völlig zu, dass es auch mit
der Kontrolle über die Opera- F-35 Joint Strike Fighter der RAAF.
Bild: USAF, Staff Sgt Timothy Boyer
tionssphäre Luft sein kann, dass
man nicht gewinnt, aber ohne
diese Kontrolle wird man mit grosser Wahr- mit je vier Flugzeugen brauchte. Austrascheinlichkeit verlieren. General George liens Beitrag zu dieser Operation waren
Kenny, der Kommandant des Einsatzver- 14 F/A-18 Hornet und unsere Aufgabe
bandes Luft von General Douglas Mac war es, den östlichen CAP während acht
Arthur sagte einmal, «Luftwaffen sind Stunden pro Tag abzudecken. Dies benöwie Pokerkarten. Die zweitbesten Karten tigte täglich zwölf einsatzbereite Flugzeusind wie keine Karten – sie kosten dich ge und zwei Reserveflugzeuge. Man bedenke, dass es sich hier nur um einen der drei
viel, aber du gewinnst nichts damit.»
CAPs während eines Drittels der gesamten Zeit handelte. Um die Kontrolle des
Ressourcenintensive
Luftraumes 24/7 abdecken zu können,
Luftraumsicherung
benötigte die Koalition insgesamt 155
Das qualitativ beste Flugzeug ist jedoch Kampfflugzeuge! Kontrolle des Luftraunicht das einzige Mittel zum Erfolg, die mes ist wahrlich eine hungrige Aufgabe.
44
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Man bedenke nun, wie viele Kampfflugzeuge es benötigen würde, die vitale
nationale Infrastruktur Australiens abzudecken und zusätzlich Flugzeuge für die
direkte und indirekte Unterstützung der
Bodentruppen zur Verfügung zu haben.
F-35 Joint Strike Fighter der RAAF.
Bild: USAF, Senior Airman James Hensley
Wenn man die Bedürfnisse für Unterhalt, Reparaturen, Modernisierungsprogramme und Training mit einbezieht,
sieht man, dass es noch zusätzliche Flugzeuge benötigt, als nur jene für die eigentliche Operation.
Investition in die Zukunft
bereits heute
Was Australien betrifft, so würden weniger als 100 Joint Strike Fighter die Optionen der Regierung und der Armee drastisch einschränken. Wir würden höchstens über eine limitierte Fähigkeit zur Sicherung des Luftraumes und Unterstützung der Bodentruppen verfügen.
Das australische Volk ist stolz auf unser
Land und schätzt unsere Lebensart, welche durch Handel ermöglicht und in letzter Konsequenz durch die australische Armee gesichert wird. Entscheide in der Sicherheitspolitik werden für die nächsten
30 Jahre gefällt. Deshalb müssen wir die
Investitionen in die Verteidigung von morgen bereits heute tätigen. Die australischen
Regierungen waren stets bereit, diese Investitionen, welche wir unseren Kindern
schulden, zu bezahlen und konsequenterweise verfügt Australien östlich von Indien
und südlich von China heute über die
fähigste Luftwaffe und ist auf absehbare
Zukunft für die sicherheitspolitischen Herausforderungen bereit.
■
Forschung und Lehre
Militärische Karriere oder MBA?
In der Karriere heutiger Führungskräfte spielt ein MBA oft eine
zentrale Rolle. Doch auch die Schweizer Armee vermittelt nach wie
vor Führungskompetenzen, welche gerade im aktuellen volatilen
Business-Umfeld wieder an Bedeutung gewinnen. Heute erforderliche
Kompetenzen und drei Führungsgrundsätze auf dem Prüfstand.
Florian T. Wagner
Junge Nachwuchskräfte aus der Generation der «Digital Natives» zieht es heute
nicht mehr primär zur Armee, wenn sie
sich für eine Karriere fit machen möchten. Ganz im Gegenteil zu den Generationen vor ihnen, die viel auf die Ausbildung und erworbenen militärischen Grade gaben. Die militärische Ausbildung war
einer der Schlüssel zu Führungsetagen und
beruflichen Netzwerken. Ein Blick in die
heutigen Managementetagen von Schweizer und in der Schweiz ansässigen internationalen Firmen genügt, um festzustellen: Die Träger eines MBA-Titels oder
anderer ziviler Führungszertifikate sind
quantitativ betrachtet denen mit einer
militärischen Führungsausbildung überlegen. Dennoch lohnt sich gerade in der
heutigen Zeit wieder ein Blick auf die militärische Ausbildung.
Megatrends und VUCA-Welt
Die einzige Konstante war schon immer die Veränderung. Die Megatrends der
heutigen Zeit, zum Beispiel die Globalisierung, demographische Veränderungen
und die Digitale Revolution, führen zu
neuen Anforderungen an die Arbeitskräfte der modernen Wirtschaft (EY, 2015;
PWC, 2014). Vieles, was auch in Bezug
auf notwendige Führungs- und Managementkompetenzen bis in die späten 1990er Jahre Gültigkeit hatte, wird auf den
Kopf gestellt. Dazu kommen die Charakteristika der heutigen VUCA-Welt. VUCA
ist eine englische Abkürzung, stammt aus
dem militärischen Kontext und bedeutet: volatile (volatil), uncertain (unsicher),
complex (komplex), ambiguous (zweideutig). VUCA beschreibt verworrene Gegebenheiten, wie sie in feindlichen Auseinandersetzungen auf dem modernen Ge-
fechtsfeld wie auch in hoch komplexen
Business-Situationen der heutigen Zeit
auftreten (Cashman, 2012).
Heutige, relevante
Schlüsselkompetenzen
Die erwähnten Megatrends wie auch
die heutige VUCA-Welt, insbesondere die
durch die Digitalisierung erhöhte Geschwindigkeit, erfordern spezifische Kompetenzen, um den aktuellen Herausforderungen im Geschäftsalltag erfolgreich
zu begegnen. Die angewandte Forschung
zeigt diesbezüglich Kompetenzen auf wie
(Barnfield, Dal, Jouve, Orr, Sneltjes, Storfer, 2014):
• Technologiegewandtheit: Innovationen
auf dem Gebiet der digitalen Unternehmensanwendungen antizipieren und
einführen. Die Auswirkungen neuer
Technologien frühzeitig erkennen und
entsprechende Anpassungen vornehmen;
• Globale Perspektive: Probleme aus einem weltumspannenden Blickwinkel
betrachten und die Auswirkungen globaler Trends auf das Unternehmen antizipieren;
• Business Englisch: die Fertigkeit, sich
versiert in der Geschäftssprache Nr. 1
der westlichen Welt auszudrücken;
• Innovationsmanagement: Neue Möglichkeiten erschliessen und Erfolgsfaktoren miteinander verknüpfen, um einer
Unternehmung kompetitive Vorteile zu
verschaffen (der «Blick in die nächste
Geländekammer»). Einzigartige Ideen
vorstellen, kreative Ideen in die Praxis
umsetzen und unterschiedliche Denkansätze fördern;
• Lernagilität: «Learning Agility» ist ein
Konstrukt aus der angewandten Wissenschaft und beschreibt die Fähigkeit,
aus Erfahrungen zu lernen und diese
«lessons learned» in neuartigen Situationen erfolgreich anzuwenden. Lernagilität ist zudem einer der besten Prädiktoren für Führungspotential (Dai,
Tang, Fell, 2014; Dai, Swisher, 2014).
Aber auch «gängigere» Kompetenzen nehmen an Bedeutung zu:
• Strategie- und gleichzeitiges Finanzverständnis: Zukünftige Möglichkeiten
vorhersehen und diesbezügliche bahnbrechende Strategien entwickeln. Dabei wichtige Finanzkennzahlen richtig
Führungspersönlichkeit im Einsatz.
Bild: Autor
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
45
ausbildung der Schweizer Armee nach wie
vor eines der besten Gefässe, um die zuvor beschriebenen Inhalte «im Feld» anzuwenden. Wenige andere Länder können
auf diesen kompetitiven Vorteil der praktischen Schulung von Führungsgrundsätzen, die später der Wirtschaft zugänglich
gemacht werden, zurückgreifen. Deshalb
kann es sich auch für die Digital Natives
lohnen, sich den Wert einer militärischen
Kaderlaufbahn in der Schweiz nochmals
vor Augen zu führen. On top ist diese
Bild: Geb Inf Br 12, (VBS)
Ausbildung im Gegensatz zu den meisten
Megatrends erfordern Kompetenzen, erlernt
internationalen Elite-Universitäten auch
noch vom Staat finanziert.
interpretieren, um in der durch Kosten- in der Führungsausbildung.
druck geprägten Zeit einer Firma einen
«Tempora mutantur, nos et mutamur
kompetitiven Vorteil zu verschaffen.
in illis»: Die Zeiten ändern sich und wir
things, tell them what to do and they uns in ihnen. Die Kenntnis und das Anwill surprise you with their ingenuity», wenden von einzelnen bewährten FühDie erwähnten Kompetenzen sind
erklärt dies treffend (Province, 1995). rungsgrundsätzen reichen wohl nicht
durchaus teilweise, einzelne sogar vollDas Ziel soll vorgegeben werden, nicht mehr aus, um in der heutigen VUCAumfänglich, in militärischen Führungsjedoch jeder einzelne Schritt auf dem Welt erfolgreich zu sein. Es braucht zuausbildungen zu erlernen. Doch führenWeg dorthin. Dem Unterstellen sollte sätzliche Kompetenzen, für deren Schude internationale Masters-Programme in
ein Maximum an Handlungsfreiheit lung und Entwicklung das Schweizer MiBusiness Administration oder Manageim Rahmen der Absicht des Vorgeset- litär jedoch nicht verantwortlich ist. Diement sind zielgerichteter auf das Aneignen
dieser Kompetenzen im Businesskontext
zen gewährt werden, um einen Auftrag se Fertigkeiten können in anderen Instiausgerichtet.
zu erfüllen (FSO XXII). Mehr Frei- tutionen erlernt werden. Gleichzeitig entheitsgrade in der Umsetzung ermögli- wickelt sich die militärische Führungschen zudem die Entfaltung der Talente ausbildung stetig weiter und integriert
Bewährte militärische
der Mitarbeiter;
neue Konzepte in ihre Lehrpläne. Auch
Führungsgrundsätze
• Führungstätigkeiten gegliedert in Pro- die US-Streitkräfte haben zum Beispiel
Die militärische Führungsausbildung,
blemerfassung, Beurteilung der Lage, die Relevanz von Lernagilität erkannt
welche sich im Kern nicht von der zivilen
Entschlussfassung, Planentwicklung (De Meuse, Dai, Hallenbeck, 2010). Sie
unterscheidet und durch den Schweizeriund Auftragserteilung. Es ist dies ein sys- zeigen grosses Interesse an der frühen
schen Verband für Führungsausbildung
tematischer Prozess, welcher es erlaubt, Identifikation und auch Weiterentwickzertifiziert ist, bildet jedoch ein äusserst
unter hohem Zeitdruck, in VUCA-Si- lung von lernagilen Führungskräften.
solides Fundament für das
Lernagilität ist heute fesErlernen von bewährten
ter Bestandteil von Talent
Führungsgrundsätzen. VieManagement-Programmen
«Rare militärische Führungsausbildung
führender Personalberale davon lassen sich 1:1 in
in den Teppichetagen.»
tungsunternehmen. So bedie Privatwirtschaft übertragen und können nirgendfruchten sich beide Seiwo sonst so schon in junten (Armee und Privatgen Jahren praktisch erfahren werden.
tuationen eine Entscheidungsfindung wirtschaft) und es findet ein enger KnowDie Armee hat früh erkannt, dass «transsowie die Umsetzung von getroffenen how-Austausch statt.
formationale Führung»* und nicht «MaMassnahmen umfassend und insbesonAuch die Schweizer Armee positioniert
nagement» im Zentrum der Ausbildung
dere überlegt sicherzustellen (TF XXI). sich bezüglich modernsten Instrumenten
von Menschen stehen muss (Steiger, 2013,
Beiden Elementen, der Planung und für Führungsausbildung und -unterstütGoleman, 1995, 2011):
der Führung (einer Aktion) wird dabei zung an vorderster Front. So stellt der
• «MMMM». «Man Muss Menschen
Rechnung getragen. Dies wirkt einem Psychologisch-Pädagogische Dienst der
Mögen» prägt bis heute den Schweizu langen Verharren im Status quo Armee angehenden Kompaniekommanzerischen Militärischen Führungsalltag
(«analysis-paralysis») auf der einen so- danten neben vielen anderen Massnah(Steiger, 2013). Die Freude am Umwie einem zu schnellen Handeln (blin- men hoch kompetente und erfahrene
gang mit Menschen, das Interesse an
der Aktionismus) auf der anderen Seite Coaches zur Verfügung. Diese begleiten
den verschiedenartigen Motivatoren,
und beraten die abverdienenden Komentgegen.
Erfahrungen, Verhaltensweisen und
mandanten bei Führungsfragestellungen
Persönlichkeitseigenschaften sollen im Die Kombination von militärischer und fördern gezielte Selbstreflektion, daZentrum für effektive Führungsarbeit
mit sich die Kommandanten persönlich
und ziviler Führungsausbildung
stehen;
und als Führungskräfte weiterentwickeln
Über sämtliche Ausbildungsinstitutio- können. Coaching als wertvoller, inte• Auftragstaktik. General Pattons Aussage: «Never tell people how to do nen hinweg betrachtet, bildet die Kader- grierter Bestandteil der Führungsentwick-
46
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Forschung und Lehre
lung: ein Idealzustand, der das Schweizer
Militär seit geraumer Zeit erfolgreich lebt
und den viele führende Unternehmen in
der Privatwirtschaft nach wie vor anstreben. Viele Firmen können diesbezüglich von der bestehenden «People Development Kultur» der Schweizer Armee
lernen.
Einzigartiges
«Schweizer Modell»
Zusammenfassend kann festgehalten
werden, dass sich internationale Managementausbildungen an Top-Adressen
und das Erlernen von immer noch gültigen militärischen Führungsprinzipien
wunderbar ergänzen und den Schweizer
Nachwuchskräften ein einzigartiges Ausbildungsmodell zur Verfügung steht.
Dies bietet dem Platz Schweiz einen
unschlagbaren Mehrwert im globalen
Businesskontext. Es kann also durchaus
sein, dass berufliche Netzwerke in Zukunft zumindest qualitativ betrachtet
wieder vermehrt durch Zugehörigkeit zu
Alumni-Organisationen von Kaderschulen der Schweizer Armee geprägt sein
könnten.
■
* Transformationale Führung beschreibt einen Führungsstil, bei dem durch das Transformieren von
Werten und Einstellungen der Geführten – hinweg von egoistischen, individuellen Zielen, in
Richtung langfristiger, übergeordneter Ziele –
eine Leistungssteigerung stattfindet. Transformationale Führungskräfte motivieren ihre Mitarbeiter intrinsisch, indem sie attraktive Visionen
vermitteln, den gemeinsamen Weg zur Zielerreichung kommunizieren, als Vorbild auftreten und
die individuelle Entwicklung der Mitarbeiter unterstützen. Die Geführten empfinden Vertrauen,
Respekt, Loyalität und Bewunderung gegenüber
der Führungskraft. Dadurch erbringen sie überdurchschnittliche Leistungen und sind motiviert,
eine gemeinsame Vision für den Erfolg einer Organisation zu verwirklichen.
Literaturverzeichnis
Barnfield, H., Dal G., Jouve, M., Orr. J.E., Sneltjes, C., Storfer, P. Define. 2014. «Distill. Deploy.
Adopting 21st-century competencies for high-impact talent». The Korn Ferry Institute: Los Angeles.
www.kornferryinstitute.com
Cashman, K. 2012. The Pause Principle: Step back
to Lead Forward. San Francisco: Berrett-Koehler
Publishers, Inc.
Dai, G., Swisher, V. «The agile enterprise. Taking
stock of learning agility to gauge the fit of the talent
pool to the strategy.» The Korn Ferry Institute: Los
Angeles. www.kornferryinstitute.com
Dai, G., Tang, K., Fell, J. «Fast rising talent. Highly
learning agile people get promoted at double speed».
The Korn Ferry Institute: Los Angeles. www.kornferryinstitute.com
De Meuse, K., Dai G., Hallenbeck, G. 2010. Learning Agility: a construct whose time has come. Consulting Psychology Journal: Practice and Research,
Vo. 62, No. 2, 119-130.
EY: Megatrends 2015. Available: http://www.ey.
com/Publication/vwLUAssets/ey-megatrends-report-2015/$FILE/ey-megatrends-report-2015.pdf
FSO XXI: Führungs- und Stabsorganisation der
Armee. 2004. Reglement 52.054.
Goleman, D. 2005: Emotional Intelligence: Why
It Can Matter More Than IQ. New York: Bantam
Dell.
Goleman, D., Boytzis, R., McKee A. 2013: Leadership. Unleashing the Power of Emotional Intelligence.
Boston: Harvard Business School Publishing.
Province, C. 1995. Tactical Leadership Skills for
Business Managers. Patton’s One-Minute Messages.
New York: Presidio Press.
PWC: Global Annual Review 2014. Available:
http://www.pwc.com/gx/en/issues/megatrends/index.jhtml
Steiger, R. 2013. Menschenorientierte Führung.
22 Thesen für den Führungsalltag. Frauenfeld: Huber Verlag. 16. ergänzte Auflage.
TF XXI: Taktische Führung XXI. 2004. Reglement
51.020 d.
Major
Florian T. Wagner
lic. phil. I, MBA
Senior Consultant
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Forschung und Lehre
Der Einfluss von Resilienz
auf die militärische Leistung
In der verhältnismässig kurzen Zeit, die für die militärische
Grundausbildung zur Verfügung steht, sollte ein möglichst grosser
Ausbildungserfolg erzielt werden. Entsprechend hilfreich ist
es zu wissen, welche Persönlichkeitsfaktoren seitens Rekruten
einen bedeutsamen Einfluss auf deren Leistung haben.
Dieser Frage wurde im Rahmen eines umfassenden Forschungsprojekts nachgegangen.
Madlaina Niederhauser, Caroline Huber,
Hubert Annen
Anlässlich des Gesamtrapports Verteidigung vom 11. Januar 2016 hat der Chef
der Armee, Korpskommandant André
Blattmann, darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass möglichst alle Rekruten
die Rekrutenschule beenden. Denn wie
die Armeeauszählung 2015 zu Tage führt,
liegt die personelle Alimentierung der Armee bei unbefriedigenden 93%, was unter anderem auf Abgänge während der
Grundausbildung zurückzuführen ist.
Hinzu kommt, dass Austritte nebst dem
personellen Verlust mit beträchtlichem
administrativem Aufwand und entsprechenden Kosten verbunden sind. Davon
ausgehend war es das Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit 1 zu untersuchen,
inwiefern bestimmte Persönlichkeitsfaktoren der Rekruten einen Einfluss auf armeerelevante Leistungsindikatoren haben.
tungsmotivation basiert auf dem regelmässig auftauchenden Wunsch, sich mit Leistungsstandards auseinanderzusetzen und
diese ab und an auch zu übertreffen sowie
auf der Bereitschaft, sich dafür anzustrengen. Stressreaktivität beschreibt die Veranlagung des Einzelnen, auf Belastungen mit
starken und länger andauernden Stressreaktionen zu antworten. Resilienz umschreibt schliesslich die psychische Widerstandsfähigkeit und bezieht sich auf einen
erfolgreichen Umgang mit belastenden Situationen durch Nutzung internaler und
externaler Ressourcen. Für alle drei Faktoren gibt es bereits Hinweise auf einen Zusammenhang zur Leistung, wobei sich die
betreffende Forschung vor allem auf den
zivilen Bereich bezieht.
Ergebnisse
Die militärische Leistung konnte lediglich durch die Leistungsmotivation vorhergesagt werden, bei der Resilienz liess sich
immerhin ein tendenziell positiver Einfluss auf die militärischen Qualifikationen feststellen. Das Weitermachen kann
auf alle drei untersuchten Persönlichkeitsvariablen zurückgeführt werden, wobei
sich die Resilienz als stärkster Prädiktor
erweist. Im Hinblick auf das Ausscheiden
aus der Rekrutenschule besitzt einzig die
Resilienz eine bedeutsame Vorhersagekraft, womit die Bedeutung dieses Faktors
deutlich unterstrichen wird.
Es lässt sich also festhalten, dass bei
hoch resilienten Rekruten die Wahrscheinlichkeit, aus der militärischen Grundausbildung auszuscheiden, deutlich geringer
ist. Zudem schlagen diese eher eine Kaderlaufbahn ein und haben in der Tendenz
eine bessere militärische Qualifikation
als weniger resiliente Rekruten. Weder
die Dienst- oder Wehrmotivation, noch
systematische Unterschiede in der Vorgesetztenbeurteilung konnten diese Zusammenhänge schmälern. Es ist vielmehr
davon auszugehen, dass die erwähnten Ef-
Methode
Die Studie beruht auf dem Datensatz
des Kooperationsprojekts PROGRESS
(siehe Kasten). Nach der für wissenschaftliche Arbeiten unabdingbaren Qualitätskontrolle konnten je nach Berechnung Daten von 359 bis 523 männlichen, deutschsprachigen Rekruten ausgewertet werden.
Als Messgrössen für militärische Leistung wurden die militärische Qualifikation, das heisst die individuelle Beurteilung
durch den Zugführer, der Abbruch der
Rekrutenschule sowie das Weitermachen,
das heisst das Einschlagen einer Laufbahn
als Milizkader, berücksichtigt.
Die untersuchten Persönlichkeitsfaktoren waren die Leistungsmotivation2, die
Stressreaktivität 3 sowie die Resilienz 4. Leis-
48
Forschungsprojekt PROGRESS 6,7
Das Forschungsprojekt PROGRESS ist eine
in den Jahren 2011 und 2012 beim Infanterie Durchdiener Kommando (Inf DD Kdo
14) in Aarau durchgeführte längsschnittliche Interventionsstudie, das heisst es
wurden Datenerhebungen zu vier verschiedenen Zeitpunkten an über 600 Rekruten vorgenommen. Die in Kooperation
von Sportwissenschaftlern der Eidgenössischen Hochschule für Sport (EHSM) sowie Psychologen der Militärakademie an
der ETH Zürich (MILAK/ETHZ) und der Universität Zürich angelegte Untersuchung
hatte zum Ziel, den Einfluss progressiv gesteigerter physischer Belastungen auf diverse Leistungsindikatoren zu messen.
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Daneben wurden aus psychologischer Sicht
neben biologischen Stressparametern wie
Alpha-Amylase, EKG-Daten und Haarcortisol auch Selbsteinschätzungen der Rekruten erhoben. Als eine der Haupterkenntnisse stellte sich heraus, dass erlebter Stress
eine angemessene Reaktion auf eine akute Belastungssituation behindert und mit
höherer Wahrscheinlichkeit zu einen RSAbbruch führt. Ausserdem zeigte sich einmal mehr der grosse Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen auf die Stresswahrnehmung und deren Folgen in der Rekrutenschule. Allerdings wurde auch deutlich,
dass solchen Effekten mit einem guten Führungsstil entgegen gewirkt werden kann.
Forschung und Lehre
den können. Konkret geht es darum, ausgewählte Module des CSF2-Programms
an die Zielsetzungen und Rahmenbedingungen einer Offiziersschule anzupassen.
Durch die praxisnahe Förderung der Resilienz der Offiziersanwärter soll ihr Umgang mit Stress und Belastungen sowie
ihre mentale Stabilität verbessert werden.
Auf dieser Basis dürften sie zudem als Führungspersonen gelassener auftreten und
dank persönlicher Stärke weniger zu unangemessenen Handlungen neigen. Da sich
Resilienz auch im Rahmen einer zivilen
(Führungs-)Laufbahn positiv auswirkt,
wird damit ein weiterer Beitrag zur Attraktivität der militärischen Kaderausbildung geleistet.
■
fekte eher unterschätzt werden, da durch
die Selektion in der Rekrutierung und
durch frühe Dropouts wenig resiliente
und hoch stressreaktive Stellungspflichtige schon vor der Datenerhebung ausgeschieden sind.
Die Bedeutung von Resilienz
Der oben berichtete bedeutsame Einfluss von Resilienz steht im Einklang mit
der bisherigen Resilienzforschung im militärischen Kontext. Solche Studien fanden beispielsweise, dass resiliente Soldaten mit grösserer Wahrscheinlichkeit das
Basistraining beenden, einen geringeren
Drogenkonsum aufweisen und weniger
Verbrechen begehen. Eine stark ausgeprägte Resilienz korrelierte ausserdem mit
dem erreichten militärischen Rang und
der Beförderung zum Brigadier.
Ausserdem hängt Resilienz mit Faktoren zusammen, die sich generell positiv
auf die militärische Auftragserfüllung auswirken. So sind resiliente im Vergleich zu
weniger resilienten Personen in der Lage,
flexibler auf Bedrohungen zu reagieren,
sie zeigen erfolgversprechendere Problemlösestrategien, verfügen über bessere soziale Beziehungen und eine stabilere physische und psychische Gesundheit. Resiliente Personen zeigen sich überdies engagierter bei der Arbeit und weisen ein
höheres organisationales Vertrauen auf.
Angesichts der Relevanz dieses Persönlichkeitsmerkmals ergibt es Sinn, sich
nicht nur mit dessen Erfassung und dessen
Auswirkungen zu befassen, zumal – wie
oben beschrieben – letztere bereits mehrfach haben nachgewiesen werden können.
So gibt es beispielsweise im Rahmen des
Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen
auf relevante Indikatoren der militärischen
Leistung.
betrieblichen Gesundheitsmanagements
konkrete Ansätze zum Training von Resilienz. Die konsequenteste Umsetzung
findet sich jedoch im militärischen Kontext. Das Comprehensive Soldier and Family Fitness Programm (CSF2) der U.S.
Army zielt darauf ab, mittels eines umfassenden Online-Tests bei den Armeeangehörigen die wesentlichen Merkmale von
Resilienz zu messen und schon dort individuelle Hinweise zu deren Optimierung
anzubieten. Als weiterer zentraler Bestandteil von CSF2 werden ausgewählte Offiziere und Unteroffiziere zu so genannten
Master Resilience Trainern ausgebildet,
um dann in ihren Einheiten gezielt Ausbildungsmodule durchführen und ihren Kameraden als Coaches zur Verfügung stehen zu können 5. Man möchte dadurch die
Armeeangehörigen grundsätzlich resilienter machen, sodass sie mit den diversen
typischen Belastungen des Soldatenlebens
erfolgreich umgehen können. Gleichzeitig wird mit diesem Programm vermittelt, dass man psychische Stärke ähnlich
wie physische Stärke trainieren kann, um
so auch einen sachlicheren Umgang mit
psychologischen Aspekten zu bewirken.
1 Huber, C. (2015). Wie beeinflussen Resilienz,
Leistungsmotivation und emotionale Stress-Reaktivität verschiedene Parameter der militärischen Leistung. Zürich: Unveröffentlichte Masterarbeit an der Universität Zürich.
2 Schuler, H. & Prochaska, M. (2000). Leistungsmotivationsinventar (LMI). Göttingen: Hogrefe.
3 Schulz, P., Jansen, L.J., & Schlotz, W. (2005).
Stressreaktivität: Theoretisches Konzept und Messung. Diagnostica, 51(3), 124 -133.
4 Schumacher, J., Leppert, K., Gunzelmann, T.,
Strauss, B., & Brähler, E. (2005). Die Resilienzskala – Ein Fragebogen zur Erfassung der psychischen Widerstandsfähigkeit als Persönlichkeitsmerkmal. Zeitschrift für Klinische Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, 53(1),
16 -39.
5 Reivich, K.J., Seligman, M.E.P., & McBride, S.
(2011). Master Resilience Training in the U.S.
Army. American Psychologist, 66(1), 25-34.
6 Wyss, Th. & Annen, H. (2013). Studie PROGRESS. Magglingen/Birmensdorf: Interner Forschungsbericht.
7 Müller, M. (2013). Der Zusammenhang zwischen chronischem Stress und Depressivität: Die
Suche nach Moderatoren. Zürich: Unveröffentlichte Masterarbeit an der Universität Zürich.
Madlaina Niederhauser
M. Sc.
Projektmitarbeiterin
MILAK an der ETH Zürich
8108 Dällikon
Caroline Huber
M. Sc.
8052 Zürich
Ausblick
Ein aktuelles Forschungsprojekt an der
Militärakademie (MILAK/ETHZ) nimmt
sich der Frage an, inwiefern bewährte Elemente des Resilienztrainings für die Ausbildung in der Schweizer Armee übernommen und gewinnbringend umgesetzt wer-
Oberst
Hubert Annen
Dr. phil., Dozent Militärpsychologie und Militärpädagogik, MILAK/ETHZ
6300 Zug
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
49
Forschung und Lehre
Frieden und Militärethik
Die internationale militärethische Forschung hat in den letzten
Jahren viel Raum eingenommen. Dabei ging es nicht nur darum,
die bestehenden Prinzipien legitimer militärischer Gewaltanwendung auf gegenwärtige Probleme anzuwenden. Es wurden
auch grundsätzliche Fragen gestellt und zentrale Punkte der
traditionellen Theorien des Gerechten Krieges verworfen.
Dabei ist aber auch eine Lücke entstanden: Was ist das eigentliche Ziel militärischer Gewaltanwendung?
Florian Demont
Mit seinem Buch Killing in War hat
der Ethiker Jeff McMahan die Revision
einiger zentraler Punkte der traditionellen Theorien des Gerechten Krieges kritisiert.1 Das wesentliche Grundelement von
McMahans Vorschlag besteht in einer
Analyse der Notwehr, laut der Gewaltanwendung mit moralischer Verantwortung verknüpft wird: wer für eine tödliche Bedrohung verantwortlich ist, kann
mit tödlicher Gewalt bekämpft werden,
falls diese zweite Gewaltanwendung notwendig und proportional ist.2
Wichtig ist hierbei, dass es McMahan
um moralische Verantwortung geht. Nicht
nur wer eine tödliche Bedrohung verursacht, kann mit tödlicher Gewalt bekämpft werden, wenn diese notwendig
und proportional ist. Aus McMahans
Theorie ergibt sich auch, dass jemand
unter Umständen mit Gewalt bekämpft
werden darf, der eine tödliche Bedrohung
nicht direkt verursacht hat, aber dennoch
moralisch dafür verantwortlich ist.
Wichtige Konsequenzen aus McMahans Vorschlag sind, dass die Gründe für
einen Kriegseintritt sehr viel wichtiger
werden, dass den Drahtziehern hinter
einer tödlichen Bedrohung schwerwiegendere Konsequenzen drohen und dass Fragen der Proportionalität (insbesondere bei
einer Gefährdung von zivilem Leben und
Einrichtungen) präziser bewertet werden
können. Diese Errungenschaften helfen
Experten auch bei der Beantwortung von
Ermessensfragen und beim Durchleuchten von Grauzonen im Bereich des völkerrechtlichen Rahmens militärischer Gewaltanwendungen.
Vor dem Hintergrund der Leistung von
McMahan und seinen Mitstreitern ist es
nicht verwunderlich, dass international
führende Militärethiker sich in ihrer For-
50
schung auf die Analyse der Notwehr und
auf die Anwendung solcher Analysen auf
die konkreten militärethischen Probleme
unserer Zeit konzentrieren.
Die (hauptsächlich) durch McMahan
eingeleiteten Revisionen der Theorien des
Gerechten Krieges haben aber auch eine
eher unglückliche Entwicklung zur Folge.
Weshalb sollte es ein Staat denn überhaupt
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
seinen Bürgerinnen und Bürgern erlauben,
Notwehr und Notwehrhilfe zu betreiben?
Weshalb sollte es in einer Gemeinschaft
von Staaten möglich sein, dass sich einzelne Staaten selbst verteidigen? Man könnAurelius Augustinus, Mitbegründer
der Tradition des Gerechten Krieges,
gemalt von Botticelli.
Bild: Autor
Forschung und Lehre
te vielleicht der Meinung sein, dass es innerstaatliche oder internationale Gewaltmonopole geben sollte, die absolut sind
und keine Ausnahmen dulden. Diese Art
«Wer für eine
tödliche Bedrohung
verantwortlich ist,
kann mit tödlicher Gewalt
bekämpft werden.»
von Frage wird in den gegenwärtigen Debatten nicht behandelt. Trotzdem sind sie
wichtig, weil nur Antworten auf diese Fragen wirklich erklären können, ob es sinnvolle Gewaltanwendung überhaupt gibt.
Eine wichtige Idee aus der klassischen
Theorie des Gerechten Krieges besteht
darin, einen Wert zu bestimmen, der als
Messlatte für sinnvolle Gewaltanwendung
dienen kann.
Laut Platon und Augustinus ist der
Friede als Ziel militärischer Aktionen, der
einzige Wert, der diese Anforderung erfüllen kann.3 Für beide ist der Friede in
einem Staat (und auch gegen aussen) dadurch bestimmt, dass er das Ende des
Krieges darstellt und der Begriff des Krieges denjenigen der friedlichen Gesellschaftsordnung voraussetzt. Für Augustinus besteht «der Friede aller Dinge in
der Ruhe der Ordnung. Ordnung aber
ist die Verteilung gleicher und ungleicher
Dinge, die jedem den gebührenden Platz
anweist.»4 Dieser Ansatz kann auch eine
säkulare Bedarfsgerechtigkeit aufnehmen
und Bedingungen für eine friedliche Ordnung definieren, welche durch militärische Massnahmen entweder nicht gefährdet werden darf oder sogar herbeigeführt
werden soll.5
Es ist an der militärischen Forschung,
diesen Ansatz auszuarbeiten. Dabei müssen insbesondere die Rolle der Notwehr
und der Notwehrhilfe für die Ordnung
innerhalb eines Staates und die Rolle ihrer
Gegenstücke im zwischenstaatlichen Bereich genau analysiert werden. Erst wenn
die entsprechenden Analysen der Experten auf dem Tisch liegen, können wir präzise sagen, inwiefern sinnvolle und ethisch
vertretbare Anwendungen möglich sind.
Solche Ergebnisse liegen nicht in weiter
Zukunft und viele Meilensteine fliessen
schon heute in die militärische Praxis verschiedener Streitkräfte ein.
■
1 Jeff McMahan 2009. Killing in War (Oxford:
Oxford University Press).
2 Konsequenzen für die Notwehrhilfe lassen sich
direkt von der Notwehr ableiten.
3 Siehe Kapitel 11–14, Buch XIX in: Aurelius
Augustinus 1997. Vom Gottesstaat (München:
Deutscher Taschenbuch Verlag) und Die Gesetze, 628d und 829a in: Platon 1982. Sämtliche Werke (Heidelberg: Lambert Schneider).
4 Augustinus 1997: Buch XIX, S. 552.
5 Die Idee der Nicht-Gefährdung findet sich beispielsweise im Lieber Code von 1863 (Art. 16);
http://avalon.law.yale.edu/19th_century/lieber.asp;
11-01-2016. Der zweite Ansatz ist natürlich schon
bei Platon und Augustinus vorhanden.
Florian Demont
Dr. phil.
Wissenschaftlicher
Assistent
MILAK an der ETH
8903 Birmensdorf
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2ECOILLESSå'RENADEå7EAPONååMMå
(%!4å(%3(åså!NTIå3TRUCTUREåså!REAå$ENIAL
2'7åå((
ion
s
s
i
m
r
o
f
d
Designe
2'7åå!3
WWWDNDEFENCECOM
INFO DNDEFENCECOM
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
51
Internationale Nachrichten
Deutschland
Nachwuchsprobleme,
41-Stunden-Woche,
Terrorismusbekämpfung,
Mannschaftstransporter
Im Jahr 2015 liessen sich
12 % weniger Deutsche für
den freiwilligen Wehrdienst
rekrutieren, total etwa 9000.
Zählt man davon die ca. 2100
während der Probezeit (auf
eigenen Wunsch) oder mangels Fähigkeit entlassenen Soldaten ab, ist fast jede(r) Vierte nicht mehr dabei. Gemäss
dem Wehrbeauftragten der
Bundesregierung, Hans-Peter
Bartels, geben diese Zahlen jedoch keinen Anlass zur Beunruhigung, sie entsprechen dem
branchenübergreifenden Bild
im Land. Viel wichtiger sei
es, die Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiver zu machen.
Derzeit erhielten nur knapp
die Hälfte aller Rekruten eine
Zusage auf einen festen Dienstposten, der Rest hat also keine
fest zugeteilte Aufgabe. Dies
entspricht dann eher einem
längeren Praktikum, schliesst
Bartels. Noch interessanter
dürfte aber die per 2016 neu
eingeführte Arbeitszeitverordnung für Soldaten sein. Dazu
der stellvertretende Inspekteur
der deutschen Marine, Konteradmiral Brinkmann: «die
41-Stunden-Woche dreht das
Grundverständnis des soldatischen Dienens auf links».
Damit nach den jüngsten Ereignissen in Europa auch die
deutsche Terrorabwehr verstärkt wird, stellte Mitte Dezember 2015 Innenminister
de Maizière eine nach militärischen Standards mit Langwaffen und gepanzerten Fahrzeugen ausgerüstete «Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit plus» (BFE+) genannte
Bundespolizeieinheit auf. Dafür sind 250 Stellen vorgesehen, wovon 50 Polizisten (als
ein Team) unmittelbar eingesetzt und 4 weitere Teams im
Verlauf des Jahres aufgebaut
GTK BOXER im Afghanistan-Einsatz.
werden. Nahe zur Antiterroreinheit GSG 9, soll die BFE+
vor allem aber im «Tagesgeschäft», das heisst länger anhaltenden Fahndungen eingesetzt werden können. Gleichzeitig wurde im Bundestag
die Beschaffung von zusätzlichen 131 gepanzerten Transport-Kraftfahrzeugen (GTK)
BOXER für ca. 650 Millionen
beschlossen. Geplant ist, damit
Italien
52
ab 2017 den Transportpanzer
FUCHS abzulösen. Von den
derzeit 200 verfügbaren Radschützenpanzern des Typs BOXER sind gemäss dem «Bericht
zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr» derzeit
lediglich 70 einsatzbereit, was
aber laut diesem Dokument
den Ausbildungs- und Einsatzbedürfnissen absolut genüge.
Polen
Eine halbe Milliarde Euro
mehr für die Armee und
erster F-35 ausgeliefert
Nach den Anschlägen in
Paris möchte auch Italien sein
Sicherheitsetat anpassen. Von
der durch Premier Matteo Renzi versprochenen Aufstockung
sollen 500 Mio. an die Armee
gehen, 150 Mio. im Bereich
Cyber aufgewendet werden
und zusätzlich 350 Mio. der
konsequent unterfinanzierten
Polizei zukommen. Diese «Sicherheitsmilliarde» wird mit
einer zusätzlichen «Kulturmilliarde» ergänzt, welche beispielsweise Theatergutscheine
für Jugendliche vorsieht. Soweit Renzis Plan. Bisher wurden aber insbesondere bei der
Armee noch keine Zahlungen
bemerkt, denn das Geld war
bis Ende 2015 noch nicht freigegeben. Derzeit erwarten di-
Bild: Krauss-Maffei Wegmann
SpionageabwehrZentrum «übernommen»
Chef der Luftwaffe, Generalleutnant Preziosa bei der Übergabe des
ersten F-35.
Bild: Lockheed Martin
verse Truppenkörper dringend
eine Aufstockung ihres Budgets. Die Luftwaffe beispielsweise muss diverses Fluggerät kannibalisieren, um dessen Einsatzfähigkeit aufrecht
zu erhalten. Beinahe paradox
wirkt es deshalb, wenn fast
gleichzeitig der erste gänzlich
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
in Italien fertiggestellte F-35
offiziell an die Aeronautica Militare ausgeliefert wird. Das als
AL-1 immatrikulierte Tarnkappen-Mehrzweckflugzeug wird
per Februar zu Ausbildungszwecken auf die Luke Air Force
Base in Arizona, USA transferiert.
Kaum im Amt, bestellte der
neue polnische Verteidigungsminister Macierewicz in einer
Nacht- und Nebelaktion einen
neuen Chef für das neu gegründete NATO-Spionageabwehr-Kompetenzzentrum. Das
Zentrum wurde offiziell im
September 2015 mit der Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding zwischen der NATO, Polen und
der Slowakei, unter Beisein von
acht weiteren NATO-Ländern
ins Leben gerufen.
Am 18. Dezember 2015
wurde dann der noch vom
ehemaligen Verteidigungsminister Siemoniak ernannte
Chef des Zentrums, Oberst
Dusza während einer nächtlichen Aktion um 01 Uhr 30
durch die Militärpolizei seines
Internationale Nachrichten
Amtes enthoben. Das polnische Verteidigungsministerium erklärte darauf, dass sich
der nunmehr ehemalige Chef
weigerte, seinen Posten zu verlassen. Deswegen sei es nötig
gewesen, den als designierten
Nachfolger bestimmten Obersten Robert Bala mit Hilfe der
Militärpolizei (und der Ver-
wendung von nachgemachten
Schlüsseln) nächtens in dessen
Amt einzusetzen.
Seitens der NATO gibt es
keine Weisungen, wie die personelle Besetzung der unterstützten Kompetenzzentren zu
erfolgen hat, stehen diese doch
lediglich unter der Schirmherrschaft der Nordatlantik-
allianz. Die Verwaltung erfolgt
insofern autonom und in Absprache zwischen den verschiedenen Partnernationen. Das
aggressive Verhalten in dieser
Sache zeigt die Entschlossenheit der seit November 2015
amtierenden neuen polnischen Regierung auf, ihre Interessen durchzusetzen. In die-
sem Kontext fasste der ehemalige polnische Verteidigungsminister Siemoniak dann
auch die Vorgänge zusammen:
«Wahrscheinlich zum ersten
Mal in der Geschichte der
NATO wurde eine Einrichtung der Allianz durch eines
seiner Mitglieder angegriffen.»
Israel
Lebensende
des Merkava Mark II
Nach 33 Jahren Dienst in
der IDF (Israel Defense Force)
wird der Kampfpanzer MERKAVA Mark II bei den aktiven Kampfverbänden per Ende
Jahr ausser Dienst gestellt. Bis
1989 produzierte Israel etwa
580 Stück dieses Panzers. Grosse Teile der Flotte sollen nun
zu gepanzerten Mannschafttransportern umgerüstet werden. Jetzt schon wurde, so
Oberstleutnant Dvir Edri, die
Ausbildung auf dem Mark II
beendet. Neue Rekruten werden nur noch auf Panzern des
Typs Mark III und höher ausgebildet. Die Ausbildungsinfrastruktur im Negev und die
Simulatoren wurden dafür bereits erneuert. Alles in allem
wird nun die Qualität der Ausbildung und damit auch der
Erfolg von Kampfeinsätzen gesteigert, so Edri weiter. Denn
für ihn, als Kommandant der
IDF-Panzerschulen steht fest,
dass die Panzerschlachten von
einst der Vergangenheit angehören. Heutzutage geht es
darum, der asymmetrischen
Kriegsführung entgegenzutreten. Und da diese beinahe ausschliesslich im überbauten Gelände stattfindet, ist dem Eigenschutz der Kampfpanzer ein
grosser Stellenwert beizumessen. Der MERKAVA Mark
IV verfügt beispielsweise über
das abstandsaktive TROPHY
Schutzsystem, welches ankommende Geschosse und (Panzerabwehr-)Raketen vor dem
Einschlagen erkennt und zerstört. Gemäss Oberstleutnant
Ausgemusterte Merkava Mark II.
Bild: imgur.com
Edri wird aber auch die Zusammenarbeit mit der Infanterie immer wichtiger. Aber letztendlich, so der israelische Offizier, hängt der Erfolg einer
Operation immer auch von
einer funktionierenden Vernetzung innerhalb des digitalen
Führungssystems ab. Und genau das kann nun bereits mit
allen Rekruten während der
Ausbildung in enger Zusammenarbeit mit der Luftwaffe und Infanterie sowie den
Nachrichten- und Aufklärungsformationen trainiert werden.
Russland
Neue Drohnensysteme
Um auf internationalem
Niveau Schritt halten zu können, beabsichtigt Russland bis
ins Jahr 2020, für geschätzte
9 Mia. US Dollar seine Drohnenflotte aufzurüsten. Um den
zukünftigen Anforderungen
des Gefechtsfeldes, insbesondere den ISR-Bedürfnissen gerecht zu werden, sollen die derzeit zumeist aus israelischer
Produktion stammenden 500
unbemannten Flugzeuge durch
neue, in russischer Eigenfertigung gebaute Systeme ergänzt werden. Das Bedürfnis
entspringt nicht alleine den
keit, kritische Infrastruktur wie beispielsweise Öl- und
Gaspipelines oder
auch Versorgungswege zur See kosteneffizient überwachen zu können. Tatsache ist,
dass Russland in
den vergangenen
Monaten mehrere
Projekt STATUS-6, absichtlich den Medien
militärische Stützpräsentiert?
Bild: youtube.com punkte weit innerhalb des Polarkreisicherheitspolitischen Verstri- ses mit moderner Luftabwehr
ckungen der letzten Monate, (PANTSIR-1, S-300, S-400)
sondern gründet vielmehr in aufgerüstet hat oder neue Opeder gesteigerten Notwendig- rationsbasen fertigstellte und
unter anderem darauf zählt,
wie Präsident Putin Ende
Dezember 2015 erklärte, die
(trotz dem internationalen
Seerechtsabkommen von 1982
territorial umstrittenen) arktischen Ölvorkommnisse via
die Nord-Ost-Passage zu bewirtschaften. In diesem Kontext kann die möglicherweise unbeabsichtigte Veröffentlichung von geheimen Plänen
zu einem STATUS-6 genannten Unterwasserdrohnenprojekt der russischen Marine
gesehen werden, welche im
November 2015 den Weg an
die Öffentlichkeit fanden.
Das System hat offenbar eine
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
53
Internationale Nachrichten
Reichweite von mehr als
10 000 km, soll ferngesteuert
in bis zu einem Kilometer
Tiefe die NATO-Warnsysteme umschiffen und würde
mit einem Einsatz nachhaltige
nukleare Zerstörung mit sich
bringen, so Dmitry Peskov,
Pressesprecher des russischen
Präsidenten. Ob sich diese Plä-
ne jedoch verwirklichen werden oder ob die Veröffentlichung ein medienwirksamer
Coup war, bleibt ungeklärt.
Die Thematik wäre indes nicht
neu, unbemannte Unterwasserfahrzeuge werden von verschiedenen Nationen, auch zivil, bereits heute rege eingesetzt.
Transpazifik
Transpazifische
Partnerschaft
Ein Dutzend Pazifik-Anrainer haben sich auf ein jahrelang angestrebtes Handelsabkommen geeinigt. Die neuen
Partner repräsentieren 40 Prozent der Weltwirtschaft. Erforderlich ist nun, dass die Parla-
mente der Mitgliedsstaaten zustimmen.
Das Transpazifische Partnerschaftsabkommen TTP der
USA mit 11 anderen Staaten
der Region wird grosse Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Die Verhandlungen dazu begannen im Jahr
2008. Im Oktober 2015 un-
TTP-Staaten, Interessenten und potenzielle Partner.
terzeichneten die USA, Kanada, Mexiko, Peru, Chile, Australien, Brunei, Neuseeland,
Japan, Vietnam, Malaysia und
Singapur. Weitere Interessenten sind Südkorea, Philippinen
und Indonesien unter anderem. Heute sind dies die wahrscheinlich wichtigsten Verhandlungen über den internationalen Handel,
seitdem die Welthandelsorganisation 1995 ihre Arbeit
aufgenommen hat.
Beim TPP geht
es vorrangig um
ökonomische Interessen. Aber politische Schwerpunkte und geostrategische Überlegungen spielen auch
eine Rolle. China
soll beispielsweise
Bild: Wikimedia der Organisation
China
Neues
Antiterrorgesetz
Peking hat ein neues AntiTerror-Gesetz verabschiedet.
Milde fällt es nicht aus. Das
Militär darf im In- und Ausland Terroristen jagen. Behörden dürfen sich im Inland Zugang zu verschlüsselter Software auch von Auslandsfirmen verschaffen. Die Unternehmen müssen dabei sogar
helfen.
Nachdem der Nationale
Volkskongress vier Jahre lang
über ein Antiterrorgesetz debattiert hatte, wurde es nun
verabschiedet – wenige Tage,
bevor es am 1. Januar in Kraft
treten wird. Und der bricht
mit einem wichtigen Tabu:
54
Die Armee des Landes darf
künftig auch im Ausland eingesetzt werden. Reguläre Truppen, Einheiten der bewaffneten Polizei und Sonderkommandos können auch ausserhalb der Grenzen der Volksrepublik und ohne Mandat der
Vereinten Nationen Terroristen bekämpfen.
Bisher hatten sich chinesische Soldaten und Polizisten
nur unter dem Kommando der
Vereinten Nationen an Auslandseinsätzen wie Blauhelmmissionen oder an der internationalen Bekämpfung der
Piraterie vor der somalischen
Küste beteiligt. Nun dürfen
sie mit Einverständnis des betroffenen Landes und nach
Genehmigung des Pekinger
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
zu einem späteren Zeitpunkt
beitreten (können). Freilich
geht es primär um den chinesischen Markt. Sekundär geht
es aber auch um die Einbindung des lokalen Hegemons,
um ihn wenn nicht friedlicher,
dann zumindest dialogwilliger
zu machen. So lauten mindestens die Absichten der USA,
Japans, Bruneis und Vietnams.
Die Debatte um TTP wird
in der EU mit grossem Interesse verfolgt. Denn mit Europa verhandeln die USA derzeit über das Freihandelsabkommen TTIP. Es ist in der
EU stark umstritten. Heftige
Kritik gibt es vor allem am geplanten Investitionsschutz für
Unternehmen. Pikant: Sollte
auch die Schweiz einen Weg
ins TTIP finden, würde auch
China – durch das Freihandelsabkommen – davon profitieren.
USA / Asien
Staatsrats und im Fall der Armee auch der Zentralen Militärkommission selbst bewaffnete Auslandsaktionen durchführen.
Das Gesetz ist auch innerhalb Chinas umstritten, weil
es die Bekämpfung des Terrorismus zu einer Querschnittsaufgabe macht und sie einer
neu geschaffenen mächtigen
Zentralgruppe unterstellt, der
alle Ministerien zuarbeiten
müssen. Die neue Stelle kann
zahlreiche Bürgerrechte, darunter auch die Freiheit der
Medien, empfindlich einschränken – solange es dem
Antiterrorkampf dient. Und
nun kommt der Haken: was
genau als Terrorismus gilt, definiert China nur vage.
Manöver USA – Asien
Das grösste alljährliche Militärmanöver der USA und
der Länder Asiens «Cobra
Gold – 2016» findet vom 9.
bis 20. Februar zum 35. Mal
in Thailand statt, teilt der
Sender des Hauptstabs der
Landstreitkräfte des Landes
unter Berufung auf die ständige Vertretung des US-Militärkommandos in Bangkok für
militärische Zusammenarbeit
(JUSMAG) mit.
Ursprünglich in den Jahren
des Kalten Krieges als gemeinsames Manöver der amerikanischen und thailändischen
Streitkräfte ins Leben gerufen, entwickelte sich «Cobra
Gold» mit den Jahren zum
Internationale Nachrichten
bedeutenden internationalen
Ereignis in der Region. In
diesem Jahr nehmen Vertreter von mehr als 20 Ländern
an diesem Militärmanöver
teil.
«Cobra Gold – 2016» ist
dem Training des Zusammenwirkens des Militärs der USA
und der Länder Asiens bei
gemeinsamen Kampfeinsätzen gegen Piraten, bei der
Erweisung von humanitärer
Hilfe für die Zivilbevölkerung
gewidmet, heisst
es in der Meldung.
Es wird nicht
genannt, wie viele Militärangehörige an diesem
Militärmanöver
teilnehmen werden. In früheren
Cobra Gold.
Bild: JUSMAG Jahren erreichte
allein die Zahl
sowie bei der Beseitigung der der an «Cobra Gold» teilnehFolgen von Naturkatastrophen menden amerikanischen Sol-
USA
Militär und Rule of Law
Das US-amerikanische
Oberkommando, die Joint
Chiefs of Staff, machen sich
Gedanken über die Einsatzdoktrin für Auslandseinsätze.
Während es immer noch Vertreter der Idee «Militärs kämpfen – Zivile bauen auf» gibt,
will das JCF eine Doktrin
auch für jene Fälle, in denen
die Rollenaufteilung nicht so
klar ist.
Als sich die Operation «Enduring Freedom» in Afghanistan von einer kämpferischen zu
einer militärischen Unterstützungsoperation änderte, glaubten viele, die militärischen Einsätze der USA in Übersee würden zurückgehen. Doch wegen
der Komplexität und Flüchtigkeit von Beziehungen zwischen
den Staaten sowie des Anstei-
US Marines im zivilen Umfeld?
daten, Matrosen und Offiziere 7000 bis 8000 Mann. Doch
im Mai 2014 hatten die USA
im Zusammenhang mit dem
Militärputsch in Thailand die
Einstellung ihrer Militärhilfe
für dieses Land und die Reduzierung des US-Militärkontingents bei den alljährlichen Manövern erklärt.
Im Jahr 2014 nahmen 5000
US-Militärangehörige an dem
Manöver teil, 2015 waren es
4000.
Mexiko
gens von feindlichen transnationalen Gruppen scheint
es, als ob die USA weiterhin
auf der internationalen Bühne mit ihren Soldaten vertreten bleiben.
Als Teil ihrer Strategie für
zukünftige internationale Einsätze müssen sich die USStreitkräfte deshalb eine Doktrin bezüglich der Interaktion
von Militäreinsatz und Rule
of Law geben. Es wird dabei
differenziert zwischen labilen
Staaten, untergegangenen Staaten, und de-facto aufgelöster
Staatsgewalt. Darüber hinaus
sind die Interaktionen mit internationalen Organisationen,
multinationalen Einsatzkräften und nichtstaatlichen Akteuren zu berücksichtigen. Das
entsprechende Arbeitspapier
des JCS wird im Frühjahr 2016
erwartet.
Bild: Wikimedia
Luftwaffe von Mexiko
aufkeimenden Drogenindustrie.
In Anbetracht der Grösse
Damals war die Luftwaffe
des Landes nehmen die mexi- eher eine Heeresfliegerkraft.
kanischen Luftstreitkräfte eher Mittlerweile haben sich die Prioritäten verschoben. Die einstigen
Aufgaben bleiben,
doch die Luftwaffe fliegt zusätzlich
auch Katastrophenhilfeeinsätze
und in humanitären Hilfsoperationen.
Auf der Basis einer Entscheidung
Ja es gibt sie, die mexikanische Luftwaffe.
der mexikanischen
Bild: Fueza Aerea Mexicana Regierung kam die
Armee 2006 für
bescheiden aus. Es ist nicht nur die Bekämpfung ausufernder
so, dass nur wenig über sie be- Kriminalität zum Einsatz. Worichtet wird. Es gibt nämlich für wiederholt Unterstützung
nicht viel zu berichten.
durch die Luftwaffe angeforErst in den 1980er Jah- dert wurde. Dann wurden die
ren erfolgten Modernisierungs- Mängel ihrer Ausrüstung auf
schritte, die unter anderem in einmal bewusst und bekannt.
der Beschaffung von 12 Jagd- Seit den 1990ern fanden nämbombern des Typs F-5 E/F, liche keine neueren Beschaf88 Pilatus Trainern PC-7, 30 fungen statt.
Bell AB-212 Helikoptern und
Mexiko reagierte und beeinem Transportflugzeug C- schaffte leichte Transporter
130A Hercules ihren Nieder- Casa C-295 und Alenia C-27J
schlag fanden.Viele dieser Flug- Spartan sowie vier Boeing 737.
zeuge stehen bis heute im Ein- Die jüngsten Beschaffungen
satz. Zum Zeitpunkt vor der sind zwölf Cougar EC-725 von
Modernisierung lag der Fokus Boeing. Auch bezüglich dem
der Einsätze der Luftwaffe auf Kauf eines Transportflugzeugs
Terrorbekämpfung – ja: in A 400M stehen Mexiko und
der 1970ern und 1980ern ein Boeing in Verbindung.
weltweites Problem – auf dem
Pascal Kohler,
Schutz der Erdölförderung soHenrique Schneider
wie auf die Bekämpfung der
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
55
Geschichte
Der Weg nach Suez –
Israels Sinai-Feldzug 1956
Im israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948/49 hatte der jüdische
Staat den arabischen Nachbarstaaten eine schwere Niederlage
beigebracht. Würden die arabischen Staaten eine solche Demütigung
auf sich sitzen lassen? Israels Führung war skeptisch. Tatsächlich
deutete sich schon Mitte der 1950er Jahre eine «zweite Runde»
im arabisch-israelischen Konflikt an.
Marcel Serr
Dieses Jahres jährt sich der Ausbruch
des Sinai-Feldzugs im Oktober 1956 zum
60. Mal. Dies gibt Anlass, die Geschehnisse, die zum Ausbruch des Krieges geführt haben, Revue passieren zu lassen.
Der Weg zum Sinai-Feldzug
Israels sicherheitspolitische Lage war in
den Jahren nach 1949 prekär geblieben.
Ägypten blockierte die Nutzung des Suezkanals sowie der Strasse von Tiran für israelische Schiffe. Darüber hinaus erwies
sich die Infiltration durch Araber, die im
Krieg 1948/49 geflohen waren und nun
in den arabischen Anrainerstaaten lebten, als bestimmendes Sicherheitsproblem. Israel reagierte darauf mit militärischen Vergeltungsschlägen gegen die
Nachbarstaaten.
Am 28. Februar 1955 löste ein solcher
Überfall Israels auf den Gazastreifen eine
Eskalationsspirale aus, die letztlich zum
Sinai-Feldzug führen sollte. Die Leichtigkeit, mit der es den Israel Defense Forces
(IDF) gelungen war, das ägyptische Militär in diesem nächtlichen Angriff zu überrumpeln, war eine schwere Demütigung
für das Militärregime unter Gamal Abdel Nasser. Als Reaktion darauf baute der
ägyptische Geheimdienst eine Guerillatruppe aus palästinensischen Flüchtlingen
auf (sog. Fedajin), die ab Sommer 1955
Operationen im israelischen Grenzgebiet
durchführte. Darüber hinaus rüstete Kairo
durch Waffenlieferungen aus der Tschechoslowakei in bisher ungekanntem Masse auf.
Israel sah sich genötigt, Gegenmassnahmen zu ergreifen. Zum einen bemühte
sich Jerusalem um neue Waffen. Dabei
wurde man in Paris fündig. Zum anderen
wurden konkrete Pläne für einen Angriff
56
in Algerien. Mit der Verstaatlichung des
Suezkanals war das Mass voll. Immerhin
stellte der Kanal den schnellsten Seeweg
für Öltransporte vom Persischen Golf
nach Europa dar. Daher begannen Paris
und London mit der Planung einer Militäroperation.
In dieser Situation sah Jerusalem die
Chance, Ägypten gemeinsam mit europäischen Mächten anzugreifen. Eine Kooperation bot erhebliche Vorteile: Die Konzentration französischer und britischer
Truppen im Mittelmeer zog ägyptische
Kräfte aus dem Sinai ab. Auf der diplomatischen Ebene versprach sich Israel den
als notwendig erachteten internationalen
Rückhalt bei einer Militäroperation.
Israel intensivierte
zunächst die Beziehungen zu Frankreich, das die Schlüsselrolle in der trilateralen Anti-Nasser-Allianz spielen sollte. Zunächst musste Grossbritannien überzeugt
werden. Aufgrund der
kolonialen Vergangenheit und den Bündnisverpflichtungen in
der arabischen Welt
stand London den
arabischen Staaten
grundsätzlich näher
als Israel und wollte
daher nicht offen mit
dem jüdischen Staat
kooperieren. Deshalb
bestand London auf
eine geheime Übereinkunft. Letztlich
überzeugte der stellvertretende französische Stabschef MauBild: Wikipedia; Department of History, U.S. Military Academy.
rice Challe Grossbriauf Ägypten geschmiedet. Doch letztlich
entschied sich Israels Führung im Januar 1956 vorerst gegen einen Angriff. Zu
schwer wog die Befürchtung, dass eine solche Aktion die westlichen Mächte (und
damit Israels Waffenlieferanten) gegen den
jüdischen Staat aufbringen würden.
Nassers Verstaatlichung des Suezkanals
am 26. Juli 1956 rief jedoch Grossbritannien und Frankreich auf den Plan – die
mehrheitlichen Anteilseigner der Betreibergesellschaft. Nasser war Paris und
London ohnehin ein Dorn im Auge. Für
Grossbritannien war dessen Panarabismus
eine Gefahr der eigenen Interessen im Nahen Osten. Frankreich missbilligte Kairos
Waffenlieferungen an die Aufständischen
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
tanniens Premierminister Anthony Eden,
dass ein Einfall Israels im Sinai den idealen Vorwand für eine britisch-französische Besetzung des Suezkanals liefern
würde. Doch Israels Regierungschef David Ben-Gurion blieb bezüglich einer Zusammenarbeit mit Grossbritannien äusserst skeptisch. Seinem Misstrauen gegenüber London war es geschuldet, dass die
geheimen Bündnisabsprachen im französischen Sèvres zwischen dem 22. und 24.
Oktober 1956 in einem Vertrag schriftlich fixiert und unterzeichnet wurden. Es
wurde beschlossen, dass Israel in den Sinai
einfällt. Die britische und französische
Regierung würde Ägypten und Israel in
Form eines Ultimatums dazu auffordern,
die Kriegshandlungen einzustellen und
eine temporäre Besetzung des Kanals
durch britisch-französische Truppen zu
akzeptieren, um die fortwährende Passage des Kanals zu gewährleisten. Israel
würde die Forderungen annehmen, während Nasser sie sehr wahrscheinlich ablehnen würde. Dies würden britische und
französische Truppen als Vorwand nutzen,
um den Suezkanal einzunehmen.
Während London und Paris das Ziel
verfolgten, Nassers Regime zu stürzen und
den Suez-Kanal wieder unter Kontrolle zu
bekommen, konzentrierte sich Israels Interesse auf den Sinai. Aufgrund der mangelnden strategischen Tiefe Israels bot die
Halbinsel, die dreimal grösser ist als Israels Staatsgebiet, eine hervorragende Pufferzone. Zudem würde der Suezkanal den
Grenzschutz vereinfachen, da der Kanal
eine natürliche Barriere darstellt und die
Länge der Grenze von rund 270 auf 160
Kilometer verkürzt. Ferner würde eine Eroberung des Sinai die Kontrolle der Strasse von Tiran ermöglichen. Gleiches gilt für
den Gazastreifen – eine der Hauptquellen palästinensischer Infiltration und Ausgangsbasis für die ägyptischen Guerillas.
Die militärischen Fähigkeiten
Israels und Ägyptens
In den Jahren nach dem Unabhängigkeitskrieg 1948/49 waren die israelischen
Streitkräfte zu einer professionellen Armee
ausgebaut worden. Den Kern bildete eine
zahlenmässig kleine Gruppe von Berufssoldaten (1956 ca. 11000 Mann), die die
Leitung, Planung, Organisation und Ausbildung der Streitkräfte übernahmen sowie
die Mehrheit in den technisch anspruchsvolleren Waffengattungen Luftwaffe und
Marine stellten. Die Wehrpflichtigen
machten etwa 30 Prozent der verfügbaren
Mannstärke aus. Den Grossteil der IDF
stellten die Reservisten. 1956 war die IDF
in der Lage, innerhalb von 12 Stunden
60 000 Männer und Frauen zu mobilisieren und innerhalb von 48 Stunden
250 000.
Die gesellschaftliche Verankerung der
IDF und das hohe Prestige der Streitkräfte trugen zur aussergewöhnlichen Moral
der israelischen Soldaten bei. Dies gepaart
mit hohen Ausbildungsstandards machte
die israelischen Streitkräfte zu einer ausserordentlich schlagkräftigen Streitmacht.
Die Performance der ägyptischen Streitkräfte im vorangegangenen Waffengang
mit Israel 1948/49 war unbefriedigend
gewesen. Der Putsch der Freien Offiziere
um Nasser und die Errichtung des Militärregimes 1952 hatte weitreichende Folgen für Ägyptens Streitkräfte. Die oberste
Riege des Militärs wurde ausgetauscht.
Die frei gewordenen Posten wurden mit
loyalen Anhängern besetzt. Militärische
Kompetenz spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Darüber hinaus waren der
Ausbildungstand, die Motivation und die
Moral der Soldaten unterdurchschnittlich.
Insgesamt waren die ägyptischen Streitkräfte den IDF daher qualitativ deutlich
unterlegen.
Hinsichtlich des militärischen Materials verfügte Ägypten durch die Ankunft
der sowjetischen Waffensysteme 1955/56
für eine kurze Zeit über deutliche Vorteile. Allerdings mussten die neuen Waffensysteme zunächst von den Streitkräften absorbiert werden. So mussten beispielsweise Piloten und Techniker an den MiG-15
ausgebildet werden, bevor sie einsetzbar
waren. Angesichts des niedrigen Ausbildungsstandards der ägyptischen Streitkräfte stellte dies ein langwieriges Unterfangen
dar. Im Herbst 1956 waren die neu er-
Israelisch-ägyptische Grenze bei Nizzana/
Israel.
Bild: Autor
worbenen Kampfmittel daher zum Grossteil noch nicht einsatzbereit.
Gleichzeitig verdoppelte Israel seine Verteidigungsausgaben und rüstete mit französischer Hilfe massiv auf. Nach Ankunft
der französischen Waffen waren die IDF
den Streitkräften Ägyptens materiell wieder ebenbürtig.
Für den Sinai-Feldzug sollte Israel rund
50000 Mann und 200 –250 Panzer zum
Einsatz bringen. Ägypten hatte gewöhnlich den Grossteil seiner Streitkräfte auf der
Sinaihalbinsel stationiert (60000 Mann).
In der Folge der Verstaatlichung des Suezkanals und der Konzentration britischer
und französischer Truppen in Malta und
Zypern zog Nasser jedoch die Hälfte der
Truppen ab und brachte sie im Nildelta
in Stellung. Im Oktober 1956 waren daher lediglich rund 30000 ägyptische Soldaten und 150 –200 Panzer im Sinai stationiert.
Kriegsverlauf
Am 29. Oktober startete Israel den Angriff auf Ägypten (Operation Kadesh). Die
Offensive begann mit dem Absprung von
Fallschirmjägern über dem Mitla Pass,
rund 50 km östlich des Suezkanals. Eine
weitere IDF-Kampfgruppe griff derweil
die schwer gesicherten ägyptischen Positionen bei Umm Katef-Abu Ageilah im
Zentrum der Sinai-Front an.
Am 30. Oktober stellten Grossbritannien und Frankreich das abgesprochene
Ultimatum an Israel und Ägypten. Erwartungsgemäss lehnte es Ägypten ab, woraufhin die Alliierten am Abend des 31.
Oktober mit dem Bombardement der
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
57
Geschichte
ägyptischen Luftwaffenstützpunkte begannen. Nasser verstand, dass den Luftschlägen ein amphibischer Angriff folgen
würde und ordnete am 1. November den
Rückzug der Truppen vom Sinai an, um
seine Streitkräfte in Kairo und am Suezkanal zu konzentrieren. Der Befehl löste
Chaos aus, sodass die Israelis den ungeordnet fliehenden Ägyptern schwere Verluste beibringen konnten.
Währenddessen griffen die IDF den Gazastreifen und die Gegend um El-Arisch
an, um dann an der Mittelmeerküste gen
Suezkanal vorzudringen. Am östlichen
Ufer des Sinai setzten sich die IDF Richtung Sharm El-Sheikh in Bewegung. Mit
der Einnahme dieser Südspitze des Sinai
am 5. November endete Israels Feldzug. Innerhalb von 100 Stunden hatten die IDF
die gesamte Halbinsel und den Gazastreifen besetzt und den Ägyptern schwere Verluste zugefügt: 1000 Gefallene, 4000 Verwundete, 6000 Gefangene. Die Israelis
hatten dagegen 189 Gefallene sowie 900
Verwundete zu beklagen.
Am Morgen des 5. November landeten
die britischen und französischen Truppen
in Port Said und Port Fuad am nördlichen
Ende des Suezkanals und rückten gen Sü-
den entlang des Kanals vor. Da die Ägypter den Weg entlang des Suezkanals nicht
wesentlich blockiert hatten, konnten britische Panzerverbände bis al-Kap nach Süden vordringen. Erst politischer Druck aus
den USA führt zum Stopp des Vormarsches und zu einem Waffenstillstand am
7. November.
Die Folgen
Aufgrund massiven Drucks der USA
und unverhohlenen Drohungen der Sowjetunion mussten sich die IDF wieder
aus dem Sinai zurückziehen. In Jerusalem
war man von der Reaktion Washingtons
überrascht. Doch im Weissen Haus befürchtete man, dass die Besetzung des
Suezkanals die arabische Welt in die Arme
der Sowjetunion treiben würde. Schliesslich wurde im März 1957 eine UN-Peacekeeping-Truppe im Sinai stationiert. Ägypten bewilligte deren Einsatz, behielt sich
aber das Recht vor, jederzeit den Abzug
zu verlangen.
Israels Bilanz des Sinai-Feldzugs fällt
gemischt aus. Der IDF war ein beeindruckender militärischer Erfolg gelungen.
Obgleich die ägyptische Armee aufgrund
ihres Rückzuges nicht vernichtend geschlagen worden war, konsolidierten die
IDF ihren Ruf als schlagkräftigste Streitkraft der Region. Zudem war die Strasse
von Tiran für israelische Schiffe geöffnet
worden. Mit dem Einsatz der UN wurde
die Halbinsel de facto demilitarisiert. Dadurch genoss Israel eine Dekade relativer
Ruhe an der Front zu Ägypten.
Doch der politische Mehrwert der Kampagne hielt sich in Grenzen. Weder führte
der Feldzug zur Absetzung Nassers noch
zur langfristigen territorialen Expansion.
Im Gegenteil: Nasser nutzte die Gunst der
Stunde, um sich als heroischen Widerstandskämpfer gegen den westlich-israelischen «Imperialismus» zu inszenieren, was
sein Prestige in der arabischen Welt erheblich vergrösserte. Insofern ging Israels gefährlichster Gegner sogar gestärkt aus dem
Konflikt hervor.
■
Marcel Serr
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58
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
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Herzlich willkommen!
Zwischen September 2015 und Februar 2016 wurden die untenstehenden Angehörigen der Armee zu Leutnants brevetiert.
Präsident und Vorstand der Schweizerischen Offiziersgesellschaft
sowie Redaktion und Verlag der ASMZ gratulieren ganz herzlich
und wünschen diesen Offizieren viel Erfolg und Befriedigung
in ihrer Offizierslaufbahn. Wir freuen uns natürlich ganz besonders
darauf, dass viele von ihnen Mitglied einer Offiziersgesellschaft
und sehr bald zu regelmässigen Lesern der ASMZ werden. BOA
Aargau: Bühler Noel, Hauri Simon,
Hug Raphael, Hunziker Patrick, Lehmann Kevin, Mayer Kai, Meier Stefan,
Németh Daniel, Rey Livio, Roggwiller
Cedric, Ruef Francis, Schaller Nicolas,
Schatzmann Thiery, Suter Lukas, Urben
Andreas, Weber Luca, Wolff Leonard,
Wunderlin Dennis, Hutter Tobias, Sacchet Maximilian, Schoch Kenneth, van
Haaften Joel / Bern: Affolter Silvio, Auer
Nicolas, Bär Oliver Lukas, Bergmann
Matthias, Bieri Christof, Blindenbacher
Olivier Eric, Bürki Eric Markus, Burri
Julien, Cosi Fabio, Dänzer Manuel, Demeny Peter, Duppenthaler Florian, Duss
Mirko, Feller Michael, Frautschi Sebastian, Froidevaux Michel Ulysse, Fund
Daniel Fabian, Gagnebin Régis, Hadorn
Thomas, Hagmann Mirco, Hostettler
Fabian, Isler Michel, Jung Denis, Kinsbergen Maurits Joseph, Krebs Pascal Dominique, Küchler Stefanie, Marti Christian, Masshardt Patric, Müller Jakob,
Nardella Vincent, Ott Thomas Herbert,
Pauli Raphael, Pfister Nathan, Probst
Louis Leonard, Reber Erik, Reber Luzia,
Rösli Marie-Louise, Rufener Michael,
Salas Ramos Mario Carlos, Schober Benjamin Björn, Schweizer Richard Peter,
Steiner Benjamin Micha, Strate Marco
Andreas, Strebel Andreas Peter, Stucki
Stefan Friedrich, Verdon Aurélien, von
Grünigen Sebastian, Wettstein Yannick
Thomas, Wieck Lukas Mathis / BaselLand: Bolliger Lukas, Doppmann Pascal,
Düblin Nathanael, Glatz Jonas, Gsell
Raphael, Hürlimann Kilian, Jauslin Lukas / Basel-Stadt: Balmer Bruno, Imhoff
Dominik, Mongiat Michel, Nold Caspar,
Ott Michael, Özhan Erdal, Sarasin Benjamin, Schaller Cyrill / Freiburg: Barbey
Arnaud, Brügger Mischa, Cerruela Nicolas, Dousse Chloé, Genoud Gaëtan,
Handschin Jean-Louis Joseph, Herren
Daniel, Ryser Yannis, Schwaller Lukas
Emanuel, Wiederkehr Philipp / Genf:
Akaaboune Mohamed, Baechler Santiago, Bürki Fédéric, Cheneval Robin, Gaud
Jean-Louis, Golay Kevin, Hagemann
Gabriel, Perdikis Konstantinos, Renaud
Julien, Tanner Mathias / Graubünden:
Brechbühler Luca, Graf Pascal, Lauener
Francis, Schmid Sandro, Schwarz Sascha,
Stecher Gian-Luca, Thevalakattu Sibin /
Jura: Girardin Stéphanie / Luzern: Bajor
David, Berger Sebastian, Bitterli Silvan,
Cerri Sandro, Fuchs Lea, Glaus Marcel,
Graber Sven, Grüter Alain, Günter Joel,
Huber Fabian, Marti Noah, Müller Lino,
Odermatt Sebastian, Schwestermann
Steven / Neuenburg: Houriet Jean-Félix,
Kühni Fabian, Tardy Arnaud / Nidwalden: Allgäuer Julius, Steiner Sandro,
Zumbühl Adrian / Obwalden: Wolf Kevin / Sankt Gallen: Bernhardsgrütter Joël,
Bruggmann Yves, Eisenring Silvan, Enderlin Andreas, Fornasier Sandro, Gaura
Haris, Hafner Moritz, Hanselmann Joel,
Hollenstein Samuel, John Yannik, Melzer
Philip, Nadig Silvan, Rutishauser Dave,
Schneider Josua, Schreyer Jean François,
Sutter Lewin, Thalparpan Nino, Tschallener Manuel, Wegmann Kai, Zimmermann Luca / Schaffhausen: Biedermann
Patrick, Kiarostami Pascal, Müller Cyrill
Aramis, Pfister Mathias Sebastian, Storrer
Luca / Solothurn: Adler Dominik, Baumgartner David, Bühlmann Cédric, Ernst
Benjamin, Ernst Janine, Imperiali Luc,
Kaufmann Géraldine, Njezic Bojan, Nünlist Stefan, Nussbaumer Kilian, Palermo
Alessio, Panzeri Dario, Schuler Stephan,
Stanossek Yves, Witzig Willy, Ziegler
Rick / Schwyz: Bolli Colin, Gössi Flavio,
Hüppin Matthias Alois, Pollock Bruce,
Rada Mario Dino / Thurgau: Bosshard
Marc, Hotz Felix, Huber Domenik,
Müller Andreas, Neuenschwander Marcel, Raimann Christian, Ueltschi Joel /
Tessin: Antognoli Luca, Broggi Carlo,
Caglioti Marco, Dick Fabio, Filippini
Enea, Giovanelli Davide, Hak Pascal,
Heller Ian, Luppi Alessandro, Moor
Marco, Romanelli Alessandro, Sauer
Christian, Schär Nicola, Tengattini Cesare, Zaccheo Axel / Uri: Schuler David /
Waadt: Aeby Logan, Beck Thibaud,
Bergaz Sébastien, Bongard Julien, Demal
Sacha, Dizerens Guillaume, Falk Grégory, Gheller Franco, Gilliand Loris,
Guillemin Xavier, Gysler Fabio, Heiniger Jérémie, Hugonnet Jeremy, Lämmler
Bartimée, Lüdi Urs, Luppi Matteo, Monnin Alexandre, Moreillon Léonhard, Novello Valentin, Regazzoni Dario, Ribeiro
Daniel, Ribotel Mike, Sauvain Raphaël,
Sebastiani Alexandre, Strambaci Alessandro, Vonnez Lucie, Waldmeyer Damien, Widmer Matthieu / Wallis: Botana
Juan José, Dubuis Jean-Baptiste, Monnet
Jean-Marc, Moulin Juan, Pepaj Berat,
Pereira Felix, Prüter Caroline, Rochat
Vincent, Santos Reginaldo, Schmid Simon, Siegfried Boris / Zug: Buzzi Raphael, Gertsch Roman, Jung Benedict,
Koch Adrian, Meier Michele / Zürich:
Afuzi Arben, Badertscher Dominik, Benz
Jonathan, Bilkei Martin, Buovac Rafael, Delay Cyrill, Dondras Karlo, Dürig
Alexander, Ehrensperger Gian, Forster
Alexander, Freudiger Raphael, Gerber
Patrick, Heckendorn Florian, Huber Lukas, Huldi Thomas, Kistler Daniel, Kläy
Simon, Klöti Simon, Lisibach Felix,
Lüthi Cédric, Maag Corsin, Meier Benjamin, Meier Simon, Merseburger Lukas, Müller Patrick, Mürner Lorenz,
Raiser Sandro, Rösti Dominik, Ruf Fabienne, Sandtner Cedric, Schoch Alexander, Schwegler Niklaus, Senn Michael,
Strehler Yannik, Theurillat Tim Ruwen,
Vetsch Olivier, Vogler Michael, Vontobel
Jan, Watkins Dylan, Weber David, Winkler Manuel, Wolf Nikolas, Ziereisen Michael, Zufferey Roch
■
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
59
Vermischtes
Änderung der Verordnung über die Fahrzeuge des Bundes
Für bestimmte Personenkategorien wie Staatspersonen des
Auslands sowie gewisse Personen innerhalb und ausserhalb
der Bundesverwaltung (z.B.
Bundesrat, PräsidentInnen der
Bundesgerichte, PräsidentInnen des National- und Ständerates) und ausschliesslich zu
Repräsentationszwecken, können heute gepanzerte Fahrzeuge (sogenannte Sonderschutzfahrzeuge) mit speziell ausge-
bildeten und mit der Dienstwaffe ausgerüsteten Militärpolizisten eingesetzt werden. In
der Regel verfügen die dafür
zuständigen Kantone selbst weder über eigene Sonderschutzfahrzeuge noch über entsprechend ausgebildete Fahrzeugführende. Durch die Verordnungsrevision werden die berechtigten Personenkategorien
sowie der Verwendungszweck
ausgebaut. Ausnahmsweise
und nur bei aussergewöhnlichen Gefahrenlagen kann der
Bundessicherheitsdienst neu
für alle besonders gefährdeten
Personen im Verantwortungsbereich des Bundes und auch
ohne Repräsentationszweck
Sonderschutzfahrzeuge einsetzen. Dies allerdings ausschliesslich dann, wenn es die Lage unbedingt erfordert und die primär dafür zuständigen kantonalen Behörden solche Trans-
porte nicht selbst wahrnehmen können.
Die Transporte erhöhen
die objektive Sicherheit und
gleichzeitig auch das subjektive Sicherheitsgefühl der
betroffenen Schutzperson. Es
liegt im Interesse des Bundes, dass bei allen gefährdeten Schutzpersonen in seinem
Verantwortungsbereich sichere
Transporte durchgeführt werden können.
dk
Kkdt Dominique Andrey militärischer Berater des Chefs VBS
Per 1. April wird Korpskommandant Dominique Andrey
militärischer Berater Chef VBS.
Andrey hat an der EPFL Lausanne technische Wissenschaften studiert und promovierte
zum diplomierten Bauingenieur EPFL und anschliessend
zum Doktor ès sciences techniques. 1987 trat er in das Instruktionskorps der Festungstruppen ein und kommandierte ab 1996 die Festungsartillerie-Rekrutenschulen in Sitten.
Von 1998 bis 1999 besuchte
Andrey das Collège interarmées de Défense in Paris, um
anschliessend von 1999–2000
im Planungsteam der Armee
XXI in der Untergruppe Planung des Generalstabes eingesetzt zu werden. Im Jahre
Kkdt Dominique Andrey.
Bild VBS-DDPS
2000 war er Kommandant der
Festungsoffiziersschule in St.
Maurice. Von 2001 bis 2003
wurde er als Referent für das
Heer beim Chef VBS eingesetzt. Andrey war von 2004
bis 2005 Chef des Heeresstabes. Auf den 1. Januar 2006
wurde er zum Chef des Personellen der Armee (J1) im
Führungsstab der Armee ernannt unter gleichzeitiger Beförderung zum Brigadier. Per
1. Januar 2008 erfolgte die Ernennung zum Kommandant
Heer unter gleichzeitiger Beförderung zum Korpskommandanten. Auf den 1. Januar 2012 wurde ihm zusätzlich
zur Funktion Kommandant
Heer die Stellvertretung des
Chefs der Armee übertragen.
Als Militärischer Berater des
Chef VBS wird Korpskommandant Andrey den Departementsvorsteher VBS in den
wichtigsten Geschäften der Armee, den laufenden Grossprojekten sowie sicherheitspolitischen Fragestellungen persönlich beraten. Die mit seiner
Ernennung vakant werdende
Funktion des Kommandanten Heer und die Stellvertretung des Chefs der Armee werden vom Bundesrat zu einem
späteren Zeitpunkt und unter
der Berücksichtigung sämtlicher Aspekte der Weiterentwicklung der Armee (WEA)
geregelt.
dk
Positive Bilanz zum Sicherungseinsatz am WEF 2016
Der Einsatz der Armee im
Rahmen der Sicherheitsmassnahmen rund um das WEF
2016 verlief reibungslos und
ohne gravierende Zwischenfälle oder Unfälle. Der Einsatz
verlief zur vollen Zufriedenheit der zivilen Behörden. Die
Luftwaffe verzeichnete zwei
Regelwidrigkeiten im eingeschränkten Luftraum in der
Schweiz. Sämtliche Aufträge
in der Luft und am Boden
konnten jederzeit erfüllt werden. Erneut konnten Businessjets direkt den Militärflugplatz Dübendorf anfliegen. Dabei wurden 23 Jets
60
mit rund 70 Passagieren abgefertigt.
Seit dem 15. Januar 2016
standen durchschnittlich 4124
Milizangehörige der Armee zu
Gunsten des Kantons Graubünden im Assistenzdienst.
«Die Armee hat einen unverzichtbaren Beitrag zum Gelingen des WEF-Jahrestreffens geleistet», dankt Christian Rathgeb, Regierungspräsident des Kantons Graubünden. Die Truppen hätten
ihren Einsatz zur vollen Zufriedenheit der zivilen Behörden geleistet. Oberst Walter
Schlegel, Kommandant der
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
Kantonspolizei Graubünden
und Gesamteinsatzleiter, hebt
die auf allen Stufen reibungslose Zusammenarbeit hervor:
«Der gemeinsame Einsatz von
Polizeikräften aus der ganzen
Schweiz und der Armee ist ein
ausgezeichnetes Beispiel des
gelebten Sicherheitsverbundes.» Auch Divisionär JeanMarc Halter, Kommandant
des subsidiären Sicherungseinsatzes der Armee, zieht
eine positive Bilanz: «Unsere
Soldaten haben ausgezeichnet
gearbeitet. Sie waren konzentriert bei der Sache und haben
mit Kopf und Herz die Leis-
tungsfähigkeit unserer Milizarmee bewiesen. Dieses positive Gesamtbild wird auch
durch den bedauerlichen Drogenmissbrauch einiger weniger Armeeangehöriger nicht
getrübt.»
Die Luftwaffe führte nebst
dem Luftpolizeidienst auch
Überwachungsflüge und Lufttransporte durch. Die Bodentruppen erbrachten insbesondere Leistungen im Aufbau
und Betrieb der Sicherheitsinfrastruktur, im Personenschutz,
für die Zutrittskontrollen, in
der Logistik und in der Führungsunterstützung.
dk
Vermischtes
Echo aus der Leserschaft
Die WEA – kein faules Ei!
In der letzten ASMZ (Vermischtes) hat Willi Vollenweider eine
Brandrede gegen die WEA gehalten, die allerdings so viele
Verdrehungen enthält, dass sie
nicht einfach im Raum stehen
gelassen werden darf.
1. Bei der WEA handelt es sich
nicht um eine Armee-Halbierung. Halbiert wird der
Sollbestand der Armee. Dieser ist eine Planungsgrösse, der alle Funktionen der
Armee umfasst (z.B. Kdt Inf
Kp x/y). Zu berücksichtigen
ist aber auch der Effektivbestand: die in der Armee
tatsächlich eingeteilten und
Dienst leistenden AdA (z.B.
Hptm Muster). Der Effektivbestand wird künftig rund
140 000 AdA umfassen.
So wird sichergestellt, dass
100 000 Sollbestandesplätze im WK und in Einsätzen
alimentiert werden und die
Armee ihre Leistungen erbringen kann;
2. Die heutige Armee ist massiv unteralimentiert. Gemäss
Armeeauszählung umfasste der Effektivbestand 2015
rund 170 000 AdA; derjenige der aktiven Komponente
der Armee (exkl. Reserve)
lag mit rund 129 000 AdA
noch tiefer. Damit lassen
sich die heutigen Verbände
nicht ausreichend alimentieren; Unterbestände in den
WK sind die Folge. Wird diese Entwicklung nicht korrigiert, so wird sich die Situation in Zukunft weiter verschärfen;
3. Die Behauptung, es sei vorgesehen, die LW dem HE
zu unterstellen, entbehrt jeglicher Grundlage. Die LW
wird – gleich wie die anderen Gs Vb – dem Komman-
Bericht zur Zukunft der Artillerie
In Erfüllung eines Postulates der Sicherheitspolitischen
Kommission des Ständerates
vom 4. Juli 2011 hat der Bundesrat einen Bericht zur Zukunft der Artillerie vorgelegt.
Dieser Bericht stellt in allgemeiner Form Wirkung und Bedeutung des indirekten Feuers
auf dem modernen Gefechtsfeld dar. Zudem beschreibt er
das Gesamtsystem Artillerie,
welches diese Wirkungen erbringt, und für die Schweiz
bedeutende Entwicklungstendenzen ausländischer Streitkräfte. Vor diesem Hintergrund wird die Weiterentwicklung der Artillerie der Schweizer Armee dargelegt: zuerst die
zu berücksichtigenden Rahmenbedingungen, anschliessend die möglichen einzuschlagenden Richtungen. Der
Auftrag der Sicherheitspolitischen Kommission des Stän-
derats stand im Zusammenhang mit der Ratifikation des
Übereinkommens über Streumunition, und die Kommission wünschte Auskunft über
die Perspektiven zur Entwicklung der Artillerie. Der Bundesrat erachtete es als notwendig, das für die Armee bedeutende Thema der indirekten
Feuerunterstützung eingehender darzustellen, als dies in der
Botschaft zur Weiterentwicklung der Armee möglich gewesen wäre, und hat deshalb
einen separaten Bericht verfasst. Dieser hat einen zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang mit dem Rüstungsprogramm 2016 als Teil
der Armeebotschaft 2016,
in dem die Beschaffung eines
Mörser-Systems beantragt
wird.
dk
www.vtg.admin.ch
do Operationen unterstellt.
Dieses stellt die operative
Führung sicher; die unterstellten Verbände führen
taktisch;
4. Auch in der Armee 61 war
es nicht möglich, «das Gros
der Armee innert einem bis
zwei Tagen» zu mobilisieren. Der eigentlichen Mobilmachung gingen längere
vorsorgliche Massnahmen
(CAPO) voraus. Die WEA dagegen sieht vor, bei überraschend eintretenden Ereignissen bis 35 000 AdA innert zehn Tagen aufzubieten und einzusetzen: aus
dem Stand! Zudem dauert
es nicht zehn Tage, bis die
ersten AdA einrücken, sondern Aufgebot und Einrücken der Truppen erfolgen
schrittweise. Ein bewaffneter Konflikt wäre sicherlich nicht ein völlig überra-
schend eintretendes Ereignis, bei dem mit der Mob
erst begonnen würde, wenn
der Gegner schon an der
Grenze steht.
Die Weiterentwicklung der Armee hat sich mit Realitäten
auseinanderzusetzen. Diese
Realitäten schlagen sich in der
Lagebeurteilung nieder. Relevante Faktoren sind u. a. das
verfügbare Personal und nicht
zuletzt die Finanzmittel, mit
denen realistischerweise gerechnet werden darf. Als Offiziere sind wir, wie bei jeder
Problemstellung, angehalten,
die relevanten Faktoren seriös
zu beurteilen und daraus die
nötigen Konsequenzen abzuleiten. Polemiken helfen nicht
weiter!
Oberstlt Peter Braun
3007 Bern
Alarmierung bei Katastrophe
sichergestellt
Anfang Februar ist in der
gesamten Schweiz der jährliche Sirenentest durchgeführt
worden. Mehr als 98 Prozent
der Sirenen funktionieren einwandfrei. Bei den fehlerhaften Sirenen werden die Mängel behoben. Die Alarmierung
der Bevölkerung bei einer Katastrophe bleibt sichergestellt.
In der Schweiz gibt es zum
Schutz der Bevölkerung rund
7800 Sirenen für den Allgemeinen Alarm; davon sind
ca. 5000 Sirenen stationär und
ca. 2800 Sirenen mobil eingesetzt. Von den stationären Sirenen werden ca. 570 als «Kombisirenen» gleichzeitig für den
Allgemeinen Alarm und den
Wasseralarm eingesetzt. Dank
dem neuen Steuerungssystem
POLYALERT können die Ergebnisse des Sirenentests erst-
mals vollständig, einheitlich
und zentral erhoben werden.
Die erste Auswertung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz BABS zeigt, dass 98,3%
der getesteten stationären Sirenen einwandfrei funktioniert
haben. Bei insgesamt 81 Sirenen sind Fehler festgestellt
worden. Dieses Ergebnis liegt
im Bereich der Vorjahresergebnisse. Damit steht fest, dass die
Migration auf das neue Steuerungssystem POLYALERT erfolgreich umgesetzt worden ist.
Kantone und Gemeinden reparieren bzw. ersetzen die defekten Anlagen umgehend. Da
die Sirenen jedes Jahr getestet
und festgestellte Mängel im
Anschluss behoben werden,
kann die Funktionssicherheit
auf sehr hohem Niveau gehalten werden.
dk
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
61
Vermischtes
Nathalie Falcone
neue Generalsekretärin VBS
GV KOG Zürich
im Zeichen der Sicherheitslage
Der Bundesrat hat Nathalie
Falcone per 1. Februar 2016
zur neuen Generalsekretärin
des Eidgenössischen Departementes für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport
(VBS) ernannt. Sie folgt auf
Brigitte Rindlisbacher, welche
in den vorzeitigen Ruhestand
tritt. Falcone hat an der Philosophischen Fakultät der Universität Fribourg Altphilologie, Geschichte und Archäologie studiert und 1990 mit
dem Lizenziat abgeschlossen.
1992 trat sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin ins damalige Eidgenössische Verkehrs- und Energiewirtschaftsdepartement ein, wo sie Ende
1994 die Funktion der Stellvertretenden Generalsekretärin übernahm. Nach einem
Übertritt per 1996 ins Eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement wurde ihr 1998 die
Funktion als Stellvertretende
Generalsekretärin im Eidgenössischen Departement für
Wirtschaft, Bildung und For-
An der Generalversammlung
der kantonalen Offiziersgesellschaft Zürich überbrachten
gleich vier Rednerinnen und
Redner die Grussworte von Behörden und Organisationen.
Die amtierende Zürcher Kantonsratspräsidentin Theres Weber dankte allen anwesenden
Offizieren und der KOG für
ihren Einsatz. Seit den Ereignissen in Paris vergangenes Jahr
sei Sicherheit kein leeres Wort
mehr. Als grosszügiger Gastgeber zeigte sich einmal mehr
die Credit-Suisse, in deren
Räumlichkeiten die Generalversammlung mit weit über
hundert Teilnehmenden stattfand. Roger Zubler machte
einen Tour d’horizon über
das Vorsorgegeschäft. Für die
Schweizerische Offiziersgesellschaft SOG überbrachte das
Vorstandsmitglied Oberstlt i
Gst Markus Ernst die Grüsse
und stellte die Ziele der SOG
für 2016 vor. In erster Linie
geht es darum, der Weiterentwicklung der Armee WEA, die
einige Verbesserungen erzielt
hat, zum Durchbruch zu verhelfen. Das zweite Thema, dem
sich die SOG verstärkt widmen
will, ist der Zivildienst. Ein Bestand von rund zwei Bataillonen geht der Armee jährlich an
den Zivildienst verloren. Kkdt
Aldo Schellenberg, Kommandant der Luftwaffe, überbrach-
Bild: VBS
schung übertragen. In den Jahren 2008 bis 2012 war sie zudem Delegierte des Bundesrates für die Einführung eines
einheitlichen elektronischen
Geschäftsverwaltungssystems
(GEVER Programm) in der
Bundesverwaltung. Falcone
verfügt neben der fundierten
Ausbildung über eine erfolgreiche Berufs- und Führungserfahrung in der Bundesverwaltung und über sehr gute
Kenntnisse der politischen Prozesse. Sie spricht neben ihrer
französischen Muttersprache
deutsch, italienisch und englisch.
dk
Änderung der Schiessverordnung
Per 1. Januar 2016 hat die
Verordnung vom 5. Dezember
2003 über das Schiesswesen
ausser Dienst (Schiessverordnung) geändert. Die Schiessverordnung regelt die ausserdienstliche Schiesspflicht sowie die Durchführung von ausserdienstlichen Ausbildungskursen und freiwilligen Schiessübungen mit Ordonnanzwaffen und Ordonnanzmunition.
Mit dieser Änderung wird
das Jungschützenalter auf das
15. Altersjahr gesenkt und die
Durchführung und Unterstützung der historischen Schiessen geregelt. Damit erfolgt
eine Anpassung an die Zulassungskriterien für die ausserdienstlichen Tätigkeiten. Bisher konnten Schweizerinnen
und Schweizer ab dem Jahr,
62
in dem sie das 17. Altersjahr
vollenden, zu Jungschützenkursen zugelassen werden. Die
unter 17-jährigen Jungschützinnen und Jungschützen dürfen die Leihwaffe nicht mit
nach Hause nehmen. Die
Schiessvereine sind für die sichere Aufbewahrung der Waffe verantwortlich. Zudem wird
dem VBS die Kompetenz erteilt, die Voraussetzungen für
die Durchführung und die
Unterstützung von historischen Schiessen (z.B. Morgartenschiessen) zu regeln. Diese
beliebten Schiessanlässe erinnern an ein wichtiges Ereignis aus der Geschichte der
Schweizerischen Eidgenossenschaft und werden von Vereinen organisiert und durchgeführt.
dk
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
te die besten Grüsse der Armeeführung und erinnerte, dass die
Armee sämtliche Aufträge erfülle, aktuell während des WEF
in Davos.
KOG-Präsident Oberst i
Gst Joel Gieringer führte zügig durch die Traktandenliste
und orientierte unter anderem
über das Strategiepapier zum
Verhalten der KOG und ihrer
Sektionen bei Abstimmungen
und Wahlen. Alle Vorstandsmitglieder und die beiden Revisoren stellen sich für eine weitere Amtsdauer zur Verfügung.
Lediglich beim Stiftungsrat der
Zürcherischen Winkelriedstiftung steht eine Ablösung bevor.
Nach 34 Jahren grossen Engagements hat Adj Uof Lorenz
Strickler seinen Rücktritt angekündigt.
In seinem Hauptreferat erläuterte der Zürcher Sicherheitsdirektor Regierungsrat
Mario Fehr die aktuelle Sicherheitslage im Kanton. Sicherheit sei das wichtigste Gut für
eine Gesellschaft. Das Thema
werde zu einem der wichtigsten in den kommenden Jahren. Sein Referat endete er mit
einem Aufruf, die WEA und
das Nachrichtendienstgesetz
zu unterstützen. Auf beides
seien die Kantone angewiesen.
dk
www.kogzh.ch
Vorführteams der Schweizer
Luftwaffe auch 2016 präsent
Auch im Jahr 2016 werden die vier Display Teams
der Schweizer Luftwaffe – Patrouille Suisse, PC-7 TEAM,
Super Puma Display Team und
Swiss Hornet Solo Display –
im In- und Ausland Präsenz
markieren.
Die Patrouille Suisse und das
PC-7 TEAM werden von neuen Kommandanten geführt.
Nach der Pensionierung von
Oberstleutnant Daniel Hösli
übernahm Oberstleutnant Nils
Hämmerli per 1. Januar 2016
das Kommando über das JetTeam der Patrouille Suisse. Sowohl die Piloten als auch die
Speaker bleiben der Patrouille
Suisse erhalten. Neu dazu stösst
Oberleutnant Lukas Nannini, der als Reservepilot auf
Vermischtes
die Northrop F-5 Tiger umgeschult wird. Die Patrouille
Suisse fliegt Ende April nach
ihrem zweiwöchigen Trainingskurs die erste Vorführung an
der Patrouille des Glaciers.
Insgesamt fliegt die Patrouille
Suisse dieses Jahr 15 Auftritte,
vier davon im Ausland.
Das PC-7 TEAM fliegt anlässlich zweier Skirennen in alter Besetzung, bevor das Kommando zu Beginn des Trainingskurses am 18. April von
Oberst Werner Hoffmann zu
Oberstleutnant Daniel Stämpfli übergeht. Gleichzeitig tritt
der erste Solist, Hauptmann
Christoph Schneider, zurück.
Neu zum Team stösst auf der
Position «Turbo 3» Hauptmann Matthew Leavy. Hauptmann Marius Krüsi fliegt künftig als erster Solist, Hauptmann
Mario Thöni wird zweiter
Solist. Für das PC-7 TEAM
stehen zwölf Vorführungen
in allen Sprachregionen der
Schweiz auf dem Programm.
Dazu kommen drei Auslandeinsätze.
Nach zwei Neueintritten im
letzten Jahr bestreitet das Super Puma Display Team die
Saison 2016 in unveränderter Besetzung. Das Team um
Leader Oberstleutnant Lukas
Rechsteiner absolviert seinen
Trainingskurs vom 28. März
bis am 1. April in Alpnach und
zeigt am 23. April am HeliWeekend in Grenchen zum
ersten Mal sein Können. Die
drei Pilotenduos des Super
Puma Display Teams fliegen
dieses Jahr über ein Dutzend
Shows in der Schweiz sowie
drei im Ausland. Wann immer
möglich, landet das Team vor
Ort und steht dem Publikum
für Fragen zur Verfügung.
Auch beim vierten Vorführteam der Schweizer Luftwaffe gibt es keine Veränderung.
Hauptmann Julien Meister
fliegt 2016 bereits seine dritte Saison als Pilot des Swiss
Hornet Solo Display. Der
Waadtländer, welcher bei der
Fliegerstaffel 17 in Payerne
eingeteilt ist, ist in der kommenden Saison mit seiner
F/A-18 in der Romandie zu
sehen: so unter anderem in
Bex und Murten. Dazu kommen zwei Auftritte in der
Deutschschweiz und fünf im
Ausland.
dk
www.lw.admin.ch
Echo aus der Leserschaft
ASMZ 01/02/2016: Welche Strategie für die EU?
Der Artikel zur globalen Strategie der EU wirft drei Fragen
auf: Zentralismusgefahr, Hegemonialstreben und sicherheitspolitischer Kompetenz der
EU.
Einige Passagen deuten auf
eine Verstärkung zentralistisch-autoritativer Züge der
EU hin. Mit mehr Zentralisierung «von oben», bei gleichzeitig beobachtbarer Zunahme der zentrifugalen Kräfte
«von unten» könnte die EU
aber plötzlich zum sicherheits-
politischen Risiko für Europa
werden.
Wenn zweitens die GSVP der
EU explizit die reine Sicherheitspolitik verlassen will, um
sich auf eine erweiterte Aussenpolitik wie die Weltordnungspolitik zu konzentrieren,
klingt da Hegemonialität an. –
Was heisst das für die Unabhängigkeit der Schweiz? Und
sind die ungewollten Konsequenzen erweiterter Aussenpolitik der EU gegenüber der
Ukraine vergessen?
Drittens stellt sich generell
die Frage der sicherheitspolitischen Kompetenz der EU
für die Region Europa. Eurokrise und ungeschicktes Agieren der EU in Migrationsfragen lassen gegenwärtig gefährliche Gelüste auf Wohlstand und Lebensraum anderer Staaten aufkommen:
Verteilkämpfe um Steuersubstrat, Sozialleistungen, Hoheit
über Grenzregulierung und
die Forderung von Rechtssetzungs- und Gerichtskompetenz
bei EU-Nichtmitgliedern sind
die konfliktuösen Folgen. Die
EU spielt dabei eine sicherheitspolitisch problematische
Rolle.
Zweifellos ist es sinnvoll, wenn
Europa eine Strategie zur Abwehr sicherheitspolitischer Bedrohungen hat. Eine ganz andere Frage ist jedoch, ob es
sinnvoll ist, damit die EU zu
beauftragen.
Hermann Dür,
Oberleutnant a.D., Burgdorf
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Sicherheit Schweiz
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift
Herausgeber: Schweizerische Offiziersgesellschaft
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Datum/Unterschrift:
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
63
Bücher
Rüdiger Wenzke
Georg Pichler
«Damit hatten wir die Initiative
verloren»
Gegenwart der Vergangenheit
Berlin: Ch. Links-Verlag, 2014, ISBN 978-3-86153-809-7
Zürich: Rotpunktverlag, 2013, ISBN 978-3-85869-476-8
Die wohl grösste Frage des
DDR-Zusammenbruchs ist,
warum die SED-Führung vor
dem Einsatz militärischer Gewalt zurückschreckte, obwohl
ihre bewaffneten Organe noch
durchaus funktionsfähig waren. Tiefere Ursache war, dass
diese vor dem Hintergrund des
zerbrechenden Ostblocks sich
bereits in einer starken Sinnkrise befanden; ihre Stimmung
war durch Ernüchterung und
zunehmende Desillusionierung
gekennzeichnet. Offiziere handelten nicht ohne Befehl, selbst
deren Führung zauderte, Verantwortung über Einsätze gegen die Demonstranten zu
übernehmen. Das Ende begann bereits im Oktober 1989
in Leipzig, wo eine bisher
Lange Zeit galt der gesellschaftliche und von allen wichtigen politischen Kräften getragene Pakt, der nach Francos
Tod 1975 die friedliche Transformation des Systems garantierte, als vorbildhaft. Erst im
Zug einer verstärkten Auseinandersetzung mit dem Erbe
der Vergangenheit verlor auch
die transición ihren Nimbus
des Tadellosen. Die im Jahr
2000 initiierten Öffnungen
von Massengräbern des Bürgerkriegs und der unmittelbaren
Nachkriegszeit sind wohl die
bekannteste Seite der spanischen Auseinandersetzungen
um das kollektive Gedächtnis.
Erinnerungsorte und identitätsstiftende Symbole wie der
Nationalkatholizismus oder das
nie gekannte Menschenmenge von 70 000 Demonstranten in absoluter Friedfertigkeit die Armee und Polizei
zurückdrängte und zugleich
ein Blutbad verhinderte. Die
nach dem Fall der Mauer vom
ZK der KPdSU durchgeführten Umfragen unter der Sowjetarmee in der DDR kamen
zu der Einschätzung, diese sei
«unter moralisch-psychologischen Gesichtspunkten nicht
zum bewaffneten Einsatz gegen die Zivilbevölkerung der
DDR bereit». Man mag dies bezweifeln. Tatsache aber bleibt:
ohne ihr Eingreifen brach die
DDR wie ein Kartenhaus zusammen.
Friedrich-Wilhelm Schlomann
Die Kontroverse um Bürgerkrieg und Diktatur in Spanien
von republikanischen Gefangenen für Franco errichtete Valle
de los Caídos (Tal der Gefallenen) auf der einen, die lange
unterdrückte Erinnerung an
das Exil oder der Widerstand
innerhalb Spaniens auf der anderen Seite sind weitere Aspekte, auf die sich das gesellschaftliche Gedächtnis stützt.
Georg Pichler trägt in seinem
Buch die Debatten der letzten
Jahrzehnte zusammen. Aus methodischer Sicht sind zwei Dinge bemerkenswert: der überdurchschnittlich häufige Gebrauch von Pressematerial und
die Verwendung von Interviews
zur Darstellung ganz unterschiedlicher Haltungen zur Vergangenheit.
Philippe Müller
Mihran Dabag/Kristin Platt
Verlust und Vermächtnis
Überlebende des Genozids an den Armeniern erinnern sich
Paderborn: Ferdinand Schöningh, 2015, ISBN: 978-3-506-78148-2
Der Hauptteil des Buches
ist den Berichten von Überlebenden des Genozids an
den Armeniern während des
1. Weltkrieges gewidmet. Sie
berichten von Deportationen,
Todesmärschen, Hunger, unvorstellbarer Gewalt und bitteren Verlusten. Es sind erschütternde Schilderungen,
welche die Grausamkeit aufzeigen, die an den Armeniern
im Osmanischen Reich in
den Jahren 1915/1916 verübt
wurden. Ein Genozid umfasst
Handlungen, die darauf zielen, eine nationale, ethnische,
rassische oder religiöse Gruppe ganz oder zum Teil zu vernichten. Der Völkermord an
den Armeniern war einer der
ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts. Die
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Armenier wurden zunächst in
ihren Hauptsiedlungen entweder gleich dort von türkischen Polizisten oder kurdischen Hilfstruppen ermordet
oder auf Todesmärsche über
unwegsames Gebirge Richtung
Aleppo geschickt. Die Jungtürken, eine politische Bewegung des Osmanischen Reiches, betrieben die systematische Vernichtung von Armeniern, welche als das älteste
christliche Volk der Welt im
Gebiet zwischen dem Hochland Ostanatolien und dem
Südkaukasus heimisch waren.
Zugleich sind die Armenier
heute die Titularnation der
heutigen Republik Armenien.
Der Untertitel des Buches
kennzeichnet die Schilderungen der Überlebenden, die aus
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 03/2016
ihren Erinnerungen ein lebendiges Zeugnis des Völkermordes ermöglichen.
Der Anhang zum Buch ist
für das Verständnis des Geschehens von grosser Bedeutung.
Zu den autobiographischen Erinnerungsberichten werden die
befragten Personen kurz porträtiert.
Der historische Rahmen
schildert zuerst die Geschichte der Armenier vor 1915 sowie die Geschichte des Völkermordes von 1915/1916. In
einem ausführlichen Glossar
werden Erläuterungen zu allen verwendeten Begriffen gegeben, gefolgt von einem Verzeichnis aller Abbildungen, die
das Buch illustrativ bereichern.
Schliesslich können auf einer
Karte des Osmanischen Rei-
ches die Todesmärsche der Befragten mit Kilometerangaben
verfolgt werden.
Als persönliche Wertung
möchte ich die Bedeutung des
Buches für die historisch getreue Nachbetrachtung des Völkermordes an den Armeniern
hervorheben. Die Ergebnisse
der Befragungen von betroffenen Männern und Frauen
zeichnen ein Bild, das uns den
Genozid mit seinen grausamsten Methoden vor hundert Jahren aufzeigt und uns unweigerlich an den Völkermord an
den Juden in der Zeit des Nationalsozialismus während des
2.Weltkrieges erinnert. Wer aus
der Geschichte nichts lernt, ist
dazu verdammt, sie zu wiederholen.
Gregor Anton Roos
Bücher
Willi Birri
Vom Himmel vergessen
Lenzburg: Merker im Effingerhof, 2012, ISBN 978-3-85648-143-8
«Herr wo schaust DU hin
wenn unsere Lungen bersten
im Gas, DIR unser Todesschrei
entgegenhallt?»
Vor einem Vierteljahrhundert massakrierte der irakische Diktator Saddam Hussein Kurden mit Giftgas in
Halabja. In diesem Jahr 2013
starben Syrer durch Giftgas
in Zamalka. Und in anderen
Ortschaften. Willi Birris eindringliche lyrische Auseinandersetzung mit dem Krieg und
mit seinen Schrecken könnte
nicht zeitgemässer sein. Wer
denkt, humanitäres Engage-
Nr. 03 – März 2016
ment sei sinnlos, wer glaubt,
wir hätten in unserer Schweiz
nichts zu verteidigen, weil wir
ja von Freunden umzingelt seien, greife zu diesem eindringlichen Alterswerk des Aargauer Dichters und gehe in sich.
Jürg Stüssi-Lauterburg
182. Jahrgang
Impressum
Präsident Kommission ASMZ
Christoph Grossmann, Oberst i Gst a D,
Dr. oec. HSG
Chefredaktor
Divisionär Andreas Bölsterli (BOA)
Redaktionssekretariat
ASMZ c/o Verlag Equi-Media AG
Brunnenstrasse 7, CH-8604 Volketswil
Telefon +41 44 908 45 60
Fax +41 44 908 45 40
E-Mail: [email protected]
Stellvertreter des Chefredaktors
Oberst i Gst Michael Arnold,
lic. phil. II (AM)
Anne Applebaum
Der Eiserne Vorhang
München: Sieder, 2013, ISBN 978-3-8275-0030-4
Anhand vieler erstmals zugänglicher Quellen und unzähliger Gespräche mit Zeitzeugen beschreibt die mit dem
Pulitzer-Preis ausgezeichnete
Autorin überaus detailliert,
mit welchen Methoden der
Kreml in den osteuropäischen
Ländern nach der Besetzung
bei Kriegsende die Sowjetisierung durchführte. Sieht man
von den Verfolgten der NSZeit ab, war für die allgemeine
Bevölkerung diese Zeit «nur
der Beginn einer neuen Besetzung». Die allzu laue Haltung der West-Alliierten bei
der Eingliederung annektierter Gebiete in die Sowjetunion verschweigt das Buch keineswegs. 1948 mussten die
Kommunisten einsehen, dass
ihr Versuch, durch Wahlen die
Macht friedlich zu erreichen,
gescheitert war. Staatsstreiche,
Verhaftungen Andersdenken-
der und Terror führten zum angestrebten Ziel. Stalin glaubte,
durch kommunistische Propaganda und Erziehung könnte die Schaffung eines Homo
Sowieticus möglich sein. Stattdessen wurde die Kluft zwischen Ideologie und rauer
Wahrheit nur grösser und
führte schliesslich zum Zusammenbruch der UdSSR.
Friedrich-Wilhelm Schlomann
Redaktion
Oberst i Gst Andreas Cantoni (ac)
Andrea Grichting Zelenka, lic. phil. (ga)
Oberst Dieter Kläy, Dr. phil. I (dk)
Major Pascal Kohler (pk)
Hptm Christoph Meier (cm)
Major Peter Müller, Dr. rer. pol. (pm)
Hptm Daniel Ritschard, lic.oec.HSG (DR)
Henrique Schneider, Prof. Dr. (Sc)
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Oberstlt Jürg Studer (St)
Oberstlt Eugen Thomann, lic. iur. (ET)
Major Walter Troxler, Dr. phil. (Tr)
Herausgeber
Schweizerische Offiziersgesellschaft
Verlag
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Franziska Rogger
«Gebt den Schweizerinnen ihre Geschichte!»
Marthe Gosteli, ihr Archiv und der übersehene Kampf ums Frauenstimmrecht
Layout: Stefan Sonderegger
Zürich: NZZ-Libro, 2015, ISBN 978-3-03810-006-5
Franziska Rogger legt die
Geschichte der Schweizer Frauen anhand von Archivalien und
Primärquellen gut fundiert und
dank stimmigem Bildmaterial
überaus anschaulich dar. Die
Geschehnisse werden ohne
ideologischen Unterton dargelegt, denn es kommen bewusst sowohl Frauen wie Männer zu Wort. Der Inhalt ist in
drei grössere Teile gegliedert:
Der erste Teil befasst sich mit
dem politischen Kampf der
Frauen für ihr Wahl- und
Stimmrecht. Der zweite Teil
widmet sich dem Leben der
Pionierin Marthe Gosteli. Das
Buch schliesst mit der Entwicklung der Frauen vom eng
eingebundenen Mitglied des
Familienverbands zur individuellen Persönlichkeit. Die
drei Teile stehen nicht isoliert
voneinander, sondern werden
durch die Person Marthe Gosteli, die sich wie ein roter Faden durch das Buch hindurch
zieht, zusammengehalten. Rogger will nicht faktisches Wissen vermitteln. Vielmehr bemüht sie sich darum, ihrer
Leserschaft die Geschehnisse
rund um die Entwicklung
dieses Unabhängigkeitskampfes und der Forderung nach
Selbstbestimmung durch die
vielen Zitate sowie Beispiele
konkreter Personen näherzubringen. Die teilweise eingestreuten Exkurse beleuchten
jeweils spezifische Aspekte der
Frauengeschichte, wie zum
Beispiel den Bund Schweizerischer Frauenorganisation
BSF.
Florence Schacher
Bezugspreis
inkl. 2,5 % MwSt
Kollektivabonnement SOG ermässigt
Jahresabo Inland Fr. 78.– /
Ausland Fr. 98.–
Probeabo Schweiz (3 Ausgaben) Fr. 20.–
Auflage: Druckauflage 19500
Druck: galledia ag, 9230 Flawil
© Copyright
Nachdruck nur mit Bewilligung
der Redaktion und Quellenangabe
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Nächste Ausgabe: 4. April 2016
Schwergewicht:
• Neue Rubrik WEA
• Neue Generalstabsoffiziere
• Lehren aus Einsatz ISAF
• Aufklärer der Zukunft
Gemeinsam
grosse Ziele
anvisieren. In
verschiedensten
Disziplinen
erfolgreich.
Wir wünschen allen Teilnehmenden viel Erfolg bei den
Winterwettkämpfen WIWA 2016 in Andermatt.
www.ruag.com