Pressemeldung - Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung

Deutschlands demografische Herausforderungen
Berlin, 17. März 2016
Niedrige Kinderzahlen und ein immer längeres Leben führen zu einem Wandel, der viele Vorteile
hat, das Land aber auch vor große Herausforderungen stellt, heißt es in einem neuen
Diskussionspapier des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung
Der demografische Wandel hat ein negatives Image, das von der Vorstellung einer Überalterung bis
zum Aussterben reicht. Dabei haben die Deutschen lange Zeit von diesem Wandel profitiert. Sie haben
alle zehn Jahre zwei bis drei Jahre an Lebenserwartung hinzugewonnen. Sie haben viel Geld gespart,
weil sie weniger Nachwuchs zu versorgen hatten aber noch vergleichsweise wenige Ältere. Und die
geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer machen sich als größte Gruppe in der Bevölkerung
verdient um die Volkswirtschaft. Sie sind im Schnitt gut qualifiziert, haben überwiegend einträgliche
Jobs und sorgen dafür, dass derzeit die Zahl der Erwerbstätigen auf Höchstniveau liegt und der Staat
Rekordeinnahmen in seinen Steuer- und Sozialkassen verbucht.
Dies sind die goldenen Jahre der gereiften Volkswirtschaften, von denen Deutschland derzeit seine
letzten erlebt: In den kommenden Jahren steht nach der angenehmen Phase des demografischen
Wandels der schwierigere Abschnitt an: Die Babyboomer werden vom Erwerbsleben in den Ruhestand
wechseln und damit zwangsläufig von Einzahlern zu Empfängern der Transfersysteme. Um 2030, zum
Höhepunkt der Babyboomer-Verrentung wird jeder Jahrgang, der sich in den Ruhestand verabschiedet,
etwa doppelt so groß sein, wie der Jahrgang, der gerade ins Berufsleben einsteigt.
Damit gehört Deutschland zu den Pionieren des demografischen Wandels. Es muss früher als andere
lernen, mit dem demografischen Wandel umzugehen und sich an die Veränderungen anpassen. Denn
vermeiden lässt sich der Wandel aufgrund der langen Vorlaufzeit demografischer Entwicklungen längst
nicht mehr.
Deutschland hat bereits erste Schritte dieser Anpassungen unternommen: So haben sich die
Erwerbsquoten sowohl der älteren Arbeitnehmer wie auch der Frauen überproportional erhöht. Die
Bildungsergebnisse der jungen Menschen haben sich nach dem Pisa-Schock im Jahr 2000 deutlich
verbessert. Obendrein ist das Land höchst attraktiv für Zuwanderer. Bis zum Beginn der neuen
Flüchtlingswelle haben diese deutlich bessere Qualifikationen mitgebracht als die
Zuwanderergenerationen zuvor. Umso wichtiger ist es jetzt, die Ausbildung der heutigen Flüchtlinge
möglichst schnell auf ein angemessenes Niveau zu bringen.
Zudem stehen auch Deutschlands wirtschaftliche Wettbewerber vor den gleichen Herausforderungen.
Gerade die dynamischen Schwellenländer, allen voran China, entwickeln sich besonders schnell hin zu
einer alternden und schrumpfenden Bevölkerung. In über 80 Ländern liegen die Kinderzahlen je Frau
bereits unter dem Niveau, das ohne Zuwanderung für eine langfristig stabile Bevölkerung sorgen
könnte. Deutschland als einem Pionier des Wandels fällt deshalb die Aufgabe zu Konzepte zu
entwickeln, die ein Wohlergehen der Gesellschaft ohne demografisches und mittelfristig vermutlich
auch ohne nennenswertes wirtschaftliches Wachstum garantieren.
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Das Discussion Paper erhalten Sie als PDF kostenlos unter:
www.berlin-institut.org/publikationen/discussion-papers/deutschlands-demografischeherausforderungen.html
Das Discussion Paper „Deutschlands demografische Herausforderungen“ ist in modifizierter Form in
der Publikation „Stiftungen und demografischer Wandel“ erschienen, herausgegeben vom
Bundesverband Deutscher Stiftungen. Die Fassung thematisiert darüber hinaus Herausforderungen an
Stiftungshandeln und gibt Empfehlungen für Stiftungsarbeit im demografischen Wandel. Sie dient als
Grundlage für den Deutschen StiftungsTag, der vom 11.-13. Mai 2016 in Leipzig zum Thema
demografischer Wandel und Stiftungen stattfindet.
Bei Rückfragen helfen wir Ihnen gerne weiter:
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Schillerstr. 59
10627 Berlin
Ansprechpartner: Dr. Reiner Klingholz ([email protected], Tel.: 030 – 31 01 75 60)
Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit
Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000
als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen
Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und
Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.
Das Berlin-Institut erstellt Studien, Diskussions- und Hintergrundpapiere, bereitet wissenschaftliche
Informationen für den politischen Entscheidungsprozess auf. Weitere Informationen, wie auch die
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unter www.berlin-institut.org.
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