Rahmenbedingungen für Stallbauten, Standort

Rahmenbedingungen für Stallbauten, Standort- und
Genehmigungsmanagement
Positionen zum Thema aus der Sicht landwirtschaftlicher Organisationen
Ausgabe 2002 / 2003
Landentwicklung aktuell
Standort- und Genehmigungsmanagement beim
landwirtschaftlichen Bauen
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Rechtliche Rahmenbedingungen
Artgerechte Tierhaltung
Umweltschutz
Wirtschaftlichkeit
Bundesverband
der gemeinnützigen
Landgesellschaften
1. Bundesverband der gemeinnützigen Landgesellschaften (BLG):
Moderne Tierhaltungsanlagen können aus Gründen des Immissionsschutzes nur
fern ab der Wohnbebauung und aus Gründen der Seuchenhygiene nur mit
ausreichendem Abstand untereinander realisiert werden.
Im oder am Dorf sind längst keine ausbaufähigen Standorte für die Tierhaltung
mehr zu realisieren. Aus den Anforderungen an den Standort für moderne
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Tierhaltungsanlagen einerseits und dem Schutzziel, den Außenbereich von
Bebauung frei zu halten andererseits, ergibt sich jedoch zunehmend ein Konflikt.
In Deutschland haben sich beispielsweise tierfreundliche Laufställe mit einem
Flächenangebot je Milchkuh in der Größenordnung von bis zu 12 qm
durchgesetzt. Unglücklicherweise haben diese modernen Boxenlaufstallsysteme,
die der tiergerechten Haltung sehr nahe kommen, bedeutend höhere
Ammoniakemissionen als die aus Tierschutzsicht schlecht zu beurteilenden
Anbindeställe. Das liegt an den größeren Flächen, die die Tiere in den Laufställen
zur Verfügung haben und verkoten.
Quelle:
Bundesverband der gemeinnützigen Landgesellschaften (BLG):
Landesentwicklung aktuell. Standort- und Genehmigungsmanagement beim
landwirtschaftlichen Bauen, Ausgabe 2002-2003, S. 6 ff
http://www.blg-berlin.de/blgfiles/uploads/BLG_LA_2002_2003.pdf
2. Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA)
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Fachforum Nutztiere. Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft –
gemeinsam für eine bessere Tierhaltung
Cluster 3: Ländlicher Raum. Verringerung der Umweltbelastung uns
Optimierung der räumlichen Anordnung
Verringerung der Umweltbelastung und Optimierung der räumlichen Anordnung
Nutztierhaltung findet in ländlichen Räumen statt und leistet gesellschaftlich
erwünschte Beiträge zur Entwicklung dieser Räume (regionale Wirtschaft,
Landschaftsbild, etc.). Häufig steht die Nutztierhaltung aber auch in Konkurrenz
zu anderen regionalen Nutzungen (z. B. Wohnen, Tourismus). Aus
Tierhaltungsanlagen werden Nährstoffe, Stäube, Gerüche, Geräusche und
Krankheitserreger in die Umwelt abgegeben, die Menschen, Betriebe oder
Biotope beeinträchtigen können – sei es in unmittelbarer Nachbarschaft oder bei
entsprechender Verfrachtung auch in größerer Entfernung. Bei näherer Analyse
zeigt sich, dass es hier zwei verschiedene Problemkreise gibt, die unterschiedliche Ursachen haben und deshalb auch unterschiedliche Lösungsstrategien
erfordern.
(...)
Zum einen geht es um die räumliche Verteilung der Nutztierhaltung. In den
vergangenen Jahrzehnten ist es zu einer starken räumlichen Entmischung der
Nutztierhaltung gekommen, so dass heute in Deutschland einerseits hochverdichtete Nutztierzentren vorliegen, andererseits aber auch ländliche Regionen,
in denen es kaum noch Nutztiere gibt. Die starke räumliche Konzentration wird
sowohl hinsichtlich der Nährstoffbelastung als auch hinsichtlich der
Tierseuchenrisiken kritisch gesehen. Die Herausforderung besteht darin,
rechtliche Rahmenbedingungen zu entwickeln, die zu einer verbesserten
räumlichen Allokation der Nutztierhaltung führen.
Zum anderen geht es um Tierhaltungsanlagen und die aus ihnen hervorgehenden
Emissionen an sich, d. h. unabhängig davon, ob die Nutztierhaltung in
Verdichtungsräumen stattfindet oder gleichmäßig im Raum verteilt ist. Die
Herausforderung besteht darin, an allen Standorten die Produktionssysteme so
weiterzuentwickeln, dass Emissionen und unerwünschte Nachbarschaftseffekte
möglichst gering ausfallen.
Gegenwärtig gibt es drei Problemfelder, die in besonderem Maße Regionen mit
intensiver Nutztierhaltung betreffen: die Überversorgung mit Rest- und
Abfallstoffen aus der Agrar- und Ernährungswirtschaft, das hohe Seuchenrisiko
und die Emissionen der Intensivtierhaltung. Die räumliche Ballung der
Nutztierhaltung hat jedoch auch Vorteile (z. B. positive Clustereffekte, regionale
Wertschöpfungsketten). Die Herausforderung besteht darin, auf
wissenschaftlicher Grundlage die Vor- und Nachteile unterschiedlicher räumlicher
Verteilungsmuster abzuwägen und zu untersuchen, was die verschiedenen politischen Ebenen (von der Kommune bis zum Bund) tun können bzw. tun sollten,
damit im Laufe der Zeit eine möglichst günstige räumliche Verteilung der
Nutztierhaltung entsteht.
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Reduzierung der Umweltwirkungen von Tierhaltungsanlagen
(Forschungsansatz 3B)
Die Nutztierhaltung ist im nationalen und europäischen Maßstab eine bedeutende
Quelle luftgetragener Emissionen (Ammoniak, klimawirksamen Gase, Geruch,
Staub und Bioaerosole), die zu Belastungen der Umwelt führen. Dies betrifft
nicht nur die Stallhaltung der Tiere, sondern auch die Ausbringung und
Verwertung der Exkremente in Form von Flüssigmist und/ oder Festmist.
Zur Minderung der Umweltbelastungen unterliegt die Nutztierhaltung nationalen
und internationalen Bestimmungen zur Luftreinhaltung und zum Klimaschutz.
Diese machen eine Umsetzung der wissenschaftlichen Ergebnisse in
administrative Handlungen erforderlich. Für viele Bereiche der Tierhaltung
existieren bereits belastbare Daten. Zu neueren Tierhaltungsverfahren und zu
bestimmten Parametern (hier insbesondere zu Bioaerosolen) sind große
Datenlücken zu verzeichnen. Diese unzureichende Datenbasis behindert die
Verbreitung tier- und umweltgerechter Haltungs- verfahren, erschwert die
Genehmigungsverfahren und hat einen unterschiedlichen Vollzug des
Immissionsschutz- und Umweltrechtes in und zwischen den Bundesländern zur
Folge. Beispielsweise ist in der Genehmigungspraxis die sachgerechte
Beurteilung der Umweltwirkungen von offenen Ställen, Flächen und diffusen
Quellen aufgrund unzureichender Daten schwierig. Die Unsicherheit hinsichtlich
der Beurteilung des Emissionsverhaltens bei offener Bauweise führt dazu, dass
diese Systeme in der Bevölkerung und zum Teil bei Genehmigungsbehörden
keine Akzeptanz finden und nicht genehmigungsfähig sind. Zudem behindern
fehlende Daten die Anerkennung und Verbreitung besonders tier- und
umweltgerechter Haltungsverfahren auf europäischer Ebene im Rahmen des
Informationsaustausches zu den besten verfügbaren Techniken (BVT) im
Rahmen der IED-Richtlinie und den Verhandlungen zum UN/ECELuftreinhalteabkommen, bzw. der NEC-Richtlinie zur Minderung der
Ammoniakemissionen.
Auf der Basis dieser Analyse ergeben sich die folgenden wesentlichen
Forschungskomplexe:
Es ist angestrebt, auf der Basis einheitlicher, national abgestimmter
Messmethoden Emissionsfaktoren für verschiedene neuere besonders
tiergerechte Haltungsverfahren (z. B. Außenklimaställe, Verfahren mit Auslauf
und/oder Stroh) zu ermitteln. Die Auswahl bzw. Priorisierung der Verfahren muss
unter Einbezug der anderen Cluster erfolgen. Für die Emissionen von
Bioaerosolen bzw. Keimen ist vorab methodische Grundlagenforschung
erforderlich.
Ebenfalls auf der Basis national und international abgestimmter einheitlicher
Messmethoden, soll die Wirkung verschiedener Maßnahmen unter- sucht und im
Hinblick auf den Stand der Technik und auf neue Anforderungen bewertet
werden.
Die zur Berechnung der Transmission und Immission angewendeten Modelle sind
in Bezug auf die spezifischen Bedingungen bodennaher und diffuser Quellen nicht
hinreichend validiert und werden entsprechend häufig kritisch hinterfragt. Dies
gilt für den Transport von Gasen und Geruch sowie viel mehr noch für den
Transport von partikelförmigen Substanzen bzw. Bioaerosolen. Zum
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letztgenannten Bereich ist praktisch nichts bekannt. Hier müssen Modelle, die in
der Forschung existieren, erst auf die Anwendbarkeit überprüft werden.
Immissionsseitig sind die Auswirkungen von Gasen und Stäuben auf die
Gesundheit untersucht. Für Bioaerosole und hier besonders außerhalb von
Ställen (niedrige Konzentrationen) sind die gesundheitlichen Risiken unklar,
insbesondere gibt es keinen Schwellen- oder Grenzwerte. Nur mit einem
konkreten Hinweis, wie sich entsprechende Immissionen auf die Gesundheit
auswirken, können gesetzliche Rahmenbedingungen formuliert werden.
Die Berücksichtigung der wissenschaftlichen Ergebnisse in untergesetzlichen
Regelwerken ist ein Problembereich. Es muss in der lokalen Administration dafür
gesorgt werden, dass die Akteure Methoden an die Hand bekommen, die sie bei
der konkreten Umsetzung, z. B. im Bereich von Genehmigungsverfahren und
Planungsentscheidungen, unterstützen.
Ein visionäres Ziel könnte die Entwicklung eines Stalles sein, der als NullEmissionsstall bezeichnet werden kann. Dabei bedeutet dies nicht, dass dieser
Stall überhaupt nicht mehr emittiert, sondern, dass in der Bilanz der gesamten
Prozesskette keine Emissionen zu verzeichnen sind.
Quelle:
Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA):Fachforum Nutztiere. Wissenschaft,
Wirtschaft, Gesellschaft - gemeinsam für eine bessere Tierhaltung Strategie der
Deutschen Agrarforschungsallianz Herausgeber Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA)
c/o Thünen-Institut Bundesallee 50, 38116 Braunschweig, 2012, S. 45-47
http://www.dafa.de/fileadmin/dam_uploads/images/Fachforen/Brosch-DAFAFFNutztiereWeb.pdf
(Zusammenstellung von Susanne Schütz, 1.3.2016)
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