"Der Landbote" vom 2. März 2016

Sport
Der Landbote
Mittwoch, 2. März 2016
Pfadi demontiert den Meister
handball Pfadi zieht seinen
Schwung aus dem EHF-Cup
durch und kantert die Kadetten Schaffhausen in der NLAFinalrunde 29:19 (14:8) nieder.
Vier Tage nach der grandiosen
Wende im EHF-Cup, als die Winterthurer in Saint-Raphael einen
7:16-Pausenrückstand in ein 28:28
umwandelten, haben sie auch in
der Meisterschaft zurück in die
Spur gefunden. Sie liessen gestern
in der Eulachhalle den Meister
und sicheren Leader abprallen.
Noch knapp eine Woche zuvor waren sie beim Finalrundenletzten
BSV Bern nicht über ein Unentschieden hinausgekommen.
Wie es am Samstag der französische Spitzenklub nach der Pause getan hatte, leisteten auch die
Schaffhauser ihren Anteil am Ausgang des Spiels. «Sie hatten nicht
ihren besten Tag», meinte PfadiTrainer Adrian Brüngger. Sie erlaubten sich Fehler, die ihnen
sonst nicht passieren. Ihr Angriffsspiel liess sich durch Pfadis starke
3-2-1-Abwehr ins Stocken bringen.
Regisseur Gabor Csaszar, in der
laufenden Saison der vielleicht
beste Offensivspieler der NLA, er-
«Jetzt haben wir
zweimal Werbung
für Handball in
Winterthur gemacht.»
Adrian Brüngger, Pfadi-Trainer
reichte keine Wirkung. Und sein
Ersatz Ivan Karacic, der Bosnier,
der in der «Winterpause» wie Trainer Lars Walther von Baia Mare
aus Rumänien gekommen war,
blieb den Beweis schuldig, wirklich eine Verstärkung zu sein. Als
Csaszar nach knapp 40 Minuten
die Werbebande über Pfadis Tor
abgeschossen hatte, ging sein
Arbeitstag zu Ende.
Die Abwehr als Basis
Dies war nicht der einzige Wurf
der Kadetten, der das Ziel deutlich verfehlte. Zudem überzeug-
ten Pfadis Torhüter: Aurel Bringolf mit zehn Paraden in der zweiten Hälfte und Arunas Vaskevicius unter anderem mit einem
gehaltenen Penalty. Die zwei Keeper der Schaffhauser mussten
sich mit insgesamt sieben Paraden begnügen.
Darüber hinaus steuerte die
Winterthurer Verteidigung den
entscheidendsten Anteil am Erfolg bei. Sie bildete die Basis. Vorne liefs nicht gleich perfekt wie in
Halbzeit 2 gegen Saint-Raphael –
wobei jene Quote im Prinzip unerreichbar ist –, aber Pfadi lieferte auf jeden Fall auch im Angriff
ein, wie Brüngger bestätigte,
«sehr gutes Spiel» ab. «Das Selbstvertrauen aus Saint-Raphael
konnten wir in dieses Spiel mitnehmen.» In der Offensive passe
es immer besser, ergänzte der
Trainer. «Wir können praktisch
jedes Mal etwas kreieren.»
Wieder trat Pfadi (lange) mit
einem Rechtshänder im rechten
Rückraum an: Erst löste Stefan
Freivogel, dann Milan Corovic
den Job gut. Aufbau-Linkshänder
Pascal Vernier kehrte in der 50.
Minute nach gut zweiwöchiger
Verletzungspause zurück und
krönte sein Comeback, unter
Zeitdruck, mit einem Schlenzer
ins hohe Eck. Das war das Tor des
Abends. Es wäre übertroffen worden von Marvin Lier, doch prallte,
nachdem er fliegend einen Konter von Bringolf gefangen hatte,
der Ball in der Schlusssekunde an
den Pfosten. Es war einer von fünf
Pfadi-Treffern an die Torumrandung.
Von Anfang an im Griff
Die Kadetten enttäuschten. Doch
es brauchte einen Gegner vom aktuellen Format Pfadis, um daraus
auch wirklich und deutlich Kapital schlagen zu können. Die Winterthurer hatten den Match im
Griff. Sie gingen 4:1 in Führung,
scheiterten dann in sechs Angriffen in Serie und blieben dennoch
vorne (4:3). «Anders als in früheren Spielen haben wir unser Konzept nicht verloren», sah Brüngger
Doch noch
zwei Favoriten
der NLB weiter
Captain Marcel Hess und Roman Sidorowicz waren erneut Pfadis wichtigste Skorer.
eine weitere positive Entwicklung.
Die Winterthurer liessen sich in
der Tat nicht beirren und erhöhten
wegweisend auf 9:3. Sie hatten der
mit Abstand ertragreichsten Offensive dieser Saison in den ersten
22 Minuten nur drei Tore zugestanden.
«Ich hatte schon von Anfang an
das Gefühl, dass wir mehr wollten. Schliesslich brauchen wir
auch die Punkte dringender»,
meinte Brüngger. Mit dem Sieg
zog seine Mannschaft wieder an
den Thunern, die ihre Runde erst
am Samstag austragen, vorbei auf
Platz 2, der für den Playoff-Halbfinal von Vorteil ist.
Die Schaffhauser, mit sieben
Punkten Vorsprung Leader, hatten zuvor in der NLA zehnmal
nicht verloren. Das 29:19 ist
nichts weniger als Pfadis höchster
Sieg über sie in den letzten 15 Jahren. «Gegen Saint-Raphael und
die Kadetten haben wir jetzt zwei-
Marc Dahinden
mal Werbung für Handball in
Winterthur gemacht», betont
Brüngger, der hofft, dass sich das
am kommenden Sonntagnachmittag im EHF-Cup gegen SaintRaphael auch aufs Publikumsinteresse niederschlägt.
Der nächste wichtige Termin
im Handball steht allerdings
schon heute an: In Glattfelden
wird der Dinerter Michael Suter
als neuer Nationaltrainer vorgestellt.
Urs Stanger
Erst der Davis-Cup, dann die Top 100
tennis In der Davis-CupPartie gegen Italien vom
4. bis 6. März in Pesaro ruhen
die Schweizer Hoffnungen
auf Henri Laaksonen
und Marco Chiudinelli.
Laaksonen, der regelmässig
in Winterthur trainiert, hat
aber noch andere Ziele.
Henri Laaksonen hat gute Erinnerungen an den Davis-Cup.
Trotz der 2:3-Niederlage in Belgien vor einem Jahr war er mit
zwei Einzelsiegen der heimliche
Gewinner. Gegen Italien sind die
Schweizer im Achtelfinal klare
Aussenseiter. Während die
Schweizer in der ATP-Weltrangliste auf den Positionen 146
(Chiudinelli), 174 (Laaksonen),
317 (Adrien Bossel) und 678 (Antoine Bellier) erscheinen, sind die
Italiener mit Andreas Seppi (ATP
40), Paolo Lorenzi (54), Simone
Bolelli (78) und Marco Cecchinato (90) zumindest auf dem Papier
wesentlich stärker aufgestellt.
Dass es gegen Italien schwierig
wird, ist sich Laaksonen bewusst.
«Doch so war es auch gegen Belgien, und dennoch wurde es
knapp.» Natürlich sei Italien Favorit, doch «im Davis-Cup ist immer alles möglich».
Dass er im Schatten von Roger
Federer und Stan Wawrinka steht,
macht dem knapp 24-jährigen
Schweizer, geboren im südfinnischen Lohja, nichts aus. Wenn die
Nummern 1 und 2 des Landes antreten, rückt Laaksonen ebenso
wie Chiudinelli in den Hintergrund. «Kein Problem» sei das, er
könne auch profitieren, wenn er
nicht spiele, «denn sie sind sehr
gut». Er wolle immer sein Bestes
geben und bereit sein, wenn er gebraucht werde.
Der Vorfall von 2013 in Neuenburg, als er kurzzeitig vom DavisCup-Team ausgeschlossen wurde,
sei längst abgehakt. Die Stimmung
im Team sei gut, ob mit oder ohne
Federer und Wawrinka.
Die Verbindung zu Winterthur
Laaksonen, dessen Mutter Finnin
ist, spielte 2009 noch für Finnland
im Davis-Cup. Seit fünf Jahren
wohnt er in der Schweiz. 2012
stand er erstmals im Schweizer
Davis-Cup-Team. Via seinen Vater,
der aus Schaffhausen stammt und
im Tenniscenter Grüze Stunden
erteilt, führte auch Henris Weg
nach Winterthur. Dort ist er oft
mit seinem Trainer Roman Vögeli
zu sehen. Mit dem tschechischschweizerischen Doppelbürger
(ehemals ATP 400) trainiert Laaksonen seit Oktober 2014.
Es ist ein gut harmonierendes
Team, das von André Müller, dem
Betriebsleiter des Tenniscenters,
tatkräftig unterstützt wird. Laak-
Mit guten Perspektiven: Henri Laaksonen, flankiert von Grüze-Betriebsleiter André Müller (links) und
Trainer Roman Vögeli.
Roger Metzger
31
sonen, einst in Winterthur und
jetzt in Glattpark/Opfikon wohnhaft, ist beim TC Grüze lizenziert
und spielt, wenn immer möglich,
die Winterthurer Stadtmeisterschaft.
Konstanter werden
Vor Winterthur trainierte Laaksonen vier Jahre bei Swiss Tennis in
Biel. «Es war Zeit, einige Veränderungen vorzunehmen, da ich
kaum mehr Fortschritte machte»,
schaut Laaksonen zurück. Nun
soll es mit ihm (weiter) aufwärtsgehen. Das Ziel seien die Top 100.
Sein Trainer traut ihm sogar den
Sprung unter die ersten 50 zu. Dafür muss Laaksonen, 2008 als Junior U16-Europameister in Moskau und 2009 Halbfinalist am
French Open bei den Junioren,
mehr Konstanz an den Tag legen.
Sein Aufschlag und seine Vorhand sind in letzter Zeit deutlich
besser geworden. Schwächen sehen er und sein Trainer in der
Beinarbeit und den Bewegungen.
Dennoch sind beide überzeugt,
dass die Top 100 möglich sind.
Derzeit fehlen Laaksonen noch 74
Plätze dazu.
Dazu kommt die Aussicht, dereinst die Nummer 1 der Schweiz
zu werden. Denn irgendwann
wird auch die Zeit von Federer
(34) und Wawrinka (31) abgelaufen sein. Chiudinelli ist auch
schon 34-jährig, Laaksonen zehn
Roger Metzger
Jahre jünger.
eishockey Nach dem Scheitern
von Langenthal (2. der Qualifikation) und La Chaux-de-Fonds (4.)
überstanden doch noch zwei
Teams aus der oberen Tableauhälfte die NLB-Viertelfinals. Qualifikationssieger SCRJ Lakers
schlug im siebten Spiel Hockey
Thurgau 4:1, Olten (3.) setzte sich
gegen Visp 4:2 durch. Ab Freitag
trifft Rapperswil im Halbfinal auf
Red Ice Martigny (7.), Olten bekommt es mit Ajoie (5.) zu tun.
Die St. Galler brachten es also
doch fertig, gegen Hockey Thurgau das 1:3 in der Serie zu wenden.
Die Vorentscheidung gelang ihnen am Sonntag, als sie in Weinfelden nach zweimaligem Rückstand noch 4:2 gewannen. Aber
auch gestern mussten sie vor der
Saisonrekord-Zuschauerzahl von
4442 zittern. Auf das 1:0 von Topskorer Raphael Kuonen fand Derek Damon eine Antwort, bei
Spielhälfte stand es in der «Belle»
noch 1:1. Antonio Rizzello und
wieder Kuonen erhöhten kurz vor
der zweiten Pause auf 3:1. Damit
war der Widerstand des erstaunlichen Aussenseiters gebrochen.
Goalie Dominic Nyffeler (Thurgau) musste sich seinem Bruder
Melvin im Tor der SCRJ Lakers
geschlagen geben.
Olten war gegen Visp vor 5563
Zuschauern die tonangebende
Mannschaft. Topskorer Justin Feser kam auf drei Skorerpunkte
(ein Tor, zwei Assists). Die Rückkehrer Marco Truttmann und Fabian Ganz gehörten ebenfalls zu
den Torschützen. Scott Beattie,
früherer Olten-Coach, musste im
Kleinholz die Stärke des Gegners
red
anerkennen.
HANDbALL
NLA, FINALruNDE
Pfadi – Kadetten
29:19 (14:8)
700 Zuschauer. – SR Sager/Styger. – Torfolge: 2:0, 2:1, 4:1, 4:3, 9:3, 10:5, 12:5, 13:6, 13:8,
14:8; 15:9, 15:10, 18:10, 21:13, 23:13, 24:14,
24:16, 27:17, 27:19, 29:19. – Strafen: 5×2
gegen Pfadi, 4×2 gegen Kadetten. – Pfadi:
Bringolf (11. bis 30. Vaskevicius); Filip Maros,
Tynowski (1), Hess (6/2), Sidorowicz (6), Gavranovic (2), Lier (4/3), Jud (2), Scheuner (1),
Freivogel (2), Svajlen (1), Corovic (3), Vernier
(1). – Kadetten: Marinovic (26. Portner); Cvijetic (3), Liniger, Küttel (2), Richwien, Graubner, Pendic (5/2), Csaszar (3), Luka Maros (4),
Karacic (1), Brännberger, Koch (1), Stojanovic.
– Bemerkungen: Pfadi ohne Celestin (überzählig), Kadetten ohne Alili und Markovic
(beide verletzt). 20. Vaskevicius hält Penalty
von Csaszar.
EISHoCKEy
1. LIgA, gruPPE 1
Playoff-Halbfinals (best of 5): Frauenfeld –
EHC Dübendorf 4:5; Stand 0:2. Chur – Biasca
3:2 n. V.; Stand 1:1.
Rundschau
allgemeines
Sportehrung
Der Stadtrat und der PanathlonClub Winterthur zeichnen heute
ab 19 Uhr im Casinotheater die
erfolgreichsten Winterthurer
Sportlerinnen und Sportler des
Jahres 2015 aus. Es werden 28
Einzelsportler und 29 Teams, die
sich in der Elite- oder höchsten
Juniorenkategorie an nationalen
oder internationalen Meisterschaften in den Medaillenrängen
klassiert haben, geehrt. Die Auszeichnungsfeier samt anschliessender Party ist öffentlich. Vom
Publikum gewählt wird der Winterthurer Sportler des Jahres.
Nominiert dafür sind der BMXWM-Dritte David Graf, OL-WMMedaillengewinner Fabian Hertner und Pfadi-Handballer Marcel Hess. ck