Leserbriefe - Noch weniger?

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Forum
Der Landbote
Dienstag, 17. März 2015
Bild des Tages
Das Sulzer-Hochhaus macht jeweils in der Adventszeit optisch besonders viel her. Aber auch jetzt, in der frühlingshaften Abenddämmerung, hat das Winterthurer Wahrzeichen seinen Reiz.
Heute vor…
Leserbriefe
Am falschen Ort gespart
199 Jahren
Erstes Dampfschiff quert Ärmelkanal
Am 17. März 1816 lief die Elise
aus dem englischen Hafen Newhaven ab. Sie erreichte ihr Ziel
Le Havre noch am selben Tag
und war damit das erste dampfgetriebene Schiff, das den Ärmelkanal überquerte. Der Le-
gende nach scheiterte die Überfahrt aber beinahe, weil der Ofen
in der Kapitänskajüte einen
Brand verursachte. Die Mannschaft sei nur durch eine Extraration Rum zum Fortsetzen der
Fahrt zu bewegen gewesen. red
Eine für die Betroffenen
harte Massnahme
«Landbote» vom 14. März
Die Elise wurde 1814 in einer
Werft in Dumbarton gebaut.
Die letzten Geheimnisse einer rationalen Welt
pd
von Ruedi Widmer
Nr. 771 / Das Internet der Dinge
Die Swisscom nimmt im Juni 2015 ein zusätzliches mobiles Datennetz in Betrieb, das sie das «Internet der
Dinge» nennt. Damit können Papierkörbe melden, wenn sie voll, Parkplätze, ob sie frei, oder Kaffeemaschinen, ob sie noch betriebsbereit sind. Mit SIM-Karten versehen, können diese Gegenstände mit ihren
Besitzern und Lieferanten kommunizieren und umgekehrt.
Vertraute Gegenstände stehen nämlich bald
nicht mehr selbstverständlich zu unserer Verfügung.
Der Salzstreuer chattet lieber mit dem Lampenschirm,
als dass er Salz streut. Der Vorhang twittert. Die
Obstschale streamt rund um die Uhr alte Westernfilme.
Das «Internet für das Internet» wäre der
Höhepunkt der Kommunikationsevolution.
Doch wenn das Netz selber auch herumsurft
und sich in seinen eigenen Weiten verliert,
hat es keine Zeit mehr, uns mit Informationen
zu versorgen.
Es wird rotierender Selbstzweck, und mit der Zeit zieht
sich alles zu einem Ball
zusammen und wird ganz
klein. Dann explodiert es.
Der Urknall.
www.ruediwidmer.ch, www.facebook.com/ruewid, 17.3.2015
Das klingt natürlich wieder nach dem
grossen Reibach. Doch man sollte sehr
skeptisch sein gegenüber diesem
Internet der Dinge.
Wenn jeder Gegenstand sein Internet
hat, dann ist nur noch etwas nicht
online. Das Internet selber.
Leserbild Selcuk Yuecel, Winterthur
Für die gleiche Arbeit erhalten
Frauen noch immer weniger
Lohn. Zudem arbeiten sie häufig
zugunsten der Familie Teilzeit
und verzichten auf eine Karriere.
Im Alter hat dies zur Folge, dass
Frauen tiefere Renten erzielen
und somit wesentlich häufiger als
Männer auf Zusatzleistungen zur
AHV/IV und auf Gemeindezuschüsse angewiesen sind.
Deshalb sind es auch mehrheitlich Frauen, welche von der geplanten Streichung der Gemeindezuschüsse in Winterthur betroffen sind. Ist es gerecht, wenn
gerade sie im Alter auf die 68
Franken monatlich verzichten
müssen? Mit diesem Zustupf können sie sich ab und zu ein gemeinsames Erlebnis mit Bekannten
oder eine Abwechslung leisten;
sei dies ein Kinobesuch, ein Ausflug oder ein Kaffee ausserhalb
der eigenen vier Wände.
Wollen wir wirklich zulassen,
dass Menschen mit einem knappen Budget und vor allem Frauen
sich noch mehr einschränken und
die Folgen der städtischen Sparpolitik tragen müssen? Diese Un-
gerechtigkeit will ich nicht unterstützen. Ich sage am 12. April
Nein zur Streichung der Gemeindezuschüsse zur AHV/IV in Winterthur. Gabi Stritt, Winterthur
•
Die geplanten Einsparungen bei
den AHV- und IV-Bezügern, um
die Staatsfinanzen wieder auf
Vordermann zu bringen, zeigen
einmal mehr auf, dass es dort am
einfachsten ist, zu sparen, wo der
geringste Widerstand zu erwarten ist. Dass es in einem im internationalen Vergleich steinreichen
Land wie der Schweiz nicht mehr
möglich ist, auch den in bescheidenen Verhältnissen lebenden alten und invaliden Mitbürgern ein
einigermassen menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, ist
wirklich bedauerlich.
Ich möchte ein Beispiel aus
meiner Zweitheimat Mexiko anführen, einem Land, das seine Alten sicher nicht verwöhnt, aber
einige Hilfen anbietet, von denen
wir hier leider nur träumen könnten: Ab 62 Jahren kann sich jeder
Bürger einen Ausweis ausstellen
lassen. Damit können sämtliche
Tickets für Transportmittel wie
Überlandbusse, lokale Busse,
Schiffe und Fähren zum halben
Preis erworben werden. Eintritte
in Museen sind gratis, ebenso die
Benützung der U-Bahnen in den
grossen Städten.
Hier dagegen wird versucht,
den Alten, die es benötigen, die
bescheidenen Zuschüsse zu reduzieren und zu streichen. Jener
Generation, die in den vergangenen 50 bis 70 Jahren all das aufgebaut hat, auf das wir stolz sind.
Die Autobahnen, die modernen
Infrastrukturen für Wasser, Gas
und Elektrizität, all die Abwasseranlagen, die dafür sorgen, dass die
Flüsse und Seen sauberer sind als
vor 50 Jahren. Sie haben all die
Schulhäuser hingestellt. Sportplätze, Stadien, eine Eisenbahn,
die weltweit für Service und
Pünktlichkeit berühmt ist.
Und diesen Leuten, die es vielleicht nicht verstanden haben,
ihre Arbeit und ihren Einsatz in
ihrer Aktivzeit persönlich zu vergolden, wollen wir nun den bescheidenen durchschnittlichen
Betrag von 84.15 Franken entziehen? In Mexiko würde das keiner
verstehen. Verstehen es denn die
Winterthurer?
Hans L. Cattaneo, Winterthur
Verdrehte Tatsachen
Wollen wir immer weniger
Natur?
Leserbrief vom 13. März
Die Leserbriefschreiberin prangert den hiesigen schwachen Naturschutz an und ortet die Hauptursachen einseitig bei der Landwirtschaft mit gleichzeitigen,
nicht sachbezogenen Seitenhieben gegen die SVP. Doch in Tat
und Wahrheit sind ganz andere
Faktoren dafür verantwortlich.
Ausgerechnet die politisch linken
und grünen Kreise, welche aus
ideologischen
Überlegungen
noch weit mehr an Zuwanderung
anstreben, welche auch Platz, Lebensraum und Wohnraum benötigt, schieben nun paradoxerweise die Schuld am mangelnden Naturschutz der Landwirtschaft zu.
Wenn schon, ist das Gegenteil der
Fall. Wenn jemand Natur- und
Umweltschutz betreibt, sind dies
unsere meist verantwortungsbewussten Landwirte, welche die
Landschaften hegen und pflegen
und in oft harter Arbeit gewissenhaft bewirtschaften. Aber auf keinen Fall jene Politikerinnen und
Theoretiker, welche vom beheizten Büro aus teilweise unsinnige
oder gar schikanöse und teure
Vorschriften für den angeblichen
Natur- und Umweltschutz ausbrüten, in Wahrheit sich jedoch
eher zum reinen Eigennutz zu
diesem Thema profilieren möchDieter Sprenger, Elgg
ten.