Programm März– Mai 2016 - Stiftung Lyrik Kabinett

Programm
März– Mai 2016
Poesie der Landschaft
Wulf Kirsten präsentiert sein neues Buch
in der Reihe des Lyrik Kabinetts
Durch den Abend führt der
­Herausgeber Jan Röhnert
Mittwoch, 2. März 2016
20 Uhr
Grußwort:
Veranstaltungsort:
Christoph Schmitz-Scholemann
Mit freundlicher Unterstützung des
­Literaturrats Thüringen e.V.
Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83 a
Eintritt: 7,– € / 5,– €
Mitglieder: freier Eintritt
Abendkasse, freie Platzwahl
Ein neues „Blaues Buch“ des Lyrik Kabinetts ehrt Wulf Kirsten,
geboren 1934 auf der „erde bei Meißen“, 1965–1987 Lektor des
Aufbau-Verlags in Weimar, für sein Werk vielfach ausgezeichnet
als einer der sprachmächtigsten „Klassiker der Gegenwart“. Der
Band enthält neue Gedichte, ein ausführliches Interview mit
Wulf Kirsten und elf Lektüren, die unvorhergesehene Perspektiven auf sein facettenreiches lyrisches Œuvre eröffnen. Jenseits der Moden des Literaturbetriebs gehört Kirstens „Sprache,
in der man sich verproviantieren kann gegen Geschwindigkeit,
Anpassung, Verlust“ (Martin Walser), zum wahrhaft Bleibenden,
was die deutschsprachige Poesie der letzten Jahrzehnte hervorgebracht hat. Jan Röhnert, geboren 1976 in Gera, ist selbst
Lyriker und Professor für Germanistik an der TU Braunschweig.
2007 erschien sein Band Metropolen in der Edition Lyrik Kabinett bei Hanser, 2014 der Lyrikband Wolkenformeln. Den Abend
eröffnet Christoph Schmitz-Scholemann vom Literaturrat
Thüringen e.V.
am ende aller tage
weiß ich wirklich, wer ich war, wie mir geschah?
wie die irrwitzigen zeitläufte durchgestanden?
was nah ich vollbracht? vergebliche frage,
kein haus gebaut,
keinen acker bestellt, der mir zu eigen,
auf eigentum gepfiffen, diesen
und jenen berg bezwungen, nie höher
als dreitausend, unmögliches möglich
gemacht […]
Wulf Kirsten, aus: Poesie der Landschaft. Gedichte, Gespräche, ­Lektüren.
Herausgegeben von Jan Röhnert (Lyrik Kabinett 2016), S. 24
Münchner Reden zur Poesie XVI
Ilma Rakusa: Listen, Litaneien, Loops –
zwischen poetischer Anrufung und Inventur
Moderation:
Frieder von Ammon
In Kooperation mit dem Generalkonsulat
der Schweiz
Mit freundlicher Unterstützung der
Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia
Mittwoch, 9. März 2016
20 Uhr
Veranstaltungsort:
Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83 a
Eintritt: 7,– € / 5,– €
Mitglieder: freier Eintritt
Abendkasse, freie Platzwahl
In ihrer „Münchner Rede zur Poesie“ widmet sich Ilma Rakusa
Gedichten, bei denen die Aufzählung das Erzählen ersetzt: litanei­
enhafte Texte mit Anrufungscharakter, die Gebetformen zitieren
oder parodieren, sowie lyrische Listen, die sich als Inventare,
Erinnerungsspeicher oder Schöpfungsmodelle verstehen. Aufzählende Gedichte arbeiten aufs eindringlichste mit Wort- und
Satzwiederholungen, im äußersten Fall ziehen sie den Sound dem
Sinn vor. Zur Sprache kommen Gedichte von Inger Christensen,
Velimir Chlebnikov, Friederike Mayröcker, Ernst Jandl, Robert
Lax, Danilo Kiš, Günter Eich, Joseph Brodsky und anderen.
Ilma Rakusa, geb. 1946 in Rimavská Sobota (Slowakei), lebt als
Lyrikerin, Prosaautorin, Übersetzerin und Literaturkritikerin in
Zürich. Zuletzt veröffentlichte sie die Erinnerungspassagen Mehr
Meer (2009), Aufgerissene Blicke (2013) und den Erzählungsband
Einsamkeit mit rollendem ‚r‘ (2014). 2016 erscheint ihr Gedichtband Impressum: Langsames Licht. Schweizer Buchpreis 2009,
Manès-Sperber-Preis 2015. Ilma Rakusa ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Anruf.
Anruf trüger Rätsel.
Anruf trügenden Kummers.
Anruf trugnichten Schlummers.
Anruf wiegenden Wolknichts.
Anruf biegsamen Röhrichts.
Anruf wasserner Rätsel.
Anruf.
Velimir Chlebnikov, aus: Werke. Poesie Prosa
Schriften Briefe. Aus dem Russischen übersetzt
und herausgegeben von Peter Urban (Rowohlt
Verlag 1985), S. 112
Zwiesprachen VII
Jan Wager über Ted Hughes
Gefördert durch die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und
Gedenkstätten (ALG) aus Mitteln der
Beauftragten der Bundesregierung für
Kultur und Medien sowie durch das Kulturreferat der LH München
Mittwoch, 16. März 2016
20 Uhr
Veranstaltungsort:
Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83 a
Eintritt: 7,– € / 5,– €
Mitglieder: freier Eintritt
Abendkasse, freie Platzwahl
„Ted Hughes (1930–1998) wurde mit den Birthday Letters, in
denen er seine tragische Ehe mit Sylvia Plath verarbeitete, einer
breiteren Öffentlichkeit bekannt, war aber mit seinen früheren
Werken – darunter Lupercal, Wodwo und Crow – längst zu einem
der eigenwilligsten und einflussreichsten Dichter der englischen
Sprache des letzten Jahrhunderts geworden. Seine Tiergedichte
über Hecht, Fuchs und Jaguar sind legendär, seine sinnliche und
kraftvolle Bildsprache, mit der er sich der Natur wie den eigenen
Abgründen stellt, seine Verbindung von lyrischer Eleganz mal
mit roher Energie, mal mit verblüffender Zärtlichkeit der Welt
und ihren Wesen gegenüber, hat mich seit jeher beschäftigt – und
begeistert.“ So begründet Jan Wagner die Wahl seines Zwiesprachen-Autors. Wagner, geb. 1971, lebt als Lyriker, Essayist, Herausgeber, Übersetzer und Kritiker in Berlin. Er veröffentlichte zuletzt
Regentonnenvariationen (2014) und Selbstporträt mit Bienenschwarm. Ausgewählte Gedichte 2001–2015 (2016).
Hecht, zehn Zentimenter lang, perfekter
Hecht durchweg, von Grün getigertes Gold.
Vom Ei an Killer: von alters her böse ihr Grinsen.
Sie tanzen zwischen Mücken überm Wasser.
Oder gleiten, von der eigenen Pracht betört,
Über ein smaragdgrünes Bett, Schemen
Von Unterwasserbravour und Grauen.
Dreißig Meter lang in ihrer Welt.
[…]
Ted Hughes, Anfang von „The Pike“ („Der Hecht“), übersetzt von Jan Wagner
E X T E R N E
V E R A N S T A L T U N G
Kritiker und Lyriker präsentieren:
Die Lyrik-Empfehlungen 2016
Eine Initiative der
Deutschen ­Akademie für Sprache
und Dichtung,
des Lyrik ­Kabinetts und der
Literaturwerkstatt Berlin
in Zusammenarbeit mit dem
­Deutschen Bibliotheksverband
Freitag, 18. März 2016
Gefördert vom Deutschen Literaturfonds
Menckestraße 23,
04155 Leipzig-Nord
15–16 Uhr
Buchmesse Leipzig
Forum Literatur,
Halle 4: Stand E101
und
20 Uhr
Gohliser Schlößchen
Mit Spannung erwartet: Die Lyrik-Empfehlungen der Deutschen
Akademie für Sprache und Dichtung, des Lyrik Kabinetts und der
Literaturwerkstatt Berlin. Wieder haben zwölf kundige Leser –
Kritiker, Lyriker und Vertreter literarischer Institutionen – jeweils
einen Band deutschsprachiger und ins Deutsche übersetzter Lyrik
ausgewählt, der zwischen Anfang 2015 und März 2016 erschienen
ist und den sie einem breiten Publikum empfehlen möchten.
Heuer stammen die Empfehlungen von: Michael Braun, Heinrich Detering, Ursula Haeusgen, Harald Hartung, Florian
Kessler, Michael Krüger, Kristina Maidt-Zinke, Holger Pils,
Marion Poschmann, Monika Rinck, Daniela Strigl und Thomas
Wohlfahrt.
Die Empfehlungsliste erscheint einmal jährlich und wird zur
Leipziger Buchmesse und zum Welttag der Poesie in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Biblio­theksverband präsentiert.
Die Liste wird zur Leipziger Buchmesse veröffentlicht und ist
ab Mitte März nachzulesen unter: www.lyrik-empfehlungen.de.
Proben von Stein und Licht
Anja Kampmann präsentiert ihren ersten Gedichtband
Moderation: Michael Krüger
Donnerstag, 7. April 2016
20 Uhr
Veranstaltungsort:
Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83 a
Eintritt: 7,– € / 5,– €
Mitglieder: freier Eintritt
Abendkasse, freie Platzwahl
„Mit einem poetischen Verfahren, das scheinbar das Ich der Natur
anheim gibt, legt [diese Dichterin] sowohl historische als auch
politische Schichten frei. In diesen Gebieten wird lyrisches Sprechen zum Grenzgang zwischen Anschaulichem und Unanschaulichem, Raum und Zeit.“ So befand die Jury beim Literarischen
März in Darmstadt und verlieh Anja Kampmann den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis 2015. Geboren 1983 in Hamburg,
studierte Kampmann an der Universität Hamburg und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2006 wurde sie als Finalistin
zum Open Mike in Berlin geladen und wurde seither mit zahlreichen Stipendien ausgezeichnet. Jetzt liegt ihr erster eigener Band
in der Edition Lyrik Kabinett bei Hanser vor. Sie präsentiert ihn –
moderiert von Michael Krüger.
nebenschauplatz
ich fand ein wort versteckt in
meiner kleidung ein fleece das wärmt
für abenteurer und athleten ich lief
zu unserem kleinen vietnamesen
der sich so nennt in all dem dampf
der heißen pfannen. er übersetzte mir
im stehen ein sehr trauriges wort
das radio spielte weiter
und ich sage das nur
weil in der zeitung stand
dass noch zeitzeugen gesucht werden
Anja Kampmann, aus: Proben von Stein und Licht
(Edition Lyrik Kabinett im Hanser Verlag 2016), S. 58
Ein guter Traum mit Tieren
Ein Lyrikabend mit István Kemény und Orsolya Kalász
Moderation: Enikő Dácz
Dienstag, 19. April 2016
20 Uhr
In Kooperation mit dem
Institut für deutsche Kultur und
Geschichte Südosteuropas an der LMU
Veranstaltungsort:
Mit freundlicher Unterstützung des
­Berliner Künstlerprogramms des DAAD
Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83 a
Eintritt: 7,– € / 5,– €
Mitglieder: freier Eintritt
Abendkasse, freie Platzwahl
Seit den 80er Jahren gehört István Kemény (geboren 1961 in
Budapest) zu den bekanntesten Akteuren der ungarischen Literaturszene und ist eine Referenzfigur für die eigene und nachfolgende Generationen. Er wurde mit zahlreichen Preisen
ausgezeichnet, erhielt u. a. ein Stipendium des Berliner Künstlerprogramms des DAAD und erweckte mit seinem „diskreten
Radikalismus“ die politische Lyrik in Ungarn zu neuem Leben.
Der Abend widmet sich dem zweiten auf Deutsch erschienenen
Gedichtband Keménys, der von Monika Rinck und Orsolya
Kalász übersetzt wurde und in der Reihe „Spurensicherung“
des DAAD erschien. Er verbindet und versöhnt Gegensätze,
mit denen sich das alternde lyrische Ich konfrontieren muss,
und bildet neben persönlichen Erlebnissen die Enttäuschung
einer ganzen Generation ab. Orsolya Kalász (geboren 1964
in ­Dunaújváros) lebt als Lyrikerin und Übersetzerin in Berlin.
Enikő Dácz (geboren 1981 in Zalău) ist als Germanistin und Kulturwissenschaftlerin in München tätig.
Die Welt ist nicht zugrunde gegangen.
Das ist keine Welt mehr,
die zugrunde geht.
Was sich da auftat, war tatsächlich ein Abgrund,
aber was leicht ins Wanken kam, das ging
nicht zugrunde, mehr noch.
Die Berge kreißten, aber jetzt
sitze ich hier mit der Maus in der Hand
vor meinem Bildschirm.
Die Welt ist nicht zugrunde gegangen,
nur der Tag, die Stunde, die Minute ist gekommen,
und das Wesentliche hat sich vermehrt.
István Kemény, aus: Ein guter Traum mit Tieren. Übersetzt von
Orsolya Kalász und Monika Rinck. Reihe „Spurensicherung“ des DAAD
(Matthes & Seitz 2015), S. 125
Mehr Gewicht fürs Kindergedicht!
Kinderlyrisches Quartett
Mit Uwe‑Michael Gutzschhahn,
Christine Knödler, Susan Kreller
und Arne Rautenberg
Freitag, 29. April 2016
20 Uhr
Veranstaltungsort:
Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83 a
Eintritt: 7,– € / 5,– €
Mitglieder: freier Eintritt
Abendkasse, freie Platzwahl
Vier kundige Diskutanten werben fürs Kindergedicht. Das als
„Lyrisches Quartett“ bekannte Veranstaltungsformat wendet sich
diesmal ausschließlich Kinderlyrik zu: ihrer Kraft, Grazie und
sprachzauberischen Phantasie und nicht zuletzt ihrem Reiz für
Kinder jeden Alters. Es diskutieren: Christine Knödler, Journalistin, Herausgeberin, Autorin von Essays und Besprechungen
zur Kinder- und Jugendliteratur, Uwe-Michael Gutzschhahn,
Autor von Kinder- und Jugendbüchern und Gedichten, Herausgeber und Übersetzer, Susan Kreller, promovierte Germanistin
und Anglistin, Autorin und Herausgeberin und der Autor und
Lyriker Arne Rautenberg.
Eine Veranstaltung im Rahmen des Projekts „Mehr Gewicht fürs
Kindergedicht!“ der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Internationalen Jugendbibliothek München und des
Lyrik Kabinetts: www.ijb.de/veranstaltungen.html
die tollen walrosse
zehn walrossen mit super perücken
sollte ein tolles kunststück glücken
erst sah man sie zusammenrücken
dann sah man sie nach etwas bücken
blitzartig schnell die zungen zücken
und durch zehn riesen-stoßzahnlücken
blassrosa kaugummiblasen drücken
Arne Rautenberg, aus: der wind lässt tausend hütchen
fliegen (Boje Verlag 2010), S. 25
Die unerschöpfliche Avantgarde
Ein Abend mit Petr Borkovec,
Jeanette Fabian, Urs Heftrich
Mittwoch, 11. Mai 2016
20 Uhr
Moderation: Zuzana Jürgens
Veranstaltungsort:
Ein Abend im Rahmen des Kooperationsprojekts: „Papagei auf dem Motorrad. Zur
tschechischen Lyrik im 20. Jahrhundert“
In Kooperation mit Café Fra, dem I­ nstitut
für Slavische Philologie der LMU und dem
Tschechischen Zentrum München
Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83 a
Eintritt: 7,– € / 5,– €
Mitglieder: freier Eintritt
Abendkasse, freie Platzwahl
Mit freundlicher Unterstützung des
Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds,
Prag, und des Kulturministeriums der
­Tschechischen Republik
Unter dem Titel „Papagei auf dem Motorrad“ – dem Titel des
Poetismus-Manifests von Vítězslav Nezval aus dem Jahr 1924 –
soll das Projekt die Persönlichkeiten und Strömungen der tschechischen Poesie seit dem Poetismus, der spezifisch tschechischen
avantgardistischen künstlerischen Richtung der 1920er Jahre, bis
heute vorstellen und die eindrückliche Kontinuität ihres Potentials aufzeigen. Am Eröffnungsabend werden die wichtigsten
Positionen der tschechischen Lyrik des 20. Jh.s vorgestellt, mit
Beispielen erhellt und diskutiert. Die einschlägig bewanderte
Runde setzt sich zusammen aus: Petr Borkovec (Dichter, Übersetzer und Organisator von Autorenlesungen im Café Fra, Prag),
Urs Heftrich (Professor für Slavistik an der Universität Heidelberg, Übersetzer aus dem Tschechischen) und Jeanette Fabian
(Slavistin, München).
Gedicht:
Ein Zaubervogel, ein Papagei auf dem
Motorrad. Lächerlich, durchtrieben
und wunderbar. Etwas wie Seife, ein
Perlmuttmesser oder ein Aeroplan.
Vítězslav Nezval, aus: Der Papagei auf dem Motorrad,
1924; übersetzt von Karl-Heinz Jähn, wie in V. N. / Karel
Teige: Depesche auf Rädern. Theatertexte 1922–1927
(Pamphlete), hg. von Peter Ludewig, (BasisDruck 2001)
Die Stimmen aus der Unterwelt
Bob Dylans Mysterienspiele
Von und mit Heinrich Detering
Moderation: Cornelia Zetzsche
In Kooperation mit dem Verlag C. H. Beck
Montag, 23. Mai 2016
20 Uhr
Veranstaltungsort:
Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83 a
Eintritt: 7,– € / 5,– €
Mitglieder: freier Eintritt
Abendkasse, freie Platzwahl
Mit Love and Theft (2001) beginnt Bob Dylans Spätwerk: Die
Songs deuten nun die Gegenwart als apokalyptischen Totentanz
und brachten ihm u. a. den Vorwurf des Plagiats ein. Was aber als
Inspirationsmangel eines alternden Künstlers erscheinen könnte,
bildet, wie der Dylan-Experte Heinrich Detering zeigt, das Kernstück einer zeitgenössischen, ungeheuer produktiven Poetik.
Bei Dylan hat Ovid den Blues! Mit literarischem Einfühlungsvermögen und detektivischer Beobachtungsenergie führt Detering ins Zentrum von Dylans Kunst und öffnet – am Abend vor
Dylans 75. Geburtstag – den Blick für die erstaunlichen schöpferischen Möglichkeiten nicht nur von Songpoesie, sondern von
Poesie generell im 21. Jahrhundert. Heinrich Detering, geb. 1959,
ist Lyriker, Übersetzer und Literaturwissenschaftler. Seine langjährige Beschäftigung mit Bob Dylan fand ihren Niederschlag in der
Monographie Bob Dylan (Stuttgart 2009). Das vorliegende Buch
entstand u. a. während seines Stipendienaufenthaltes in München
dank der Carl Friedrich von Siemens Stiftung.
Workingman’s Blues #2
[…]
Now the place is ringed with countless foes
Some of them may be deaf and dumb
No man, no woman knows
The hour that sorrow will come
In the dark I hear the night birds call
I can hear a lover’s breath
I sleep in the kitchen with my feet in the hall
Sleep is like a temporary death
[...]
Bob Dylan, wie in: Heinrich Detering, Die Stimmen aus der
Unterwelt: Bob Dylans Mysterienspiele (C. H. Beck 2016), S. 57
Dada dahoam
Eröffnungsveranstaltung zur Reihe „Gä weida dada“:
100 Jahre Dada – in München
Mit Andreas Trojan und
Bernhard Rusch
Dienstag, 31. Mai 2016
19 Uhr
Rezitationen: Stefan Wilkening
Veranstaltungsort:
Eine Initiative des
Münchner Literaturarchivs Monacensia
und des Lyrik Kabinetts
in Kooperation mit dem
­Stadtarchiv München und dem
Valentin-Karlstadt-Musäum
Mit freundlicher Unterstützung der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München
Münchner Stadtarchiv,
Rotunde
Winzererstraße 68
­(Straßenbahn 27, 12; Bus 53,
59, 154); Zugang auch über
­Schleißheimer Straße 105
Eintritt frei;
Anmeldung bitte unter:
[email protected]
Kaum zu glauben! – Dada ist 100 Jahre alt und noch immer jung:
Die Kinder können’s brabbeln, die Slawen meinen damit ein
sinnfälliges „Jaja“, für die Franzosen ist es ein „Steckenpferd“, und
viele Schriftsteller von heute sind auch noch ganz und gar dada.
Deutschlandweit für das allgemeine Bewusstsein geboren im
Zürcher „Cabaret Voltaire“ 1916, mit künstlerischen Hebammen
wie Hugo Ball, Emmy Hennings, Hans Arp, Richard Huelsenbeck, Tristan Tzara, sprang Dada als Funke nach Berlin (u. a.
Raoul Hausmann, Johannes Baader, George Grosz) und Paris
(u. a. André Breton, Philippe Soupault, Louis Aragon). Doch
schon vor Dada gab es ein wenig Dada. In München versuchte
man sich in Unsinnspoesie (u. a. Joachim Ringelnatz, Erich
Mühsam), „Poesie ohne Sinn“ nannte das später der Dadaist
Hans Arp, und Karl Valentin schrieb Gedichte, die Lautgedichten
ähneln. Zudem wirkten Ball und Hennings vor Kriegsbeginn hier,
Verbindungen bestanden zur Gruppe „Blauer Reiter“. Die
Auftaktveranstaltung bietet einen Überblick mit Bildern und
Originaldokumenten. Andreas Trojan präsentiert das Gesamtprojekt, mit Bernhard Rusch unterhält er sich über „Prädada“ in
München, Stefan Wilkening liest ausgewählte Texte. Und der
Münchner Künstler Elwood stellt neue Dadaisten-Porträts aus.
Weitere Termine von „Gä weida dada“ im Lyrik
Kabinett
Mittwoch, 22. Juni 2016: Dada simultan
Mit Urs Allemann, Michael Braun und Norbert Lange
Dienstag, 5. Juli 2016: Dada today
Mit Christian Steinbacher, Franz Josef Czernin, Dagmara Kraus, Nikolai
Vogel, Christian Uetz
Mittwoch, 14. September 2016: Dada return
Abschluss mit Michael Lentz und Valeri Scherstjanoi
Poetry in Motion
Moderation: Ko Bylanzky
An den Turntables:
Poetry DJ Rayl Patzak
20 Uhr
(Einlass 19.30 Uhr)
Mit Stefan Dörsing (Wetzlar),
Sven Kemmler (München) und
Samuel Kramer (Offenbach)
Montag,
14. März 2016
Mit Pierre Jarawan (München),
Tim Stafford (Chicago/USA) und
Lara Stoll (Zürich/CH)
Montag,
4. April 2016
Mit Bumillo (München),
Theresa Hahl (Bochum) und
Sophie Passmann (Freiburg)
Montag,
9. Mai 2016
Mit freundlicher Unterstützung des
­Kulturreferats der LH München
Veranstaltungsort:
Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83 a
[email protected]
Nur Abendkasse
Fotos © www.panobilder.de
Die Stiftung Lyrik Kabinett München will der Poesie quer durch
alle Zeiten und Nationalliteraturen ein beständiges Forum zur
Verfügung stellen. Die Stiftung unterhält die zweitgrößte auf
Lyrik spezialisierte ­Präsenz-Bibliothek Europas (mit ca. 55.000
Medien), darunter zahlreiche hochwertige Künstlerbücher, und
richtet regelmäßig Veranstaltungen aus. Historisch reicht das
Spektrum der Poesie, die in den Lesungen zu erleben war und ist,
vom Gilgamesch-Epos bis zu zeitgenössischen Stimmen.
Bitte besuchen Sie uns:
Amalienstraße 83 a | 80799 München
(U3 und U6: Haltestelle Universität)
Büro:
Montag bis Freitag 8–14 Uhr
Telefon: +49 89 346299
Fax: +49 89 345395
E-Mail: [email protected]
www.lyrik-kabinett.de
www.facebook.com/lyrikkabinett
Bibliothek:
Montag, Mittwoch 10–13 Uhr
Dienstag, Donnerstag 15–21 Uhr
(an Veranstaltungstagen nur bis 18 Uhr)
Samstag 12–18 Uhr
„Jeder gesunde
Mensch kann
leicht zwei Tage
ohne Nahrung
leben – ohne
Poesie – niemals!“
Baudelaire, 1846