SWR2 OPER

SWR2 OPER
Moderationsmanuskript von Reinhard Ermen
Ludwig van Beethoven:
„Fidelio“
Sonntag, 28.02.2016, 20.03 Uhr
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede
weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des
Urhebers bzw. des SWR.
1
Mit schöner Regelmäßigkeit steht Beethovens „Fidelio“ auf dem Spielplan, hier in SWR2. So
auch heute. Die Redaktion hat diesmal eine Aufnahme der Plattenindustrie herausgesucht.
Sie entstand im Jahr 1957 in München und Berlin. Am Pult stand seinerzeit Ferenc Fricsay.
Sprechen wir also von einer historischen Aufnahme, was sich zum einen auf das Alter von
fast 70 Jahren bezieht, zum anderen auf das künstlerische Ergebnis. Denn diese besondere
Produktion hat noch immer das Zeug uns heute zu packen.
Die Entstehungsgeschichte, bzw. die durchaus komplizierten Begleitumstände dieser Oper
haben wir hier schon oft erzählt. Wir fassen uns deshalb heute kurz. Eine französische
Vorlage steckte dahinter, eine sogenannte ‚Rettungsoper‘, die wollte man ins Deutsche
übertragen, bzw. als Typ in Wien akklimatisieren. Die erste Fassung und Aufführung
befriedigte weder den Komponisten noch das Publikum, das relativ spärlich erschien, denn
Wien war gerade von den Franzosen besetzt worden. Das war am 20. November 1805. Im
März 1806 lag eine zweite, gestraffte Version vor, die aber noch nicht richtig funktionierte.
Erst im Mai 1814 wurde „Fidelio“ aufgeführt, wie wir ihn heute primär kennen. Zählt man die
Vorlage hinzu, dann hat diese Oper insgesamt vier Librettisten, es gibt auch vier Ouvertüren
zu der Oper und drei verschiedene Titel. Damit lassen sich partiell vielleicht die Brüche in
dem Stück erklären, das als Singspiel beginnt, aber im Verlauf der Handlung seine Figuren
bis an die Grenzen der menschlichen Existenz führt, um schließlich mit einem utopischen
Freiheitstraum zu enden. Manche Theaterprofis beklagen gelegentlich diese
Uneinheitlichkeit. Aber das gehört nun mal zum Grunderlebnis dieses Stücks: Das
Nebeneinander von kleinbürgerlicher Idylle und Unerbittlichkeit, von Heldenmut und
Verzweiflung, von Travestie und Glücksverheißung. – Soviel ganz allgemein. Die
Ausführenden der Gesangspartien sind:
Leonore: Leonie Rysanek
Florestan: Ernst Haefliger
Don Pizarro: Dietrich Fischer-Dieskau
Rocco: Gottlob Frick
Marzelline: Irmgard Seefried
Jacquino: Friedrich Lenz
Don Fernando: Kieth Engen
Das Besondere an dieser Aufnahme ist ihre radiophone Anmutung. In den Rollen von
Leonore und Florestan agieren zwei Sänger, die diese Partien auf dem Theater eigentlich
nicht singen könnten. Aber auf der Hörbühne funktioniert diese Besetzung sehr gut. Es
agieren zwei eher lyrische, jedenfalls leichtere Stimmen, die ganz anders auf die Details
eingehen können, als zwei hochdramatische „Riesenstimmen“. Außerdem hat man seinerzeit
die Dialoge hörspielmäßig nachproduziert, wofür man auf gestandene Schauspieler
zurückgegriffen hat. Das funktioniert nicht immer ohne Bruch, ja gelegentlich klingt das sogar
komisch, aber das gesprochene Drama, das in diesem Singspiel die gesamte Handlung
antreibt und motiviert, erfährt eine angelegentliche Aufwertung. Es ergibt sich dadurch eine
echte Doppelbesetzung. Für die Dialoge sind also folgende Stimmen zuständig:
Leonore: Anne Kersten
Florestan: Siegmar Schneider
Don Pizarro: Walter Franck
Rocco: Wilhelm Borchert
Marzelline: Ruth Hellberg
Jacquino: Wolfgang Spier
Außerdem:
2
Der Chor der Bayerischen Staatsoper
Das Bayerische Staatsorchester
Leitung: Ferenc Fricsay
Die Geschichte spielt in einem spanischen Staatsgefängnis in der Nähe von Sevilla. Die
Handlung erklärt sich weitgehend durch die gesprochenen Dialoge, nur so viel sei dazu
gesagt: Fidelio, der fleißige Gehilfe ist eigentlich Leonore, die ihren geliebten Gatten in
diesem Staatsgefängnis vermutet. Das stiftet fast schon komödiantische Verwirrungen, denn
Marzelline, die Tochter von Meister Rocco, hat ein Auge auf den jungen Mann geworfen.
Auch Vater Rocco heißt die sich anbahnende Verbindung gut. Das Nachsehen hat Jacquino,
der Pförtner, der Marzelline schon seit längerem den Hof macht. Leonore will in der
Verkleidung des Fidelio indessen nur Roccos Vertrauen, sie will, dass der Kerkermeister sie
demnächst mit in die unterirdischen Verließe nimmt, wo sie ihren Florestan vermutet. Heute
wird es klappen. Pizarro, der Gefängnis-Gouverneur ist in Not. Bevor eine strenge
Kommission hier eintrifft, muss er Florestan, den er seit Jahren unrechtmäßig festhält, um
die Ecke bringen.
Ludwig van Beethoven, „Fidelio, der erste Akt.
„Fidelio“, Ouvertüre und 1. Akt = 68‘13“
SWR2 Opernabend, wir senden „Fidelio“ von Ludwig van Beethoven. Sie hören eine
historische Aufnahme mit den Kollektiven der Bayerischen Staatsoper unter der Leitung von
Ferenc Fricsay. Der Titelpartie Leonie Rysanek, Florestan ist Ernst Haefliger. Als Rocco
hören Sie Gottlob Frick und als Pizarro Dietrich Fischer-Dieskau. Jacquino und Marzelline
sind Friedrich Lenz und Irmgard Seefried.
Spätestens mit der Orchestereinleitung zum zweiten Akt wirft diese Oper ihre
kleinbürgerlichen Begleitumstände ab. Der eigentliche Held, der, um den sich alles dreht,
meldet sich mit einer fast schon monumentalen Arie. Die Produzenten der Deutschen
Grammophon Gesellschaft haben diese Partie mit einem lyrischen Tenor besetzt. Ernst
Haefliger verfügt über die Geläufigkeit, die für die Partie, bzw. die Arie gebraucht wird. Er
singt mit einer Leichtigkeit, die einem Heldentenor nicht zu Verfügung steht, und die ersten
Worte dieser Arie „Gott, welch Dunkel hier“, hat man seitdem wohl nie mehr so eindringlich
gehört, wie in dieser historischen Aufnahme von 1957.
Im Duett von Fidelio mit Rocco geht es noch mal ganz kurz um die Tugend des Fleißes beim
Graben, doch mit einem gefährlichen Unterton, der wenig später in der mutigen
Befreiungstat explodiert. Die Lösung, bzw. Erlösung kommt von oben. Der Rest ist die
Beschreibung eines Glückszustandes mit Namen Freiheit. Beethoven lässt seine Oper mit
einer jubelnden Kantate enden, die fast das Maß des Dramas sprengt.
Ludwig van Beethoven, der zweite Akt.
„Fidelio“, 2. Akt = 45‘30“
3
Opernabend in SWR2. Auf dem Spielplan stand „Fidelio“. Text von Josef Sonnleitner,
Stephan von Breuning und Georg Friedrich Treitschke. Musik von LUDWIG VAN
BEETHOVEN. Sie hörten eine Aufnahme der Plattenindustrie aus dem Jahr 1957 in
folgender Besetzung:
Leonore: Leonie Rysanek
Florestan: Ernst Haefliger
Don Pizarro: Dietrich Fischer-Dieskau
Rocco: Gottlob Frick
Marzelline: Irmgard Seefried
Jacquino: Friedrich Lenz
Don Fernando: Kieth Engen
In den Dialogen hörten Sie: Anne Kersten, Siegmar Schneider, Walter Franck, Wilhelm
Borchert, Ruth Hellberg und Wolfgang Spier. Außerdem:
Der Chor der Bayerischen Staatsoper
Das Bayerische Staatsorchester
Leitung: Ferenc Fricsay
4