johannes - passion johannes - passion - Oratorien

Sonntag,
Sonntag,
20.
20.März
März2016,
2016,19
19Uhr
Uhr
Stadtkirche
StadtkircheSt.
St.Dionys
Dionys
Esslingen
Esslingenam
amNeckar
Neckar
Oratorien-Verein
Oratorien-Verein
Esslingen
Esslingene.V.
e.V.
Nach dem weniger bekannten, aber doch sehr eindrucksvollen
­Oratorium L’Enfance du Christ von Hector Berlioz, unter großem
Publikumsinteresse aufgeführt vom Oratorien-Verein am 13.12.2015,
musizieren wir am Palmsonntag 20.3.2016 die vertraute Fassung der
Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach. Die unterschied­
lichen Fassungen der Jahre 1724 bis 1749 haben wir von 1985 an
bereits unter Jörg Dobmeier aufgeführt.
Es beruht auf langer, barocker Tradition, in der Karwoche die Leidensgeschichte nach den vier Evangelisten vorzutragen. Die Karfreitagsvesper bildet den gottesdienstlichen Höhepunkt der Passionszeit,
und sie war für J. S. Bach sicherlich auch das musikalische Haupt­
ereignis innerhalb des Kirchenjahres. Unter Bachs Leipziger Amts­
vorgänger Johann Kuhnau (1660–1722) war es von 1721 an üblich,
in dieser Vesper eine musicirte Passion aufzuführen, den ersten Teil
vor der Predigt, den zweiten Teil nach der Predigt, abwechselnd in
einem Jahr in der Nikolaikirche, im anderen Jahr in der Thomaskirche.
Wir wissen heute, daß Bach zwischen 1724 und 1730 diesen beson­
deren Tag zum Anlaß für Aufführungen von oratorischen Passionen
nach allen vier Evangelisten genommen hat, sei es in eigener oder
fremder Komposition.
Johann
JohannSebastian
SebastianBach
Bach
JOHANNES
JOHANNES--PASSION
PASSION
BWV
BWV245
245
Gundula
GundulaPeyerl,
Peyerl,Sopran
Sopran
Marion
MarionEckstein,
Eckstein,Alt
Alt
Falk
FalkHoffmann,
Hoffmann,Tenor
Tenor
Johannes
JohannesWeinhuber,
Weinhuber,Bass
Bass
Chor
Chorund
undOrchester
Orchesterdes
desOratorien
Oratorien- -Vereins
Vereins
Jörg
JörgDobmeier,
Dobmeier,Leitung
Leitung
Mit freundlicher Unterstützung
Karten zu € 11 auf unnummerierten Plätzen und € 15, € 19 und € 24 auf nummerierten Plätzen
(0711- 2 555 555 oder online oder an allen easy-ticket
im Vorverkauf bei easy-ticket service
Vorverkaufstellen), ab 29.02.2016 bei der Buchhandlung H. Th. Schmidt, Innere Brücke 14,
(Tel. 39 69 79 - 0) und an der Abendkasse. Ermäßigung € 5 für S­ tudenten und Schüler gegen
Ausweis.
Im Nekrolog auf Joh. Seb. Bach vom Jahre 1754 lesen wir in der Rubrik:
»Die ungedruckten Werke des seligen Bachs sind ungefehr folgende«
unter »3) Fünf Paßionen, worunter eine zweychörige befindlich ist«.
­Letztere kann nur die Matthäus-Passion BWV 244 sein, musikalisch
kennen wir noch die Johannes-Passion BWV 245. Von der Markus-­
Passion BWV 247 kennen wir zwar das gedruckte Textbuch zum
23.3.1731, aber keine einzige Note, die Lukas-Passion BWV 246 ist
nur abschriftlich überliefert und sicher nicht von Bach komponiert,
über die fünfte Passion wird heftig spekuliert.
Als Bach 1724 in Leipzig an seiner Johannes-Passion arbeitet, ist er
etwa ein dreiviertel Jahr Thomaskantor und ›Director musices‹.
Die Sonntage der beiden Fastenzeiten muß Bach nicht mit Figural­
musik versehen, d.h. drei Adventssonntage (2. – 4. Advent) und die
sechs Sonntage der Passionszeit (vom Sonntag Invocavit bis zum
Palmsonntag). Solche Zeiten nennt man tempora clausa (stille Zeiten),
die Bach gut zu nutzen weiß, um in der Adventszeit die Figuralmusik
für die drei Weihnachtsfesttage zu komponieren oder in der Fastenzeit die umfangreiche Passionsmusik und Kantaten für die sich
anschließenden drei Osterfesttage.
Folgende drei Textebenen finden wir in Bachs Johannes-Passion:
Biblischer Bericht des Johannes Kap. 18,1–40 und 19,1–42.
Schaut man in die Synopse des Passionsberichtes der vier Evangelien,
so stellt man fest, daß Johannes mit seinem Bericht der einzelnen
Szenen am spätesten einsetzt, nämlich erst bei der ›Gefangennahme
Jesu‹. Der Text des Johannes-Evangeliums wird 24 Mal unterbrochen,
kommentiert, reflektiert und eingerahmt durch zwölf Kirchenliedsätze und zwölf Chöre (Arien, Ariosi); madrigalische Texte, deren
Autor wir nicht kennen. Sie lehnen sich z.T. an Dichtungen von
B. H. Brockes, C. H. Postel, C. Weise u.a. an.
Es gibt weniger lyrisch betrachtende Arien als in der drei Jahre
­später entstandenen Matthäus-Passion, vereinfachend ausgedrückt:
Die Johannes-Passion ist primär vom Bibeltext her gestaltet und
­dramatisch angelegt, die Matthäus-Passion eher von der betrachtenden Dichtung Picanders. In der Johannes-Passion sind 14 dramatische
›Turbae‹ (Volkschöre) paarweise komponiert, sie bilden den Kern der
inneren Dramaturgie, dabei kommt es zu thematisch-motivischen
Korrespondenzen und Symmetriebildungen, einem textlich-musika­
lischen Beziehungsgeflecht, das zu großer Vereinheitlichung der
­Passion führt.
Prof. Dr. Ulrich Prinz