Konzert für Klavier und Streichorchester d

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Konzert für Klavier und Streichorchester d-Moll BWV 1052
Die Beschäftigung mit Johann Sebastian Bachs Solokonzerten gleicht oft einer Spurensuche mit
mehreren Unbekannten. Bachs Interesse an virtuoser Instrumentalmusik unterlag nämlich starken
Wechseln, abhängig von seiner aktuellen beruflichen Position. Als Kapellmeister in Weimar und Köthen
war er von Amts wegen verpflichtet, sich an Geige und Cembalo hören zu lassen. In Leipzig stand
zunächst seine Kantorentätigkeit im Vordergrund, bevor sich durch die Übernahme von Telemanns
Collegium Musicum neuer Bedarf an Konzerten ergab.
Kein Wunder, dass der vielbeschäftigte Bach in solchen Phasen immer wieder auf ältere Kompositionen
zurückgriff – auch auf fremde Werke, denn gerade das Solokonzert war eine Domäne italienischer
Musiker. Während man für einige seiner Klavier- bzw. Cembalokonzerte eine Vorlage ermitteln konnte,
hat sich im Fall des d-Moll-Konzerts BWV 1052 noch kein „Original“ gefunden. Dass es eines gab, legen
Besonderheiten der Komposition nahe: die ungewöhnliche dreistimmige Anlage in den Außensätzen
sowie der geringe Tonumfang der Solostimme, der auf eine Violine als ursprüngliches Instrument
verweist. Dass Bach hier ein eigenes Werk zweitverwertete, dafür spricht die hohe musikalische Qualität
des Stücks; „wer ausser Bach hätte ein solches Werk schreiben können?“, fragte Albert Schweitzer
rhetorisch. Und das „Recycling“ ging weiter: Alle drei Sätze des Konzerts fanden später in anderem
Zusammenhang Verwendung, als Bestandteil von Kirchenkantaten nämlich.