Anregende und karrierefördernde Gespräche von Gabriele und Günter Zienterra „Jetzt hören Sie mir doch endlich mal zu!“ Würden Sie manchmal auch am liebsten schreien, damit Ihr Chef, Ihre Teamkollegen oder die Kunden Sie überhaupt wahrnehmen? Nicht nötig! Sie müssen nur nach den Regeln der Diplomatie spielen. Das bedeutet nicht, dass Sie sich „verstellen“ sollen, Sie müssen lediglich (dazu-)lernen, machtvoll zu kommunizieren. Und wie funktioniert das? Ein Beispiel: Wenn Ihnen bei einer Besprechung niemand zuhört, hängt das mit Ihrem Rang zusammen. Sie müssen immer den Ranghöchsten ansprechen – und schon hören Ihnen auch alle anderen zu! Warum unterbrechen wir andere? Es gibt mehrere Gründe, wenn wir anderen ins Wort fallen: 1. Unsere Erwartung wird nicht erfüllt. Parallelen finden wir bei einem Gespräch genauso wie im Straßenverkehr: Die Ampel ist rot. Vor mir wartet ein Pkw genau wie ich auf grünes Ampellicht. Nun ist es soweit. Das Signal wechselt von rot auf grün. Ich werde ungeduldig, ja sogar zornig, rufe oder hupe, wenn das Fahrzeug vor mir nicht meiner Erwartung entspricht und die freie Fahrt für einen flüssigen Straßenverkehr nicht zügig nutzt. 2. Ich bin in Eile. Weil ich noch dringende Aufgaben zu erledigen habe. 3. Ich werde ungeduldig. Weil ich als Fachmann/Fachfrau die kausalen Zusammenhänge etwas früher sehe, als mein Gegenüber. Erfolgsfaktor: Zeit Die Anforderungen wachsen täglich. Viele Führungskräfte verbrauchen einen Großteil ihrer Energie für immer neue Feuerlöschaktionen, während die Zeit für den bewussten Umgang mit dem Wort immer knapper wird. Wer viel schießt, ist noch kein Schütze, und wer viel spricht, ist noch längst keine erfolgreiche Führungskraft. Schwimmen kann man nur im Wasser lernen – aktive Gesprächsführung, freies Reden und die Wendigkeit auch bei kontroversen Diskussionen auch nur in der Praxis. Zienterra® GmbH // Bonn, Berlin // www.zienterra.com Ein Gespräch ist eine Begegnung. Die Basis für Lösungen, aber auch für Beziehungen, um diese auf- und auszubauen. Nehmen Sie sich Zeit für ein wechselseitiges, gewinnbringendes Miteinander. Sagen Sie sich: Einen Freund kann ich nur gewinnen, wenn ich meinen Gegenüber auch die Freiheit gebe, seine Gedanken in der ihm eigenen Art zu entwickeln. Warum entschuldigen wir uns, bevor wir etwas sagen? Ist es Rücksichtnahme oder sogar Angst? Ich traue mich nicht? Kommt die Unsicherheit aufgrund von fehlenden Erfahrungen? Ist es vielleicht die Flucht in die Geborgenheit? 1 „Wenn ich anderen die Gesprächsinitiative überlasse, dann mache ich nichts falsch.“ Ist es eine liebgewordene Angewohnheit? Viele Fragen schießen einem durch den Kopf: Wieso, weshalb? Frau Gabriele Zienterra wird es wissen: „Hemmungen, die aus einem mangelnden Selbstbewusstsein oder aus fehlendem Selbstwertgefühl resultieren, sind für ein wertvolles Gespräch ebenso schädlich, wie eine übersteigerte Erwartungshaltung. Wer sich selbst unter Druck setzt, wer nicht an sich glaubt oder nur mit negativen Vorstellungen an die Sache herangeht, wer ein Scheitern gedanklich vorwegnimmt oder im schlimmsten Fall durch Erwartungsängste völlig blockiert ist, kann nicht natürlich und locker sein“. Doch keine Sorge. Diese Hürde können Sie überwinden. Hier nun Top-Tipps und Übungen. Je nach Position müssen Sie andere informieren, überzeugen, motivieren, integrieren, anleiten. Sie müssen mit anderen verhandeln, sie zur Zusammenarbeit bringen, ihnen Ergebnisse präsentieren, oder sich selbst verkaufen. Erfolgsfaktor: Mut zum Risiko Sich immer nur zurückzuhalten – ob aufgrund von Schüchternheit oder Bescheidenheit – ist weder erstrebenswert noch vorteilhaft – wenn Sie kein schlechtes Gewissen haben, können Sie ohne sich zu „entschuldigen“ Ihre Meinung offen sagen, so zum Beispiel: „Ich werde wenn ich „NEIN“ meine, nicht „JA“ sagen. Ich weiß, dass Schüchternheit zum Stolperstein meiner Karriere werden kann.“ „Also ich…“ „… glaub ich.“ „… oder so.“ „… oder nicht?“ Auch bei unseren Rückmeldungen sind wir nicht besonders kreativ. Sagen wir in regelmäßigem Abstand „Ja, ja,“, „Aha“, „Wirklich?“, „Was Sie nicht sagen!“ meint der andere, dass wir ihm nicht wirklich zuhören. Unangenehmer allerdings, wenn solche Äußerungen falsch interpretiert werden. Ausdruck „Irgendwie“ Negativ gedeutet Unsicherheit, Selbstzweifel „Ach nein!“ „Ach was!“ „Wirklich?“ „Tatsächlich“ Zweifel, Ungläubigkeit, der Gesprächspartner wird nicht ernst genommen. „Oder nicht?“ Der Sprecher „Oder sehen will nur Sie das bestätigt anders?“ werden oder manipulieren „ähm…?“ „ne…?“ Unsicherheit, Unkonzentriertheit, der Sprecher weiß nicht, was er eigentlich sagen will Positiv gedeutet Der Sprecher will niemandem nahetreten Erstaunen, Interesse Der Sprecher interessiert sich für die Meinung anderer, will andere einbeziehen Der Sprecher überlegt vorher, was er sagt Warum benutzen wir Füllsel wie „äh, ne“ usw.? Trennen Sie sich von „schlechten“ Angewohnheiten. Expertin Gabriele Zienterra sagt: „Wir alle kennen Menschen, die eine bestimme Redeart haben: „Du, sag mal…“ Zienterra® GmbH // Bonn, Berlin // www.zienterra.com 2 Karrierefaktor: Sprachmarotten vermeiden. Um Sprachmarotten aufzuspüren, brauchen Sie für diese Übung eine Ihnen nahestehende Person. Bitten Sie sie, Ihren Sprachstil nachzuahmen. Die Nachahmung darf ruhig übertrieben ausfallen. „Steckenbleiben“ ist also keineswegs ein Problem, wenn Sie sich auf diese Weise helfen. Wer hätte nicht schon einmal selbst, etwa in einem Gespräch, den Faden verloren. Top-Tipp: Lassen Sie sich von anderen unterbrechen, wenn sie wieder einmal „äh“ gesagt oder ein Füllwort wie „man…“ benutzt haben. Vermeiden Sie Formulierungsschwierigkeiten. Üben Sie: KKK Kurze Sätze Klare, verständliche Gedanken Konzentrierte Wiedergabe eines gelesenen Artikels. Warum bestätigen wir andere zwischendurch mit „Ja, ja,… stimmt genau“ Übung: Bitten Sie einen Kollegen, eine Freundin, einen guten Bekannten um Feedback zu Ihrem Sprachstil. Expertenrat: Familienangehörige eignen sich weniger, weil sie sich meist an die Floskeln gewöhnt haben und sie nicht mehr wahrnehmen. Ideal ist es, wenn Sie sich gegenseitig kritisch zuhören und Rückmeldung geben. Warum verlieren wir den Faden? Bei Pannen souverän reagieren. Empfehlenswert ist es, den Stoff des Gespräches oder der Rede zusammenzufassen, indem Sie stichwortartig den Inhalt des bereits Gesagten zusammenfassen. „Die Stationen unserer gedanklichen Reise waren …, …., …, „ – so gelangen Sie an die Stelle, wo Sie den verloren gegangenen Faden wieder aufnehmen können. Ein solches Zienterra® GmbH // Bonn, Berlin // www.zienterra.com So ein menschliches Vorkommnis wird Ihnen kein Zuhörer übel nehmen. Sie können auch Ihr Publikum um Hilfe bitten, etwa mit den Worten: „Wie sind wir jetzt hierhergekommen?“ – Oder ganz einfach: „Jetzt habe ich den Faden verloren. Wovon sind wir ausgegangene?“ Eine solche durchaus menschliche Geste wirkt – wenn sie am richtigen Ort angewendet wird – sympathisch. Erfolg haben heißt, Erfolg vorbereiten. Der Vortragende darf nur nicht die Nerven verlieren, wenn er selbst durch den Blick auf sein Stichwortkonzept nicht feststellen kann, wo er fortfahren muss. Karrierefaktor: Souveränität. Nützlich sind auch Zitate wie: „Bietet das Leben Dir eine Zitrone, so mach eine Limonade daraus“ Expertenrat: „Zeigen Sie Störunanfälligkeit“. Verstärken Sie das Gefühl der Gemeinsamkeit zwischen Ihnen und den Zuhörern, beispielsweise durch eine persönliche Wendung. „Sie haben erkannt, worauf es ankommt…“ oder „Ich bin 3 froh, wenn wir gleich in der Pause über die noch offenen Fragen sprechen. Fragen helfen klären, und Klarheit brauchen wir für wichtige Entscheidungen“ Warum vollenden wir Sätze von anderen? Es gibt Menschen, die sind eitel und selbstherrlich, mit denen ist es schwierig, ein lösungsorientiertes Gespräch zu führen. Rechnen Sie damit, dass Sie an einen Gesprächspartner geraten, der unfaire Taktiken und alle möglichen Tricks anwendet, um Vorteile zu erlangen. Mit ständigem „ins Wort fallen“, mit Ausweichen, Lügen, Tatsachen verwischen, versuchen solche Menschen, in Gesprächen und im Leben Erfolge auf Kosten von anderen zu erzielen. Es gibt machtorientierte Menschen, die andere Partner manipulieren. Eine Beeinflussung ist nicht grundsätzlich negativ, sie kann ebenso zum Besten des Anderen erfolgen. Empfehlung: Lassen Sie sich in Gesprächen keinesfalls zu schnellen Entscheidungen drängen. Antworten Sie auf Suggestiv-Fragen ganz offensiv. Beispiel: „Unser Projekt ist deshalb so erfolgreich, weil alle Entscheidungen gut durchdacht sind.“ Experten-Rat: In Gesprächen ist es wichtiger, Fragen zu stellen und gut zuzuhören, als selbst zur reden. Um in schwierigen Gesprächen eine Einigung zu erzielen, kann es sinnvoll sein, auf negative Konsequenzen des Scheiterns einer Einigung hinzuweisen. Achten Sie jedoch immer darauf, dass das, was Sie sagen, nicht als Bedrohung verstanden wird. Mit Drohungen und Bevormundungen wecken Sie ausschließlich Widerspruch. Warum heben (vor allem Frauen) die Stimme am Satzende? Stimmlippen mit Saiten auf einem Streichinstrument. Die Luft beim Ausatmen bringt sie in Schwingung. Sie wissen: Angespannte Saiten bringen hohe Töne, entspannte Saiten haben dunklere Töne zu Folge. Ohne Melodiebewegungen, also Änderungen der Tonhöhe, könnten wir die Aussage „Sie telefoniert“ nicht von der Frage „Sie telefoniert?“ unterscheiden. Auch in Aussagen spielen Melodiebewegungen eine wichtige Rolle. Betonungen werden unter anderem durch verschiedene Tonhöhen gesetzt. Dadurch wird eine Rede, ein Vortrag, eine Präsentation leichter erfassbar für den Zuhörer, denn die wichtigen Informationen werden auf diese Weise hervorgehoben. Zudem wirkt das Sprechen lebendig und abwechslungsreich. Untersuchungen ergaben, dass Sprecher mit variabler Sprechmelodie kompetenter uns selbstbewusster eingeschätzt werden. Die Wirkung unserer Sprechweise wird sehr stark von der Melodie beeinflusst. Kennen Sie die Personen, die am Ende eines Gedankens nie einen Punkt setzen können? Also ständig mir ihrer Stimme in der Höhe bleiben? Leicht gewinnt man das Gefühl da kommt noch etwas, der Sprecher ist noch nicht am Ende. Tut das jemand, der zudem eher leise und zaghaft spricht, wirken die Aussagen fragend und unsicher. Warum eigene Aussagen in Frage stellen? Nach dem Atem ist der Kehlkopf mit seinen Stimmlippen die zweite Station beim Sprechen. Vergleichen Sie bitte die Zienterra® GmbH // Bonn, Berlin // www.zienterra.com 4 Punkten Sie mit Ihrer Sprechweise Senken Sie ihre Stimme am Ende eines Gedankens ab. Das erleichtert das verstehen und steigert Ihre Wirkung auf Zuhörer. Wie hoch oder tief wir sprechen, ist abhängig von der Länge und Masse unserer Stimmlippen. Je länger und breiter die Stimmlippen sind, desto tiefer sind die Töne, wie wir von uns geben. Dies kann zum einen anlagebedingt sein, je nach Größe des Kehlkopfes (aufgrund dessen haben Erwachsene auch tiefere Stimmen als Kinder). Zum anderen wird die Tonhöhe über Feineinstellungen der Muskeln geregelt. Deutlich wird das beispielsweise beim Singen oder wenn wir über etwas sprechen, was uns emotional stakt mitnimmt. Dann sind starke Tonhöhenunterschiede zu hören. Wie vor einem Marathonlauf oder einem Schwimmwettkampf ist es auch für den Sprecher eine unabdingbare Voraussetzung, sich zu erwärmen. Das passiert über Dehnoder Lockerungsübungen: Die Sprechmuskulatur wird aktiviert und beweglich gemacht. So fällt es leichter, deutlich zu sprechen und ohne großen Kraftaufwand mit der Stimme den Raum zu füllen. Viele Menschen sprechen, vor allem wenn sie aufgeregt sind, viel zu hoch. Solch eine Sprechweise ist anstrengend und führt nicht selten zu Heiserkeit und Stimmversagen. Auch die Zuhörer werden in Mitleidenschaft gezogen, denn wer will schon lange und aufmerksam einer unangenehm klingenden Stimme lauschen? Auch zu tiefes Sprechen kann man häufig beobachten. Beispielsweise, wenn jemand seiner Aussage speziellen Nachdruck verleihen möchte oder als Redner besonders seriös, überzeugend und glaubwürdig erscheinen will. Die individuell günstigste Stimmlage, die so genannte Indifferenzlage, liegt zwischen diesen beiden Extremen. Sie befindet sich im unteren Bereich des Stimmumfangs und Zienterra® GmbH // Bonn, Berlin // www.zienterra.com zwar innerhalb des unteren Drittels. In diesem Bereich schwingen die Stimmlippen in voller Länge und Briete. Es muss nur ein Minimum an Kraft aufgewendet werden, um die Stimme laut, lange und vor allem angenehm klingen zu lassen. Finden lässt sich diese ökonomische Stimmlage sehr gut über Summ-, Brumm-, und Kauübungen. Mit dieser Übung für dunkles, kompetentes Sprechen sollten Sie sich fünf Minuten am Tag beschäftigen. Auf geht‘s! Nun Roduro, mutvoll rufe, Du – so ruhm so schuldlos duldend. Muros! Unhold! Fluch folg ruhlos und trotz Lug groll mutlos nur noch Wut dort um Roduros Blutsold. In der gesamten Kommunikation kommt es auf drei Faktoren an: Wer spricht, wie er spricht, und was er spricht. Und von diesen drei Faktoren ist der dritte der unwichtigste. Überrrascht?! Insbesondere die Macht der Stimme wird von den meisten vollkommen unterschätzt. Dabei lässt sich eine dynamische und überzeugende Stimme trainieren und ausbauen. Copyright 2014 by Institut für Rhetorik und Kommunikation, Zienterra GmbH Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung, sind vorbehalten. Printed in Germany 5
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