„Laetitia, du lebst, um zu lernen“ Elfjährige spricht mehrere Sprachen und spielt virtuos Klavier. Mit 14 will sie Abitur machen M it einer Wasserpistole bewaffnet, öffnet Philip Hahn die Haustür. Dann rennt er zu seiner Schwester Laetitia. Sie spielen Fangen im Wohnzimmer, der Parkettboden knarrt. Laetitia Hahn studiert an der Uni Münster. Sie ist elf Jahre alt. Unter der Woche mag sie zwischen Erwachsenen sitzen und die Unibank drücken, doch zu Hause ist sie immer noch Kind. Ein Wunderkind sagen viele, denn Laetitia zählt zu den talentiertesten Klavierspielerinnen der Welt. Gern hören ihre Eltern den Ausdruck jedoch nicht: „,Wunderkind‘ verkennt vielleicht, dass jede Menge harte Arbeit und Disziplin dahinter steckt, um das Ganze aus seinem Potenzial zu holen“, sagt Vater Christian Hahn. Wunder erklären nicht Laetitias Talent. Dies hat die Neuntklässlerin ihrer enormen Auffassungsgabe zu verdanken. Sie hat einen IQ von 145 und spricht Englisch, Französisch, Alt-Chinesisch und Spanisch. Neu-Chinesisch will sie als Nächstes vertiefen. Auch Bruder Philip ist mit seinen fünf Jahren hochbegabt und spielt beeindruckend sicher Bach auf dem Flügel. Sein IQ ist mit 142 ähnlich hoch wie der seiner Schwester. Die Hochbegabung, bei der man ab einem IQ-Wert von über 130 spricht, liegt den Hahn-Kindern in den Genen. So richtig bewusst wurde dies Vater Christian (IQ 137) erst, als er nach einer Schule für seine Tochter suchte. Mit sechs Jahren wurde beim heutigen Immobilienberater ebenfalls ein hoher IQ festgestellt, doch er hat damals keine entsprechende Förderung erfahren. In der Schule fühlte sich Christian Hahn eher unterfordert. Ihm fehlten die Erfolgserlebnisse, Herausforderungen gemeistert zu haben. Diesen Frust sollte Laetitia nicht erleben, schwor er. Vier Umzüge haben die Hahns deshalb hinter sich. Laetitia geht auf eine Privatschule. Ihren Lernstoff bekommt sie über iTunes U auf ihr iPad geschickt. So lassen sich auch unterwegs zur Uni oder zum Klavierlehrer die Hausaufgaben erledigen. Dass ihre Tochter etwas Besonderes ist, bemerkte Annette Hahn, als Laetitia etwa acht Wochen alt war und ihr erstes Wort sprechen konnte: „Haare“. Die Ärzte hielten sie zunächst für verrückt, doch mit zwei Jahren konnte Laetitia lesen, mit drei Jahren Englisch sprechen. Mit 14 dürfte sie ihr Abiturzeugnis erhalten – und womöglich einen akademischen Abschluss. Als Junior-Musikstudentin an der Uni Münster sammelt sie Nachweise in den Kursen, die mit Erlangen des Abiturs vollends anerkannt werden. Annette Hahn (IQ 132) ist Philosophin, doch erschrak, als die Neugierde ihre Tochter bereits im Kindergartenalter zu fundamentalen Fragen trieb. „Mama, wenn alle Menschen sterben, die geboren werden, warum leben wir dann?“ Sie antwortete: „Laetitia, du lebst, um zu lernen.“ Laetitia könnte mit der Schule fertig sein, ehe die Pubertät so richtig angefangen hat. Mit ihren 1,49 Metern mischt das junge Mädchen bereits in der Welt der Großen und Erwachsenen mit, doch die Berührungsängste davor hatte sie bereits am ersten Uni-Tag verloren, als zwei Kommilitonen bei einer Musik- geschichtsvorlesung einschliefen und dabei noch laut schnarchten. Sogar sportlich ist die Kleine, fährt Skateboard und hat in der Vergangenheit schon einmal einen Skiwettbewerb gewonnen. Die meisten Urkunden erhielt Laetitia jedoch für ihr Klavierspiel. Auszeichnungen pflastern eine ganze Wand im Erdgeschoss des Häuschens der Hahns in Velbert (Nordrhein-Westfalen), in dem gleich zwei Flügel stehen. Selbst in der Küche darf ein Klavier nicht fehlen. Bruder Philip, der mit Zweitnamen passenderweise Amadeus heißt, träumt von einem Cembalo. Laetitia war es, die den Namen für ihn ausgesucht hatte. Der Wunsch nach dem antiquierten Instrument kam ebenso von Philip selbst PA/RTN - RADIO/ULRIKE BLITZNER FRANCOIS DUCHATEAU Geige spielt sie ebenfalls: Laetitia Hahn, Junior-Musikstudentin in Münster wie die Bitte, ihn mit vier Jahren einzuschulen. Annette und Christian Hahn betonen, ihren Kindern nichts aufzuzwingen. Der Wissensdurst komme einzig vom Nachwuchs. Ihr Klavierlehrer Heribert Koch pflichtet bei: „Versuchen sie der Laetitia einmal etwas beizubringen, worauf sie keine Lust hat.“ Früher war das schwieriger. Sie schaffte zwar jede Aufgabe. „Doch man merkt an ihrem Klavierspiel, dass viel mehr Gefühl dahintersteckt, wenn sie für eine Sache so richtig brennt.“ Laetitia war in Talkshows zu Gast und bei „TV Total“. Für das chinesische Fernsehen traf sie den Pianisten Lang Lang. Derzeit bereitet Laetitia Konzerte vor, auch Auftritte mit Orchester. Im Hintergrund laufen die Arbeiten für die erste eigene CD. Sie spielt Haydn, Beethoven, Chopin. Neid ist nichts Neues für die Hahns, die Buh-Rufe bei Schulkonzerten kennen. In der Grundschule war das ein Problem, mit zunehmendem Alter nahm dies jedoch ab. Ihre älteren Mitschüler sind gern mit Laetitia in einer Klasse. „Das Thema Jungs ist noch nicht aktuell“, sagt Annette Hahn, doch schon erreichen Laetitia via Facebook und EMail Heiratsanträge von älteren Jungs und Männern. Nachdem sie über Monate Probleme mit einem Stalker hatten und miterlebten, wie versucht wurde, Auftritte von ihr zu sabotieren, sind die Hahns vorsichtig geworden. Sie filtern die Fanpost und Kommentare unter YouTube-Videos vor. Auch über Philip wird dort geschrieben. Mit vier sei er bereits schlagfertiger als Stefan Raab gewesen, heißt es an einer Stelle. Und musikalisch begabter sowieso.
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