«Ich bin kein OBJEKT» LAETITIA GUARINO hautnah! Beim Bikini-Fotoshooting zeigt sich die Miss Schweiz als sinnliche Verführerin. Sie spricht offen über ihren Freund, ihre Freuden, aber auch ihren Frust als Schönheitskönigin. WENN TARZAN WÜSSTE … … dass Laetitia im Tropenhaus Wolhusen LU auf verschlungenen Dschungelpfaden wandelt – er liesse Jane glatt sitzen! SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 27 HEISSE LATINA Das feuchtwarme Klima passt der Halb-Italienerin: «Hier ist es wie in den Ferien!» www.tropenhaus-wolhusen.ch Ich geniesse diese Erfahrung. Aber mein Lebens traum bleibt Kinderärztin LAETITIA GUARINO SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 29 ie ist der Sonnenschein der Nation, doch Miss Schweiz Laetitia Guarino, 22, kann auch anders: Beim Fotoshooting mit der Schweizer Illustrierten zeigt sie ordentlich SexAppeal! Und vor der Kamera strahlt sie mit den Farben der kommenden Badesaison um die Wette. Doch hinter den Kulissen des Tropenhauses Wol husen zeigt sich die Westschweizer Medizinstudentin ungewohnt ernst und nachdenklich. Laetitia Guarino, was plagt Sie? Dass in der Öffentlichkeit meine glamourösen Auftritte mehr wahrgenommen werden, als meine karitativen Einsätze. Dabei liegen mir diese sehr am Herzen. Haben Sie sich deshalb entschieden, Ihr Medizinstudium wieder aufzu nehmen? Ja, ich wollte nicht nochmals ein ganzes Jahr verlieren. Auch wenn es eine wertvolle Erfahrung ist, die ich sehr geniesse. Aber mein Lebenstraum bleibt es, Kinderärztin zu werden. Vermissen Sie Ihr altes Leben? Manchmal vermisse ich meine Freunde. Wir Medizinstudenten leben in einer eigenen Welt. Und nun, da ich meine Kommilitonen nicht mehr täglich in der Bibliothek treffe, sehe ich sie selten. Sie sind genauso beschäftigt wie ich. Dafür haben Sie bereits 60 000 Franken verdient. Was haben Sie sich geleistet? Ausser einer Uhr für meine Mutter noch nichts. Ich spare für das Studium. Wie hat sich Ihr Liebesleben verändert? Vorher haben die Bücher mich ein genommen, jetzt ist es die Krone. Ich sehe Stefano ungefähr gleich häufig. Dennoch fällt auf, dass er Sie nicht mehr so oft an Anlässe begleitet. Da er neben seinem Job als Elektrotechniker einen Weiterbildungskurs besucht und lernen muss, bleibt ihm wenig Zeit. 30 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE Er sagt, er sei eifersüchtig. Wäre es für Sie als Single einfacher, Miss zu sein? Der Beziehungsstatus macht keinen Unterschied. Stefano versteht, dass ich Fanpost von Männern erhalte. Und die Botschaften sind ja meist ganz süss. Sie treffen viele Menschen. Welche Begegnung hat Sie nachhaltig beein druckt? Mit dem Fotografen und Entwicklungshelfer Hannes Schmid könnte ich mich stundenlang austauschen. Und ich habe mich sehr gefreut, den britischen Pre mier David Cameron kennenzulernen. Worüber haben Sie mit ihm gesprochen? Ich gratulierte ihm zu seiner humor vollen Rede, und er drückte seine Freude über unser Kennenlernen aus. Wen möchten Sie noch treffen? Barack Obama natürlich! Er ist der einflussreichste Mann der Welt. Ich möchte ihm gratulieren, dass er sich bei der Revision des Krankenversicherungs wesens die Schweiz zum Vorbild genommen hat und hart dafür kämpft. Was würden Sie ihm hier zeigen? Ich würde ihn zum Schlitteln in die Berge mitnehmen und zu einem Fondue im Kreis meiner Familie einladen. Klischees! Welches Vorurteil über die Schweiz möchten Sie entkräften? Dass wir alle wie Heidi idyllisch in den Bergen leben. Ich begegne dieser Vorstellung im Ausland immer wieder. Sind Sie als Miss Schweiz auch mit Schublädli-Denken konfrontiert? Manche Leute behaupten, eine Miss sei nur ein Objekt. Ich hoffe, man nimmt meine Persönlichkeit wahr! Denn ich nutze die Aufmerksamkeit, die ich GROSSE LIEBE «Er versteht, dass ich viel Fanpost von Männern erhalte»: Laetitia über Freund Stefano Iodice, 24. e rhalte, um auf Themen aufmerksam zu machen, die mir am Herzen liegen. Und ich habe viel Spass dabei! Dennoch stehen Sie im Dienst der Spon soren. Wie viel Mitspracherecht bleibt? Klar, es ist mein Job, ich bin eine Angestellte. Aber da ich mit meinem Namen dastehe, bestimme ich die Grenzen. Zum Beispiel, wie viel Haut ich zeige. Fühlen Sie sich wohl im Bikini? Da ich nicht zu den Frauen gehöre, die sich gern lasziv zeigen, habe ich gewisse Hemmungen. Ich mag keine katzen haften Posen. Mir gefallen natürliche Bilder, die Emotionen ausdrücken, und will auf keinen Fall billig wirken. Wie teuer sind Sie denn? Ich bin überhaupt nicht käuflich. Nicht einmal, wenn Sie für ein Aktbild eine Million bar auf die Hand erhielten? Nein. Was nützt es mir, reich zu sein, wenn ich mich selbst verrate und die Achtung meiner Liebsten verliere? Bald werden Sie ausländische Kinder zur Operation in die Schweiz begleiten. Fühlen Sie sich dieser emotionalen Herausforderung gewachsen? Ich bin gespannt, wie ich damit umgehen kann. Im Medizinstudium wird man zwar auf solche Situationen psychologisch vorbereitet, aber in der Praxis ist man immer noch Mensch. Halten Sie sich an Ihr Wahlversprechen, Deutschunterricht zu nehmen? Ja, ich habe tatsächlich einen Kurs besucht und fühle mich schon sicherer. Nun dürfen sich erstmals auch verheira tete Frauen für die Miss-Wahl bewerben. Die wichtigere Änderung finde ich, dass man jetzt volljährig sein muss. Eine gewisse Reife hilft, schwierige Momente zu meistern. Zum Beispiel? Eine Westschweizer Zeitung titelte, ich hätte bei einem Foto-Shooting mit zwei nackten Männern kokett posiert. Das wurde völlig falsch und überspitzt dargestellt und hat mich sehr getroffen. Wo tanken Sie Kraft? Bei meiner Familie und Stefano – sie sind immer für mich da. Hair, Make-up und Styling: Julia Grunz. Bikinis und Ketten: TA-BOU beachware. Ohrringe: Manor, Kleines Foto: Jo Simoes S TEXT SYLVIE KEMPA FOTOS THOMAS BUCHWALDER Nacktbilder für Geld? Was nützt Reichtum, wenn man dafür sich selbst verrät? LAETITIA GUARINO SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 31
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