Schweizer Illustrierte

«Ich bin kein
OBJEKT»
LAETITIA GUARINO hautnah! Beim
Bikini-Fotoshooting zeigt sich die Miss
Schweiz als sinnliche Verführerin. Sie spricht
offen über ihren Freund, ihre Freuden, aber
auch ihren Frust als Schönheitskönigin.
WENN TARZAN WÜSSTE …
… dass Laetitia im Tropenhaus Wolhusen
LU auf verschlungenen Dschungelpfaden
wandelt – er liesse Jane glatt sitzen!
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HEISSE LATINA
Das feuchtwarme Klima passt der
­Halb-Italienerin: «Hier ist es wie in den
Ferien!» www.tropenhaus-wolhusen.ch
Ich geniesse
diese Erfahrung.
Aber mein Lebens­
traum bleibt
­Kinderärztin
LAETITIA GUARINO
SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 29
ie ist der Sonnenschein der
Nation, doch Miss Schweiz
Laetitia Guarino, 22, kann
auch anders: Beim Fotoshooting mit der Schweizer
Illustrierten zeigt sie ordentlich SexAppeal! Und vor der Kamera strahlt
sie mit den Farben der kommenden
Badesaison um die Wette. Doch hinter
den Kulissen des Tropenhauses Wol­
husen zeigt sich die Westschweizer
Medizinstudentin ­ungewohnt ernst und
nachdenklich.
Laetitia Guarino, was plagt Sie?
Dass in der Öffentlichkeit meine glamourösen Auftritte mehr wahrgenommen werden, als meine karitativen Einsätze. Dabei liegen mir diese sehr am
Herzen.
Haben Sie sich deshalb entschieden,
Ihr Medizinstudium wieder aufzu­
nehmen?
Ja, ich wollte nicht nochmals ein ganzes Jahr verlieren. Auch wenn es eine
wertvolle Erfahrung ist, die ich sehr
­
­geniesse. Aber mein Lebenstraum bleibt
es, Kinderärztin zu werden.
Vermissen Sie Ihr altes Leben?
Manchmal vermisse ich meine Freunde.
Wir Medizinstudenten leben in einer
­eigenen Welt. Und nun, da ich meine
Kommilitonen nicht mehr täglich in der
Bibliothek treffe, sehe ich sie selten. Sie
sind genauso beschäftigt wie ich.
Dafür haben Sie bereits 60 000 Franken
verdient. Was haben Sie sich geleistet?
Ausser einer Uhr für meine Mutter noch
nichts. Ich spare für das Studium.
Wie hat sich Ihr Liebesleben verändert?
Vorher haben die Bücher mich ein­
genommen, jetzt ist es die Krone. Ich
sehe Stefano ungefähr gleich häufig.
Dennoch fällt auf, dass er Sie nicht mehr
so oft an Anlässe begleitet.
Da er neben seinem Job als Elektrotechniker einen Weiterbildungskurs
besucht und lernen muss, bleibt ihm
wenig Zeit.
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Er sagt, er sei eifersüchtig. Wäre es für
Sie als Single einfacher, Miss zu sein?
Der Beziehungsstatus macht keinen
­Unterschied. Stefano versteht, dass ich
Fanpost von Männern erhalte. Und die
Botschaften sind ja meist ganz süss.
Sie treffen viele Menschen. Welche
Begegnung hat Sie nachhaltig beein­
­
druckt?
Mit dem Fotografen und Entwicklungshelfer Hannes Schmid könnte ich mich
stundenlang austauschen. Und ich habe
mich sehr gefreut, den britischen Pre­
mier David Cameron kennenzulernen.
Worüber haben Sie mit ihm gesprochen?
Ich gratulierte ihm zu seiner humor­
vollen Rede, und er drückte seine ­Freude
über unser Kennenlernen aus.
Wen möchten Sie noch treffen?
Barack Obama natürlich! Er ist der einflussreichste Mann der Welt. Ich möchte
ihm gratulieren, dass er sich bei der
Revision des Krankenversicherungs­
­
wesens die Schweiz zum Vorbild genommen hat und hart dafür kämpft.
Was würden Sie ihm hier zeigen?
Ich würde ihn zum Schlitteln in die
­Berge mitnehmen und zu einem Fondue im Kreis meiner Familie einladen.
Klischees! Welches Vorurteil über die
Schweiz möchten Sie entkräften?
Dass wir alle wie Heidi idyllisch in den
Bergen leben. Ich begegne dieser
­Vorstellung im Ausland immer wieder.
Sind Sie als Miss Schweiz auch mit
Schublädli-Denken konfrontiert?
Manche Leute behaupten, eine Miss sei
nur ein Objekt. Ich hoffe, man nimmt
meine Persönlichkeit wahr! Denn ich
nutze die Aufmerksamkeit, die ich
GROSSE LIEBE
«Er versteht, dass ich viel ­Fanpost
von Männern erhalte»: Laetitia
über Freund Stefano Iodice, 24.
e­ rhalte, um auf Themen aufmerksam zu
machen, die mir am Herzen liegen. Und
ich habe viel Spass dabei!
Dennoch stehen Sie im Dienst der Spon­
soren. Wie viel Mitspracherecht bleibt?
Klar, es ist mein Job, ich bin eine Angestellte. Aber da ich mit meinem Namen
dastehe, bestimme ich die Grenzen.
Zum Beispiel, wie viel Haut ich zeige.
Fühlen Sie sich wohl im Bikini?
Da ich nicht zu den Frauen gehöre, die
sich gern lasziv zeigen, habe ich gewisse
Hemmungen. Ich mag keine katzen­
haften Posen. Mir gefallen natürliche
Bilder, die Emotionen ausdrücken, und
will auf keinen Fall billig wirken.
Wie teuer sind Sie denn?
Ich bin überhaupt nicht käuflich.
Nicht einmal, wenn Sie für ein Aktbild
eine Million bar auf die Hand erhielten?
Nein. Was nützt es mir, reich zu sein,
wenn ich mich selbst verrate und die
Achtung meiner Liebsten verliere?
Bald werden Sie ausländische Kinder zur
Operation in die Schweiz begleiten.
Fühlen Sie sich dieser emotionalen
­Herausforderung gewachsen?
Ich bin gespannt, wie ich damit umgehen kann. Im Medizinstudium wird man
zwar auf solche Situationen psychologisch vorbereitet, aber in der Praxis ist
man immer noch Mensch.
Halten Sie sich an Ihr Wahlversprechen,
Deutschunterricht zu nehmen?
Ja, ich habe tatsächlich einen Kurs
­besucht und fühle mich schon sicherer.
Nun dürfen sich erstmals auch verheira­
tete Frauen für die Miss-Wahl bewerben.
Die wichtigere Änderung finde ich, dass
man jetzt volljährig sein muss. Eine gewisse Reife hilft, schwierige Momente
zu meistern.
Zum Beispiel?
Eine Westschweizer Zeitung titelte, ich
hätte bei einem Foto-Shooting mit zwei
nackten Männern kokett posiert. Das
wurde völlig falsch und überspitzt dargestellt und hat mich sehr getroffen.
Wo tanken Sie Kraft?
Bei meiner Familie und Stefano – sie
sind immer für mich da. 
Hair, Make-up und Styling: Julia Grunz. Bikinis und Ketten: TA-BOU beachware. Ohrringe: Manor, Kleines Foto: Jo Simoes
S
TEXT SYLVIE KEMPA
FOTOS THOMAS BUCHWALDER
Nacktbilder für
Geld? Was nützt
Reichtum, wenn
man dafür sich
selbst verrät?
LAETITIA GUARINO
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