15.04.21 Hilfe bei Demenz

ARD-MORGENMAGAZIN - SERVICE 21.04.2015
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HILFE BEI DEMENZ
Frank Aheimer
UTE STREICHER
Memory Klinik Augsburg
Bis zu 1,5 Millionen Menschen sind heute in Deutschland an Demenz erkrankt. Aufgrund der demografischen Entwicklung könnte sich ihre Zahl bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Bisher gibt es kaum Erkenntnisse, wie die Krankheit verhindert werden kann
und keine Heilungsmöglichkeiten. Doch durch gezielte Maßnahmen kann der Verlauf
der Krankheit und der fortschreitende Verlust von Fertigkeiten in einem begrenzten Umfang verzögert und die Situation der Betroffenen verbessert werden.
Was ist Demenz
"Demenz" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt: "ohne Geist".
Das wesentliche Merkmal einer Demenzerkrankung ist der Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit. Am Anfang der Krankheit stehen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses
und der Merkfähigkeit. Im weiteren Verlauf verschwinden auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses, so dass die Betroffenen zunehmend die während ihres Lebens erworbenen Fertigkeiten verlieren. Rund 15 Prozent der Demenzerkrankungen werden durch Durchblutungsstörungen im Gehirn ausgelöst, mindestens 60 Prozent sind eine so genannte Alzheimer-Demenz. Dabei gehen in bestimmten Bereichen
des Gehirns Nervenzellen zugrunde, die Ursache dafür ist nach wie vor nicht aufgeklärt.
Erste Anzeichen einer Demenz
Demenz beginnt meist schleichend, zunächst nur für den Betroffenen erkennbar mit
Konzentrationsproblemen, Schwierigkeiten und rascher Ermüdung vor allem bei komplizierten, vielschichtigen Anforderungen. Oft kommt es dann zu Vermeidungsstrategien, sozialem Rückzug und auch depressiv anmutenden Stimmungsveränderungen.
Die Patienten wirken noch gesund, aber weniger vital, spontan und kreativ. Im weiteren
Verlauf nimmt bei Demenzkranken das Erinnerungsvermögen ab, später auch die Fähigkeit, klar zu denken und Zusammenhänge zu erfassen. Die Betroffenen sollten möglichst früh von einem Arzt untersucht werden, um alle Therapiemöglichkeiten - mit und
ohne Medikamente - nutzen zu können, solange noch mentales Leistungsvermögen
vorhanden ist.
Wenn es zu deutlich erkennbaren Auffälligkeiten kommt, ist die Demenz meist schon
nicht mehr im Frühstadium:
Vergesslichkeit
Jeder hat schon mal einen Namen oder Termin vergessen. Kommt das aber häufiger
vor und tritt zusätzlich eine unerklärbare Verwirrtheit auf, kann das ein Zeichen für eine
abnehmende Gedächtnisleistung sein.
Verlegen von Gegenständen
Bei Menschen mit Demenz kommt es vor, dass sie Gegenstände an völlig unangebrachte Plätze legen, wie zum Beispiel Schmuck in den Kühlschrank oder eine Uhr in
die Zuckerdose. Im Nachhinein wissen sie dann nicht mehr, wohin sie die Gegenstände
gelegt haben.
Sprachprobleme
Menschen mit Demenz fallen oft einfache Worte nicht mehr ein, stattdessen verwenden
sie unpassende Füllworte. Die Sätze werden dadurch im Krankheitsverlauf immer unverständlicher.
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Orientierungsprobleme
Menschen mit Demenz kann es passieren, dass sie in der eigenen Straße stehen und
nicht mehr wissen wo sie sich befinden, wie sie dorthin gekommen sind und wie sie
wieder nach Hause finden.
Hilfe für Angehörige
Für Angehörige stellt der tägliche Umgang mit den Betroffenen eine große Herausforderung dar. Sie finden bei zahlreichen Organisationen Rat und können in Selbsthilfegruppen Erfahrungen austauschen. Angehörige von Demenzkranken, die Leistungen aus
der Pflegeversicherung erhalten, können eine Schulung beanspruchen. Darin lernen sie
beispielsweise Regeln zur Kommunikation und wie sie mit schwierigen Verhaltensweisen umgehen können. Angehörige sollten bei der Pflegekasse ihres demenzkranken
Familienmitglieds nachfragen, welche Anbieter für sie infrage kommen. Viele Kassen
weisen aus Kostengründen nicht von sich aus auf die Schulungen hin. Deshalb: Selbst
direkt nachfragen!
Vorsorge treffen
Mit einer Vorsorgevollmacht können Betroffene eine Vertrauensperson bevollmächtigen, für Sie zu handeln. Dies gilt für den Zeitpunkt, wenn Sie dazu krankheitsbedingt
nicht mehr in der Lage sind. Diese Person kann bevollmächtigt werden, Entscheidungen im Rahmen von medizinischen Behandlungen zu treffen. Die finanziellen Angelegenheiten zu regeln oder einen Platz in einem Pflegeheim zu suchen.
Möglichst lange fit bleiben
Körperliche und geistige Bewegung verringern die Wahrscheinlichkeit an Demenz zu
erkranken. Daher möglichst viel tun, was den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit
bremst. Zum Beispiel: Kreuzworträtsel, Sudoku, Tanzen, Musizieren, Tagebuch schreiben oder soziale Kontakte pflegen. Wichtig ist, dass es Dinge sind, die Spaß machen.
Damit sollte bereits früh begonnen werden um die eigene Identität möglichst lange aufrechtzuerhalten und den Verlust der Persönlichkeit zu verhindern.
Weitere Informationen:
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Wegweiser Demenz
http://www.wegweiser-demenz.de/informationen/alltag-mit-demenzerkrankung/rat-undhilfe.html
Hilfe für Angehörige
http://www.bmg.bund.de/themen/pflege/demenz/hilfe-fuer-angehoerige.html
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
Bundesweite Hilfe durch professionelle Beratung - für Angehörige, Betroffene aber auch
professionelle Helfer. Montag bis Donnerstag von 9 bis 18 Uhr. Freitag 9 bis 15 Uhr.
030/259379514 oder 01803/171017* (* 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)
https://www.deutsche-alzheimer.de/menschen-mit-demenz.html